Selbstständigkeit, Schwangerschaft, Sozialversicherung & Karenz: Der Weg durch das Dickicht.

„Wie machst Du das jetzt eigentlich genau mit der Arbeit?“ – „Reist Du / Reist Ihr weiterhin so viel?“ – „Bist Du jetzt eigentlich in Karenz?“ – „Darüber solltest Du echt noch einen Beitrag schreiben, Elena!“ Diesen einen letzten Satz habe ich nun so oft gehört, bzw. mir selbst vorgesagt, dass ich mich nun daran gemacht habe, ihn zu schreiben. Auf meinem Reiseblog bzw. in meiner Projektwerkstatt berichte ich einmal nicht über die jüngste Reisedestination, die ich besucht habe oder das jüngste Projekt, an dem ich arbeite. Stattdessen greife ich ein eher trocken anmutendes, doch für mich aktuell höchst interessantes Thema auf:

 

Wie macht Frau das eigentlich als selbstständige Reisebloggerin, wenn sie schwanger wird?

Eine gute Frage, die mich gleich parallel zu den ersten Untersuchungen und der Verkündigung der freudigen Nachrichten innerhalb der Familie umtrieb. Schritt für Schritt erkläre ich nun, wie ich das Thema Vereinbarkeit „Kind, Karriere und ich“ angegangen bin, in der Hoffnung, es möge weitere von Euch darin bestärken, Euch rechtzeitig und gut über Eure Möglichkeiten zu informieren.

Neben der Freude über das Baby im Bauch haben Georg und ich viel und früh darüber gesprochen, wer wann was innerhalb der wachsenden Familie macht und Aufgaben übernimmt.

Neben der wachsenden Freude über das Baby im Bauch haben mein Mann Georg und ich viel und früh darüber gesprochen, wer welche Aufgaben in der neuen Familie übernimmt, wie wir das Thema Karenz regeln wollen, etc.

 

Denn ist das Baby erst mal da, ist es gut, zumindest einen Plan für die Betreuung und in weiterer Folge auch das Thema "Weiter-Arbeiten" zu haben.

Denn ist das Baby erst mal da, ist es gut, zumindest schon einen ungefähren Plan für die Betreuung und in weiterer Folge auch das Thema „Weiter-Arbeiten“ zu haben – abgesehen von den vielen liebevollen Kuschelstunden mit Sohnemann Liam hier ..!

 

Einmal mehr hat sich bewährt: Gut geplant ist halb gewonnen.

Es mag in unserer Kultur liegen (viele internationale Freundschaften, Geschäftsprojekte und auch Beziehungen zu Partnern aus anderen Ländern haben mir dies bewiesen), doch tatsächlich liebe ich es, Pläne zu schmieden. Einen Plan braucht es meiner Meinung nach auch, wenn ein Kind auf die Bühne tritt: Im Dreieck Schwangerschaft – Sozialversicherung – Steuerberatung bin ich als selbstständige Unternehmerin viele Monate lang hin und her gelaufen, habe mich informiert, überlegt, wieder verworfen, Termine ausgemacht, Überlegungen angestellt, und so weiter.

Diese Dinge solltet Ihr meiner Erfahrung nach beachten, wenn Ihr Euer eigenes Unternehmen habt und Familie gründen möchtet:

  1. Der erste Weg (nach Frauenärztin und Familie zwecks Bestätigung und Verkündigung der freudigen Nachrichten über die Schwangerschaft) sollte die Steuerberatung sein, eventuell auch gleich mit Buchhaltung wenn Ihr eine solche habt. Mein Vater, welcher unsere Firma aufgebaut und viele Jahre entwickelt hat, meine Buchhalterin, meine Steuerberaterin und ich setzten uns schon früh zusammen, um Möglichkeiten und Wünsche ab der Geburt zu diskutieren.
  2. Denn parallel zur Meldung der Schwangerschaft kommen auch schon die ersten Informationen seitens der Sozialversicherung: Voraussichtlicher Beginn des Mutterschutzes und Anspruch auf das sogenannte „Wochengeld“ (ein Tagessatz in momentaner Höhe von € 55,04, der zwei Monate vor und nach der Geburt zur finanziellen Unterstützung von Frau und Kind ausbezahlt wird; ein Zeitraum, in dem es auch rein rechtlich nicht möglich ist zu arbeiten), Informationen über die Möglichkeiten der verschiedenen Karenzmodelle, sowie das Kinderbetreuungsgeld. Dieses gibt es derzeit in Österreich pauschaliert (mit einem fixen monatlichen Betrag bis zu maximal zweieinhalb Jahre) oder einkommensabhängig (je nach Einkommenssteuerbescheid des Kalenderjahres vor der Geburt des Kindes).
  3. Da wir von einer guten wirtschaftlichen Lage, sprich Einkommen im Vorjahr der Geburt ausgehen, stand die Entscheidung rasch fest, das einkommensabhängige Kinderbetreuungsgeld mit maximal € 2.000 monatlich zu wählen. Das Modell „12 + 2“ (Anspruch für bis zu 14 Monate, wenn der Partner zwei „übernimmt“) zwang Georg und mich nachzudenken, wer wann welche Monate Kinderbetreuungsgeld-Bezug übernimmt, auch hinsichtlich meiner Firma: Unsere Lösung ist, dass Georg mich nach etwa sechs Monaten Bezug ablöst, seine zwei Monate antritt, und ich dann nochmals für den Rest der Bezugsdauer Kinderbetreuungsgeld bekomme.
  4. Bei Bezug des Kinderbetreuungsgeldes gilt es hauptsächlich zwei Dinge zu beachten: Erstens, einen Teil des so gewonnenen Einkommens aus der Sozialversicherung zu sparen und nicht gleich alles im ersten Jahr auszugeben 😉 und zweitens, vor allem, dass mit Bezug aus Geldern der Sozialversicherung eine zusätzliche Einkommensgrenze festgelegt wird. Diese ist, bei dem höchstmöglichen Satz durch das einkommensabhängige Kinderbetreuungsgeld, aus unternehmerischer Sicht sehr niedrig: Es darf pro Bezugsmonat maximal in Höhe der Geringfügigkeitsgrenze dazuverdient werden.

