Donnerstag Abend, der 20. Oktober 2016. Im Hintergrund dringt das geschäftige Treiben einer Großstadt wie Montréal an meine Ohren. Ich seufze. Gut acht Wochen bin ich jetzt in Kanada unterwegs, und noch habe ich gut zwei Wochen, bevor ich wieder zurück nach Europa reise. Nervös tippe ich auf meiner Computer-Tastatur herum. Eine Entscheidung über die (Weiter)Reise steht an. Fast kann ich die Stimmen der letzten Wochen dazu hören: „Montréal … Also wenn Du schon mal hier bist, kannst Du ruhig auch ganz weiter östlich, an die Atlantikküste reisen. Die Leute dort sind die freundlichsten in ganz Kanada! Québec Stadt … Saint John’s … Oh, fahr‘ nach Saint John’s Elena, wenn Du kannst. Es ist WUN-DER-SCHÖN.“
Hm. Hab‘ ich Euch gesagt, dass mir als Sternzeichen Waage mit großem Balance- und Harmoniebedürfnis Entscheidungen immer schon schwer gefallen sind? Montréal, die kanadische Atlantikküste, Saint John’s … Dann, noch ein Mausklick: „Vielen Dank für Ihre Buchung! Hier ist Ihre Flugbestätigung nach Calgary.“
Calgary ?!? Ja. Calgary. Alberta. Die Rocky Mountains.
„Eventually, all the cool people go West …“ 🙂
„Hi Elena, How lovely to hear from you. You have amazing energy to cross the country again! It speaks to the allure of our Rocky Mountains. Gord and I would love to catch up with you. If you need a place to stay, we’d like you to consider staying with us. Also, let us know if you need a ride from the airport. Looking forward to seeing you again! Warm regards, Linda and Gord.“
Während dieser letzten Wochen in Kanada ist mir bewusst geworden, dass ich mich verliebt habe. Nicht (nur) in Kanada als Reiseland – was ja einfach wäre und es tatsächlich ist. Nein, weit mehr. Ich habe mich in all der Zeit in die Menschen Kanadas verliebt. Herz & Seele des Landes in mir aufgenommen. Kanada, das „Dorf“ (denn das bedeutet „Kanada“ in der Sprache der Ureinwohner) kennen gelernt. Mein Dorf gefunden. Meine wunderbaren Kanadier schätzen und lieben gelernt.
Anstatt also noch weiter gen Osten zu reisen, habe ich mich für eine neuerliche „Rückreise“ in den Westen entschieden. Von Montréal bis nach Calgary, habe ich den „Verlockungen der Rocky Mountains“ nachgegeben, wie es meine liebe Freundin Linda in ihrer Email an mich so schön ausdrückt. Linda und ihren Mann Gord habe ich übrigens im Rahmen einer #KensingtonKrawl „Food-Tour“ in der Stadt Toronto kennen gelernt; ich wusste und spürte gleich, ich konnte ihnen vertrauen und sie jederzeit beim Wort nehmen, sie in ihrer Stadt Calgary zu besuchen. Genau das habe ich dann auch gemacht; denn noch mehr als den schönen Besuch bei Freunden brauchte ich auch endlich mal Zeit, um „runterzukommen“. 5.000+ Kilometer quer über den nordamerikanischen Kontinent in weniger als acht Wochen, dazu die ständige Berichterstattung, Bloggen, Social Media, Weiterarbeit an bestehenden Projekten über Skype & Email .. Es kommt die Zeit, da auch die glücklichste & inspirierteste Reise-Seele unter uns mal ein wenig Urlaub machen muss.
Nun denn. Calgary also. „Und wenn Du schon mal hier bist, würden wir Dir gerne auch Drumheller und die Dinos zeigen ..!“
Das zehnjährige Mädchen in mir lächelt. „Toll, dass Du es bis Drumheller schaffst“, sagt auch mein Freund Adam. Freudenstrahlend blicke ich dem Sonnenuntergang über den Rocky Mountains hinterher, und in mir macht sich wohlige Wärme breit. Ehe ich mich’s versehe, bin ich erneut NACH HAUSE gekommen, nehme am Familientisch zum Abendessen Platz, schnitze Kürbisse mit Gord (immerhin, es ist Halloween!), und erlebe ein Stück Alltag mit meinen lieben neuen Freunden in Calgary. Seht Euch das mal an.
