„Das Ziel von EUROPETOUR ist es, Leistungsträger im Bereich des ländlichen Kulturtourismus in ganz Europa in der Verwendung von Social Media & modernen Kommunikationstechnologien zu unterrichten, sodass diese zu besseren Entscheidungen für ihr Business kommen.“
Puh. Was sich zugegebenermaßen etwas umständlich formuliert anhört, ist mein bescheidener Versuch, drei Jahre Zusammenarbeit, acht europäische Partnerunternehmen sowie ein Gesamtfördervolumen von € 321.000 als Teil des EU-Erasmus+ Programm zu umreißen. Spannende Zeiten sind angebrochen.
Ich war schon immer ein Fan der EU: Freie Wahl des Arbeitsplatzes, Know-how-Transfer und Regionalentwicklung für eine bessere Zukunft. Schön, die Früchte dieser Idee in unserem EU-Projekt zum Thema Kulturtourismus im ländlichen Raum ernten und weiter säen zu dürfen.
Dazu haben sich meine europäischen KollegInnen & Netzwerkpartner in der deutschen Kleinstadt Bad Wimpfen eingefunden, ein Kultur- und Kurzentrum rund eine Stunde von Stuttgart entfernt. Bad Wimpfen ist Teil der deutschen „Schlösserstraße“, ein Hotspot für gelebte Traditionen, Festivals, (aktuell) Weihnachtsmärkte und Kulturtourismus. Die Stadt hat sich im Rahmen des kiratour-Netzwerkes bereits in der Weiterentwicklung ihrer Social Media-Aktivitäten hervorgetan und blickt auf mehrere Jahre Erfolgsgeschichte in der digitalen Angebotskommunikation zurück. „Wir wollen uns stets weiterbilden“, ist Ruth von der Stadt Bad Wimpfen bemüht zu betonen. „Zwar mögen wir eine kleine Stadt sein, aber wir haben kurze Entscheidungswege.“
Kulturtourismus im ländlichen Raum: Wie lauten Ziele & Herausforderungen für das HeilbronnerLand in Baden-Württemberg?
Zu Beginn unseres Meetings in Bad Wimpfen begrüßt uns weiters Tanja Seegelke, welche als Geschäftsführerin der HeilbronnerLand Tourismusgesellschaft für die Geschicke der Region verantwortlich zeichnet. Sie erklärt uns, dass unter anderem 46 Gemeinden für ein Gesamt-Nächtigungsvolumen von 1,4 Millionen aufkommen und ihrer Organisation dafür ein Budget von rund € 350.000 zur Verfügung steht. „Wir möchten unsere Leistungsträger inspirieren, nicht schikanieren“, fügt sie mit einem Lächeln hinzu. Die Herausforderung einer Organisation wie HeilbronnerLand Tourismus steht stellvertretend für zahlreiche weitere Organisationen im europäischen Kulturtourismus: Oft wird dieser nämlich mit Tagesgästen in Verbindung gebracht, die wenig bis keine Anreize erhalten, ihren Aufenthalt gleich auf mehrere Nächte auszudehnen. Gleichzeitig kann die übergeordnete Region Baden-Württemberg auf international bekannte Marken wie den Schwarzwald oder den See von Konstanz setzen: Die Antwort, so Tanja Seegelke, muss demzufolge in der Schaffung einer echten USP, in der Vernetzung und Qualifizierung lokaler Akteure liegen. Dazu berichtet sie uns vom Erfolg des Württemberger Wein.Kultur.Festival, welches 2015 zum ersten Mal stattfand und eine enorm erfolgreiche Publicity nach sich zog.
Die Kombination von mehr als 150 einzelnen Events & Angeboten für Gruppen- und Individualgäste, zusammengefasst unter dem Deckmantel eines einmonatigen Festivals, hat die Aufmerksamkeit der nationalen Presse sowie der gesamten Region Baden-Württemberg errungen – ohne dass dafür weitere Gelder für PR & Co. aufgewendet werden mussten.
Wer ist nun aller beteiligt? #EuropeTour holt eine Menge internationale Kompetenz an den Tisch.
Abgesehen vom Land Deutschland, welches durch die Tourismusorganisation HeilbronnerLand sowie den Verein „Kultur & Arbeit e.V.„, allen voran unsere geschätzte Projektmanagerin Karin Drda-Kühn vertreten ist, besteht das Projekt aus sieben weiteren Nationalitäten. Ich selbst freue mich, meine langjährige Erfahrung in der Entwicklung von Kreativ Reisen Österreich – Creative Tourism Austria und die Früchte meiner eigenen Beratungstätigkeit als Creativelena.com aus Österreich einzubringen. Dazu gesellt sich mein überaus erfahrener Landsmann Wolfgang Eisenreich von der Organisation „E-C-C Education Citizenship Culture“: Wolfgang hat viele Jahre Routine im Umgang mit EU-Förderprojekten wie Lebenslanges Lernen, Erasmus+, Sprachtrainings, ICT und vieles mehr – gut 30 Projekte seit 2008!
Hinzu kommen weiters unsere Kollegen Wolfgang Kniejski & Angela Ivanova aus Bulgarien, deren Unternehmen INI-novation sich mit Bezug auf folgende Geschäftszweige entwickelt hat:
- Leistungsträger im Bereich Kooperationen schulen
- Lokale Akteure für den Nutzen des Kulturerbes vor Ort sensibilisieren
- Orte für Kulturtourismus „bereit“ zu machen und eine Willkommenskultur umzusetzen
- Wertschätzungsketten von lokaler bis hin zu internationaler Ebene entwickeln
- Social Media Marketing, unter anderem das trans-europäische Projekt Limes-Mobile.eu
Persönlich kann ich es kaum erwarten, einen weiteren Projektpartner in unserem Netzwerk zu besuchen: Die Region Bukowina in Rumänien, vertreten durch Lacramioara Beilic von der Bukowina Tourismusgesellschaft. Ihre Region, so schildert sie uns während des Projekt-Meetings, sei besonders im Bereich der Volkskunst, Brauchtumserfahrungen und Naturtourismus bekannt: „Ein Ort an den Du als Gast reist und als Freund gehst.“ Spätestens im Sommer 2016 werden wir bei unserem nächsten Projekttreffen mehr dazu erfahren!
