„Es gibt keine gerade Fläche im Lesachtal“, schmunzelt Brigitte Lugger, und ihre Augen blitzen schelmisch. „Vermutlich auch deshalb waren die Lesachtaler schon seit jeher ein recht erfinderisches Völkchen. Hier, auf über 1.000 Meter Seehöhe mitsamt ihren steil aufragenden Bergwiesen, da hast‘ Dich erst einmal behaupten müssen.“ Immer ein bisschen anders als die anderen, immer ein bisschen einzigartig. Und ruhig. Noch heute ruht der Stolz der Lesachtaler in ihrer Einfachheit: Das Brot, dessen Verarbeitung heute zum Immateriellen Kulturerbe der UNESCO zählt? Aus einfachem Sauerteig gebacken. Die Seilzüge und Wassermühlen im Tal, welche schon in einem Video aus dem Jahr 1953 angepriesen werden? Simple Techniken unter Verwendung lokaler Naturmaterialien.
Selig lächeln sie, die Lesachtaler, wenn von ihrem „naturbelassensten Tal Europa’s“ die Rede ist.
Gewusst wie, das war den Lesachtalern wohl immer schon ein Begriff. Gewusst wie sie bleibt, das hat auch Brigitte Lugger vor gut 30 Jahren: „Den nächstbest’n hob‘ i g’heiratet, jo des wor’s!“
Glucksend erzählt sie uns von ihren ersten Begegnungen mit ihrem heutigen Mann, Leopold Lugger. Als Lehrerin kam sie aus dem benachbarten Gailtal, welches Laien auf der Landkarte leicht als Verlängerung des Lesachtales deuten könnten. „Tatsächlich sind beide Täler aber ganz anders“, betont auch Brigitte jetzt. „Das hab‘ i auch erst einmal lernen müssen.“ Als die „Tiroler Kärnten’s“ sieht sich so manch ein Lesachtaler und weist auf die ursprüngliche Besiedelung durch Ost- und Südtirol hin.
Schon vor 30 Jahren haben die Lesachtaler in Maria Luggau ihren ersten Bauernladen gegründet, welcher von 45 Bauern des Lesachtals beliefert wird. Die „Segeln der Langsamkeit“ nahmen schließlich Kurs auf die heutige „Slow Food Travel“-Auszeichnung.
„Ein Journalist der ZEIT hat dies einmal so bezeichnet: Die ‚Segeln der Langsamkeit‘ hier im Lesachtal“, erzählt uns Brigitte. „Wir sagen eigentlich öfter, ‚Frisch auf!‘ und ‚Glück zu!‘, wenn wieder etwas an Arbeit ansteht. Und die gibt es hier immer.“ Der Blick auf die umliegende Berglandschaft bestätigt die Behauptung, das „naturbelassenste Tal Europa’s“ zu sein: Keine Industrie, kaum ein Einsatz von Landmaschinen, ja nicht einmal das Internet kann der Entschleunigung hier etwas anhaben. Dies merken wir auch beim Essen, bzw. der uns angebotenen frischen Produkte: Bis an meinen Heimatort in Niederösterreich reicht die Energie des „Maiwipferl-Sirup“, welchen ich aktuell mit Wasser verdünnt genieße. „Slow Food Travel„, eine neuartige Bezeichnung für das, was die Lesachtaler immer schon verinnerlicht hatten: Essen, Reisen, Leben, mit Bedacht. Unaufgeregt. Und stark.
Wir reisen weiter – schön langsam, wie es die Kurven des Lesachtales vorgeben! – in das Alpenhotel Wanderniki, in dem Nikolaus Lanner und seine Mutter Rosa Lanner uns in die Geheimnisse des Lesachtaler Brotbackens einweihen.
„Dort drüben, das ist schon Italien“, lächelt Nikolaus Lanner munter und deutet auf die mit letzten Schneeresten bedeckten, hoch aufragenden Berggipfel im Süden. „Der Begriff ‚Slow Food Alpe Adria‘ sowie unsere Auszeichnung zur allerersten ‚Slow Food Travel‚ Destination weltweit rührt immer schon von der glücklichen Verbindung unseres Landes zu unserem absoluten Slow Food-Experten Italien her. Das Element ‚Reise‘ bezeichnet lediglich die in verschiedenen Erlebnis-Bausteinen angebotenen, kulinarischen Reisemöglichkeiten für Besucher. Gemacht haben wir das immer schon“, betont selbiger. Daher sicher auch der Stolz der Lesachtaler, es zu solch einer angesehenen internationalen Auszeichnung geschafft zu haben.
„Slow Food Alpe Adria“ ist übrigens auch auf Facebook vertreten und bietet auf den Seiten des kulinarischen Südens in Kärnten eine schöne Übersicht an kreativ-kulinarischen Angeboten zur Entdeckung dieser einzigartigen „Slow Food Travel“ Destination: http://kulinarik.nlw.at/de/slow-food-travel.
