Seit mein kleiner Liam auf der Welt ist, habe ich das Gefühl, dass mich die wirklich wichtigen Themen unserer Zeit noch mehr beschäftigen als früher. Wie geht es frau, wenn sie Mama wird – sozial, beruflich und persönlich? Welche „Dinge“ (Besitz, Ansichten, Aktivitäten) sind wirklich wichtig? Wie ist das mit der Bildung in und für die Zukunft: Was kann, wird, und muss sich da noch alles ändern?
Viele Antworten, und noch mehr Fragen, gab und stellte auch der diesjährige „Unternehmerinnenkongress“ frei nach dem Motto: „Die Kraft der Veränderung“. Als ich mir vor wenigen Wochen das Programm durchgelesen habe, ist mein Blick schon bei der ersten Keynote-Speakerin hängen geblieben: Oona Horx-Strathern. Ich kenne sie zwar nicht persönlich, wohl aber ihren Mann, den bekannten Trend- und Zukunftsforscher Matthias Horx. Ihn habe ich auf einer meiner ersten Kongressveranstaltungen als junge Selbstständige vor knapp 10 Jahren kennen und seine forschen Analysen und Aussagen seither stets zu schätzen gelernt. Oona, die aus Irland stammt, beeindruckt mich umso mehr. Sie hält eine knappe Stunde lang in nahezu fehlerfreiem Deutsch einen umfassenden Vortrag über all das, was auch mich als Unternehmerin, Mama und überhaupt als Mensch beschäftigt.
Auf in die Zukunft: Die 12 Megatrends unserer Zeit.
Oona beginnt ihren Vortrag mit einer interessanten Analyse der 12 Megatrends unserer Zeit:
- Individualisierung
- Gender Shift
- Silver Society
- Wissenskultur
- New Work
- Gesundheit
- Neo-Ökologie
- Konnektivität
- Globalisierung
- Urbanisierung
- Mobilität und
- Sicherheit.
Megatrends, betont Oona, haben „eine Halbwertszeit von mindestens 50 Jahren, betreffen alle Lebensbereiche, sind weltweite Phänomene, vielschichtig und mehrdimensional.“ Wer dazu genau nachlesen möchte, dem sei die Webseite des Zukunftsinstitutes zum Dossier der Megatrends empfohlen. Dort findet Ihr außerdem einen sehenswerten „Fahrplan“, wie diese Megatrends miteinander verbunden sind und aufeinander einwirken.
Jedem Trend, erklärt Oona weiter, steht ein Gegentrend gegenüber. Erst aus der Dynamik zwischen Trend und Gegentrend ergibt sich die eigentliche Entwicklung. Als Beispiel dafür führt Oona den Megatrend der sogenannten ‚Silver Society‘, unserer alternden Gesellschaft an. Der Gegentrend lautet Biografische Verjüngung, was zum Phänomen des ‚Down-Ageing‘ führt. Weitere, scheinbare Widersprüche in der Dynamik von Trend und Gegentrend haben folgende Begriffe ergeben:
- Simplexity: Der Wunsch nach Vereinfachung in einer zunehmend komplex gewordenen Welt
- Prosumer: Proaktive Consumer, die selbstbewusst und informiert agieren
- Flexitarian: Vegetarier, die „flexibel“ einmal in der Woche Steak essen, sich ansonsten jedoch vegetarisch ernähren
- Glocalisation: Mit „Global & Lokal“ das Beste aus zwei Welten miteinander verbinden
- OMLine: Ein Wunsch nach neuer, digitaler Achtsamkeit in einer Welt zunehmender Überforderung
Spannend ist auch Oona’s Ansatz zum Megatrend der Konnektivität. Sie postuliert: „Einsamkeit ist nicht das Resultat des Alleinlebens, sondern sozialer Isolation.“ Und plädiert postwendend dafür, Individualität in Gemeinschaft zu leben: Mit Co-Living nämlich. Dazu zitiert sie die Architektin Jeanne Gang, die sagt: „Architekten gestalten keine Gebäude. Was sie wirklich gestalten, sind Beziehungen, weil Städte und Gebäude von Menschen handeln.“
