Interview mit Jil Perdacher & „Creativelena“: Die Relevanz von Blogs im Tourismus

Zum Thema „Relevanz von Blogs im Tourismus“ erreichten mich vor kurzem nachstehende Worte einer Studienkollegin im Tourismus: Liebe Elena, ich studiere Tourismusmanagement in Wien und schreibe gerade an meiner abschließenden Bachelor-Arbeit. Das Thema lautet „Die Relevanz von Blogs im Tourismus“. Da ich sehr an Social Media und Blogs interessiert bin und auch selbst einen touristischen Bezug durch unseren Familienbetrieb habe, möchte ich Experten aus dem Tourismus- und Werbebereich befragen, sowie auch die Sichtweise einflussreicher Blogger in Bezug auf Kooperationen näher beleuchten. Mein Betreuer, Christian Lendl, hat mir Deinen Kontakt gegeben und mir Deinen Blog empfohlen. Bist Du prinzipiell bereit, an einem Interview zu oben genannten Themen teilzunehmen? Du würdest mir bei meiner Arbeit sehr damit helfen.

Ich freue mich auf deine Antwort!

Liebe Grüße, Jil

 

Ich liebe solche Nachrichten. Nahezu jeden Monat kontaktieren mich junge, motivierte StudentInnen mit Fragen rund um die Themen Influencer Marketing, Professionalisierung der (Reise)Blogger-Szene, Kreativtourismus und vieles mehr. Sehr gerne beantworte ich deren Experteninterview-Fragen und möchte Euch heute, mit Jil’s Einverständnis, daran teilhaben lassen (die Ergebnisse ihrer Arbeit könnt Ihr nachverfolgen, indem Ihr sie gerne hier kontaktiert: jil.perdacher@hotmail.com).

 

Elena, wie heißt Dein Blog und seit wann führst du ihn?

Mein Blog, https://www.creativelena.com, ist ein zweisprachiger Reiseblog in den Sprachen Deutsch & Englisch (ich spreche insgesamt sieben Sprachen fließend, meine Social-Media-Kommunikation findet über den Blog hinaus tatsächlich in sieben Sprachen statt!) und ich habe ihn im Jahr 2012 gegründet; der Blog ist tatsächlich also bald sechs Jahre alt ..!

 

Warum? Was ist Dein Hintergrund? Deine Motivation? Worin liegt dein Ziel?

Im Juli 2011 habe ich mich selbstständig gemacht und bereits gewusst, dass ich eine „Firmenhomepage“ brauchen würde. Durch das viele Reisen, meine Teilnahme an zahlreichen Fachkongressen und beruflichen Weiterbildungen wusste ich schon von Anfang an, dass daraus keine statische Website werden würde. So beschloss ich, unter anderem inspiriert von einigen ersten (internationalen Reise)Bloggern, selbige Website als (Reise)Blog zu führen, der sich um meine aktuellen Erfahrungen, Reisetipps und berufliche Erkenntnisse drehen würde: In meiner „Projektwerkstatt“ erzähle ich von beruflichen Themen aus dem Reisealltag, in meiner Rubrik „Reiseblog“ von Erfahrungen, Tipps, und Ideen auf Reisen rund um den Globus. Ziel und Motivation sind dabei eng miteinander verknüpft: Meine Leser und Mitmenschen inspirieren, die Welt jeden Tag ein Stück farbenfroher, reicher und liebevoller zu sehen und die Menschen auf Reisen vorzustellen, die auch mich berührt und mein Leben bereichert und verändert haben.

 

Führst Du den Blog hauptberuflich, selbstständig, oder nebenbei?

Absolut hauptberuflich und als zentrales Element meiner gesamten beruflichen Kommunikation. Ich sage immer, mein Blog ist gleichzeitig meine „digitale Visitenkarte“ und meine „kreative Spielwiese“ im Netz. Es ist herrlich, gleichzeitig authentisch und persönlich sowie beruflich relevant kommunizieren zu können: In dieser Gabe, so denke ich, liegt mein größtes Lebensglück! Klingt kitschig, ist aber so 😉

 

Inwiefern arbeitest Du mit Gastautoren am Blog zusammen? Wie oft, bzw. wie fix?

