„Das ist jetzt bereits meine vierte TBEX …“ – „Wirklich?!“ – „… ja, und ganz ehrlich, alle waren sie bislang auf ihre Art und Weise spannend. An meine allererste TBEX kann ich mich noch gut erinnern, die war auch in Irland, allerdings in Dublin, und da vor allem im Guinness Storehouse ..!“ TBEX Travel Bloggers Exchange Conference. Die größte Zusammenkunft internationaler Reiseblogger und der Tourismuswirtschaft weltweit, diesmal in der schmucken Kleinstadt Killarney, im Südwesten des wunderschönen Irland. Wie zauberhaft es hier tatsächlich ist, davon erzähle ich Euch in einem weiteren Reisebericht in Kürze.
Diesmal jedoch möchte ich Euch einmal mehr davon berichten, wie sich so ein „Familientreffen“ von der Größenordnung 500-600 Leute, die aus allen Himmelsrichtungen der Erde zusammengekommen sind, anfühlt. Da wäre mal meine liebe Freundin Antonia, von „The Vegan Rainbow Blog“ aus Kapstadt bzw. München; Antonia die ich schon gut 15 Jahre kenne und die wie einige meiner internationalen Freunde gekommen ist, um mit mir am Eröffnungstag der Konferenz meinen 34. Geburtstag zu feiern. Wahnsinn. Schon möglich, dass uns erst das gute Guinness, das hier wieder mal in Strömen fließt, so richtig hat ankommen und auf die bevorstehende Konferenz einstimmen lassen.
… und ich möchte Euch nun die Tipps von Gary Arndt @EverywhereTrip vorstellen, der uns in seiner Eröffnungsrede von den „10 Schritten zum erfolgreichen Blog-Business“ berichtet.
- Es geht um Deine sogenannte „Authority“. Nicht nur um die Webstatistiken. „Die oberste Währung im Internet ist Aufmerksamkeit, und wenn Du in Deinem bestimmten Netzwerk oder Nische etwas zu sagen hast, dann hast Du bereits so gut wie gewonnen.“
- Auf die Qualität kommt es an. „Die Leute, die in den Reisemedien erfolgreich sind, haben dies über viele Monate und Jahre bewiesen. Es bedarf Zeit, und auch ein ständiges Bemühen um Verbesserung“, betont Gary einmal mehr, und das Publikum während seiner gesamten Keynote – der Saal mit geschätzten 400 bis 500 Menschen ist bis auf den letzten Platz gefüllt – nickt zustimmend.
- Du musst selbst dein größter Kritiker sein. „Andernfalls wirst Du Dich nie verbessern. Wir sind alle konkurrierend und kooperativ zugleich, und das müssen wir sein, denn das ist es schließlich, was uns bewegt. Manchmal reicht es schon aus, einander zu gratulieren, sich gegenseitig zu beglücken, und einfach weiter zu arbeiten und voneinander zu lernen!“
- Die Qualität der Zielgruppe ist wichtiger als die Quantität der Zielgruppe. „Nehmen wir das Beispiel einer Facebook-Seite versus einer Facebook-Gruppe: In letzterer sind die Leute wesentlich engagierter, helfen einander und beantworten Fragen, tun Meinungen kund. Das ist das Publikum, das wir wollen! Lasst Euch nicht von den hohen Zahlen beeinflussen: Es ist die Qualität, die wir bei der Arbeit wirklich im Auge behalten sollten“, betont Gary weiter.
