Lieber Gerhard! Heute möchten wir gerne von Dir wissen, wie Du selbst Dein Berufsbild des „Digital Influencer“ zeichnest. Was gehört für Dich zum „ganz normalen Alltag“, wie sehr erlebst Du Dich & Deine Community beim Reisen, wohin darf und wird der Weg Dich führen?
Wir sind gespannt auf Deine Antworten! Los geht’s 🙂
Als professioneller Reiseblogger bei www.andersreisen.net : Was verstehst Du selbst unter dem neuen Berufsbild des „Digital Influencer“? Welche Erfolgsfaktoren zählst Du hier dazu, und wie sieht der Weg dorthin aus?
Das Feld rund ums Bloggen und digitale Influencer ist im Augenblick extrem dynamisch. Längst sind es nicht mehr nur die Blogs, die hier eine Rolle spielen: Instagram & Co. haben ebenfalls den Markt erobert. Mein persönliches Steckenpferd ist weiterhin das Blog. Ich mag Informationen, die nicht am nächsten Tag wieder verpufft sind und über längere Zeit für Leser nützlich sind.
Und da bin ich bei einem meiner persönlichen Erfolgsfaktoren: Informationen sollen den Lesern nützen. Sie können Spaß bringen und das Fernweh schüren – etwa durch spannende Reisegeschichten, tolle Bilder oder Videos. Oder sie können auch Reisende mit praktischen Tipps unterstützen. Für mich stehen bei meinen Veröffentlichungen die Leser im Vordergrund.
Dein bislang erfolgreichstes Projekt als Unternehmer „Andersreisen“? Woran misst Du diesen Erfolg? Nenne uns gerne ein bis zwei konkrete Beispiele.
Als „Andersreisender“ bin ich bis zum vergangenen Jahr nur im Blog und Social Media aufgetreten. Von da her sind auch das Blog und seine Social Media Kanäle an sich eines meiner erfolgreichen Eckpfeiler. Die Kanäle sind gleichzeitig redaktioneller Informationskanal, Marketinginstrument und „Spielwiese“, um neues auszuprobieren. Im Reiseblog erreichte ich im März 2017 über 36.000 Besucher. Besonders freue ich mich über persönliche Nachrichten von Lesern, etwa wenn sie sich für meine Tipps bedanken oder sich gerade für eine Reise vorbereiten. Das sind für mich, neben den in Zahlen messbaren Erfolgen, genau jene Momente, die meine Arbeit bestätigen.
Warum gehst Du selbst (noch) auf Reisemessen, Konferenzen, etc.? Welche Kriterien sind hier für Dich ausschlaggebend?
Reisemessen und Konferenzen sind für mich eine gute Möglichkeit, mich mit Bloggerkollegen, Kooperationspartnern und potentiellen Kunden auszutauschen. Die ITB (Internationale Tourismus Börse) in Berlin ist einer meiner Fixpunkte im Jahreskalender.
Aus mancher Begegnung ist auch schon ein interessantes, gemeinsames Projekt geworden. Projekte wie z.B. das gemeinsame Reiseblogger-Projekt #7ways2travel wäre ohne vorangegangene Vernetzung nicht möglich. Hier haben sich sieben bekannte, österreichische Reiseblogger zusammengeschlossen und berichten jeden Monat aus ihrer persönlichen Sicht über ein gemeinsames Reisethema. Außerdem vermarkten wir das Projekt gemeinsam und arbeiten bereits mit den ersten Kooperationspartnern zusammen.
Ein anderes Beispiel sind gemeinsame Seminare mit Karim-Patrick Bannour von der Social Media-Agentur Viermalvier in Salzburg. Karim liefert für die Seminare zum Thema „Social Media und Bloggen in Tourismusunternehmen“ sein umfangreiches Social Media Know-How, ich bringe die Themen aus Blogger-Sicht ein. In einem anderen Kurs geben wir unser Wissen über Live-Videos im Internet weiter. Karim habe ich bei der #ABCstar Bloggerkonferenz in Linz kennen gelernt. Ohne ein vorheriges Beschnuppern wären solche Projekte nicht möglich.
Etwas müde bin ich vom Besuch von Konferenzen und Seminaren, die sehr breit aufgestellt sind und thematisch nicht wirklich in die Tiefe gehen. Wenn es um neues Wissen geht, setze ich lieber auf punktuelle Seminare zu konkreten Themen, die mich interessieren.
Du bloggst jetzt seit mehreren Jahren und bist ein Profi im Geschäft des „Digital (Travel) News Sharing“ geworden. Wohin soll die Reise Deines Einflussbereiches künftig gehen? Welche Geschäftsfelder möchtest Du Dir noch erarbeiten und / oder weiter ausbauen?
Ich betreibe das Andersreisen-Blog seit 2009, bin also eines der „Urgesteine“ in der Reiseblogger-Szene. Beim Blick über die Jahre zurück sieht man, wie extrem schnell sich die Szene entwickelt und verändert. Es ist wichtig, dass man auch bei den zukünftigen, technischen Entwicklungen am Ball bleibt. Ich denke aber auch, dass mit der Zeit eine Spezialisierung auf bestimmte Social Media Kanäle eintreten wird und sich Influencer immer mehr auf bestimmte Verbreitungswege konzentrieren werden.
