Wissenswertes zum Thema KI, ChatGPT & Co. von Markus Egger

Die Welle der KI, oder Künstlichen Intelligenz. Manche sagen, sie rollt heran, manche sagen, sie ist längst da. Manche meinen gar, sie hätte uns längst überrollt und sämtliche Bereiche unseres (virtuellen) Arbeits- und Alltagsleben infiltriert.

Wie viele andere Menschen war ich bis vor kurzem in einem „Strudel der neuen Begrifflichkeiten“: LLMs, ChatGPT, Open AI und noch vieles mehr. Was mag all dies bedeuten, und noch viel wichtiger: Was bringt es uns kreativ und vernetzt denkenden Menschen konkret an Nutzen?

Die Antwort darauf lautet: Sehr, sehr viel. Zumindest, wenn es nach Markus Egger, Experte für Künstliche Intelligenz seitens der Firma CODE / EPS geht. Markus hat uns beim #cczk23 CastleCamp Kaprun vergangenen September mit seinem Wissen rund um das Thema Künstliche Intelligenz beeindruckt; in einem virtuellen Vortrag hat er unlängst ein spannendes Follow-Up dazu veranstaltet (lest hier mehr darüber, wer Markus Egger ist und welche beachtlichen Referenzen zum Thema KI er vorzuweisen hat). Sein Wissen und seine wirklich interessanten Ausführungen zum Thema möchte ich heute mit Euch teilen.

 

Was genau ist, und kann, die Künstliche Intelligenz? Seit wann gibt es sie? Was steht uns noch bevor?

Laut Markus Egger, Gründer und Chief Software Architect der Firma CODE, gibt es Künstliche Intelligenz (KI) seit ungefähr 70 Jahren. Dazu zählen KI-Technologien für Preisentwicklungen, Aktienmärkte, das Übersetzen von Texten oder gesprochenem Wort, visuelle und auditive Erkennungs-Software (wie viele Leute befinden sich gleichzeitig auf einer Skipiste?), Gesichtserkennung und vieles mehr. All diese KI-Anwendungen sind „ein technisch seit Jahren gelöstes Problem; jetzt gilt es, die moralisch-rechtliche Seite zu diskutieren“, so Markus. Die heutige KI, führt er weiter aus, ist eine bemerkenswert gut funktionierende, unterstützende KI, die in der Lage ist, gute weil akkurate Vorhersagen zu treffen.

Was noch kommen wird, ist eine Welle der autonomen KI. Das ist eine Form künstlicher Intelligenz, die aktiv entscheiden kann, wie beispielsweise eine Operation an einem Krebspatienten durchgeführt wird. Momentan ist dies (noch) nicht der Fall.

Markus Egger in seinem virtuellen Vortrag: KI von A bis Z erklärt.

Ich lausche Markus Egger in seinem virtuellen Vortrag: KI von A bis Z erklärt.

 

Bei der KI geht es grundsätzlich darum, zu lernen.

Der Unterschied zu früher besteht laut Markus darin, dass ein Programmierer einem Rechner nicht mehr eingibt: Tu dies, mach das. Denn die Anweisung lautet mittlerweile: „Erkenne in den Daten Muster. Mach Vorhersagen aufgrund dieser Muster. Beantworte mir Fragen wie: Wie viele Gäste werde ich als Region künftig haben? Wie teuer soll mein Hotelzimmer sein? Das (immer bessere) Lernen anhand von Mustern bedeutet als KI, sprechen zu können wie ein Mensch“, so Markus.

Dabei reden wir von enormen Datenmengen, Millionen von Datensätzen, die die KI für ihre Vorhersagen benötigt. Aus all diesen Datensätzen kann künstliche Intelligenz beispielsweise extrem akkurate Preisvorhersagen berechnen – viel besser und schneller, als ein Mensch dies je könnte.