Ich beschäftige rund ein halbes Dutzend Gastautoren auf meiner Seite, arbeite mit ihnen jedoch nur unregelmäßig zusammen; von meinen bis dato knapp 1.200 veröffentlichten Artikeln stammen gefühlt 60-70 von Gastautoren. Es ist einfach ein Segment, das ich bislang noch nicht stark ausgebaut habe, das aber definitiv noch mehr Potenzial für die Zukunft birgt.

 

Was ist der Inhalt und wo liegt der Fokus Deines Blogs?

Mein Blog fokussiert auf den drei Achsen „Kreativ Reisen„, „Kulinarisch Reisen„, und „Reisen mit den Einheimischen„, wobei sich diese Themen auch oft überschneiden. Ich mag es, mir beim Reisen die Art von Inspiration zu holen, die ein aktiver kultureller Austausch, zum Beispiel in Form von Photo Walks, Food Tours, Mal-, Kräuter- oder Weinseminaren, etc. ermöglicht. Es ist herrlich, beim Reisen so viel lernen zu können: Nicht nur über Gastland oder Gastkultur, sondern vor allem auch, immer wieder, über sich selbst.

 

Wer ist Deine Zielgruppe / Leserschaft / Reichweite?

Meine Zielgruppe habe ich langsam wachsend und organisch aufgebaut. Nachdem ich in all den Jahren in meinen Blog noch keinerlei bezahlte Werbung investiert habe, komme ich aktuell auf ca. 5.000 eindeutige Leser pro Monat, quer über alle Social-Media-Kanäle gezählt sind es nochmal an die 10.000 bis 15.000 Abonnenten. Für mich als Bloggerin ist das optimal passend, sowohl vom Zahlen- als auch vom Feedback-Kreislauf her. Wenn Du noch mehr wissen möchtest, hier ist mein aktuelles Media Kit: https://www.creativelena.com/kontakt-elena-paschinger/mediendaten-referenzen/

 

Auf welchen Social-Media-Kanälen bist Du neben dem Blog noch aktiv?

Auch das steht in den Mediendaten, aber ich fasse Dir hier die für mich wichtigsten Kanäle zusammen (in der Reihenfolge): Facebook, Instagram, Twitter, YouTube, Flickr, Pinterest und Google+.

 

Was ist Dein Alleinstellungswert (USP)?

Bestimmt das Thema an sich; ich kenne keinen anderen (Reise)Blog, der sich so umfassend und weltweit mit dem Nischenthema „Kreativ Reisen“ (Creative Travel) auseinandersetzt. Das macht mich, ehrlich gesagt, schon ein bisschen stolz! Viele meiner Auftragsarbeiten fallen mittlerweile in diesen Bereich; auch ein Buch habe ich bisweilen zu diesem Thema geschrieben und veröffentlicht, was mir sehr am Herzen liegt: https://www.creativelena.com/mein-buch/

 

Warum arbeitest Du mit Organisationen zusammen (bzw. umgekehrt)?

Weil es mir in erster Linie Spaß macht, diese zu beraten und damit ein Stück weit auch für die bessere Verständigung und Kommunikation der „Organisationen“ (im Tourismus, Marketing, Social Media etc.) und Blogger einzutreten, und natürlich auch, um damit meinen Lebensunterhalt zu bestreiten. Geld jedoch finde ich kommt und geht: Nachhaltig bessere Beziehungen in Wirtschaft und Privatleben aufzubauen, ist meines Erachtens das, worauf es wirklich ankommt.

 

Wie relevant sind Zusammenarbeiten für Dich?

Sehr wichtig. Wie gesagt, als selbstständige Unternehmerin schaffe ich mir dadurch meine Haupteinnahmequellen und könnte ohne professionell und auf gegenseitiger Augenhöhe betriebene Partnerschaften weder wirtschaftlich noch inhaltlich überleben.

 

Wie kommt es zur Zusammenarbeit? Wie ist der Ablauf?

