„Du machst Sachen, von denen wir immer nur träumen!“ Die Worte meines Vaters klingen in meinen Ohren, als ich das ruhig daliegende Hausboot „Gabrielle“ auf dem Fluss Mayenne in der französischen Bretagne besteige. Etwas mulmig ist mir dennoch bei dem Gefühl, dass wir hier gleich so mir nichts Dir nichts losfahren werden: Kein Führerschein ist für das 12 Meter lange, gut 50 PS starke Hausboot notwendig – bloß eine kurze Einschulung durch Olivier von der Hausboot-Verleihfirma Canalous mit mir als Babelfisch! Olivier spricht, „wie es sich für einen richtigen Franzosen gehört“, natürlich nur Französisch. Ich übersetze seine Kommandos für Jörg, unseren Kapitän, der sich bemüht das Hausboot zu wenden, ein- und auszuparken sowie rückwärts & vorwärts zu fahren. Et voilà! Los kann’s gehen: 1 Hausboot, 2 Toiletten/Duschen, 3 Kochstellen, 4 Tage, 5 Fahrräder, 6 Reiseblogger. Kein Internet. Ein Segen, auch für uns. Zumindest bis uns die Entzugserscheinungen anlegen und in der Kleinstadt Laval das nächste Café mit WiFi aufsuchen lassen … 😉 . Doch erst mal schön der Reihe nach.
Tatsächlich ist es sehr einfach (und traumhaft schön!), ein Hausboot in Frankreich zu mieten.
Die Fotogalerie lässt auch mich rückblickend erneut schwärmen. In Gedanken gehe ich gerne zu dem Gefühl an Deck zurück, welches mir Ruhe, umliegende Natur- und Flusslandschaften, die Gesellschaft lieber Kollegen & Freunde sowie die Tatsache, einfach Zeit zu haben, vermittelt haben. Die Mayenne ist ein relativ kleiner und ruhiger Fluss nördlich des weltberühmten UNESCO Welterbe Loire-Tal. Die Flusslandschaft bietet dank guter Infrastruktur & zahlreichen Ausflugsmöglichkeiten entlang der Strecke optimale Bedingungen für eine Reise mit dem Hausboot. Hier kann man sich wirklich zurückziehen und genießen.
Wir starten unsere Reise in der Kleinstadt Château-Gontier. Hier lohnt es sich, Anne-Laure’s & Oliviers romantischem kleinen Château sowie dem neu gebauten Spa einen Besuch abzustatten!
Der frische Pflaumenkuchen schmeckt einfach herrlich. Meine Füße kühlen sich am feuchten Gras unter dem Tisch ab. Wieder und wieder streift mein Blick das herrliche Anwesen der Familie, die sich unentwegt um uns bemüht. „Vous voulez encore du champagne?“ – „Mais oui, avec plaisir!“ Anne-Laure trägt zufällig denselben Namen wie meine liebe Freundin aus Limoges, welche ich vor über einem Jahr zuletzt hier in Frankreich besucht habe. Wir verstehen uns auf Anhieb sowie „aufs Wort“, ich genieße die Tatsache mich als Einzige in der Gruppe sehr gut auf Französisch verständigen zu können und dadurch gleich wieder neue Freundschaften zu knüpfen. Noch nie war ich in dieser Ecke Frankreichs. Und doch fühle ich mich sofort angekommen. Die herrliche Gesellschaft mit Monika & Petar Fuchs von „Travel World Online“ (Monika’s schöne Berichte samt Petar’s Video könnt Ihr hier nachlesen!), Monique von „Teilzeitreisender.de“ sowie Laurel & Jörg von „Monkeys & Mountains“ tun das Übrige dazu.
„Alors, vous êtes bien préparés pour commencer votre aventure en bateau?“
Ja, sind wir denn wirklich bereit für unsere Hausbootreise?! Erst einmal lautet die Devise am ersten Abend: Ankommen & genießen. Und das lässt sich im Parc Hotel von Anne-Laure & Olivier wirklich auf hervorragendste Art und Weise.
Anlegemanöver, „À Table!“ & allfällige Ausflüge halten uns auf Trab … sowie die recht süßen französischen Schleusenwärter.
