„Porta patet, sed magis cor! – Die Tür ist geöffnet, aber noch mehr das Herz.“ So der Leitspruch des Prämonstratenser Chorherrenstiftes Geras im niederösterreichischen Waldviertel; ein Leitspruch, mit dem ich mich anlässlich meines Besuches der Klostergärten in Niederösterreich eins zu eins identifizieren kann. Tatsächlich ist das Herz hier „oben“, im rauen Klima des Waldviertels, weit geöffnet. Pater Prior Michael Hüttl vom Stift Altenburg beispielsweise trägt seines auf dem Ärmel (offen und herzlich seine Gesten), und an die warmen Worte der Herzlichkeit und Begeisterung des lieben Pater Martin vom weltberühmten Benediktinerstift Melk denke ich noch heute gerne zurück. Schon im Vorjahr habe ich mich von den Klostergärten Niederösterreichs begeistern lassen. Auch dieses Jahr bin ich zurückgekehrt. Und zwar aus gutem Grund.
Allen Stiften gemein ist die Ruhe, die ausgesprochene Freundlichkeit sowie der sorgsame Umgang mit den Gästen. Hierher reist, wer sich rundum wohlfühlen sowie neue Perspektiven gewinnen will. Vor allem zur Hochblüte der Klostergärten im Frühsommer liegt ein wahrer Zauber in der Luft.
Von diesem Zauber, liebe Leser, möchte ich Euch heute berichten. Ein Zauber, der Bände spricht und doch letztendlich zur Stille mahnt. Ein Zauber, der uns Zeitgeschichte erleben und die Reise in das Hier & Jetzt der Klöster mitsamt ihrer historischen Hof-, Park- und Gartenanlagen im 21. Jahrhundert ermöglicht. Entlang von fünf verschiedenen Stiften & Gärten sind wir gereist und haben uns dabei mehr als nur einmal verliebt. Nicht unbedingt in die zugegebenermaßen flotten Patres, doch vielmehr in ihre Worte und ihr Lebensglück, welche sie Kraft der Ruhe und Freude ihres Alltagslebens im Kloster versprühen. Fünf Genussreisetipps machen die Klostergärten Niederösterreichs und ihre dazugehörigen Kulturgeschichten so einzigartig und besonders.
Das Thema Begegnungsqualität steht bei jedem Besuch im Vordergrund. Wohlweislich bieten uns die Patres der Stifte Geras, Altenburg, Zwettl, Melk & Seitenstetten das wahrlich kostbarste Gut überhaupt: Ihre Zeit.
Es ist eine Freude, Kräuterpfarrer Pater Benedikt Felsinger und seinen besinnlichen Worten über die „Pflanzen am Wegesrand“ sowie die seines Kräutergartens im Stift Geras zu lauschen: „Frag‘ die Pflanze nicht, was sie für Dich tun kann, sondern lass sie erst einmal auf Dich wirken. Höre sie und spüre sie in ihrer Gesamtheit. Wir Menschen brauchen die Pflanzen als Mittler zur Aufnahme der Energie von Sonne und Boden. Sie geben uns wirklich alles – wenn wir nur auf sie achten.“ Und so kommt es, dass ich mir als liebste Pflanze im Garten des Kräuterpfarrers wie selbiger die Wegwarte aussuche – eine Pflanze, die mit ihren blau-violetten Blüten vorwiegend am Wegesrand gedeiht und uns Reisende erfreut & begleitet – selbst unter mitunter schwierigen Bedingungen.
Auch im Stift Seitenstetten wird Begegnungsqualität groß geschrieben: Stiftsgärtner Stefan, Frater Antonius sowie gar der Altabt Berthold Heigl begegnen uns bei der abendlichen Gartenrunde durch den Stiftspark. Hier können wir ebenso direkt im Stift nächtigen – und fühlen uns in eine höchst spannende Parallelwelt zu unserem Alltag versetzt. So ein Besuch der Klostergärten und ihrer Bewohner, Pfleger & Vermittler entschleunigt, beruhigt & berührt. Haut & Herz gleichermaßen.
Als Nächstes mögen Gartenkunst sowie die liebreizende Natur der Klostergärten Niederösterreichs im Vordergrund stehen. Wie wirklich wunderschön selbige sind, seht Ihr hier.
Zur Zeit des Frühsommers ist ein Besuch der Klostergärten besonders schön. Einfach alles, so das Gefühl, wächst und sprießt und erfüllt die Luft mit ihrem lieblichem Duft und Zauber. Fast schon poetisch werde ich, als ich frühmorgens im Kräutergarten des Stift Zwettl sitze und mich vom Licht & Duft des Sommers berieseln lasse. Ob es wohl daran liegt, dass ich parallel zu all den Erlebnissen gerade mein erstes Reisebuch verfasse? Möglich ist es. Schließlich hat die Natur uns Menschen schon immer zu inspirieren gewusst.