 

Klar, denn ich bekomme ja Sozialversicherungsgeld (und das nicht zu knapp), also soll ich „gefälligst meine unternehmerische Klappe halten“.

Und dieser veränderte Denkansatz ist es, was mich als Unternehmerin bei diesem Modell, so gut es auch sein möge und so viel Geld wir in Österreich auch bekommen mögen, ehrlicherweise stört. Denn mein berufliches Netzwerk, das ich über viele Jahre (konkret fast zehn Jahre) aufgebaut habe, kann ich natürlich nicht einfach mal so über ein Jahr lang „ad acta“ legen. Aus wirtschaftlicher Sicht wird aber genau das gefordert, wenn man keine späte Nachforderung durch die Sozialversicherung fürchten möchte: Möglichst keine Projekte, möglichst keine Einkünfte, nur ja kein Gewinn, denn die Furcht um die eventuelle Rückzahlung bei Überschreiten der Zuverdienstgrenze ist, bei den vielen Tausend Euro die man bekommt, berechtigt hoch.

 

Es ist schon ein bisschen verrückt. Wir leben in einer echten Wohlstandsgesellschaft, brauchen nicht um unser Leben oder das unserer Kinder zu fürchten, wenn wir vor die Haustüre gehen, genießen unternehmerische Freiheit, dazu über Jahre die Förderung von Frauen in der Wirtschaft, die Förderung von JungunternehmerInnen, und vieles mehr. Doch kaum ist ein Kind unterwegs, geht alles wieder in Richtung klassisch-spießbürgerliche Routine: Georg arbeitet in der Baubranche, die von längeren Karenzzeiten eines Mannes nichts wissen will. Als Frau muss man alles schultern, auch die Überlegung, wie es nach Ende des Bezuges von Kinderbetreuungsgeld weitergeht. Alternative Modelle, wie sie beispielsweise bei Stammtischen von „Karuu“ („Karriere unter Umständen“) diskutiert werden, stützen sich fast immer auf ein gutes familiäres Netzwerk (das bei der Vereinbarkeit von Familie und Beruf einfach erforderlich ist), die Bereitschaft und Möglichkeit der Männer, auch Kinderbetreuung zu übernehmen, und individuelle Lösungen bzw. Abstriche, sehr oft zu Lasten der Frau.

 

Ich bin sehr gespannt, wie wir es im Endeffekt wirklich regeln, vor allem über die bezahlte Karenzzeit des Kleinen hinaus.

Meine Mama ist vor Kurzem in Pension gegangen. Die Urgroßeltern wohnen wenige Minuten entfernt, sind fit und voller Freude über den Kleinen. Georg ist über die Maßen bereit, selbst etwas beizutragen, er möchte auch wirklich in Karenz gehen. Viele meiner unternehmerischen Projekte kann ich von zu Hause aus regeln, kann stundenweise vor- oder nacharbeiten. Georg unterstützt mich, wo er nur kann. Reisen, Termine wahrnehmen, das „Angenehme mit dem Nützlichen verbinden“ können wir eine Zeitlang bestimmt auch. Wir werden das Kind also schon schaukeln, es braucht jedoch viele Pläne, Überlegungen und Entscheidungen, wie die Zeit am besten innerhalb der gemeinsamen Familie geregelt wird – in der großen wie der kleinen.

Nichtsdestotrotz und alle Überlegungen mal hin oder her : Es ist ein Abenteuer im Leben, das ich schon jetzt, als Mama des dreimonatigen Liams, um nichts mehr in der Welt missen möchte.

Reden, reden und nochmals reden (und auch wirklich zuhören) ist ungemein wichtig. Gemeinsame Überlegungen schon früh anstellen, auch gegenüber dem Arbeitgeber bzw. - als Selbstständige - sich selbst gegenüber.

Reden, reden und nochmals reden (und auch wirklich zuhören) ist ungemein wichtig. Gemeinsame Überlegungen schon früh anstellen, auch gegenüber dem Arbeitgeber bzw. – als Selbstständige – sich selbst gegenüber, war und ist meine Devise.

 

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Und Ihr?

Was meint Ihr zu alledem? Ich bin gespannt, von Euch zu hören!

 

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1 Kommentar

Silvia Moser 22. August 2019 - 14:45

super beitrag. danke für die infos. ist sicher für viele hilfreich!

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