Abgesehen von ihren spannenden Berichten rund um das Projekt Camino Lebaniego in der spanischen Provinz Cantabria tragen Pilar Bahamonde und Marina Bolado einiges an „Latino-Blut“ zu unserem Meeting bei! Von der Weinschokoladenverkostung bis hin zu den Arbeitsstunden im Konferenzraum habe ich die beiden und unser gemeinsames Lachen noch gut in Erinnerung. Dazu gesellt sich Vincenzo Zenobi, von der italienischen Region Marke, welcher uns von den Herausforderungen des Kulturtourismus in Form einer nachhaltigen Strategie bis hin zur neuerlichen Verwendung des alten Kunst- & Papiermuseum berichtet. Schon jetzt freue ich mich, beide Orte im Süden Europas besichtigen und von ihnen lernen zu können!
Aus Polen stammen schließlich unsere beiden Projektpartner Stefan Beier & Izabela Matusiak, welche das Klosterland-Netzwerk vertreten. Diese polnisch-deutsche Partnerschaft umfasst drei Gebäude in Polen und 11 in Deutschland: Brandenburg, Mecklenburg-Vorpommern, und Westpommern. Das Netzwerk, 2013 gegründet, erfreut sich wachsender Beliebtheit und stellt sich der Herausforderungen, Kulturerbe für die Zukunft zu sichern: „Während der vergangenen 20 Jahre ist in Polen hauptsächlich Geld für Infrastrukturmaßnahmen und Restaurierungen ausgegeben worden“, erklärt uns Izabela während unseres #EuropeTour Meetings. Das Hauptziel des Klosterland Netzwerk sei es, den Mitgliedern Zugang zu Wissen wie Social Media Know-how, Fördermittel, Weiterbildung etc. zu verschaffen. Besucher finden weiters Informationen zu Öffnungszeiten, Veranstaltungen, Kontaktpersonen und weiteren nützlichen Dingen vor. „Unser transnationales Netzwerk ist einzigartig“, betont Izabela stolz, „ein echter Schritt hin zur Öffnung des Ostens sowie neue Möglichkeiten für Besucher und die lokale Bevölkerung vor Ort.“
Zu guter Letzt möchte ich Euch noch unser Projektteam aus den Niederlanden, Lilian Grootswagers & Sandra Coumans, vorstellen. Diese haben sich hier in Bad Wimpfen eingefunden, um die Anliegen ihrer Organisation FRH Future for Religious Heritage vorzustellen sowie auch für die Ergebnisse des ersten Arbeitspaketes im Rahmen des #EuropeTour Projektes zu sorgen. Dabei handelt es sich um eine Länderbefragung lokaler Akteure im Kulturtourismus, um Bedürfnisse für Weiterentwicklung, Vernetzung, Marketing & PR zu erheben, welche in entsprechenden Leitfäden und Unterlagen für Weiterbildung münden sollen.
„Future for Religious Heritage“ hat mit einem ersten Treffen in der englischen Stadt Canterbury begonnen und heute seinen Hauptsitz in Brüssel. Als europäisches Netzwerk umspannt es 33 Länder und zählt unter anderem renommierte Mitglieder wie die Scotland’s Churches Trust, Friends of Friendless Churches, Offene Kirche, und viele mehr. „Säkularisierung ist überall“, meint Lilian mit leichter Besorgnis in der Stimme, „und viele kleine Schultern tragen heute das Gewicht großer Institutionen. Was das kirchliche Kulturerbe angeht, so sehen wir uns mit der Herausforderung konfrontiert, dass alle Leute denken, irgendwer werde sich schon darum kümmern – schließlich hätten Kirchen schon ewig bestanden.“ Heute jedoch, fügt sie hinzu, gäbe es eine echte Gefahr für den „Verlust des größten Museums Europas: Kirchliche Gebäude sind ein zentraler Angelpunkt für das Gemeinschaftsleben vor Ort, und wir möchten ihre Verwendung weiter vorantreiben und dieses einzigartige Kulturerbe europaweit erhalten.“
Eines ihrer Instrumente dazu ist „Religiana„, eine Plattform für kirchliche Verwaltungsstellen, welche sich alternativen Verwendungsmöglichkeiten widmet und internationale Standards durch Wissensteilung vermehrt und vorantreibt.
Das Teilen von Wissen – genau darum geht es doch letztendlich.
„Wir alle sind Teil eines gewaltigen Paradigmenwechsels in unserer Gesellschaft. Früher noch galt als besonders rühmlich, wer viel wusste. Heute jedoch haben diese Arbeit, als Wissensspeicher zu fungieren, größtenteils Maschinen übernommen. Der einzig intelligente Weg nach vorn kann also nur sein, Informationen in richtigem Maße zu teilen, zu verbinden und im Netzwerk zu arbeiten.“
#EuropeTour ist selbstverständlich auch im Web sowie auf zahlreichen Social Media Kanälen aktiv: Bei Facebook & Twitter sowie über die Flickr Photo Gallery könnt Ihr unser europäisches Projekt live mitverfolgen:
2 Kommentare
Wow, gute dicke Weihnachtsstimmung
😉