Außerdem ist ein eine Fokussierung bei den Themen wichtig. An dieser Positionierung arbeite ich regelmäßig im Andersreisen-Blog. Wer im Archiv blättert stellt fest, dass manche Themen nicht mehr im Blog aufgegriffen werden und sogar immer wieder alte Beiträge verschwinden. Andere werden gestärkt, wie z.B. die besonderen und einmaligen Reise-Erlebnisse. Die Bahnreise-Tipps und -Themen sowie Individualreistipps sind über all die Jahre präsent. Das sind auch die Kernthemen des Andersreisen-Blogs: Individualreisen, Bahnreisen und einmalige Reiseerlebnisse.
Andersreisen ist mittlerweile mehr als nur ein Reiseblog. Bei mir sind die Berichterstattung im Internet (Blog, Social Media …), Reportagen in Zeitungen und Magazinen sowie Live-Reportagen mit Bildern und Videos auf der Leinwand eng verknüpft. Ich arbeite gerade daran, die Verknüpfung zwischen Blog und Shows noch weiter zu intensivieren.
Auch das Feld „Live-Videos von unterwegs“ soll ausgebaut werden. Hier habe ich bereits für Kooperationspartner Facebook- und Instagram-Kanäle übernommen und dann während Veranstaltungen Live berichtet. Es ist eine sehr neue Darstellungsform, die auch einiges an Potential hat.
Dein größter Tipp an Kooperationspartner?
Wenn es um Recherchereisen geht: Vorher die Themen in meinem Blog anschauen. Ich nehme nur dann an Blogger- oder Pressereisen teil, wenn sie für mich thematisch passen und ich denke, dass die Themen auch für meine Leser interessant sind. Ich nehme nur sehr selten an Blogger- und Pressereisen teil, die meisten meiner Reisen sind selbst finanziert. So können umgekehrt Kooperationspartner, die gerne den „Anders-Reisen Spirit“ z.B. bei ihren Veranstaltungen oder durch Beiträge im eigenen Corporate-Blog nutzen möchten, von einem spannenden Umfeld profitieren. Wer gerne kooperieren möchte, darf sich jederzeit per Mail melden.
Wie recherchierst Du selbst Deine Reiseziele? Sind Meinungen weiterer Berufskollegen für Dich ausschlaggebend, lässt Du Dich gerne überraschen, wie bzw. was planst Du, was nicht?
Kommt drauf an. Eckdaten der Reisen recherchiere ich vorab. Manchmal gibt’s auch schon Ideen, z.B. für tolle Tauchspots oder abenteuerliche Ecken des Landes, die ich gerne sehen möchte. Vor Ort weiche ich gerne auch von meinen Plänen ab und lasse mich inspirieren.
Wie ich eine Reise angehe, kommt aufs Reiseziel und die Reisezeit an. Durch manche Städte kann man sich treiben lassen und entdeckt jede Sekunde etwas Beeindruckendes, Neues. Bei meinen Fernreisen bin ich oft mehrere Monate unterwegs. In Südostasien plane ich den Reiseverlauf meist nur zwei bis drei Tage vor, diese Länder bieten eine sehr gute Verkehrsinfrastruktur und sind einfach zu bereisen. Andere Ziele, wie z.B. Kuba, müssen wegen der hoffnungslos überlasteten Infrastruktur genauer geplant werden.
Worin besteht für Dich die größte Inspiration beim Reisen? Und beim Schreiben (Fotografieren, Filmen …)?
Ich fotografiere und filme gerne, sitze aber auch manchmal gerne nur in einem Café, beobachte die Szene und mache meine Notizen. Wenn es gut werden soll, muss man sich entweder auf Fotografieren oder Filmen konzentrieren – beides parallel führt meist zu keinem guten Ergebnis. Darum entscheide ich mich oft fürs Foto, da ich die Bilder besser auf unterschiedlichen Kanälen verwenden kann.
Was hast Du immer dabei?
iPhone.
Wodurch und womit entspannst Du Dich (wirklich)? Lass’ uns in die kleinen Pausen in Deinem geschäftigen Alltag blicken …!
Ich revidiere meine letzte Antwort. Das Smartphone ist bei den „kleinen Pausen“ meist nicht dabei. Es hört sich überhaupt nicht nach „digital Influencer“ an – aber ich bin auch total gerne offline. Zu Hause geht das ganz gut am Motorrad, beim Tauchen oder am Fahrrad. Oft reichen schon 30 Minuten „an der frischen Luft“, um runterzukommen. Ich treffe mich auch sehr gerne mit Freunden oder koche stundenlang. Für so eine Koch-Orgie braucht’s meist etwas mehr Zeit.
Auf Reisen gibt es an sich schon jede Menge Momente um zu entspannen. Da halte ich es eher mit dem Motto „genieße den Moment“.
Und zu guter Letzt : Nenne mir drei gute Gründe, warum ich sofort (wieder) auf Deinen Blog schauen sollte! Was zeichnet „Andersreisen“ besonders aus? Was stellen Deine Leser, Deine Community, immer wieder fest? Worauf bist Du besonders stolz?
Weil Du bei mir abenteuerliche Reisereportagen, weltweite Bahnreisen und besondere Reiseerlebnisse findest. Natürlich alles inklusive Tipps und selbst erlebt. Darum solltest Du bei mir vorbei schauen.
Ich freue mich auf Euren Besuch!
Vielen Dank, lieber Gerhard, für das interessante Interview!