Was wir noch nicht haben, bremst Markus die allgemeine Euphorie ein wenig, ist die sogenannte General Artificial Intelligence, also eine „allgemeine künstliche Intelligenz“ die denkt, fühlt und handelt wie ein Mensch. Diese Form der Entwicklung wird noch dauern denn:

„Übermenschlich intelligent mag die KI in einzelnen Bereichen ja sein. Aber generell intelligent, nein, das ist sie nicht. Noch nicht …“

Markus Egger räumt schwarz auf weiß mit Mythen auf, was die KI ist - und was sie vor allem nicht ist. Oder noch nicht ist ...!

Markus Egger räumt schwarz auf weiß mit Mythen auf, was die KI ist – und was sie vor allem nicht ist. Oder noch nicht ist …!

 

Eines steht fest: Künstliche Intelligenz hat für die Gesellschaft schon jetzt enorme Auswirkungen. Diese sind mindestens vergleichbar mit der industriellen Revolution, jedoch noch viel dramatischer (und schneller da)! Wichtig sei laut Markus neben all der Skepsis, dass durch die KI auch vielerlei Arbeitsplätze geschaffen werden; neue Arbeitsplätze nämlich, die vorher gar nicht da waren.

„Mit Hilfe von KI zu ermitteln, was geschehen soll, ist viel einfacher, als einen Roboter zu bauen, der das auch ausführen kann. Diese Art von Ausführung wird weiter dem Team Mensch – Roboter überlassen bleiben.“

 

Was braucht es, um beim Thema KI gut dabei zu sein?

Die Antwort lautet, wenig überraschend: Daten, Daten, und nochmals Daten! Über sogenannte Clouds gibt es mittlerweile derart große Datenmengen, dass künstliche Intelligenz entsprechend lernen kann: Europa, berichtet uns Markus, ist hier gemessen an anderen Weltregionen klar im Hintertreff.

Ein weiteres Kriterium ist die Verfügbarkeit von Rechenpower. Microsoft, Amazon, Google Clouds und noch viele weitere Anbieter haben mittlerweile regelrechte Serverfarmen errichtet, die Hunderttausende von Servern kombinieren. Deren milliardenschwere Finanzierungen sind oft mit hohem Risiko (1:10) verbunden, das damit verbundene Arbeitsumfeld, so Markus Egger, ist „in Europa eher nicht so gegeben“.

 

Reden wir über ChatGPT. Bitte.

Die aktuelle Generation von KI ist beeindruckend. Bis vor wenigen Monaten (!) war sie noch Science Fiction. Und ChatGPT ist eigentlich nur eine Demonstration von KI-Technologie, die von der Non-Profit-Firma Open AI Services in San Francisco stammt. Diese wiederum bedient sich der Infrastruktur von Microsoft. Sie ist weltweit verfügbar. Jede Applikation der Welt wird künftig von künstlicher Intelligenz bestimmt werden, so Markus überzeugte Prognose.

Im November 2022, erzählt er uns, passierte etwas, das die ganze Welt verblüffte: ChatGPT („Generative Pre-Trained Transformer“) erzielte als allgemein verfügbare KI-Technologie in den ersten fünf Tagen über fünf Millionen (!) Anwender. Daraufhin begann Microsoft, im Jänner 2023 sein gesamtes Geschäftsmodell zu ändern, nämlich: Jede Produktgruppe innerhalb von Microsoft muss KI integrieren. Sonst wird sie eingestellt.

Microsoft greift diesen Ansatz aktuell unter dem Namen „Microsoft Copilot“ auf. Dieser Copilot wird überall eingebaut, um Anwender zu unterstützen, beispielsweise in den neuen Versionen von MS Office. Das Ziel? Die Produktivität dramatisch zu verbessern. Jede Applikation, die keine Copilot Funktion hat, ist veraltet und muss ersetzt werden. Als Marktführer „muss Microsoft es hinbekommen, sonst sind sie automatisch hinten nach“, so Markus.

Microsoft hat, so führt er weiter aus, in Dublin ein Data Center, das eine Meile lang und eine halbe Meile breit ist. Ein gigantisches Datenzentrum also, in dem Hunderttausende Server stehen. Aktuell baut Microsoft 150 neue Datenzentren dieser Größe, speziell für künstliche Intelligenz und um die entsprechenden Copilot Funktionalitäten verfügbar zu machen. Auch Amazon ist dabei: Es ist ein globales Mega-Race um die KI und ihre fantastisch anmutenden Technologien entbrannt.

