Wisst Ihr, was ein „Botanisches Aquarell“ ist? Habt Ihr Euch schon mal in der hohen Kunst der „Teeglasmalerei“ versucht? Und: Seid Ihr schon mal mit einem echten historischen Nachtwächter zur Erkundungstour einer Euch völlig neuen Stadt aufgebrochen? Letzteres kann ich bejahen, hatte ich doch während meiner Nachtwächterführung in der dänischen Stadt Ribe jede Menge Spaß. Von ähnlichen Entdeckungen „direkt vor der Haustür“ hier im niederösterreichischen Mostviertel und unseren abenteuerlichen Streifzügen durch die Kreativ-Region des Kulturpark Eisenstraße möchte ich Euch heute hier berichten.
In der Kartause Gaming regieren Kräuterhexe Claudia & die Künstlerin des „Botanischen Aquarell“, Barbara Schoberberger. Beide sind sie zarte Pflänzchen, die es sich zu besuchen lohnt.
Kultiviert und animiert werden die beiden liebenswerten Damen, welche wir im Rahmen unseres Aufenthalts im Hotel Kartause Gaming kennen lernen, von Hausherrin & Chefin mit kreativem Weitblick, Cornelia Daurer. Sie managt das historische Anwesen des Kartäuser-Klosters als Hochzeits-Location, Kreativwerkstatt, Hotel & Restaurant sowie – man glaubt es kaum – katholische Privatuniversität für amerikanische Austauschstudenten! Die dann eben mal vergnügt in Dirndl & Lederhosen durchs Bild hüpfen. Selig, selbstverständlich. Auch mein Blick wird eins mit ihrer Freude: Herrlich ist es hier, ruhig und einfach schön. Die Kartause Gaming verdient allemal einen längeren Besuch, nicht zuletzt aufgrund der immens einladenden Naturlandschaft ringsum. Seht Euch das mal an.
Für gutes Essen sorgt auch der „Wirt an der Eisenstraße“, Andreas Plappert im Schloss Waidhofen. Mit dem historischen Nachtführer erkunden wir das schmucke Städtchen im Mostviertel.
Es ist schon etwas Besonderes, um Punkt 21.00 Uhr, zu Beginn der Nachtschwärze von einer ebenso „finster gekleideten Gestalt“ aus einem hellen, freundlichen Abendrestaurant „abgeholt zu werden“. Rainer wirkt ernster, als seine wachen Augen es verraten. Noch schenkt er uns kein Lächeln, sondern spielt mit dem Eindruck, den sein Nachtwächter-Aufzug auf uns macht – bestehend aus Laterne, Lanze und Trompete mitsamt schwarzem Umhang und Hut. Eingefangen von der Stimmung, die seine historische Figur umringt, folgen wir ihm bereitwillig nach draußen. Im Hof des Schloss Waidhofen, am Eingang zum ausgezeichneten Eisenstraßewirt Plappert, werden wir von ihm zu einer mehrstündigen Nachtwächter-Führung durch die mittelalterliche Stadt Waidhofen an der Ybbs begrüßt. Schon bald ist das Eis gebrochen und wir lachen mit ihm, lauschen fasziniert seinen Geschichten zur Türkenbelagerung der Stadt, zur Eroberung Waidhofens durch Napoleons Truppen, zur Erbauung der vielen Stadttürme sowie zur Legende um ein Hirtenmädchen. Sicher ist: Die Bewohner Waidhofens hatten nicht immer so viel zu lachen wie wir heute. Geschichte mit Geschichten, das wird uns spätestens beim Aufstieg des Turm von Schloss Waidhofen mit seinen grauenerregenden Foltergeschichten bewusst. Oben serviert uns Rainer dann Birnen- und Zwetschkenschnaps, wie zur Beruhigung. Es ist Mitternacht, und ich „trinke mir Mut an“. Für den langen Abstieg vorbei an den Folterkammern und hinab über den Fluss, nur 100 Meter weiter in mein wohlig-weiches Bett im Hotel Schloss an der Eisenstraße. Gottseidank bin ich im richtigen Jahrhundert aufgewacht!
„Oafoch kema und doa“, lautet das Motto des erstmalig stattfindenden Handwerksmarktes der Burgarena Reinsberg im Mostviertel. Zum Mitmachen regen die vielen kreativen Handwerkskünstler ein für allemal an!
„Oafoch kema und doa“ – einfach kommen und tun. So sind sie, die Mostviertler: Herzlich, zum Mitmachen anregend, bodenständig und geschickt. Vor allem, wenn es um das kreative Handwerk einer gesamten Region geht: Schmieden, Schindeldachdecken, Tram-Hacken, Drechseln, Sensenmähen, Spinnen, Weben, Filzen oder Tee-Glas-Malen. „Ohne Fleiß kein Preis“, das geflügelte Wort trifft hier völlig ins Schwarze. Und so erfreuen wir uns am Fleiß einer ganzen Gemeinde: Seit fast einem Jahr nämlich ist der erstmals stattfindende Handwerksmarkt in der Burgarena Reinsberg, der bei vielen Handwerkern zum Mitmachen einlädt, schon in Vorbereitung. Wir gratulieren Sabine Bruckner und ihrem Team, die uns freundlich auf der Burgarena Reinsberg, inmitten des hügeligen und satt bewaldeten Alpenvorland des Mostviertel begrüßen. Der nächste Handwerksmarkt kommt bestimmt. Spätestens da muss ich mir mein selbstbemaltes, gebranntes Teeglas aus dem Mostviertel abholen kommen. Und unbedingt noch viel mehr vom kreativen Handwerk ausprobieren, was hier geboten wird. Seht selbst!
Hinweis: Wir wurden von der Kreativ-Region Kulturpark Eisenstraße eingeladen, in das niederösterreichische Mostviertel zu reisen. Alle Meinungen sind meine eigenen.