Wenn Ihr Euch jetzt wundert, ob denn die Klöster & Stift mit der Moderne der heutigen Zeit überhaupt mithalten können, dann wundert Euch nicht länger: iPhones, virtuelle Rundgänge sowie moderne Ausstellungen in der „Kunstwerkstatt Kloster“ sind im Klösterreich längst gang & gebe.
Wir haben den Praxistest hinter uns: Längst sind die Klostermauern nicht mehr so verschlossen, wie sie einst wirkten. Die Patres in den Stiften Geras, Altenburg, Zwettl, Seitenstetten & Zwettl gehen durchaus mit der Zeit. So begegnet uns beim Rundgang durch Stift Zwettl beispielsweise der jüngste Pater der Ordensgemeinschaft in kurzen Hosen und „Diensthandy“ – er ist mit Handwerkern unterwegs und möchte in seinem Auftreten bequem und erreichbar bleiben. Die Fratres Antonius und David vom Stift Seitenstetten sind beide noch keine 30 und schäkern gerne vor der Kamera: Herzlichkeit und Offenheit werden in diesem Stift, welches vielfältige „Gast im Kloster„-Angebote schafft, groß geschrieben. Ultramodern bewegt man sich an den großen „Veranstaltungszentren“ des Stift Melk oder Stift Altenburg, die Altes mit Neuem gekonnt zu verbinden wissen (und wagen). Seht selbst.
Was die Stifte Niederösterreichs darüber hinaus noch alles zu bieten haben, solltet Ihr Euch ebenso wenig entgehen lassen.
Echte Schätze liefern die Stifte: Bibliotheken mit Büchern von unfassbarem Wert. Kleinode aus Gold und Silber, das einem Hören & Sehen vergeht. Deckenfresken & Wandmalereien, die vor Freude, Farben & Ausdruckskraft nur so sprühen. Ein Blick ins „Land für Genießer“ verrät …
Zu guter Letzt verwöhne ich Euch noch mit meinen ganz besonderen Geheimtipps. Was macht jedes Stift und seine Gärten so besonders? Worauf lohnt es sich, bewusst Augenmerk zu legen? Was gilt es bei der Reise in das „Klösterreich“ zu beachten?
Das einzigartige, reich verzierte Fenster aus dem gotischen Kreuzgang des Stift Altenburg ist an die 1000 Jahre alt. Stift Zwettl verschenkt zart duftende Blumen aus seiner reichhaltigen Gartensammlung an Besucher. Die Wendeltreppe auf dem Weg zur Stiftskirche von Stift Melk ist meines Erachtens eine der schönsten überhaupt. Und sonst? „Nun, diese reich bestickten Messgewänder sowie der dazugehörige Schmuck … also ein paar Millionen Euro sind die alleine aufgrund ihres Alters sowie der kostbaren Stoffe schon wert“, hat Frater Antonius vom Stift Seitenstetten gut lachen.
Eine Reise ins Klösterreich von Niederösterreich macht einfach reich. Reich an Eindrücken, aber auch reich an Erkenntnissen. Ich kann nur jedem, der sich ein bisschen nach Erholung & Gartenzauber sehnt, zu solch einer Reise raten. Auch meine lieben Reisefreunde Monika & Petar Fuchs vom Reiseblog TravelWorldOnline kommen bei der „Reise zum Ich“ nur so ins Schwärmen. Hier wird ein jeder reich beschenkt denn …
Hinweis: Wir wurden von den Klöstern & Stiften in Niederösterreich eingeladen, Gärten & Geschichte des „Klösterreich“ zu erkunden. Alle Meinungen sind meine eigenen.
7 Kommentare
Ein schöner Artikel über die Klostergärten im KLÖSTERREICH!
Vielen Dank! 😉 Ich freu‘ mich auch schon auf den nächsten Besuch im KLÖSTERREICH.!
Du zeigst uns hier im Klösterreich wirklich sehr luxuriöse Reiseziele, Elena. Sie verströmen Gelassenheit und Heiterkeit. Ich glaube, wer sich hier Zeit nimmt, kann erfüllt und inspiriert in den Alltag zurück kehren. Und das funktioniert auch ohne Religionszugehörigkeit, einfach weil die Orte und Menschen das gewisse Etwas verströmen.
Vielen Dank für diesen schönen Beitrag!
Liebe Sabine,
Du hast es auf den Punkt gebracht. Vielen Dank für Deine schönen und berührenden Worte !!! Ich kann Dir nur zustimmen: „Wer sich hier Zeit nimmt, kann erfüllt und inspiriert in den Alltag zurück kehren.“
So war es auch bei uns!
Alles Liebe und schönen Gruß,
Elena
Liebe Elena,
ich bin auch gleich mal Fan von deiner FB Seite geworden. Ich finde wirklich interessant was Du so machst!
Viele Grüße aus Holland,
Sabine
Liebe Sabine,
Vielen herzlichen Dank für Deine lieben Worte … 🙂 Ich freue mich schon, wenn wir uns eines Tages persönlich treffen & kennen lernen werden.
Auf bald und alles Liebe, danke Dir nochmals für Dein Interesse an „Creativelena“ 🙂