Blick auf die Infrastruktur oder: Die Entsprechung der KI in der realen Welt.

 

LLMs, anyone?

Noch mal zur Erklärung: LLMs (Large Language Models, also Sprachmodelle) und GPTs (Generative Pre-Trained Transformer, also Textrechner) sind nicht mehr und nicht weniger als statistische Rechenprogramme. Ihre Fähigkeit besteht darin, basierend auf einem Satz das nächste, statistisch logische Wort anzugeben – in Windeseile, versteht sich. „Stellt Euch einen Textrechner auf sehr sehr hohem Niveau vor. So, dass die geschriebenen und gesprochenen Worte und Sätze denen ähneln, die Menschen auch sagen würden!“, meint Markus Egger in seinem Vortrag.

Dabei, betont er, ist ganz wichtig zu verstehen, dass es der künstlichen Intelligenz bei ihren Äußerungen nicht um Wahrheitstreue gehe, oder gar darum, zu einer Wissenschafts-Datenbank zu werden. Wenn ChatGPT bei der Frage, Wer hat 1987 das Hahnenkamm Rennen gewonnen?, eine faktisch korrekte Antwort liefert, ist dies eher Zufall. Denn ChatGPT rechnet die Antwort auf Basis des gesamten, verfügbaren Texts im Internet; ist die Antwort demnach korrekt, ist dies eher zufällig. Diese Form der KI-Technologie, erklärt uns Markus, muss also in andere Szenarien eingebaut werden, sodass auch korrekte Antworten zu erwarten sind – aktuell nach wie vor ein Job der (menschlichen) Programmierer.

 

Der eigentliche Sinn (von ChatGPT & Co.) ist es, wie ein Mensch zu sprechen. In jeder Sprache der Welt.

ChatGPT ist eine Sammlung von vielen verschiedenen KI Modellen. GPT 3.5 ist aktuell die am meisten verwendete Version. GPT 4, die nächste Version, ist weit intelligenter als erwartet, die Resultate absolut verblüffend. Selbst Markus wird kurz ehrfürchtig: „Wie kann ein statistischer Textrechner so gut denken?! Das ist wirklich sehr, sehr spannend. Abstraktes Denken durch KI Technologien ist möglich geworden.

 

Follow-Up: Mitten hinein in den KI-Dschungel.

Wir beantworten eine Frage aus dem Publikum: Kann ich ein Sprachmodell eigenständig trainieren?

Sprachmodelle zu „trainieren“, erklärt Markus, dauert Monate und kostet sehr viel Geld. Besser ist es, vortrainierte Modelle zu verwenden, und diese in der eigenen Realität zu „grounden“. Auch das erfordert Zeit und Programmier-Know-How, ist aber durch die Anwendungen der KI-Technologien viel, viel einfacher geworden. Datenbanken können in einer Sprache angelegt und dank künstlicher Intelligenz in jede Sprache der Welt übersetzt werden. Das Thema Mehrsprachigkeit ist ungemein faszinierend! Und es wird uns noch eine ganze Weile in Atem halten.

Gerne könnt Ihr das in meinem Beitrag zusammengefasste KI-Briefing von Markus Egger über den hier angeführten Link als aufgenommenen Videostream nachsehen. Im Vortrag behandelt er weitere Details zu den absolut verblüffenden Fähigkeiten aller Formen von KI.

Hier noch ein paar Vorschläge zur weiteren Lektüre von Markus Egger.

Hier noch ein paar Vorschläge zur weiteren Lektüre rund um das Thema künstliche Intelligenz von Markus Egger.

 

Jetzt zu Euch: Wie und wo verwendet Ihr bereits KI-gestützte Technologien? Welche Anwendungsbereiche hat es dabei für Euch verbessert? Und wohin geht die Reise?

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