„Wenn Du gut im Erzählen von Geschichten bist, dann wirst Du immer gefragt sein.“ (Diane Letuile, Vortrag über kulinarische Reisen)
Es sieht so aus, als würde ich seit der TBEX Travel Bloggers Exchange Dublin meine Artikel hier auf dem Blog am liebsten mit den Zitaten großartiger Vortragender eröffnen. „Der Anfang (einer Geschichte) muss den Leser fesseln. … Etwas Großes, das hier und jetzt gerade passiert. Für den Rest der Erzählung, bemüht Euch den Leser so zu fesseln, dass dieser gar nicht anders kann als ebenfalls mit Euch in die Geschichte einzutauchen. Zitate, gerade zu Beginn, sind eine gute Idee: Sie machen neugierig und geben der Geschichte sofort eine persönliche Note.“ Lieber Don George, ich könnte Dir ewig zuhören. Danke, dass Du mit uns Dein (oft sehr persönliches) Wissen um großartige Reiseberichterstattung im Rahmen der TBEX Dublin geteilt hast. Ich muss unbedingt noch Deinen „Lonely Planet’s Guide To Travel Writing“ kaufen, und zwar bald !! Nachstehend findet Ihr eine Zusammenfassung all der Perlen der Weisheit, die Don uns mit auf den Weg gegeben hat: Den Weg zur richtig guten Story!
Qualität & Stil beim Schreiben im Web: Der „Global Travel Editor“ von Lonely Planet & Autor des „Lonely Planet’s Guide To Travel Writing“ Don George teilt die Kunstfertigkeiten seiner Karriere mit uns.
Deine Zuhörer fesseln, Dich öffnen, die Magie, den Puls eines Ortes fühlen und daraus eine packende Reise-Story zu generieren – all diese Elemente spielen beim Erstellen einer richtig guten Geschichte wesentliche Rollen. Don George beginnt seinen Vortrag mit den „vier Stationen“ auf dem Weg zur guten Berichterstattung. Was gehört dazu?
1. Zunächst einmal rät er uns, schon vor der Reise die Destination so gut als möglich zu recherchieren: Dadurch maximiere man seine Zeit vor Ort. Reiseblogger wie Journalisten sollten sich fragen: Was ist (mir) hier wichtig? Worin möchte ich mich vertiefen? Was sind meine „passion points“ an diesem Ort? Diese persönlichen Berührungspunkte werden zugleich zu den Eckpunkten für das Schreiben des Artikels. Dabei hilft es, schon mal eine ungefähre Skizze des Artikels zu generieren den man später schreiben möchte. Dieses einfache Recherche-Werkzeug gilt für Blogger genauso wie für „traditionelle“ Journalisten.
2. Sobald man vor Ort ist, sollte man sich folgender Frage widmen: „Worum geht es hier? Was sind die typischen Merkmale der Menschen, des Ortes, der Umgebung? Ihr Geheimnis?“ In Dublin könnte dies der „Zauber des Guinness“, oder des Cidre sein. 😉 Ein weiterer Tipp von Don lautete „Aufsaugen von Informationen: Schnappt Euch alle Infos, Broschüren, Materialien die Ihr finden könnt. Setzt Euch in ein Café, nehmt Euren Notizblock zur Hand, öffnet Euren Laptop und schreibt über das Geschehen vor Ort, über das was rund um Euch passiert, Eure Gedanken, Eure Empfindungen, was Ihr riecht, seht & hört, einfach alles. Diese Notizen werden später wahnsinnig nützlich sein wenn es darum geht, Eurer Story Tiefe & Detail zu verleihen.“
Doch Don George verrät uns mehr: Details, Details, Details proklamiert er da beispielsweise richtig. „Die Wahrheit im Kleinen, die Teil des Großen Ganzen wird. … Der Duft eines italienischen Restaurants. Die Art und Weise, wie eine Frau in Paris ihren Schal um die Schulter wirft. Die Anordnung von Büchern in Buchläden … Details geben einer Geschichte Leben!“
3. Die dritte Station auf dem Weg zum guten Reisejournalismus / Online-Berichterstattungen ist sich zu fragen: „Was lerne ich hier?“ In diesem Sinne rät er uns, Dialoge oder Kommentare zu notieren. Wenn die eigentliche Reise vorüber ist, kann man einer Geschichte Volumen verleihen indem man fragt: „Was habe ich im Zuge der Reise gelernt? Und wie habe ich das gelernt?“ So gelangt man zum Herz der eigentlichen Story. Und begeistert seine Leser!