- Der Fokus sollte auf dem sogenannten „Engagement“ ruhen, was viel mehr bedeutet als Kommentare und Likes zu generieren. „Die beste Form des Engagements ist die Anzahl der Personen, die mit Dir Abendessen gehen wollen. Diese Art der direkten Verbindung existiert in den Mainstream-Medien einfach nicht. Ich meine, nehmt folgendes Beispiel: 10.000 bis 15.000 Podcast-Hörer sind doch viel aussagekräftiger, als die gleiche Anzahl von Likes auf einem Instagram-Post (genauso hast Du es damals auch ausgedrückt, nicht wahr lieber Nathaniel Boyle!). Ich persönlich glaube immer noch, dass es die beste Form von Engagement ist, Leute persönlich zu treffen: Mit der richtigen Heerschar an Botschaftern könnt Ihr Euer Publikum definitiv steigern und verbessern!“
- Du musst Dich von der Masse abheben. „Es gibt Tausende, Zehntausende von Bloggern … Du wirst niemals herausstechen, wenn Du das tust, was alle anderen tun.“ Fokus, Haltung, Meinung, Format: Wähle etwas aus, es geht doch vielmehr darum, ‚groß in deiner Nische zu sein‘! Du musst etwas tun, das den Menschen einen Grund gibt, sich für Dich zu interessieren.“ (Ich könnte nicht mehr zustimmen und lächle, denke dabei an meine eigene kreative Nische!)
- Es geht nicht unbedingt (nur) um Deinen Blog! „Mach etwas Anderes, Zusätzliches zu einer Website. Seitenaufrufe, SEO, das ist nicht alles. Diversifizierung ist immer gut, sprich etwas mehr als nur eine oder zwei Sachen in seinem Portfolio zu haben.“
- No one cares about you! „Es gibt immer jemanden, der Deinen Platz einnehmen kann und wird. Sei demütig, sei freundlich, sei hilfsbereit.“ (Yup. Wieder könnte ich nicht mehr zustimmen!).
- Sei ein erfolgreicher Amateur, bevor Du versuchst, ein Profi zu sein. „Der wahre Wert kommt von der Zugehörigkeit zu jemand oder etwas anderem. Arbeite darauf hin, dass die Leute sagen, ‚Wir wollen mit Dir arbeiten!‘ Das ist eine viel stärkere, viel bessere Verhandlungsposition als irgend etwas anderes.“
- Das Geheimnis des Erfolges lautet: Zeig Dich! „Die meisten Reiseblogs verschwinden nach etwa zwei bis drei Jahren wieder, die Konkurrenz ist hart. Umso wichtiger ist es, langfristig am Ball zu bleiben – und das schaffen nur die, die sich rechtzeitig ein erfolgreiches Gerüst, sprich Geschäftsmodell rund um ihren Blog aufgebaut haben.“
Vielen Dank für diese inspirierende Eröffnungsrede, lieber Gary! Genau meine Rede, sprich was mich meine eigene Erfahrung in diesem digitalen Business seit nahezu sieben Jahren gelehrt hat. Auf viele weitere, erfolgreiche Jahre also!
„Love yourself first. The world will follow.“
Carol und Leslie fordern uns auf, bei der Entwicklung professioneller Partnerschaften folgendes zu beachten: „Achtet auf gegenseitiges Verständnis, erstellt eine ‚To-Do‘-Liste und klärt die jeweiligen Erwartungshaltungen auf jeden Fall schon vor jeder Reise ab. Vor allem, wenn es darum geht, die politischen Vorstellungen der Region mit genau den Geschichten aufzuwiegen, die die Leser wirklich hören möchten. Die ‚bessere Geschichte‘ ist es, wenn es um wahre Gefühle und echte Persönlichkeiten vor Ort geht. Eine Destination muss diese Art von Gesicht und Vorstellung auch zulassen können, manchmal gar abseits von zuvor festgelegten Besichtigungsrouten.“ Wie wahr, wie wahr ..!
„Man muss den Leuten klar machen, dass es nicht so sehr darum geht, keine weißen Flecken auf der Landkarte mehr zu haben. Sondern eher, was mit den bereits ganz bunten Flecken im Zeitalter des Massentourismus passiert.“
Lokalmatador Cilian, der ein „50-Meilen-Restaurant“ betreibt (das bedeutet, dass praktisch alles, was er dort serviert, aus einem Umkreis von 50 Meilen stammt) sowie dazu ein nachhaltiges Tourismusunternehmen, inspirierte sich unter anderem in der Arbeit von Prof. Harald Goodwin zum Thema „Responsible Tourism“. Nach den verheerenden Auswirkungen des Massentourismus auf dem Ring of Kerry im Sommer in Irland hat er die Unternehmen LoopHeadTourism sowie Loop Head Peninsula entwickelt.
