10 Fragen an 10 Influencer: Das Interview. Heute mit: Matthias Derhake von TravelTelling

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Lieber Matthias! Heute möchten wir gerne von Dir wissen, wie Du selbst Dein Berufsbild des „Digital Influencer“ zeichnest. Was gehört für Dich zum „ganz normalen Alltag“, wie sehr erlebst Du Dich & Deine Community beim Reisen, wohin darf und wird der Weg Dich führen?

Wir sind gespannt auf Deine Antworten! Los geht’s 🙂

 

Als professioneller Reiseblogger bei www.traveltelling.net : Was verstehst Du selbst unter dem neuen Berufsbild des „Digital Influencer“? Welche Erfolgsfaktoren zählst Du hier dazu, und wie sieht der Weg dorthin aus?

Ich muss zugeben, dass ich den Begriff des „Digital Influencer“ nicht wirklich mag. Er klingt für mich persönlich zu business-like und trendig. Ich identifiziere mich lieber als Reiseblogger. Jemand, der durch seine Reiseberichte andere Reisende inspiriert.

Influencer sind entstanden, da die heutige Generation, die im Informations- und Internetzeitalter groß geworden ist bzw. in diese hinein geboren wurde, traditionellen Marketingmaßnahmen und Firmen eher kritisch gegenüber steht. Man verlässt sich heute mehr denn je auf Bewertungen anderer Käufer. Digitale Influencer berichten leidenschaftlich (und neutral) über Dinge, die sie wirklich interessieren, für die sie brennen, wie zum Beispiel das Reisen. Am besten noch spezifischer in einer Nische, wie zum Beispiel: „Alleine Reisen als Frau“, „Reisen mit dem Rollstuhl“, oder „Reisen mit Handgepäck“. Blogger werden dadurch schnell zu Experten in ihrem Feld. Sie sind authentisch und glaubwürdig und geben meist bessere Tipps und Informationen, als man sie sonst irgendwo im Netz findet.

Um erfolgreich zu werden und vor allem zu bleiben, ist es meiner Meinung nach am wichtigsten, authentisch und ehrlich zu sein und sich und seinen Werten als Blogger treu zu bleiben. Ebenso wichtig ist es, einen umfassenden Mehrwert für seine Leser zu liefern und sich nicht kaufen zu lassen. Außerdem sollte man sich und seinen Blog stets weiterentwickeln, sich neu vernetzen und sich wichtige Dinge wie SEO, Wordpress und Social Media Skills aneignen.

Der Weg ist steinig. Du musst alle Probleme selber lösen und Dich immer wieder neu erfinden. Der wichtigste Erfolgsfaktor ist Geduld. Bis Dein Blog gute Zugriffszahlen aufweist, wird viel Zeit vergehen. Nicht frühzeitig aufzugeben und motiviert zu bleiben, ist wohl die größte Herausforderung, die Du dabei meistern musst. Ach ja, und versuche, es nicht allen Recht zu machen, sondern sei einfach Du selbst – auch und gerade beim Schreiben!

... (c) Matthias Derhake / TravelTelling.

Blick auf den Strand beim Camping in Neuseeland: Die größten Dinge im Leben, sind oft die ganz kleinen Augenblicke (c) Matthias Derhake / TravelTelling.

 

Dein bislang erfolgreichstes Projekt als Unternehmer „TravelTelling“? Woran misst Du diesen Erfolg? Nenne uns gerne ein bis zwei konkrete Beispiele.

TravelTelling ist ein Nischenreiseblog, der sich vor allem auf Slow Travel, also langsames, verträgliches und aktives Reisen konzentriert – fernab der gängigen Massentourismuspfade. Der Erfolg misst sich zum einen an den Klickzahlen sowie an der Interaktion auf dem Blog und den Social Media Kanälen.

Zum anderen merke ich aber auch, dass gerade das Nischenthema des „langsamen Reisens“ auf immer mehr Interesse stößt und somit natürliches Wachstum unter den Lesern & Followern entsteht. Es freut mich total, wenn ich Menschen für langsames und verantwortungsbewusstes Reisen inspirieren kann, da dieses Thema so essentiell für die Zukunft unseres Planeten ist. Zwischendurch berichte ich aber auch immer wieder über Geschichten aus meinem Leben, sprich persönliche Herausforderungen, Entwicklungen, und Lernprozesse. Die Leser können sich damit identifizieren und finden es schön, wenn man auch mal über Schwächen und Emotionen schreibt. Die Klickzahlen und das Feedback auf diese Artikel überraschen mich immer wieder.

