10 Fragen an 10 Influencer: Das Interview. Heute mit: Angelika Mandler von WiederUnterwegs

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Liebe Angelika! Heute möchten wir gerne von Dir wissen, wie Du selbst Dein Berufsbild des „Digital Influencer“ zeichnest. Was gehört für Dich zum „ganz normalen Alltag“, wie sehr erlebst Du Dich & Deine Community beim Reisen, wohin darf und wird der Weg Dich führen?

Wir sind gespannt auf Deine Antworten! Los geht’s 🙂

 

Als professionelle Reisebloggerin bei www.wiederunterwegs.com : Was verstehst Du selbst unter dem neuen Berufsbild des „Digital Influencer“? Welche Erfolgsfaktoren zählst Du hier dazu, und wie sieht der Weg dorthin aus?

Mir gefällt der Ausdruck nicht besonders, er klingt so bemüht und „gewollt“ – typisch Business eben. Als österreichische Reisebloggerin möchte ich mich nicht unbedingt so bezeichnen. Vielmehr ist es mir ein Anliegen, mit meinen Reiseberichten Anregungen und Tipps für Reisende „wie Du & Ich“ zu geben. Denn auch der Begriff des „Digital Influencers“ wird wieder verschwinden. Was bleibt, sind hochqualitative, authente Content-Produzenten wie wir Reiseblogger, die Texte, Fotos und Videos liefern, um zu informieren, anzuregen und zu inspirieren. Einen Zwang, jemanden dabei digital „beeinflussen“ zu müssen, möchte ich mir nicht unbedingt auferlegen lassen.

 

Dein bislang erfolgreichstes Projekt als Unternehmerin „WiederUnterwegs“? Woran misst Du diesen Erfolg? Nenne uns gerne ein bis zwei konkrete Beispiele.

Meinen Reiseblog gibt es nun seit beinahe vier Jahren. Seit gut einem Jahr kann ich sagen: Ja, ich bin sehr zufrieden, dass es endlich in die richtige Richtung geht. Ich fühle mich von den touristischen Leistungspartnern sowohl national als auch international immer mehr wertgeschätzt und bekomme kaum mehr Anfragen, in denen meine Arbeitsleistung gratis erwartet wird („Weil Sie ja unser Hotel testen dürfen“ etwa …).

Erfolg bedeutet für mich eine Zusammenarbeit, die mit einem guten und höflichen Ton beginnt und in der sich wertschätzende Partner bereits vorab über meine Arbeit und meinen Reiseblog informiert haben. Gute Kooperationen in der jünsten Vergangenheit waren individuelle Recherchereisen durch Slowenien sowie Projekte mit Autoherstellern, die Roadtrips in Auftrag gaben. Sie ließen mir dabei viel Spielraum für meine Vorlieben, wie etwa das Thema „Reisen mit Hund„, und haben diese im Anschluss auch perfekt medial verwertetet. Dazu gesellen sich nationale und internationale Webportale mit Aufträgen für Reiseberichte und Fotos.

Einen wichtigen Stellenwert nimmt auch unser #7Ways2Travel-Projekt ein: Hier haben sich sieben österreichische Reiseblogs zusammengeschlossen, um gemeinsam mediale Kampagnen für Kunden aus dem Tourismus anzubieten und aufzubereiten.

 

Warum gehst Du selbst (noch) auf Reisemessen, Konferenzen, etc.? Welche Kriterien sind hier für Dich ausschlaggebend?

Reisemessen haben für mich nur noch dahingehend Bedeutung, als ich sie fürs Netzwerken mit touristischen Partnern und zum Kennenlernen von Kollegen nutze. Ich stelle mich gerne persönlich vor, nachdem der erste Kontakt per Email hergestellt ist. Telefonate versuche ich weitgehend zu vermeiden: Lieber bereite ich mich akribisch schriftlich vor und präsentiere mich danach persönlich. Dafür sind Reisemessen optimal geeignet.

Gerne nutze ich auch die Möglichkeit zur Weiterbildung auf Blogger-Konferenzen: Hier ist für mich wichtig, dass in den Workshops keine Allgemeinplätze gelehrt werden, sondern dass konkrete Tipps und Hilfestellungen von Menschen aus der Branche gegeben werden – theoretische Abhandlungen und pseudo-motivatorische Coachings kann ich nicht brauchen. Ich liebe Facts und handfeste Antworten auf meine Fragen.

Angelika Mandler, unterwegs mit dem Campern in Australien!

Angelika Mandler, unterwegs mit dem Campervan in Australien!

 

Du bloggst jetzt seit mehreren Jahren und bist ein Profi im Geschäft des „Digital (Travel) News Sharing“ geworden. Wohin soll die Reise Deines Einflussbereiches künftig gehen? Welche Geschäftsfelder möchtest Du Dir noch erarbeiten und / oder weiter ausbauen?

Ich sehe mich bereits jetzt mit WiederUnterwegs.com als professioneller, digitaler Medienpartner für Regionen, touristische Dienstleister, Tourismusorganisationen, Hotels etc. Da Online-Bewertungen immer wichtiger werden, werden auch die Berichte der Reiseblogger immer lieber gelesen und diesen der Vorrang vor geschönten PR-Berichten und Imagebroschüren gegeben.

Natürlich interessiert es Hundebesitzer, was ich erlebt habe und wie ich mich in der Urlaubsregion mit Vierbeiner zurecht gefunden habe. Und zwar deutlich mehr, als nur perfekte Bilder von perfekten Landschaften mit perfekten Werbetexten zu lesen. Der persönliche Tipp ist viel mehr wert als der schönste PR-Text.