Oona Horx-Strathern über die Arbeitswelt der Zukunft: „Wir sollten uns vernetzen statt ersetzen.“
Zum Megatrend „New Work“ ist ein neue Wort-Kreation aus Oona’s Vortrag bei mir hängen geblieben: Die Verbindung aus Home + Office, nämlich Hoffice. Darin, sagt sie lachend, schwingt das schöne Wort Hoffnung mit! Denn: Work-Life-Balance ist out, Work-Life-Blending vielmehr das, worum es eigentlich geht: „Ich bin kein Fan der Work-Life-Balance. Das Leben ist selten in Balance. Vielmehr verbinde, vermische ich viele Aspekte meines Lebens im tagtäglichen Geschehen.“
Als Wohnexpertin zeichnet die Zukunftsforscherin den architektonischen Grundriss der Wissensgesellschaft im „Temporary Hoffice“ wie folgt:
Zum Abschluss drei Worte, wer laut Oona Horx-Strathern die Jobs der Zukunft verkörpert: „Trainers, Explainers, Sustainers“. Was genau ist damit gemeint? All jene, die Wissen vermitteln, Dinge richtig deuten und erklären können, sowie nachhaltig agieren – sei es im privaten oder beruflichen Bereich.
Vielen Dank, liebe Oona, für diesen spannenden Keynote-Vortrag!
Dani Terbu, die seit über 20 Jahren im WWW unterwegs ist (davon 15 Jahre als Bloggerin und Social Media-Expertin), gibt uns im anschließenden Vortrag eine Antwort auf die Frage:
Was sind „digitale Mikro-Momente“? Momente, in denen man via Social Media seine Persönlichkeit zeigt.
Kennen gelernt habe ich Dani Terbu wie auch Matthias Horx vor rund 10 Jahren bei einem ihrer (und meiner) ersten Social Media-Seminare. Ihren „Frühstückerinnen“ folge ich schon lange, ebenso wie ihren Tipps und Empfehlungen zum Umgang mit und in den Sozialen Medien. Umso mehr hat es mich gefreut, sie im Rahmen des virtuellen Unternehmerinnenkongresses wiederzusehen.
Noch „bevor es los geht“, legt uns Dani diese 3 To-Do’s in der Social Media Kommunikation ans Herz. „Menschen kaufen nicht, was Du machst, sondern warum Du etwas machst„, argumentiert sie im Rahmen der „Digitalen Micro Moments“ für eine Definition des „Purpose“ als Unternehmerin.
Frage 2 geht in Richtung Content-Strategie bzw. Redaktionsplan: Ein wichtiges Thema, das auch ich in meinen Social Media Workshops (wie unlängst in Kooperation mit dem Österreichischen #Umweltzeichen) wieder und wieder betone:
Frage 3 schließlich geht in Richtung Sinnhaftigkeit: Welchen Nutzen bieten meine Postings meiner Community? Was mache ich, was „über Eigenlob hinausgeht“, so Dani Terbu? Hier ein paar Beispiele:
Ich gebe ihr völlig recht, dass dies wichtige Fragen für einen gelungenen Social Media-Auftritt sind – und das nicht nur für Unternehmerinnen. Im Grunde kann und sollte sich jede(r) diese Fragen stellen, denn virtuelle Kommunikation hinterlässt immer (im besten Fall positive) Spuren. Als Beispiel führt Dani Terbu eine der „Business-Mums“ aus meinem Netzwerk an: Larissa Kravitz aka Investorella schafft es, Frauen die Finanzwelt in sympathischer und informativer Form näher zu bringen.
Auch der letzte Vortrag von Steffi Burkhardt, die sich für einen Wertewandel in der Arbeitswelt zugunsten der jüngeren Generationen einsetzt, hat mich beeindruckt und inspiriert. „We should all be feminists“, stand auf ihrem T-Shirt. Wo sie recht hat, hat sie recht.