#CreativElenaRTW: Wahnsinn auf Weltreisen. Neue Flüge, neues Glück!

Woran erkennt, wer fünf Sprachen spricht & sich seit gut fünf Wochen auf Weltreise befindet, „noch seine eigene Muttersprache“?

„Waaas? Das darf jetzt aber nicht wahr sein … Warum ist es plötzlich illegal, dass wir in Brasilien landen?!?“ Angesichts starker Emotionen bleibt nur mehr eines: Die Muttersprache. Das Urtümliche, Vertraute – Worte von zu Hause, die einfach so rauspurzeln (den Dialekt und etwaige leise Flüche in meiner Aussprache erspare ich Euch jetzt. 😉 ) Verwirrt sehe ich mich in unserem Flugzeug der Fluglinie American Airlines um, in das wir nach einer Treibstoffpanne bereits zum zweiten Mal eingestiegen sind und in dem jetzt alle Passagiere endgültig wild durcheinander reden – auf Portugiesisch, versteht sich. Das Ziel lautet, oder besser gesagt lautete, Curitiba – Porto Alegre im Süden von Brasilien. Und was sich wie eine heitere Passagiergemeinschaft anlässt, in der ich mich dank meiner zarten Portugiesisch-Kenntnisse begonnen habe vertraut zu fühlen, wächst sich angesichts dieses Flugausfalls zu einem echten (sprachlichen) Tropensturm aus. So also beginnt meine Reise nach Brasilien von der Stadt Miami aus: Fehler im System von American Airlines haben heraufbeschworen, was kein Reisender sich je wünscht – stundenlange Flugverzögerung. Flugzeugwechsel. Und jetzt zu allem Überdruss auch noch das: Flugausfall. Denn an unserem Zielflughafen Curitiba in Brasilien ist es „nachts nicht mehr erlaubt, zu landen“. Man stelle sich das mal vor!

„Jetzt wird’s lustig“, denke ich noch laut, doch niemand antwortet. Ich bin ja auch die einzige Österreicherin, vielleicht sogar Europäerin hier im Flugzeug unter zig Amerikanern & Brasilianern.

"Tropensturm" am Flughafen: Unsere (noch) mäßig aufgebrachte Menschenmenge kurz vor der Ansage des Flugausfalls ...

„Tropensturm“ am Flughafen: Unsere (noch) mäßig aufgebrachte Menschenmenge kurz vor der Ansage des Flugausfalls …

 

... hätten wir (oder dieser Herr hier) je gedacht, dass von einem Moment auf den anderen Dutzende, wenn nicht Hunderte Passagiere von ihm auf weitere Flüge nach Brasilien umgebucht werden wollen?

… bis zum endgültigen Moment der „Traurigkeit“: Hätten wir (oder dieser Herr hier) je gedacht, dass von einem Moment auf den anderen Dutzende, wenn nicht Hunderte Passagiere von ihm auf weitere Flüge nach Brasilien umgebucht werden wollen?

 

Realität am Flughafen: Neues Gepäck, neues Glück! So sieht's aus.

Realität am Flughafen: Neues Gepäck, neues Glück! So sieht’s aus.

 

Draußen am Gate dann die endgültige „Offenbarung“: „Ladies and Gentlemen, your flight has been cancelled, please seek alternative routes to your destinations and contact the rebooking desk at …“ Den Rest höre ich gar nicht mehr. Irgendwie ist noch die Rede von Gepäckausgabe, Ticketnummern und irgendwelchen Schaltern, doch momentan scheint alles zu verschwimmen. Die Brasilianer nämlich haben ihre Stimmen (und Hände) erhoben, verlangen Erklärungen, rufen durcheinander, einige filmen mit ihren Handys, „Shitstorm für American Airlines“ denke ich noch, während sich eine leichte Verzweiflung breit macht. Ich beginne zu zittern, sinke zusammen und denke wie all die anderen rund um mich, leise und eindringlich: „Was machen wir denn jetzt? Die können uns doch nicht einfach hier so sitzen lassen? Ich muss doch nach Brasilien …“

 

Horror. Oder etwa nicht? „Was machst Du in so einer Situation?“, stelle ich mir meine lieben Freunde, Familie & Menschen vor, die mich dies im Rahmen einer nächsten Weltreise-Präsentation fragen. Die Antwort ist so einfach wie offensichtlich: ZUSAMMEN BLEIBEN.

