Island.
Stell‘ Dir vor, es ist still in Island, und niemand sagt etwas.
Absolute Stille. Das weite Land, die faszinierende Fernsicht, das Gefühl der Winzigkeit seiner eigenen Person. Nur ein leiser Windhauch genügt mitunter, um uns an unsere Präsenz an Mutter Erde zu erinnern. Ansonsten … kann es Euch wie uns ergehen, dass Ihr Euch auf Island schnell wie in einer Traumwelt vorkommt.
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Damit der Traum perfekt genossen, gut vorbereitet und auch um den einen oder anderen praktischen Reisetipp bereichert ist, möchte ich Euch heute Kraft meiner jüngsten Erfahrungen etwas zur Vorbereitung Eurer nächsten Islandreise sagen. Im Juli 2016 habe ich zusammen mit meiner Familie (meinen Eltern, meinem Bruder und seiner Freundin) eine 10-tägige Reise nach Island unternommen. Bis auf mich war es für alle das erste Mal; ich durfte ja bereits im Rahmen meiner Weltreise Nordluft schnuppern, Kobolde & Kreative in & um Reykjavik kennen lernen sowie gar einmal die berühmten Polarlichter sehen .. Faszinierend ist Island gewiss zu jeder Jahreszeit.
Doch ein großer Vorteil am Sommer, wie wir ihn nun erleben durften, ist und bleibt das lange Tageslicht. Sowie die vielen Möglichkeiten für Rundreisen & Attraktionen, die das Land zu dieser Jahreszeit bietet. Damit möchte ich auch schon mit meinem ersten Reisetipp für Euch starten, der da lautet:
1. Wetter in Island. Von der gelobten Mitternachtssonne bis zur Hitzewelle ab 22°C.
„Jeden Tag seit der Sommersonnenwende verlieren wir knapp 10 Minuten Tageslicht“, gibt mein lieber Freund Björn aus Reykjavik nahezu bedauerlich kund. Und dennoch: Von den langen finsteren Nächten des Winters ist im Juli noch nicht mal ansatzweise zu spüren. Richtig dunkel wird es nie, nur dämmrig: Denn wenn gegen 23.00 Uhr die Sonne untergeht, geht sie auch gegen 03.00 Uhr wieder auf. Dazwischen dämmert es bei mäßiger Dunkelheit. Schlafen kann man dennoch gut (Thema Erschöpfung aufgrund all der Eindrücke des Tages sowie zugezogene Vorhänge!).
Das Temperaturband während all unserer Zeit in Island bewegte sich (laut Angaben der Temperaturanzeige im Mietwagen) immer und ausschließlich zwischen 10°C und 20°C. Wenn die Sonne scheint, bekommt es im Hochsommer je nach gleichzeitiger Windstärke zwischen 18°C und 22°C, alles darüber gilt dem Land als (ernsthafte) Hitzewelle. Die allermeiste Zeit über hatten wir ein Temperaturmittel zwischen 14°C und 16°C. Soll heißen: Allzeit bereit anreisen, und/oder Islandpulli nachkaufen!
2. Kleidung.
Es gibt kein schlechtes Wetter, nur schlechte Kleidung. Wer von Euch hat diesen Satz schon mal gehört? Richtig. Umso mehr gilt dieser in einem Land, das man schlichtweg als unwirtlich bezeichnen kann. Die isolierte Lage Islands zwischen Breitengrad 63° und 66° im Nordatlantik machen es empfänglich für mächtige Stürme, gewaltige Schnee- und Regenmassen sowie ein schlichtweg ungeeignetes Terrain für dauerhafte, intensive Landwirtschaft. Am natürlich wohlsten fühlen sich am ehesten noch die Schafe und Pferde mit ihrer dicken Wolle bzw. ihrem Fell, und in diese Richtung gehen auch meine Kleidungstipps für Euch.
3. Budgetplanung.
Island ist ein teures Land. Waaahnsinn! Es muss einfach gesagt werden: „Ja, die Preise für ein Glas Wein, da heißt es nicht nachdenken, wenn Du einmal kurz vor Schmerz zusammenzucken musst“, gibt sogar mein einheimischer Freund Björn schief lächelnd zu. Von € 10-15 ist hier die Rede – pro Glas. Das Bier folgt dicht auf dem Fuße, die Hauptmahlzeit pro Person schlägt sich ab € 25, 30, 40 zu Buche, je nachdem in welches Restaurant man geht. Auch Unterkünfte sind generell teuer, wobei die Planung via AirBnB, Urlaub am Bauernhof, Privatpensionen etc. etwas mehr finanziellen Spielraum zulässt.