Meist ist ein persönlicher, mittlerweile oft langjähriger Kontakt „Schuld“ an der Zusammenarbeit; die Leute kommen nach so vielen Jahren Selbstständigkeit, Namens- und Rufaufbau nun schon größtenteils auf mich zu. Kaltakquise muss und musste ich noch fast nie machen: Ein herrliches Gefühl, das mir jeder Unternehmer / Blogger wird bestätigen können.

 

Welche Kriterien hast Du bei der Auftragsannahme (bzw. Bloggerauswahl)?

Ich kann von Glück sprechen, dass meine engsten Partner im Bloggergewerbe genau die gleichen Ziele und Werte wie ich selbst verfolgen: Authentizität, Verlässlichkeit, Flexibilität, sowie ein guter Umgangston. Respekt und Manieren (gerade im digitalen Zeitalter) sind mir am allerwichtigsten – weit noch vor den absoluten Zahlen oder der Reichweite eines Kooperationspartners oder Bloggers. Ich muss meinen Partnern (Bloggern) vertrauen können, sonst gibt es für mich keine Form der Zusammenarbeit.

 

Vorteile, die Du Dir aus der Zusammenarbeit erwartest?

Alleine mag man stark sein, gemeinsam ist man stärker / geht weiter!

 

Welche Nachteile / Herausforderungen / Probleme ergeben sich aus einer Zusammenarbeit?

Ich sehe kaum Nachteile, wirklich! Müsste ich welche nennen, würde ich maximal sagen: Zeitmanagement, Koordination von Befindlichkeiten, nerven- und teilweise zeitaufreibende Abstimmung zwischen allen Parteien, etc. But that’s part of the game– und ehrlicherweise macht mir diese Art von Vermittlung zu schaffen, ja auch immer wieder wirklich Spaß!

 

Sind die Ergebnisse / Erfolge messbar? Wie?

Ja, auf jeden Fall: Dies halte ich für die Nachhaltigkeit professioneller Beziehungspflege sogar für absolut notwendig und wertvoll. Soll heißen: Wir machen nach jeder Art von Zusammenarbeit / Kampagne eine numerische und inhaltsgetriebene Auswertung für alle Beteiligten, sprich sowohl von und für uns Blogger, als auch für die uns beauftragende Organisation. Dabei ist mir ganz wichtig, noch einmal persönlich vorsprechen zu können, also ein persönliches Präsentationsgespräch zu führen, denn nur da und auch wirklich da ergeben sich die Zeit und die Möglichkeit, sämtliche Fragen zu klären und den Erfolg einer Kampagne messbar und für alle zufriedenstellend darzustellen.

 

Auswirkung auf Dich / Deinen Blog / die Marke?

Bekanntheitsgrad, Zuverlässigkeit und Vertrauenswürdigkeit steigen und führen auf raschem Wege zu mehr Ideen für Kooperationen, Verlängerungen von Zusammenarbeiten, Weiterempfehlungen, Neuaufträgen, etc. Ich sage auch „den Jungen“ immer wieder: Alles, was Ihr tut, schafft eine Referenz. Alles. Einfach. Alles. Es liegt an Euch, diese Referenz überaus positiv zu gestalten, damit Ihr Euch selbst absichert, wieder an Aufträge, Kooperationen, Kontakte, etc. zu gelangen!

 

Gibt es ein Erfolgsrezept? Verfolgst Du eine Strategie?

Ja, absolut. Mein roter Faden / Strategie lautet: Das, was ich am besten kann, stets weiterentwickeln, verbessern, ausfeilen, sowohl im Spiegel der Zeit und der Gesellschaft, die mich umgibt, als auch im Spiegel meiner eigenen Zeit und Entwicklung. Dazu gehört für mich, mich auch selbst stets kritisch zu reflektieren: Passen Projekte / Arbeitswahl / Kooperationspartner noch? Passt die Art und Weise, wie ich den Blog führe? Was möchte ich ändern, was beibehalten? Worin möchte ich mich noch weiter vorantasten? Wie sieht meine langfristige Strategie / Zielsetzung aus, sowohl privater als auch beruflicher Natur? Etc. etc. Ich glaube, gute und erfolgreiche Unternehmer sind stets mit einem Auge auf die „tasks at hand“ fokussiert, und sehen mit dem anderen bis weit in die mittel- bis langfristige Zukunft. Beides zusammen nicht aus den Augen zu lassen, sowie den Blick für das Wesentliche zu schärfen, darin fußen wahre Stärke und Größe. Solche Menschen sind echte Vorbilder für mich.