Zum anderen ist da mein Hintergrund im Tourismus und Online Marketing, der mir geholfen hat. Dadurch habe ich mir viel Recherche-Arbeit sparen können. Was mich außerdem immer wieder freut, ist das positive Feedback von Kooperationspartnern: Richtig überrascht war ich, als sich der deutsche Fernsehsender WDR bei mir gemeldet und einen kurzen Bericht über meine Arbeit ausgestrahlt hat!

 

Warum gehst Du selbst (noch) auf Reisemessen, Konferenzen, etc.? Welche Kriterien sind hier für Dich ausschlaggebend?

Die ITB und den World Travel Market besuche ich regelmäßig seit 2006. Damals noch als Tourismusstudent, später als Mitarbeiter von Reiseveranstaltern, und seit 2014 auch als Reiseblogger. Der Input, den ich gerade in den Seminaren des World Travel Markets bekomme, ist meiner Meinung nach der beste – nicht nur zu Beginn, sondern auch in fortlaufenden Bloggerjahren. Normalerweise überlege ich mir ein Reisevorhaben, wie zum Beispiel unsere Radreise durch Südosteuropa vor zwei Jahren, suche mir die passenden Kooperationspartner und treffe diese dann auf den Messen, um aus der Idee ein Projekt zu formen. Ein anderer wichtiger Punkt ist das Wiedersehen alter Freunde und Bloggerkollegen, das gemeinsame Feiern, das Netzwerken und die damit verbundenen Abendveranstaltungen.

 

Du bloggst jetzt seit mehreren Jahren und bist ein Profi im Geschäft des „Digital (Travel) News Sharing“ geworden. Wohin soll die Reise Deines Einflussbereiches künftig gehen? Welche Geschäftsfelder möchtest Du Dir noch erarbeiten und / oder weiter ausbauen?

Als Blogger hat man immer zu viele Ideen, zu wenig Zeit und noch weniger Geld, um alles umsetzen zu können. Dadurch lernt man meines Erachtens noch besser, Prioritäten zu setzen und effizienter zu arbeiten. Nach der Einführung von monatlichen Gewinnspielen und einem monatlichem Newsletter, stehen für 2017 noch vier weitere Projekte im Fokus. Die Blogbeiträge sollen in Zukunft durch noch besseres Storytelling und einen höheren Mehrwert für den Leser noch interessanter werden, um TravelTelling auf ein noch qualitativeres Level zu bringen. Das zweite Projekt heißt TravelTelling TV. Hier steht der Ausbau des YouTube-Kanals im Vordergrund. Sprich mehr Videos in Vlog Form. Das letzte Video vom längsten Flug der Welt wurde in nur einem Monat ganze 2600 Mal geklickt, und das bei gerade mal 80 Abonnenten. Das ist schon beachtlich.

Natürlich tut sich auch reisetechnisch einiges. Meine Freundin Barbara und ich sind seit ein paar Tagen zurück auf unserem heißgeliebten Balkan und werden durch Mazedonien, den Kosovo, Albanien, Montenegro und Bosnien reisen. Hier sitze ich auch gerade in einem kleinen urgemütlichen Hostel in Skopje, wo ich das Interview schreibe. Ende des Sommers wird es dann eventuell noch eine längere, außergewöhnliche Reise geben, allerdings ist sie momentan nur eine Idee und noch nicht spruchreif. Barbara ist mittlerweile immer auf Reisen dabei und greift mir bei einigen Projekten, wie zum Beispiel unserem ersten E-Book, tatkräftig unter die Arme. Das E-Book handelt von unserer Radreise und ist ein Herzensprojekt: Eine Liebeserklärung ans langsame Reisen und an den Balkan. Auf über 150 Seiten berichten wir in Text und Bildern von unserer 2.500 km langen Radreise von Deutschland bis nach Rumänien. Anfang Juni wird es auf Amazon erscheinen. Wir sind schon sehr gespannt! Nach unserer aktuellen Reise werden wir es dann auch noch ausführlicher bewerben. Das wären dann auch erstmal genug Projekte für 2017.

E Book Radreise Donauradweg

 

Dein größter Tipp an Kooperationspartner?

Lieber PR-Agentur-Mensch! Bitte achte auf Authentizität, die passende Nische und lass Dich nicht von Accounts mit Followerzahlen jenseits der 10.000 blenden, die keine verhältnismäßige Interaktion bieten. Hör auf Empfehlungen und Erfahrungswerte von Kollegen. Ich kann gut nachvollziehen, wenn du Standard-Templates versendest, das mache ich auch. Füge trotzdem einen persönlichen Touch hinzu und schau Dir kurz die „Über mich Sektion“ des Bloggers, sowie ein bis zwei Blogartikel an. Diese Zeit ist besser investiert, als das Geld, das Du zum Fenster hinausschmeißt, wenn Du es nicht tust.