„90% guter Reiseberichte sind Informationen und Emotionen über das, was man vor Ort gelernt hat.“ (Don George, TBEX Konferenz in Dublin, Oktober 2013)
Als Autor sollte man von Anfang dem roten Faden folgen: Was möchte ich meinen Lesern mit auf den Weg geben? Sich darüber im Klaren zu sein, sei eigentlich das Wichtigste beim Schreiben. Es sei auch sehr, sehr nützlich ein guter Herausgeber zu sein und sein Werk beständig zu überprüfen: Soll diese Information mit in den Text? Oder lieber Teil einer nächsten Geschichte werden? (Was) Muss der Leser jetzt wissen, oder erst später? Wenn man mal nicht weiter weiß, hilft es einfach zurück zu den „passion points“ zu gehen. Mit Humor zu arbeiten. Sinneseindrücken. Dialogen. Humor sei immer ein gutes Werkzeug, vor allem der Mut zur Selbstironie: Ehrlichkeit berührt Leser und nimmt sie mit auf die Reise.
Zu guter Letzt gibt uns Don noch mit auf den Weg, dass es hilfreich sei sich seine Geschichte laut vorzulesen. „Verwende ich sprachliche Alliterationen, Reime oder Metaphern? Ist meine Geschichte voller Musik und sprüht sie nur so vor Enthusiasmus? Dann ist es gut. Wenn Ihr könnt, nehmt ruhig auch mal Abstand von Eurer story und/oder gebt sie einem Profi zum Lesen. Professionelles Feedback wird Euch immer helfen, Euren Schreibstil zu verbessern.“
Was bleibt nach all diesen Perlen der Weisheit noch zu sagen? Diane Letuile hat in einer der letzten Vorträge auf der TBEX noch ein paar herzliche und amüsante Anekdoten zum Reisethema kulinarischer Reisen hinzuzufügen. Als „Foodie-Fan“ bin ich schon vor dem Vortrag begeistert – schließlich berichte ich bei fast jeder (Reise)Gelegenheit über kulinarische Highlights – und gebe hier wieder, was Diane mit uns diskutiert und angesprochen hat.
„Wir haben Essen zum Fetisch erhoben – siehe die endlose Verwendung des Begriffes #foodporn in sozialen Netzwerken – und so frage ich mich, was ist dem wirklich noch hinzuzufügen? Ist was wir teilen relevant oder schlicht und ergreifend too much? Auf kulinarischen Reisen plädiere ich für ausreichende Informationen über die Schreibweise und Eigenheiten kulinarischer Besonderheiten in den jeweiligen Regionen – das gehört für mich einfach zum guten Ton.
Wenn Ihr über Essen schreibt, dann schreibt etwas über neue Zutaten. Schreibt über neue Destinationen. („Ich hatte eines meiner besten kulinarischen Reise-Erlebnisse in einer kleinen Taverna inmitten der Stadt Zagreb.“) Konzentriert Euch auf die Eigenheiten der Einheimischen. Schießt verführerische Fotos („Es ist eine wahre Kunst, gute Essensfotos zu produzieren.“) Und: Mehr denn je ist heute die Qualität der Berichterstattung wichtig („Ihr könnt nicht einfach über Essen schreiben. Ihr müsst es richtig, richtig gut anstellen.“).“
Und wie schon ganz zu Beginn, möchte ich hier nochmals die Gelegenheit nützen um Diane ein weiteres Mal zu zitieren. Sollte oder sollte man dies nun (nicht mehr) machen, lieber Don? 😉 Egal. Ich schreib es jetzt einfach nochmals hin: „Wenn Du gut im Erzählen von Geschichten bist, dann wirst Du immer gefragt sein.“ Dem kann ich nur zustimmen!
Danke an Euch alle dafür, dass Ihr TBEX Dublin 2013 so interessant & spannend gestaltet habt! Ich freue mich, Euch schon bald wieder auf diesem schönen Planeten zu begegnen und bis dahin auf Eure Kommentare & Euer Feedback hier bei „Creativelena“. 🙂