Wunderschön: Ich habe das Gefühl, eines der sieben (oder waren es acht?) Weltwunder erlebt zu haben. So einen Canyon, mit solchen Formen & Farben, habe ich wahrhaftig noch nie gesehen – in meiner Erinnerung lässt dieser sogar den Grand Canyon blass aussehen. Zu Recht wurde diese Landschaft vor 10 Jahren als Welterbe deklariert. Raúl, mein Kontakt zur Comunidad Ocumazo und als solcher Teil des „Red Argentina de Turismo Rural Comunitario“ (RATuRC) in Argentinien, hat nichts dagegen, dass ich mich erst ganz spontan zwei Tage vor meiner Anreise per Email melde. Nachfrage, ob es denn so kurzfristig überhaupt möglich sei, ihn und seine Familie im abgelegen Ocumazo-Tal zu besuchen. Nach fünf erstaunlich raschen Email-Antworten ist alles geklärt, von Salta aus werde ich direkt am Busbahnhof von San Salvador de Jujuy im hohen Norden Argentiniens von Raúl und „La Cocinera“ Hilda, der Köchin der Gemeinschaft, abgeholt.
„Turismo Vivencial“ in Ocumazo im Norden Argentiniens
Das müsst ihr gesehen haben. Nicht nur die Städte Argentiniens – Buenos Aires, Ushuaia, El Calafate, Mendoza, Salta: Wer wirklich reisen möchte, sage ich immer, der muss hinaus aufs Land. Raus aus der eigenen Komfortzone und hinein in die Häuser & Herzen der „wahren“ Einheimischen. Da „Reisen mit Einheimischen“ eine meiner Lieblingsarten zu reisen ist, bin ich umso erfreuter, dass es in Argentinien seit wenigen Jahren einen eigenen Reiseführer dafür gibt: Das „Red Argentina de Turismo Rural Comunitario„, kurz RATuRC.
Für zwei Tage lebe, atme und esse ich also mit Raúls Familie, Verwandten und Bekannten und erfahre nebenher alles über die Gemeinschaft am Land. Wie man auf 2.700 Meter Landwirtschaft betreibt, beispielsweise. Was hier alles wächst !!! Pfirsiche, Äpfel, Mais, Bohnen, Getreide, Quinoa, (Ziegen)käse, Brot: Die Menschen sind “reich und glücklich”, es ist schön hier zu sein, Früchte von den Bäumen naschen und dabei total entschleunigt fern jeglicher Zivilisation den Himmel, die Landschaft, die Sterne betrachten zu können … ! Handyempfang gibt es erst wieder am nächsten Hügel, der Aussichtspunkt auf den großartigen Quebrada-Canyon ist drei Stunden, 30 km oder 1.000 Höhenmeter (mit dem Auto, zwischen 3 und 30 km/h über eine Schotter- bzw. Allradstraße …) entfernt. Der Tourismus steht hier ganz am Beginn, erst wenige Paare bzw. Familien haben Ocumazo besucht darunter vorwiegend Argentinier, Franzosen, Spanier oder Deutsche. Und jetzt eben eine Österreicherin 😉 .
Als ich nach 15 Jahren erneut vom Pferd fiel … um Felsmalereien in Ocumazo zu besichtigen
Leute, das war ein Tag … “Reiten? Oh ja, das wird mein vierter Ausritt im Rahmen meiner Südamerika-Reise sein … klar, das geht schon! Ich freue mich!” So oder so ähnlich gab ich in diesem Moment Raúl und seinem Caballero Hector zu verstehen, dass ich mich auf den Ausritt am nächsten Tag freuen würde. Und in der Tat ist es total spektakulär, in dieser Landschaft zu reiten.
Manchmal jedoch packt einen das Reisefieber und schüttelt einen derart, so dass man glaubt nicht mehr aufstehen zu können. In den ersten Sekunden nach meiner Bruchlandung (ich ließ leider instinktiv los, als meine Stute im Flussbett strauchelte) – an der letzten Flussüberquerung als wir um ein Haar angekommen wären, dachte ich nur, “so das war’s jetzt”. Blitzschnell stand ich wieder auf, wie um zu prüfen ob alles noch heil war. Tja, stehen konnte ich, aber wie … Die Tränen traten mir in die Augen, mein Bein tat höllisch weh und der mittlerweile blaue Fleck auf meinem linken äußerend Oberschenkel kann sich sehen lassen! Passend dazu ist der Muskel über dem linken Knöchel ebenfalls sehr beleidigt … Tja. Wer das Abenteuer sucht, wird dies mitunter zu spüren bekommen. Von nun an gilt: Humpelnderweise durch Argentinien bzw. Chile! Gottseidank – oder leider? bleiben mir nur mehr ein paar Tage auf meiner Reise ;). Seufz. Die Felsmalereien über dem Fluss waren es auf jeden Fall wert. Die Tage in der Comunidad Ocumazo bei „meinen Familien“ ebenfalls.