Der Himmel strahlt, sein Licht zeichnet weich in die Straßen von Loulé und in die Herzen der hier lebenden Menschen. Es ist Spätsommer, und dennoch Sommer gemessen an meinem Empfinden als Mitteleuropäerin. Ich seufze tief und strahle zurück. Um Punkt 10.00 Uhr habe ich meine erste Verabredung mit João Ministro, Geschäftsführer von ProActiveTur, einer Firma für nachhaltige Tourismus- & Regionalentwicklung in der Algarve. Er ist gekommen, um mir das Projekt „TASA“ sowie die zahlreichen Initiativen zur Förderung von Kreativ Reisen in Loulé und in der Algarve vorzustellen. Auf Portugiesisch. Jawohl. Denn das spreche ich seit diesem Sommer, habe ich mich doch seit meinem Besuch der Stadt Porto nun wirklich in Land & Leute verschaut – und mal eben beschlossen, diese meine fünfte Fremdsprache zu lernen. 😉
Seit kurzem ist die Stadt Loulé im Süden der wunderschönen Algarve Portugals ein Teil des internationalen „Creative Tourism Network“ – und damit auch auf meinen Radar gerückt.
Trotzdem ich nur wenige Tage zu Gast in der Region bin, wird für mich sofort spürbar, worum es den Menschen hier geht. Alte Handwerkstechniken und Kunstformen, mit denen sich die Einheimischen über viele Jahre und Jahrhunderte beschäftigt haben, drohen in Zeiten von globalem Wettbewerb & Wirtschaftskrise zu verschwinden. „Als ich noch klein war, haben wir noch alle von den hier ansässigen Handwerkern gelernt“, erzählt mir Paula vom Restaurant Perdicão in Loulé. „Heute sind viele Menschen bereits abgezogen und haben sich eine neue Lebensgrundlage geschaffen.“ Dabei gibt es, wie immer wenn man als erstmaliger Besucher genau schaut, so viel zu entdecken – und das allein in einer Kleinstadt wie Loulé, die mit ca. 30.000 Einwohnern gerade mal so viele Einwohner wie meine Heimatstadt Krems zählt. Ich mache mich also auf die Spur des kreativen Handwerks in der Algarve, welches nicht zuletzt aufgrund der Aufmerksamkeit internationaler Besucher sowie des Trends zu nachhaltigen, regionalen Kulturreisen einen neuerlichen Aufschwung erfährt.
Kreativ Reisen als Sympathieträger und internationaler Brückenbauer: Beim direkten Austausch mit der lokalen Bevölkerung durch Kochkurse oder beim Korbflechten beginnt man, mit dem Herzen zu sehen – und zu verstehen.
„Wir ernten wenn wir in die Serra fahren immer gleich eine ganze Menge und trocknen unsere Kräuter dann über einen längeren Zeitraum … Unser Salz, Meersalz, ist gut, aber beim Kochen verwenden wir immer nur eine kleine Menge davon – die Kräuter sind es, die unserer Küche ihren unvergleichlichen Geschmack geben: Rosmarin, Thymian, Lavendel. Die Küche der Algarve ist zudem noch stärker von Fisch & Gemüse geprägt als beispielsweise im Norden des Landes, und damit auch leichter und gesünder.“ Wenn Paula spricht, klingt es endgültig und überzeugt. Sie ist der Mittelpunkt des Restaurants Perdicão und bereitet heute gemeinsam mit ihrer Mutter, ihrer Mitarbeiterin und mir „kleine Appetithäppchen“ zu, wie die Portugiesen ihre „Tea Time“ um fünf Uhr nachmittags nennen: Es gibt überbackene Brötchen mit Süßkartoffel, Nüssen und Käse, Teigtaschen gefüllt mit Fisch und Gemüse sowie selbstgebackene Gemüsestangerl und Kuchen als Nachtisch. Für mich eher mein Abendessen, um ehrlich zu sein … Sie meinen es einfach zu gut, die Portugiesen.! 😉
Richtig ins Herz geschlossen habe ich auch diese Dame, welche mich geduldig und mit der Routine vieler Jahrzehnte in die uralte Kunst des Palmflechtens einweist. „Ich habe mit neun Jahren angefangen“, strahlt sie und meint damit wohl, dass sie schon ihr ganzes Leben mit dieser Kunstform zugebracht hat, die mich stark an meine ersten Kreativ-Reisen-Erfahrungen in Neuseeland, das „Harakeke-Flax-Weaving“ erinnert. „Mein geflochtenes Palmkleid, für das ich drei Monate gebraucht habe, hat in einer nationalen Ausstellung den zweiten Preis errungen!“, erzählt sie mir voller Stolz. Zu Recht! Odete ist ein Sonnenschein, und heute bereichern wir uns beide – beim Kreativ-Reisen in der Algarve.
Hinweis: Ich wurde von João Ministro und seinem Team eingeladen, das Netzwerk von Kreativ Reisen in der Algarve kennen zu lernen. Alle Meinungen sind meine eigenen.
2 Kommentare
„Sie meinen es einfach zu gut, die Portugiesen.!“
Wie musste ich eben schmunzeln, als ich das las. Zweimal war ich zum Essen bei einem portugiesischen Freund, zweimal hat seine Mutter kein“ Nein“ gelten lassen, als ich meinte, dass ich satt bin – kugelrund habe ich jedes Mal den Esstisch verlassen 😉
Lieber Hubert,
Das kenne ich. Sogar sehr gut. 😉 Die Tischkultur der Portugiesen ist einfach sagenhaft, ein richtiges (Familien)Essen dauert gut & gerne viele Stunden, und Ausreden um weniger zu essen gibt es nicht … zumal alles einfach köstlich ist. Hier kannst Du Dich weiter kulinarisch inspirieren lassen: http://www.creativelena.com/reiseblog/porto-und-das-douro-tal-eine-liebeserklaerung
😉