Als Nächstes besuchen wir den Ort Drumheller rund eineinhalb Stunden östlich der Stadt. „Bei uns buddelt ein jeder nach Knochen“, so drückt es die Dame von der Kunstgalerie in Drumheller humorvoll wie wahrheitsgemäß aus.
„Mein Vater war Geologe, mein Sohn ist Geologe. Jeden Sommer durchkämme ich den Fluss nach kleinen Muschelteilen, Fossilien oder was auch immer ich finden kann, denn dafür haben die Archäologen kein großes Interesse.“ Lachend erzählt uns die Dame aus ihrem Leben sowie dem der Kleinstadt Drumheller, rund um die in gewaltigen Kalksteinablagerungen die mitunter massivsten Fossilien in der Geschichte des Planeten Erde gefunden werden. „Tyrannosaurus Rex stammt aus Alberta! Ich meine, das will was heißen, meint Ihr nicht?“ Spätestens da müssen wir alle schmunzeln, und mir wird klar, wie viel Stolz in dieser Aussage steckt, in einer Zeit, da die Zukunft einer traditionellen Kohlabbau-Stadt wie Drumheller nicht immer ganz so rosig aussieht. „In den letzten Jahren alleine hat die Wirtschaft von Alberta mehr als 100.000 Jobs eingebüßt“, erklärt mir Gord weitere Zusammenhänge zwischen Alberta’s „oil & gas“ Industrie sowie dem, was wir hier vor Augen sehen. Schön, mit ihm über Wirtschaft, Dinosaurier sowie ganz allgemein das Leben in seiner Heimat zu diskutieren, als wir Drumheller, dem Royal Tyrrell Museum, sowie Horseshoe Canyon einen Besuch abstatten.
Zu guter Letzt habe ich noch mehr süße Überraschungen. Denn noch reden wir gar nicht von meinen lieben Freunden in Banff, denen ich erst ganz spontan, quasi in letzter Minute mitteile, dass ich sie erneut besuchen komme … Nur einer Dame namens Tara Gaucher vom Fairmont Banff Springs Hotel habe ich Bescheid gegeben, dass ich kommen würde. Welche mir dann auch prompt einen Eintritt in die natürlichen Heilwasser-Vorkommen des Willow Stream Healing Mineral Pools Spa verschafft. Dazu zählt das ebenso bemühte Engagement einer Dame namens Louise Healey, die mir gleichzeitig Tickets für das berühmte Banff Mountain Film & Book Festival am selben Wochenende organisiert … Einfach so. Kein Stress hier bei den Kanadiern. Und da ist sie wieder einmal, diese unbändige Freundlichkeit, Hilfsbereitschaft und auch Professionalität seitens sämtlicher Einheimischer, die ich hier in Kanada kennen gelernt habe. Sie alle tun alles in ihrer Macht stehende für jemanden, der wie sie offen ist und sie mit der gleichen Herzlichkeit aufnimmt und ihnen begegnet. So soll es sein …
<3
Back to #myBanff, then …
Hier könnt Ihr Euch noch die gesamte Galerie meiner Reisefotos aus Calgary ansehen:
Dazu habe ich nachfolgendes Reisevideo produziert, welches Euch mit auf meine Reiseabenteuer durch West-Kanada nimmt und Euch die Augen öffnet für die Schönheiten von Vancouver bis weit über die Rocky Mountains hinaus. Ton & Lächeln nicht vergessen! 🙂
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3 Kommentare
Das Dino-Museum ist ja der Hit! Wow, tolle Einblicke in eine neugefundene Heimat. Home is… 🙂
Cheers, L
Aber sowas von, liebe Lucia.
Home always is where the heart is … 😉 Und Kanada hat einfach einen ganz großen Platz in meinem Herzen eingenommen !!
Lieben Gruß und bis bald „über dem großen Teich“ !