Das stellen auch immer mehr potentielle Auftraggeber fest; und irgendwann werden auch sie die „Angst vor Reisebloggern“ verlieren. Auch dann, wenn wir ehrlich etwas am Aufenthalt bemängeln müssen: Fehlende Leselampen, nicht vorhandene Nachtkästchen, unfreundliches Personal, etc. Diesen authenten Reiseberichten werden sich die Touristiker stellen müssen, aber sie haben damit auch die Chance, von Kooperationen mit uns Reisebloggern zu profitieren. Sofern sie – wie überall in der Wirtschaft üblich – von der Vorstellung Abstand nehmen, dass wir gratis für sie arbeiten, für sie PR machen und noch dazu als Buchungsmaschine fungieren.

Neben der authenten Reiseberichterstattung für Web und Print liegt ein weiterer Fokus für mich auch in der Content-Produktion für andere Portale: So kann ich eine Reise öfter aufarbeiten, die vielen Tausend Fotos besser verwerten und medial noch präsenter werden.

 

Dein größter Tipp an Kooperationspartner?

Wie bei jedem Auftrag gilt: Vorher im Bereich der Reiseblogger recherchieren und von der unrealistischen Vorstellung abkommen, dass mediale Leistungen gratis zur Verfügung gestellt werden können. Nächtigungen in Hotels etwa und Programme vorort sind für uns Reiseblogger die Arbeitsmittel, ohne die wir gar nicht erst produzieren können. Also wie überall in der Wirtschaft: Angebote einholen, vergleichen, verhandeln, miteinander reden, beidseitige Vorstellungen abstecken und so realistisch wie möglich halten.

Auch Reiseblogger sind sich untereinander Kooperationspartner: Vielen Dank für das nette Bild zusammen, liebe Angelika!

Auch Reiseblogger sind sich untereinander Kooperationspartner: Vielen Dank für das nette Bild zusammen, liebe Angelika!

 

Wie recherchierst Du selbst Deine Reiseziele? Sind Meinungen weiterer Berufskollegen für Dich ausschlaggebend, lässt Du Dich gerne überraschen, wie bzw. was planst Du, was nicht?

Drei bis vier Wochen pro Jahr gehe ich meinen eigenen, höchstpersönlichen Reisevorlieben nach: Flusswandern mit Hund, Schwimmen und Camping. Alle anderen Tage im Jahr sind reserviert für Rechercheaufträge, Pressereisen und individuelle Reise-Aufträge. Dabei lasse ich mich von Agenturen, Pressekonferenzen und auch anderen Reisebloggern gerne inspirieren.

 

Worin besteht für Dich die größte Inspiration beim Reisen? Und beim Schreiben (Fotografieren, Filmen …)?

Die Natur und mein Hund regen mich immer wieder an, sowohl zum Reisen, als auch zum Schreiben und Fotografieren. Gerne würde ich auch mehr filmen. Aber ich habe nur zwei Hände und einen sehr ungestümen Vierbeiner!

 

Was hast Du immer dabei?

Rucksack, Smartphone, Ersatzkamera, Schreibsachen, Sonnenbrille, Kopfbedeckung und Halstuch, Feuchttücher, und bei Bedarf Hunde-Equipment für alle Fälle …

... sowie natürlich meine Visitenkarten!

… sowie natürlich meine Visitenkarten: „WiederUnterwegs“, vom Weinviertel in die Welt.

 

Wodurch und womit entspannst Du Dich (wirklich)? Lass’ uns in die kleinen Pausen in Deinem geschäftigen Alltag blicken …!

Das ist mit Abstand die schwierigste Frage in diesem Interview, vielleicht sogar die schwierigste in meinem Leben … Ganz im Ernst. Es fällt mir sehr schwer, mich wirklich zu entspannen. Seitdem ich daheim ein Home-Office eingerichtet habe, ist auch mein Haus nicht mehr wirklich ein privater, entspannender Rückzugsort. Aber beim täglichen Lesen (Themen, die mit Reisen gar nichts zu tun haben: Geschichte, Literatur) komme ich schon sehr nah ran an die Entspannung. Falls ich vorher nicht einschlafe.

Sehr entschleunigend wirkt auf mich auch „Vor dem Campingbus sitzen“ – und zwar ohne Smartphone, dafür mit meinem Mann (möglichst auch ohne Smartphone) und Hund. Auch persönliche Urlaubsfahrten ohne Rechercheauftrag sind per se entspannend für mich.

 

Und zu guter Letzt : Nenne mir drei gute Gründe, warum ich sofort (wieder) auf Deinen Blog schauen sollte! Was zeichnet „WiederUnterwegs“ besonders aus? Was stellen Deine Leser, Deine Community, immer wieder fest? Worauf bist Du besonders stolz?

Ich nehme mir kein Blatt vor den Mund, schreibe meistens witzig und ehrlicher, als es die Auftraggeber manchmal erwarten. Und was mich an MEINEM Reiseblog besonders freut: Ich kann meine höchstpersönlichen Interessen, Gedanken und Überlegungen jederzeit reinbringen, meine jeweilige aktuelle Lektüre mit der letzen Reise in Zusammenhang bringen und meine eigenen Zusammenhänge erdenken. Unter der Rubrik „Höchstpersönlich“ finden sich solche eigenwilligen Reiseberichte, immer mit einem ironischen Auge – auf mich selbst.

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Vielen Dank, liebe Angelika, für das interessante Interview!

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