Wir haben beispielsweise unsere Flüge, Mietwagen & Unterkünfte schon rund vier bis acht Monate vor der Reise gebucht und so nicht nur bei den Ausgaben während der Hochsaison im Sommer sparen können, sondern dadurch auch den „Cash Flow“ für die Ausgaben unserer Reise insgesamt verteilt. Dennoch: Alles in allem hat uns die Reise sicher geschätzt mehrere Tausend Euro pro Person gekostet – locker und einfach so, ohne auf viel Luxus zu achten. Eintritte, Tanken (rund € 1,80 kostet der Liter Treibstoff umgerechnet), Essen (auch gemeinschaftlich, im Supermarkt gekauft), Aktivitäten: Damit’s insgesamt nicht so weh tut, ist im Vorfeld definitiv Sparen angesagt !!!
4. Unterkünfte.
„Internationale Reisebüros stürmen Island und buchen das Land im Voraus aus“, meint mein nächster Bekannter Nicolas Anfang des Jahres mit Nachdruck, und rät uns wie Björn, all unsere Unterkünfte für fünf Erwachsene weit im Voraus unserer Reise zu fixieren. Das haben wir dann auch gemacht – und schon im März die „Schreckensmeldungen“ auf AirBnB, Booking.com etc. gesehen:
5. Fortbewegung.
Für unsere Reise durch Island haben wir uns naturgemäß für einen Mietwagen entschieden – wie die allermeisten der Individualreisenden. Auch hier haben sich für unseren Buchungszeitraum gut fünf Monate vor der Reise (!) bereits die ersten Engpässe in der Verfügbarkeit gezeigt; über Billiger-Mietwagen.de konnten wir der Sache allerdings gut Herr werden und die täglichen Kosten pro Person auf knapp € 30,- senken; und das bei einem nicht allzu anspruchsvollen Modell inklusive Vollkasko-Versicherung und unbegrenzter Kilometer. Die braucht Ihr – einen Allrad nicht unbedingt, nur wenn Ihr selbst viel auf unbefestigten Straßen fahren wollt.
6. Reiten auf dem Islandpferd!
Es mag heiter klingen, doch ist der Vorschlag für die Planung einer Island-Reise definitiv reizvoll: Die Isländer-Pferde beherrschen nämlich eine vierte Gangart, den Tölt, welcher sich auch für Anfänger bestens eignet und das Land aus einer völlig neuen Perspektive erleben lässt. Wir haben ein solches Erlebnis nahe des berühmten Snæfellsjökull-Gletscher, ganz im Westen der Halbinsel Snæfellsnes gemacht und sind am Strand mit Gletscher-Vulkan-Blick durch spritzende Lagunen und weichen Vulkansand geritten: Ein Abenteuer, das ich nie in meinem Leben wieder vergessen werde!
7. (Massen)Tourismus.
Ja, die Massen sind in Island unterwegs. Nein, diese sind definitiv (noch) nicht wie in Tokyo, wenngleich auch die Asiaten in wirklich hohen Zahlen in Island zugegen sind. Tatsächlich herrscht größtenteils „viel Lärm um nichts“, denn die wahre Touristen-Konzentration zeigt sich immer nur an den Hauptattraktions-Orten: Dazwischen kann man sich gut und gerne mal „verlieren“ und stundenlang auch nur mit einigen wenigen weiteren Personen unterwegs sein – wenn überhaupt. Und die „vielen Touristen an einem Ort“ sind auch relativ, denn die maximalen Massenaufläufe, die wir über Land beobachtet haben, waren eben auch „nur“ ein paar Hundert Personen auf einmal, verteilt auf eine jeweils relativ große Fläche. Unser Fazit: Das geht schon (noch)!
8. Ring Road: Ja oder Nein?
Ja!, werden die meisten von Euch da jetzt verwundert rufen. Ist doch eh klar?! Nun, zu allererst muss man sich die Frage nach dem Zeitkontingent stellen. Zeit ist Geld: Nirgends sonst war dies für uns so spürbar wie zuletzt bei dieser Reise nach Island. Wer demnach also nur eine Woche oder 10 Tage in Island plant, dem könnte die Zeit auf der Ring Road schnell eng werden: „Nur fahren“ und „ständig woanders schlafen“ lautet bei den gut 1.500 Kilometern dann die Devise. Wenn man sich dazwischen mit kleineren Ausflügen abseits der Hauptstraße noch etwas anschauen will, versteht sich.
Wir haben uns anders entschieden und sind nur von West bis Ost und wieder zurück gefahren. Dabei haben wir uns jeweils mehrere Nächte und Tage in einer Region aufgehalten und konnten unser Erlebnis für das Dagewesene schärfen. Weniger ist mehr, also? Nicht alle von Euch werden diese Frage bei den Verlockungen all der Attraktionen entlang der Ring Road mit einem klaren Ja beantworten. Und dennoch: Wir sind so wie es war sehr zufrieden. Von Reykjavik, bis Snæfellsnes, über den berühmten „Golden Circle“, hinab an die Südküste und bis nach Egilsstadir und den Ostfjorden Islands (and back).