„Elena! Elenaaa!!“ Trapp, trapp, trapp: Schon laufe ich an Deck, um Jörg & Petar auszuhelfen. Auf unserer Hausbootreise von Daon nahe Château-Gontier bis in die hübsche Kleinstadt Laval am nördlich gelegenen Flusslauf der Mayenne passieren wir rund 15 verschiedene Schleusen – und das Ganze auch wieder retour. Die Nerven von Jörg & Petar möchte ich haben, unser vergleichsweise riesig erscheinendes Boot durch die schmalen Schleusen zu steuern! Die Schleusenwärter, les éclusiers, jedenfalls haben total die Ruhe weg, sind enorm freundlich – und sprechen, wie könnte es anders sein, größtenteils nur Französisch. Ich nutze die Konversationen also, um mögliche Missverständnisse zu vermeiden, Anweisungen an unsere technisch versierten Kapitäne Jörg & Petar zu übersetzen und um ein bisschen Smalltalk zu führen. „Der ist aber schon ganz süß“, lächelt Monique mir vielsagend zu. Mama meinte ja schon immer, Sprachen zahlen sich aus! Schon habe ich herausgefunden, dass die Schleusenmeister „Landesbedienstete“ sind, zumeist den ganzen Sommer an ihrer jeweiligen Schleuse verbringen, sehr glücklich sind mit ihrem Leben und auch immer mehr Australier, Deutsche & Amerikaner die Mayenne befahren. Nun dürfen sie auch eine Kanadierin (Laurel) sowie eine Österreicherin dazu zählen!
Laval für Liebhaber des guten Geschmacks: Die Kleinstadt am Fluss Mayenne besticht durch eine zauberhafte Altstadt, vorzügliche Crêpes et macarons!
„Leben wie Gott in Frankreich“ … Nicht umsonst wird dieser Spruch gerne kultiviert. So auch von uns während dieser schönen Reise! Der Charme alter Fachwerkhäuser in der Kleinstadt Laval, dem nördlichsten Punkt unserer Hausbootreise entlang der Mayenne, „erfahren“ wir bei einer genüsslichen Tour auf unseren mitgebrachten Fahrrädern. Luchsen der Dame in der Boulangerie köstlich-knackige, verschieden färbige „macarons“ ab. Genießen den Ausblick über Stadt, Land, Fluss vom Hauptplatz der Stadt aus. Das autofreie Altstadtzentrum verstärkt den Eindruck von Entschleunigung, Ruhe & Ankommen: Monique & ich fühlen uns sofort wohl in Laval. Endlich landen wir auch in einem klassischen französischen Café am Flussufer mit Crêpes, Croque-Madame-Toast & Café au lait … Herz, was willst Du mehr?
(Internet. Das gab es in diesem Café nämlich auch … kurz mal via Instagram, Facebook & Co. die mitreisende Fangemeinschaft neidisch stimmen. 😉 ).
Zu guter Letzt bleibt mir noch, Euch mit praktischen Tipps zu versorgen. Denn auch ich hatte viele Fragen, bevor ich zum ersten Mal in meinem Leben mit einem Hausboot gereist bin!
Ja, es ist (viel) leichter, als es aussieht so ein Boot zu steuern, an- und abzulegen sowie die Schleusen entlang des Flusses zu passieren. Mindestens zwei Personen sollten stets auf Steuer, Fahrtrichtung, Navigation etc. achten. Unsere Gruppe von sechs Personen erlaubte den jeweils anderen viel Zeit für Entspannung, Naturgenuss & Konversation. Das gemeinsame Kochen unter Deck sowie das Abendessen an Deck machen ungemein Spaß – dennoch empfiehlt sich ab und an der Besuch von Crêperies & Restaurants unterwegs, sowie überhaupt Ausflüge zu unternehmen – um Lagerkoller zu vermeiden! Nein, für das Hausboot wird kein Bootsführerschein benötigt. Ja, alle Franzosen die wir getroffen haben, sind wirklich nett.! Nein, die meisten sprechen wirklich nur Französisch. Ja, ich würde es wieder tun. Sofort. Die Reise hat mir sehr gut gefallen, vor allem die Zeit auf dem Fluss, die Ruhe, die vorüberziehende Naturlandschaft, die gemeinsamen Gespräche, die Eindrücke, die Menschen vor Ort. Vive la France, et les croisières en bateau!
Hinweis: Wir wurden von Mayenne Tourisme eingeladen, mit dem Hausboot entlang der Mayenne zu reisen. Alle Meinungen sind meine eigenen.
3 Kommentare
Wir waren während 15 Sommer immer wieder begeisterte Bootsfahrer. Haben fast alle Kanäle Frankreichs gemacht ( je Sommer 4 Wochen ) Leider können wir altersmässig diese wunderbaren Fahrten, wunderschöne Gegenden nicht mehr geniessen. Heute leben wir von traumhaften Erinnerungen mit Filmen und Photos. Empfolen allen naturliebenden Bootsfahrern Hans und Margrit Schweiz
Lieber Hans, liebe Margrit!
Vielen Dank, dass Ihr auf meinem Blog vorbeigesurft seid und Euch meine Fotos & Berichte zu diesem Kommentar inspiriert haben. 😀
Ich wünsche Euch weiterhin viel Freude und sende liebe Grüße in die Schweiz,
Elena!