 

Gab es ein besonders positives oder negatives Erlebnis aus einer Zusammenarbeit mit einer Organisation / einem Blogger?

Viele meiner Kooperationen sind als erfolgreich bzw. sehr erfolgreich einzustufen; ich hatte in meiner fast siebenjährigen unternehmerischen Laufbahn noch nicht ein einziges, kolossal negatives Erlebnis, was mich richtig, richtig freut! Dazu trägt auch die Stimmung bei, die es mir wichtig ist, unter den Kolleginnen und Kollegen stets zu fördern: Ein Gefühl, sodass sich ein jeder Teilnehmer und „Mitarbeiter“ an einer Kampagne, an einem Projekt, optimal entfalten und seinen Talenten freien Lauf lassen kann. Dieses Gefühl, diese Rahmenbedingungen zu schaffen, darin liegt meine größte unternehmerische Freude, sowie die Empfehlung an sämtliche Partner, mit denen ich Jahr für Jahr zusammen arbeite!

 

Vielen Dank, liebe Elena, dass du dir Zeit nimmst meine Fragen zu beantworten!

Jil Perdacher

 

Auch ich sage Danke – und hoffe, Euch ein Stück weit Klarheit und Einblick in unser #LifeOfATravelBlogger geschaffen zu haben!

Mehr interessante Beiträge dazu lest Ihr hier:

 

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6 Kommentare

Jil 9. Februar 2018 - 15:04

Liebe Elena,
Danke noch mal fürs Interview! 🙂
Cooler Artikel.
LG Jil

Antworte
Christina 9. Februar 2018 - 15:28

Sehr schön gesagt:

„Alleine mag man stark sein, gemeinsam ist man stärker / geht weiter!“

Wer noch mehr über Elena und ihre Arbeit erfahren will, kann auch hier nachlesen:

https://thefemaletravelpreneur.com/how-to-start-a-speaking-career/

Liebe Grüße,

Christina

Antworte
Elena 9. Februar 2018 - 16:03

Liebe Christina,

Danke Dir für Deinen Kommentar und den Link; sehr gerne habe ich auch dieses Interview mit Dir bestritten !! Ich wünsche Dir schon jetzt viel Erfolg mit „The Female Travelpreneur“, und freue mich schon auf viele weitere, gemeinsame Reisen mit Dir 😉

Ganz herzliche Grüße retour,

Elena

Antworte
Peter Perdacher 19. Februar 2018 - 10:30

Als Hotelier mit 40 Jahren Erfahrung bin ich immer wieder positiv überrascht, welch neuen Kanäle und Strukturen zum Thema Tourismus aufkommen. Über die neuen Social Media Plattformen Wissen wir alten Hasen noch viel zu wenig. Leider ist nicht jeder Online bewandert, dazu kommt das Zeitproblem und die Info Wo und Was zu finden ist. Spannend ist es allemal und lebenslanges Lernen ist auch als Pensionist interessant.

Antworte
Elena 19. Februar 2018 - 11:19

Lieber Peter,

Herzlichen Dank für Deinen Kommentar! Ja, ich bin ebenfalls der Meinung, dass man mit der nötigen Portion Offenheit und Lernbereitschaft jederzeit weiterkommen kann! Denn auch wir „Jungen“ müssen uns stets weiterbilden, das bleibt heutzutage niemandem mehr erspart, so schnell wie sich die modernen (Kommunikations)Technologien ändern und weiterentwickeln. Faszinierend!

Danke für’s Vorbeisurfen !

Herzlichen Gruß,

Elena

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