Zurück zum Urtümlichen. Nach dem Verlust sämtlicher Fremdsprachen, die aufrecht zu erhalten doch ein wenig Anstrengung erfordert (selbst bei einer vielsprachig versierten Reisenden wie mir), kommt der nächst-menschenmögliche Ausdruck in Gang, der da lautet: Wir bleiben zusammen. Wir lassen Dich nicht allein. Wir gehen als Gruppe. Vamos juntos … Vamos todos. Vamos Elena … Pronto, vem conosco. Ich kann Euch gar nicht sagen, wie dankbar ich bin. Dankbar für all die Ruhe und sprachliche Sicherheit, die mich auf meinen Reisen stets begleiten. Ich bin mir sicher, ich hätte andernfalls allein gelassen vor der Zeit geheult, frei nach dem Motto jeder ist sich selbst der Nächste, kein Mensch kümmert sich mehr wo Du bleibst oder was Du machst, und schon gar nicht die Fluglinie – als Alleinreisende ist spätestens hier Schluss mit lustig, wie ich erleben musste. Denn das Personal am Umbuchungsschalter ist selbst heillos überfordert. Gedanken an eine ähnliche Situation vor Jahren in Madrid machen sich breit … Doch diesmal ist alles anders. Denn ich bin in Gemeinschaft der liebsten Menschen, die man sich nur wünschen kann, und deren Sprache mir bereits zum Geschenk gemacht wurde, als ich in Portugal gereist bin: Die Liebe zu Portugiesisch und meiner selbstverständlichen Kommunikation mit „meinen Brasilianern“ lässt mich aufleben. Sonia. Valeria. Gabriela. Kathleen. Ivan … Und dann noch, zu guter Letzt, mein „Umbuchungsengel“ in Brasilien selbst, Igor de Oliveira am Schalter von São Paulo. Mas você fala muito bem português … e com o sotaque bem português … é portuguesa? Não?! Então como é que fala assim? Tem namorado certo?

Wir lachen viel – das rettet mich. Ein jeder hier fängt mich auf, gemeinsam achten wir aufeinander und lassen einander nicht aus den Augen. Auch nicht nach 36 Stunden abenteuerlicher Reisezeit, als wir alle einfach nur mehr todmüde und der geistigen und körperlichen Erschöpfung nahe in Brasilien landen. Stets achtet jemand aus unserer kleinen Gruppe auf das Gepäck. Stets hat jemand ein Auge auf unsere Sachen. Stets weiß jemand, etwas Neues zu berichten, Witze zu erzählen oder einfach abzulenken. Und schließlich … sind wir unterwegs in den Sommer, nach Brasilien, unterwegs zu neuen Horizonten: „Kreativ Reisen in Porto Alegre, das klingt ja nun wirklich spannend!“ Worte wie legal, beleza oder bacana fliegen mir um die Ohren, ich lerne schnell einiges davon in mein Portugiesisch zu integrieren und beginne auch schon meine Aussprache entsprechend anzupassen. E impressionante como você fala …

Rettung naht: "Ich bin nicht alleine" - die wahrscheinlich wichtigste Aussage für mich in all dem Chaos am Flughafen. Für diese Familie aus Brasilien bin gar ich "Rettungsengel", denn sie sprechen nur wenig bis kein Englisch - die Nerven liegen blank.

Rettung naht: „Ich bin nicht alleine“ – die wahrscheinlich wichtigste Aussage für mich in all dem Chaos am Flughafen. Für diese Familie aus Brasilien bin gar ich „Rettungsengel“, denn sie sprechen nur wenig bis kein Englisch – die Nerven liegen blank. …

 

... wir schaffen es jedoch, einander zu "beruhigen" und sogar ab und an ein Lächeln abzuringen: Hier schultere ich mein Weltreisegepäck auf zum neu umgebuchten Nachtflug nach Brasilien ...

… wir schaffen es jedoch, einander zu „beruhigen“ und sogar ab und an ein Lächeln abzuringen: Hier schultere ich mein Weltreisegepäck auf zum neu umgebuchten Nachtflug nach Brasilien …

 

... HELDIN. Kommt mir mitunter in den Sinn ... (DANKE, liebe Sophie, für dieses Geschenk an meinem Reisegepäck ... Deine Geste spendet mir gerade in diesen Stunden viel Trost!) ...

… HELDIN. Kommt mir mitunter in den Sinn … (DANKE, liebe Sophie, für dieses Geschenk an meinem Reisegepäck … Deine Geste spendet mir gerade in diesen Stunden viel Trost!) …

 

Sprachen sind der Schlüssel – zum Glück, zu den Menschen, zur eigenen Selbstsicherheit. Doch ich sage Euch: Es gibt auch Momente, da will und kann man einfach nicht mehr. Und genau da kommen die Engel auf Reisen ins Spiel …