Erst mal aber machen wir uns daran, selbst in das Geheimnis des Lesachtaler Brotes einzutauchen. „Wusstet Ihr, dass es eine recht neugierige Japanerin war, die nicht locker gelassen und den Antrag durchgebracht hat, das Lesachtaler Brot in die Liste des Immateriellen Kulturerbes der UNESCO mit aufzunehmen?!“ Wir staunen ob der Geschichten von Nikolaus Lanner, während seine Mutter Rosa stets fleißig in der Küche werkt und uns einlädt, beim Sauerteig-Kneten selbst Hand an zu legen: Schon wird aus der Kulinarik- eine Kreativ-Reise und wir sind wieder „mittendrin, statt nur dabei“. 😀 Seht Euch das mal an.
Meine KollegInnen haben über ihre Erlebnisse wie folgt berichtet:
- Corinna & Florian (TravelPins.at): „Slow Food Travel im Lesachtal: Ursprünglichkeit im naturbelassensten Tal der Alpen“ & „Slow Food Travel im Gailtal: Zu Gast im köstlichsten Eck Kärntens„
- Gudrun Krinzinger (Reisebloggerin.at): „Slow Food Travel Alpe Adria“ & „Der Mühlenweg in Maria Luggau„
- Angelika Mandler (Wiederunterwegs.com): „Als Vorkosterin unterwegs: Slow Food Travel in Kärnten„
- Anita Arneitz (AnitaAufReisen.at): „Wenn des, wos da is, zur Marke wird: Slow-Food-Travel im Gailtal und Lesachtal“ & „Kulinarische Schätze in Kärnten erleben„
- Christina Leutner (CitySeaCountry.com): „(Vegan) Unterwegs in der weltweit 1. Slow Food Travel Region | Im köstlichsten Eck von Kärnten„
- Lucia Täubler (DieKremserinOnTheGo): „Traum einer Kunsthistorikerin: Maria Loggau“ & „SlowFood Travel im Aufbruch: vom Feinsten„
- Melanie & Jürgen Schlotze (LifeTravellerz.com): „Auszeit in Kärnten – Ein Plädoyer für echtes Essen!„
Hinweis: Wir wurden von der Destination Nassfeld-Lesachtal-Weissensee eingeladen, das „köstlichste Eck‘ Kärntens“ im Rahmen des diesjährigen Reiseblogger-Treffens Österreich kennen zu lernen. Alle Meinungen sind meine eigenen.
4 Kommentare
Liebe Elena, ein sehr schöner Bericht. Ich freue mich, so viele Elemente wieder zu entdecken, die auch mir damals als besonders aufge´fallen sind und die mit ausschlaggebend waren, dass das Lesachtal für mich als ehemalige Wienerin nunmehr seit 12 Jahren zur Heimat geworden ist. Das Besondere gehört bewahrt und geehrt, diese Aufgabe ist nicht nur zu einem meiner Lebensmotti geworden sondern begleitet mich beruflich seit Jahrzehnten. In diesem Sinne darf ich bzgl. folgendem Satz “Wusstet Ihr, dass es eine recht neugierige Japanerin war, die nicht locker gelassen und den Antrag durchgebracht hat, das Lesachtaler Brot in die Liste des Immateriellen Kulturerbes der UNESCO mit aufzunehmen?!” anmerken: Es war keine neugierige Japanerin, sondern ich – gemeinsam mit Lesachtaler Vereinen, die den Antrag bei der UNESCO eingebracht haben. Das „nicht locker lassen“ war bei der Erfolgsgeschichte sicher kein Kriterium. Es gab klare fachliche Kriterien für die Aufnahme in die nationale Liste des immateriellen Kulturerbes, der Antrag war gut aufbereitet und hat diesen Kriterien entsprochen. Es sei ebenso angemerkt, dass es sich NICHT um ein Weltkulturerbe handelt, sondern um eine nationale Liste des immateri´´´´éllen Kulturerbes. Mit Dankk und lieben Grüßen Simone
Liebe Simone,
Vielen herzlichen Dank für Deine ausführlichen Worte, welche mich ehren und zur Klarheit über die Bedeutung des Lesachtaler Brotes als Teil der Liste des Immateriellen Weltkulturerbes beitragen. Bitte entschuldige, dass ich mit meinen Ausführungen etwas daneben gelegen bin – ich hatte diesen O-Ton noch aus der Bevölkerung im Ohr! – und freue mich, dies jetzt Kraft Deiner Hilfe richtig zu stellen.
Großartig, welche wichtige und gute Arbeit Du hier geleistet hast und wie sehr es den Lesachtalern auch und gerade heute gelingt, dies zu vermitteln. Ich fahre ganz sicher (und hoffentlich schon bald!) wieder hin, in Kürze ist ja mit Christian Baumgartner auch wieder ein lieber Freund aus Wien von mir vor Ort. 😉 Eventuell kennt Ihr Euch sogar?
Herzlichen Gruß,
Elena
Ja, den Christian kenn ich 😉 und noch mal: kein WELTkulturbe, sondern NATIONALES Kulturerbe.. 😉 LG Simone
So schließt sich der Kreis, liebe Simone. Danke Dir für all Dein Bemühen; hab’s jetzt auch im Text ausgebessert. 🙂
Lieben Gruß ins Lesachtal,
Elena