9. „Creative Iceland“.
Off the beaten path gefällig? Bitte sehr. Die Organisation „Creative Iceland“ (www.creativeiceland.is) hat mir schon während meines ersten Besuches geholfen, spannende Kultur-, Kulinarik- & Kreativ-Workshops in & um Reykjavik zu organisieren. Diesmal haben wir so die liebenswerte Dame Eirny kennen gelernt, die sich selbst ganz unbescheiden als „The Cheese Minister of Iceland“ bezeichnet. Tatsächlich führt sie uns eine köstliche Käseverkostung vor, bei der wir im Handumdrehen nicht nur köstlichen Käse und Beilagen verspeisen, sondern auch so einiges über Geschichte, kulturelle Entwicklungen und Leben der Einwanderer auf Island seit ca. 1000 Jahren erfahren. Echt empfehlenswert!
10. Zu guter Letzt (sowie zum Spaß): „Three definitions of twilight“.
Wer oder was ist damit gemeint, bitte schön? „Wir haben tatsächlich drei Begriffe für Dämmerung“, meint jetzt wieder der gute Björn schmunzelnd, als wir kauend beim letzten gemeinsamen Mittagessen in Reykjavik sitzen. Ich grinse. Wie die Engländer und ihre vielen Wörter für Regen. Oder die Inuit und ihre zig Wörter für Schnee!
Eine Reise nach Island ist somit immer auch eine Reise hinein in die Mystik, die Magie, das Rätselhafte und Grandiose, das uns mitnimmt zu uns selbst und uns gleichzeitig entführt. Den Blick hinausjagt über mächtige Vulkankrater hinweg, gewaltige Gletscherzungen wie ich sie in einer solchen Vielfalt und Größe noch nie erlebt habe. Oder dunkle Lavasteine, endlose schwarze Sandstrände, und speiende Geysire.
Island: Ein Land, das zu betreten es sich wieder und wieder lohnt.
7 Kommentare
Hallo Elena, jetzt bist Du auch mit dem Islandvirus infiziert 🙂 Ich liebe die Insel und kann deine Tipps nur unterstreichen. Zusätzlich habe ich auf http://www.anitaaufreisen.at/blog/allgemein/reykjavik/ ein paar Anregungen zusammengetragen, wie man in Reykjavik ein bisschen sparen kann. Inzwischen spukt bei mir schon die dritte Islandreise im Kopf herum. Daher freue ich mich schon auf deine weiteren Islanderfahrungen, um das Fernweh weiter zu schnüren. LG Anita
Liebe Jutta, lieber Hermann, liebe Anita!
Ich danke Euch für Eure herzlichen Kommentare; tatsächlich habe ich auf jeden Fall vor, noch weitere Erfahrungen und Reisetipps zu teilen und Euch bei der nächsten Reiseplanung weiterhin zu unterstützen.
Island ist einfach ein tolles Land, deren Menschen und kreatives Ambiente ich beim nächsten Mal auch noch viel genauer kennen lernen möchte!
Ganz liebe Grüße,
Eure Elena 🙂
Großartiger Beitrag, liebe Elena, und Deine Fotos haben die Stimmung in Island sehr gut eingefangen!
#InLoveWithIceland seit ich 1992 zum ersten Mal dort war! Ja, es wird von zunehmend mehr Reisenden besucht, aber ich schließe mich deiner Meinung an: Es drängelt sich an den Hot Spots. Dazwischen kann man atmen! Übrigens stimme ich dir auch in puncto Ring Road zu: Habe ich einmal mit Sohnemann in 12 Tagen gemacht und kam mir viel zu knapp vor. Ich muss nicht „einmal um die Insel“ gereist sein. Was sagt das auch schon aus? Ich erlebe einzelne Ort lieber intensiver. Und Island ist ja schließlich überall schön : ) Herzliche Grüße, Jutta
Da teilst Du schöne Eindrücke einer wundervollen Reise mit uns, liebe Elena. Gut, dass Ihr euch auf den Südosten konzentriert habt. Für die komplette Ringroad sollte man mindestens 4 Wochen einplanen. Und wer es nicht ganz so „voll“ mag, für den ist eventuell Anfang Juni auch ein toller Reisemonat!
Liebe Sabine,
Das ist eine gute Idee, Anfang Juni klingt nach einem wirklich schönen Zeitrahmen für Island! Und ja, wir wollten uns wirklich einfach Zeit nehmen und nicht einmal um die Ring Road „rasen“ .. schön, dass Du uns Kraft Deiner Erfahrungen hierin bestärken kannst.
Bis zum nächsten Mal #nordverliebt 😉
Elena