Wie auch Du bekomme ich täglich unspektakuläre Standard-Kooperationsanfragen, die mir nicht erklären können, was ich genau von dieser Kooperation haben sollte. Durch Facebookgruppen sind Blogger besser vernetzt als kaum jemand anderer. Wir helfen uns gegenseitig und tauschen uns in den Gruppen zu schlechten Erfahrungen mit Kooperationspartnern aus. Es gibt nur eine Chance für den ersten Eindruck: Do it right! Denn so bekommst Du nicht nur den gewünschten Return on Investment im Sinne von Brand Awareness, sondern auch das mindestens genauso wichtige, gute Verhältnis für zukünftige Zusammenarbeiten, auch mit anderen Bloggern. Zusammen reden und sich mit Respekt behandeln, macht es einfacher. So kommen alle schneller an ihr Ziel.

 

Wie recherchierst Du selbst Deine Reiseziele? Sind Meinungen weiterer Berufskollegen für Dich ausschlaggebend, lässt Du Dich gerne überraschen, wie bzw. was planst Du, was nicht?

Wenn ich die Idee für eine Reise habe, führt mich mein erster Weg über Google zu anderen Reiseblogs. Meine Informationen hole ich mir mittlerweile ausschließlich zuerst von Blogs, dann von den Seiten der Tourismusbehörden, von Foren sowie auch von YouTube Videos. Gerade zu unbekannteren Destinationen sind die ersten Treffer meiner Suchanfragen ausschließlich Reiseblogs. Regionen wie Kanada oder Nordamerika insgesamt haben bisher noch nicht mein Interesse geweckt. Meine Vorliebe gilt eher den (fern)östlichen Reisezielen, vor allem den Destinationen Osteuropas bis hin zu Südostasien.

 

Worin besteht für Dich die größte Inspiration beim Reisen? Und beim Schreiben (Fotografieren, Filmen …)?

Die größte Inspiration besteht für mich in den Begegnungen, die ich auf Reisen mache; entweder mit anderen oder mit mir selbst. Man trifft die Art von Menschen, die so ticken wie man selbst und einen ähnlichen Lebensstil gewählt haben. Menschen, die Du zuhause eher selten antriffst, sondern meist nur unterwegs. Menschen, die auf unterschiedlichste Arten inspirieren. Langsam, mal aktiv mit dem Fahrrad, mal nur mit Handgepäck, mal fernab der Touristenpfade, mal in einem Hotel in der Stadt mit fancy Abendveranstaltung. Mal kurz, mal lang. Das ist die Inspiration und Abwechslung, die ich brauche. Dabei entstehen die Geschichten und die Bilder von selbst, da man mit Land und Leuten so intensiv in Kontakt kommt.

Radreise in Osteuropa : Unterwegs mit Freunden.

Radreise in Osteuropa : Unterwegs mit Freunden (c) Matthias Derhake / TravelTelling.

 

Was hast Du immer dabei?

Handy, Laptop, GoPro, Badehose, Flip Flops, und gute Laune! 😀

 

Wodurch und womit entspannst Du Dich (wirklich)? Lass’ uns in die kleinen Pausen in Deinem geschäftigen Alltag blicken …!

Neben dem Reisen liebe ich vor allem Filme. Von Thriller, Action, bis hin zu Abenteuerfilmen, Reportagen, B-Movies und Naturdokumentationen. Im Kino oder auf der Couch vergesse ich alles um mich rum. Außerdem gehe ich gerne angeln, was mich ebenso total runterbringt. Das Handy bleibt bei solchen Aktivitäten auf jeden Fall zu Hause. Dann kann ich richtig entspannen.

 

Und zu guter Letzt : Nenne mir drei gute Gründe, warum ich sofort (wieder) auf Deinen Blog schauen sollte! Was zeichnet „TravelTelling“ besonders aus? Was stellen Deine Leser, Deine Community, immer wieder fest? Worauf bist Du besonders stolz?

  1. Du triffst während Deiner Reise zu viele Reisende, die Deine Sprache sprechen, würdest Dich aber viel lieber mit Einheimischen umgeben, mit ihnen feiern oder essen gehen und deren Freunde kennenlernen. Morgens aufwachen und denken, „Boah, was war das denn für ein Hammer Abend!“
  2. Du brauchst oft Urlaub vom Urlaub?
  3. Du bist neugierig und möchtest neue Arten des Reisens kennen lernen? Arten, die auf den ersten Blick eher so klingen, als wären sie nichts für Dich?

 

Vielleicht reicht Dir auch schon einer dieser Gründe, aber wenn Du offen und neugierig bist, einfach mal die Kunst und die einzigartigen Vorteile des langsamen und nachhaltigen Reisens kennen lernen möchtest, schau vorbei auf TravelTelling!

GOPR0205 01

 

Vielen Dank, lieber Matthias, für das wirklich ausführliche und interessante Interview!

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