Noch so eine Situation auf dieser Reise. Es ist der „nächste Tag am Morgen“. Ich bin zusammen mit Dutzenden weiteren Passagieren seit gut 30 Stunden auf den Beinen – am Flughafen bzw. im Flugzeug. Zeitverschiebung, Klimaanlagen, Müdigkeit haben das Zeitgefühl verschwimmen lassen. „Für Ihren Anschlussflug von São Paulo nach Porto Alegre können wir leider keine Reservierung finden … Bitte gehen Sie zum Schalter von American Airlines im zweiten Stock …“ Der Anschlussflug, der in 50 Minuten geht, weil wir a) auf unserem umgebuchten Flug nach São Paulo erneut später gelandet sind als erwartet, b) unser Gepäck neu aufsammeln und einchecken müssen und c) nun keine bestätigte Reservierung haben. Zu meiner eigenen Erinnerung rufe ich mir ins Gedächtnis: Ich spreche erst seit rund 24 Stunden (wieder) Portugiesisch, habe vor genau sechs Monaten noch nicht einmal „Obrigada“ – Danke zu sagen gewusst, habe insgesamt vielleicht 10 Tage am Stück Portugiesisch in Portugal gesprochen – und finde mich nun allein in einer Verhandlungssituation wieder. Auf Portugiesisch. Sometimes, you just have to hit the ground running.

Ich glaube, ich werde die Fähigkeit, im Alleingang mehrere Weltreisen zu organisieren und einfach so fließend mehrere Sprachen gleichzeitig sprechen zu können, auf meinen aktuellen Lebenslauf setzen. … Manchmal jedoch, da kann und will man einfach nicht mehr. Auch das muss einmal gesagt sein. An diesem Punkt, gefangen am Flughafen von São Paulo, ohne weitere Hilfe oder Flugreservierung und gezwungen, alles wieder und wieder in einer fremden Sprache erklären zu müssen, nach Schlafentzug und im Alleingang, da kam der Moment, da wollte ich einfach aufhören und alles Portugiesisch, Brasilianisch oder wie auch immer sein lassen. Es war mir einfach alles zu viel. Dann sehe ich auf. Und erblicke Valeria. Und Gabriela.

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Die beiden, selbst müde und erschöpft, lächeln mir zu. Sie spüren meine Stimmung und fangen mich auf, lenken mich ab, geben mich mir selbst zurück. Da ist sie wieder, die berühmte Leichtigkeit des Seins. Schließlich hat Igor de Oliveira, mein Rettungsbote am Schalter, alles geritzt!

Porto Alegre, ich komme. Noch ein Zwischenstopp, diesmal mit einem Gutschein für das Flughafenrestaurant mit dem Namen – man glaubt es kaum – „Viena“! Spätestens ab da weiß ich, das ist ein gutes Zeichen. Schön langsam bin ich wieder bereit. Es gibt eben immer einen Weg. Der führt vielleicht manchmal über Umwege (São Paulo, neue Bekanntschaften, neue Erlebnisse), lässt uns aber letztendlich reicher, bewusster und stärker zurück. Und genau das gilt es, als Gefühl aus solchen Situationen mitzunehmen. Auch, um für uns selbst und für andere „Engel“ zu sein – und das nächste Mal behutsam, achtsam und eben nicht verzweifelt, mit solchen Situationen umzugehen.

Verzweifeln will man ob solcher Zustände am Flughafen manchmal "gerne" ...

Verzweifeln will man ob solcher Zustände am Flughafen manchmal „gerne“ …

 

... doch dann gibt es, wie wohl in jeder Lebenssituation, rettende "Engel" wie diesen sympathischen jungen Mann Igor de Oliveira, der mir wirklich, wirklich hilft als ich nicht mehr weiter weiß!

… doch dann gibt es, wie wohl in jeder Lebenssituation, rettende „Engel“ wie diesen sympathischen jungen Mann Igor de Oliveira, der mir wirklich, wirklich hilft als ich nicht mehr weiter weiß bzw. reisen kann.

 

Schließlich, viele Stunden, Verhandlungen, Nachtflüge & Gespräche später kann ich ...

Schließlich, viele Verhandlungen, Nachtflüge & Gespräche später bin ich um einige neue Flugtickets (und Erfahrungen) reicher …

 

... erst mal essen. Das Zeitgefühl ist durcheinander, aber Geschmack (und Name!) stimmen ... Willkommen in Brasilien!

… erst mal essen. Das Zeitgefühl ist durcheinander, aber Geschmack (und Name!) stimmen … Willkommen in Brasilien!

 

Porto Alegre ...

Porto Alegre …

 

... (kurz vor der totalen Erschöpfung) ...

… (kurz vor der totalen Erschöpfung) …

 

... ICH KOMME ...!

… ICH KOMME …! Wie es weitergeht, meine Lieben, das erfahrt Ihr hier. So viel steht fest: Es wird ganz. schön. heiß! ICH LIEBE BRASILIEN! 😀

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