Ich sage Euch, wie es ist: Meine Liebesaffäre mit Kreativ-Reisen geht jetzt schon gut & gerne zehn Jahre. Und nach wie vor bin ich überzeugt, dass diese Form interaktiver Kulturreisen ein ganz wichtiger Bestandteil der momentanen Tourismusentwicklung ist – vom Trend zu kreativ-kulinarischen Stadtführungen weltweit bis hin zu kreativen Kulturreisen mit der einheimischen Bevölkerung Neuseelands. Als die Stadt Linz nun zum internationalen OECD Forum Tourismus & Kreativwirtschaft ausgerufen hat, wusste ich sofort: Da muss ich hin! Was für ein Vergnügen, so viele gleichgesinnte, begeisterte und kreative Menschen aus aller Welt zu treffen, neue Freundschaften & Kontakte zu knüpfen sowie zahlreiche bekannte Gesichter wieder zu sehen, darunter internationale Experten wie Greg Richards, Patrick Bartos und sogar … unseren nationalen „FM4-Radio-Helden“ Stuart Freeman !!!
(Lieber Stuart, es ist wahr: Du bist tatsächlich mein absoluter Lieblings-Radiomoderator weltweit – ohne Deinen intelligenten, scharfsinnigen Humor sowie Deine herzliche Beobachtungsgabe geht es einfach nicht! Wie schön, Dich hier getroffen zu haben 😀 )
In Kürze breche ich zu meiner kreativ-kulinarischen Weltreise samt Buchprojekt auf und fasse daher noch einmal zusammen, was das OECD Forum zum Thema Tourismus & Kreativwirtschaft zu sagen hat. Spannend, in jedem Fall!
Wo (und wie) gedeiht internationale Zusammenarbeit? Kernpunkte aus den Aussagen der OECD Studie „Tourismus & Kreativwirtschaft“.
Nach Greg Richards, einem der führenden internationalen Creative Tourism Research Experts, hat sich Kreativ-Tourismus ungefähr zur selben Zeit wie die „Netzwerkgesellschaft“ entwickelt. Neue Wertvorstellungen und Reiseerfahrungen stellen sowohl die Kreativwirtschaft als auch den Tourismus vor Herausforderungen in der Zusammenarbeit. Als Beispiel führt Greg die Entwicklung in der US-amerikanischen Stadt Santa Fe an. Deren Kulturinitiative SantaFeCreativeTourism.org startete ursprünglich nach den Vorstellungen der lokalen Künstlervereinigung und schuf schon bald eine Plattform für den Austausch zwischen Künstlern und Besuchern, aber auch Einheimischen. Bereits 2008 veranstaltete die Stadt die erste je da gewesene International Creative Tourism Conference. Der direkt Rückfluss der kreativtouristischen Initiative „Creative Tourism Santa Fe“ mag zwar gering wirken, wird in Bezug auf die gesamte Umwegrentabilität innerhalb der Stadt jedoch mit über einer Million Dollar beziffert!
Laut Greg leben wir in einem „neuen Zeitalter“. Der Zugang zu Technologien, die internationale Talenteförderung sowie ein sich ständig erneuerndes Wissen schaffen ein einzigartiges immaterielles Kulturerbe, welches Besucher und Einheimische gleichermaßen „konsumieren“ wie weiterentwickeln. Bereits jetzt ist der Kulturtourismus um diese Facette des kreativen Erlebens reicher. Besucher tragen zu ihrem eigenen Kulturerlebnis bei, wie das Deep Space Projekt im Ars Electronica Centre in Linz zeigt. Auch Patrick Bartos, Geschäftsführer der Kreativregion Linz & Oberösterreich, bestätigt die innovative Vorreiterrolle branchenübergreifender Entwicklungen für den Tourismus: „Twitter, Vine, Couchsurfing & AirBnB verändern, wie wir Tourismus wahrnehmen und erleben. Die ‚game changers‘ im Tourismus stammen nicht zuletzt aus der Kreativwirtschaft selbst.“
Somit bleibt die Frage: Wie kann die Tourismuswirtschaft diese sich stets verändernden Trends erfolgreich aufgreifen und integrieren, anstatt sich ihnen zu verschließen?
Best Practice Beispiele aus der Zusammenarbeit von Tourismus & Kreativwirtschaft: Antworten, Anregungen, Ausblicke.
Schlüsselfaktoren sind wie Katalysatoren in der Zusammenarbeit von Kreativwirtschaft und Tourismus, wie das Beispiel von Linz zeigt: Nicht imperiales Kulturerbe wie in Salzburg oder Wien prägen das Stadtbild, vielmehr ist es die Kreativ- und Kulturwirtschaft welche den Standort Linz attraktiv macht. Dieses Bild kann ich nach unserem Besuch im Rahmen des Österreichischen Reiseblogger-Treffen in der Stadt Linz nur bestätigen. Sämtliche Akteure sind wie „Musiker in einem Orchester“: Zusammen ergeben sie eine klare (Kommunikations)Melodie, welche Besucher wie Einheimische gleichermaßen „hören“ und aufnehmen.
„Geschichten erzählen. Raum schaffen. Akteure aus der Kreativwirtschaft fördern. Wie leben diese Menschen? Wir müssen lernen, die (junge) Kreativszene, ihre individuellen Wünsche & Bedürfnisse, besser zu verstehen.“
Event-basierte Stadtentwicklungsmodelle wie Linz müssen sich an den Erwartungshaltungen & Lifestyle-Faktoren der jungen Kreativen orientieren. Die Organisation „Creative Austria“ beispielsweise widmet sich diesem Thema in Form des berühmten „Storytelling“: Wo sind die Hotspots der kreativen Szene – vom Lendviertel in Graz bis zur Tabakfabrik in Linz? Greg Richards fügt nachstehenden, interessanten Beitrag zur Diskussion hinzu:
„Barcelona sieht Touristen nicht mehr als Touristen an, sondern als zeitweilige Bürger … Die Grenzen zwischen Einheimischen, Touristen und Besuchern verschwimmen zusehends, das Konzept der ‚temporary citizens‘ bildet eine Kernfrage unserer mobilen und sich stets verändernden Gesellschaft.“
Zusammenfassend lässt sich folgendes über Erfolgsfaktoren in der Zusammenarbeit von Tourismus & Kreativwirtschaft sagen:
- Katalysatoren als Antwort auf Herausforderungen & Veränderungen. Ist es ein Rückgang in Besucherzahlen? Ein Problem im kreativen Sektor? Oder ein Event wie die Europäische Kulturhauptstadt? Es gilt herauszufinden, welche Katalysatoren in bestimmten Situationen zum Tragen kommen, sowie diese aktiv für sich zu nutzen.
- Ressourcen. Ohne die nötigen Mittel geht es einfach nicht. Statt weiterhin auf das etablierte Modell öffentlicher Kulturförderungen zu setzen, muss man sich heute eher fragen: Können wir diese oder jene Kulturinitiative auch ohne, oder nur mit geringen öffentlichen Fördermitteln umsetzen? Soll sich die öffentliche Hand dennoch weiter betätigen, zum Beispiel in der Koordination und/oder der Kommunikation?
- Klare Kommunikationsstrategie. Warum entwickeln wir kreative Strategien? An wen richten sie sich? Welche Marktbedürfnisse gibt es? Wie immer sind wir gefordert zuzuhören als auch Bereitschaft zu zeigen, uns beständig weiterzuentwickeln und „die Sprache des jeweils anderen (verstehen) zu lernen“.!