„Tourismus“, fordert er uns auf nachzudenken, „ist wie Feuer: Es kann Dein Abendessen kochen oder Dein Haus niederbrennen. Die einzige Antwort, der einzige Unterschied lautet in der Tat: Management. Die richtige Art von Entscheidungen. Sprich wer erzählt welche Geschichte? Die Industrie konzentriert sich auf Zahlen, es ist immer das gleich Spiel der gleichen alten Zahlen, aber das Argument, das wir berücksichtigen müssen, ist, dass eine große Anzahl von Besuchern keine Garantie für lokalen wirtschaftlichen Einfluss darstellt!“
„Maximierung der Verbindungen zwischen Unternehmen, Minimierung von undichten Stellen innerhalb der lokalen Wirtschaft. Es geht um Vertrauensaufbau“, so Cilian in seiner Rede weiter.“Kooperieren statt konkurrieren. Blockiert die Löcher im Eimer, kauft von lokalen Produzenten, arbeitet zusammen. Genau so ist ‚Loop Head Food Circle‚ entstanden. Vor Ort erhältliches Essen bedeutet, dass die Besucher mehr kaufen, besseres Feedback geben und so zu einem positiven Kreis beitragen. Im Loop Head Lighthouse haben wir keine Cafés, Kunsthandwerks- oder Souvenirläden. Null, nada, niente. Stattdessen haben wir allen gesagt, dass es weiter unten an der Straße ein lokales Pub gibt. Daraufhin eröffnete die Kilbaha Gallery & Craft, die von zwei einheimischen Frauen betrieben wird. Das nenne ich lokalen Erfolg und den Beitrag zu einer kleinen, nachhaltigen Entwicklung.“
„Als Blogger ist es Eure Verantwortung und auch Eure Aufgabe, echte und mitunter unangenehme Fragen zu stellen, lokale Erfolgsgeschichten zu recherchieren und zu verbreiten, und nicht immer nur, einfach ’schöne Fotos‘ zu teilen.“ (Cilian Murphy, TBEX Ireland 2017).
Als Nächstes geht es um ein Thema mit solch klingendem Namen wie, „Why The Writing Still Matters“. Gehalten von Max Hartshorne (GoNomad).
Fünfzehn gute Tipps für die Schreibseele in uns, die da lauten:
- Beginnt mit ungewöhnlichen Destinationen und entwickelt neue Perspektiven (etwa vegane Reisen in Serbien, nicht wahr, Christina?! 😉 ).
- Worum geht es beim Kern der Sache? Sprich warum bin ich hier? Stellt eine aufregende Szene ein. Ist es ein charmantes, kulinarisches, zum Nachdenken anregendes Reiseziel, und warum?
- Auf den Punkt gebracht: Was kümmert’s mich? Was ist neu hier? Was ist der Haken?
- Der (vielleicht) schwierigste Teil: Der Handlungsbogen. Etwas muss passieren und sich ändern. Ein Anfang, eine Mitte und ein Ende. Macht die Berichterstattung zu einer Reise, die die Leser erleben können. Macht es nicht zu Eurer persönlichen Verherrlichung.
- Verwendet die Sinne. Dialoge. Beschreibungen und Zitate von Einheimischen sind nützlicher als solche von Euch, da sie nunmal diejenigen sind, die in der besuchten Region leben.
- Haltet Euch an eine Zeitform. Verwirrt Eure Leser nicht.
- Verwendet einfache Sprache. Vielleicht hilft es Euch auch laut zu lesen, was Ihr bereits geschrieben habt.
- Schärft Euren Fokus. Seid spezifisch und versucht nicht, alles abzudecken.
- Seid ein waschechter Reporter. Details, Details, DETAILS. Vergesst nicht auf die Fakten!
- Überrascht Eure Leser. Bemüht Euch, Neues zu erzählen. Seid neugierig und stellt die richtigen Fragen.
