„Mitunter ist es nicht nur die aktuelle Wirtschaftslage … sondern auch das Gewicht einer glorreichen Vergangenheit, dem ein kleiner Staat wie Griechenland einfach nicht standhalten kann“, meint Ioannis Poulios schlicht, als wir voller Ehrfurcht vor dem über 2.000 Jahre alten, original Olympia-Stadium in Athen stehen. Zwei Mal sei Griechenland am Wiederaufbau und den damit verbundenen Investitionen rund um die Olympischen Spiele bankrott gegangen; zwei Jahrtausende lang schon hat das Land eine mehr als wechselvolle und von vielen Schicksalsschlägen behaftete Geschichte hinter sich. Doch genau das ist es auch, was Griechenland so faszinierend macht. Die Wiege der Demokratie. Die griechische Philosophenschule. Der Eid des Hippokrates. Der erste Marathonläufer der Welt (wen kümmert’s, dass er gleich danach tot umgefallen sein soll!). Der von Marathon bis nach Athen gelaufen sein soll, an genau den Punkt, an dem mein griechischer Kollege Ioannis Poulios und ich heute stehen. Ein Schauer durchfährt mich, als ich der Geschichte rund um mich gewahr werde. „Und hier, Elena, hier durch diesen original erhaltenen Tunnel sind die Athleten über zwei Jahrtausende lang in dieses Stadium gelaufen …“
Neben kulinarisch-kulturellen Entdeckungsreisen bin ich in Athen, um mein Team griechischer Kollegen bei der Weiterentwicklung in Sachen religiöser Kulturtourismus zu unterstützen.
Klingt ein wenig kompliziert, ist es aber im Grunde gar nicht. Die EU, gemeinsam mit einer erlesenen Experten-Runde aus Österreich, fördert den Staat Griechenland in der Entwicklung einer nachhaltigen Tourismusstrategie, und zwar insbesondere in den Bereichen Natur, Kultur, Kulinarik und eben Pilgerreisen / religiös motivierter, bzw. spiritueller Kulturtourismus. Sehr spannend das Ganze – und umso mehr, da ich selbst als internationale Expertin mittendrin statt nur dabei bin. Bis Mitte des Jahres 2017 soll es uns gelingen, Kraft mehrerer Griechenlandreisen und intensiver Recherchetätigkeit zu folgerichtigen Schlüssen darüber zu gelangen, wie internationale Best-Practice am besten in die sogenannte „Greek Reality“ einzubringen ist. Meine Aufgabe ist es, Griechenland nicht nur dank meiner internationalen Berufserfahrungen zu unterstützen, sondern auch (möglichst viele, und vielfältige) religiöse Kulturerbestätten im Land selbst zu besichtigen und daraus einen bestmöglich abgestimmten Handlungsplan für das griechische Tourismusministerium zu erstellen – all das mit der Unterstützung eines wunderbaren Teams vor Ort.
Mein erster Tagesausflug zum Thema religiöser Kulturtourismus in Griechenland führt mich überdies nach Korinth, in die Stadt Loutraki: Das Kloster Patapios ist ein Kleinod für sich!
Viele Jahrhunderte Geschichte schlummern in diesen Gemäuern, denke ich als ich vorsichtig einen Fuß vor den anderen setze, behutsam um nur ja nicht die betenden Gäste rund um mich zu erschrecken. Von Athen aus ist es im Grunde ein Leichtes, hierher zu gelangen: Es braucht nur ein wenig Mut zum Abenteuer und Wille zum Weg! Vom Busbahnhof Kifissos aus, den ich mit der Buslinie 51 aus dem Zentrum Athens in einer halben Stunde erreiche, ist es nur eine Stunde an die Küstenstadt Loutraki, die vor allem für ihre Strandhotels sowie das neu gebaute Casino bekannt geworden ist. Gerade mal eine sprichwörtliche Handvoll von Menschen interessieren sich an diesem Tag, einem gewöhnlichen Mittwoch-Morgen im Februar, für das Nonnenkloster Patapios hoch oben auf den Bergen über der Stadt: Der Anfahrtsweg ist nur mittels lokaler Taxis zu schaffen, denn selbst Wanderern kann ohne internationale Wegweiser die weit verzweigte Bergstraße nicht empfohlen werden (es sei denn, Ihr könnt griechische Schilder lesen – eine Sprache, die auch ich unter sechs verschiedenen (noch) nicht beherrsche ..!). Vassiliki, meine liebe Taxifahrerin an diesem Tag jedoch, räumt all meine Bedenken aus, und als wir schließlich oben stehen, kann ich mein Glück kaum fassen, hierher gekommen zu sein. Seht Euch das mal an.
Wohin mich Maria & Maria, das Duo alter Freundinnen die sich „seit 50 Jahren (!) kennen“, zu bester griechischer Musik und dem vielleicht schönsten Ausblick über die Stadt Athen „verschleppt“ haben, das erzähle ich Euch in meinem kulinarischen Reisebericht aus Athen (Vorsicht: Stark appetitanregend!).
Sämtliche Reisefotos aus Griechenland findet Ihr hier:
Und, wann verschlägt es Euch (wieder) nach Athen bzw. Griechenland?
1 Kommentar
Kann man in griechischen Klöstern auch nächtigen?