- Wählt eine neue Perspektive. Ihr könnt auch über ein vertrautes Thema auf unbekannte Weise schreiben.
- Macht Euch gute Notizen. Bei Bedarf aufnehmen.
- Schreibt ironisch. Habt Spaß !!
- Verwendet eine Erzählung. Es ist einfacher, einer Geschichte zu folgen, als einem ganzen Reiseführer.
- Lest andere Reiseschriftsteller. Wie zum Beispiel: Paul Theroux, Bill Bryson, Don George ..! (Ja, Don. Er hat uns schon vor vier Jahren diese tollen, wertvollen Tipps bei der #TBEXIreland in Dublin gegeben …!).
„Kein noch so kunstvolles Schreiben kann schwache Recherche überdecken. Sammelt zunächst die Fakten. Das Schreiben, der Erzählstil, kommt dann wie von selbst.“ (Max Hartshorne, TBEX Ireland, 2017).
„Engagement ist die beste Messgröße, wenn es um erfolgreiche Kooperationen geht. Doch was genau verstehen wir unter diesem Modewort, ‚Engagement‘?“
Die Antwort liegt unter anderem darin, eine Gemeinschaft aufzubauen, leidenschaftliche Anhänger zu haben und zu kultivieren, die ihrerseits gern Inhalte mit ihren Freunden teilen, und vieles mehr. „Die Menschen kümmern sich nicht um Ihr Geschäft, sondern einzig und allein darum, was Ihr ihnen anbieten könnt. Seid also hilfreich: Die Mentalitätsverschiebung besteht darin, aus der Perspektive des Kooperationspartners zu denken“, so Jaume Marin, der Marketingleiter der Costa Brava Tourismusbehörde mit welchem ich bereits Anfang dieses Jahres zusammenarbeiten durfte und welchen ich schon vor über zwei Jahren bei der TBEX in Lloret de Mar kennen gelernt habe.
„Sogenannte ‚resident blogger‘, also vertrauensvolle, wiederkehrende Blogger einer Destination“, argumentiert er, „schaffen qualitativ hochwertige Inhalte. Einige sind mitunter gar zwei bis drei Monate am Stück zur Recherche in unserer Destination. Blogger werden zu unseren Botschaftern. Sie kommen in den Ferien mit ihren Familien. Einige von ihnen sind sogar nach Girona gezogen (Amber & Eric von ‚With Husband in Tow‘). Dazu kommt, dass wir alle Auswirkungen einer Kampagne messen, und zwar nicht nur durch die absolute Anzahl der Follower, sondern auch durch den Einfluss, den unsere Meinungsmacher weiterhin für uns ausüben. Mein Ratschlag ist der: Bevor Ihr irgendetwas tut, lest den Blog des- oder derjenigen, mit dem Ihr arbeiten möchtet! Als Tourismusdestination gilt mein Hauptaugenmerk dem Publikum des Influencers, mit dem ich arbeiten möchte. Und darüber muss ich mich selbstverständlich rechtzeitig informieren.“
„Versucht Neues, probiert es aus. Wenn Ihr strauchelt, strauchelt schnell und billig. Aber hört niemals auf zu gehen. Als wir die #EuroFoodTrip Kampagne zwischen der Emilia Romagna und unserer Costa Brava gestartet haben, dachten wir da je daran, eines Tages die Auszeichnung für die beste Marketingkampagne weltweit abzuräumen?“ (Jaume Marin, TBEX Ireland, 2017).
„Werdet vom Jäger zum Angler. Fangt klein an. Seid großzügig. Baut eine Beziehung auf. Dann wachst Ihr. Und werdet es auch weiter tun. Unser Ziel als Tourismusdestination lautet: Wir wollen keine einzigen Webinhalte selbst mehr produzieren! Sondern am liebsten unser gesamtes Budget in unsere Content-Ersteller, sprich Blogger weltweit investieren. Fast das gesamte, klassische Werbebudget ist verschwunden. Früher hatten wir ein Online-Team, jetzt ist jeder in unserem Team online!“
Noch mehr #TBEXKillarney Fotos gibt es übrigens hier zu sehen: