Wer von Euch meinen Reiseabenteuern durch Kanada gefolgt ist, der wird um meine frisch entbrannte Liebe zu diesem Land wissen. Land und Leuten. Denn die Kanadier sind mir in ihren vielen herzerwärmenden, heiteren und oft auch nachdenklich stimmenden Kommentaren ziemlich nahe gegangen. Die Offenheit, die sie Besuchern wie mir gegenüber an den Tag legen, ist ergreifend einzigartig. „Oh, wir freuen uns mit Dir, liebe Elena.“ – „Toll, was für großartige Erfahrungen Du hier in unserem Land hattest.“ – „Du hast echt Glück, weißt Du das.“ – „Ach ich freu’ mich schon jetzt darauf, mehr von Deinen Abenteuern auf Deinem Blog zu lesen …!“
Bevor ich diesen Beitrag hier verfasst habe, habe ich mich sozusagen wochenlang intensiv mit meinen Reisegefährten sowie neuen kanadischen Freunden unterhalten. Habe herausgefunden, was die kleinen, liebenswerten Details sind, die die Kanadier ausmachen. Im Westen zumindest, genauer gesagt, denn die ersten fünf Wochen hier in Nordamerika umfassen bloß meine Reise von Vancouver bis Winnipeg. Es bleibt spannend, was mir der Osten Kanadas noch so alles an Gemeinsamkeiten und Unterschieden zu sagen hat ..! 🙂
Doch „sollte es nicht immer so sein?!“, fragen die Kanadier und beziehen sich dabei auf ihre schier grenzenlose Freundlichkeit, Offenheit, und Hilfsbereitschaft.
Jedes Mal, wenn ich meinen lieben Kanadiern erzähle, dass sie alle so wunderbar freundlich seien, und die Reise hier dadurch so einfach wäre, sagen sie alle einstimmig darauf: „So sind wir eben, Elena, wir sind schon ziemlich offen und freundlich hier, ja das kann man wohl so sagen …“ Und dann gleich hinten nach, in einer gleichzeitig sehr unschuldig klingenden Art und Weise: „Aber sollte es nicht überall so sein? Dass die Menschen offen aufeinander zugehen?!“ Nun, ich bin definitiv nicht die richtige Person, um die Illusionen meiner lieben kanadischen Mitbürger zu zerstören, da gerade ich grundsätzlich sehr positiv über die Welt und ihre atemberaubenden Geschichten berichte. Doch es ist schon wahr: Kanadier sind definitiv über-die-Maßen freundlich. Und so ehrlich freundlich. Die kanadische Offenheit ist niemals oberflächlich, sondern, und das kann ich nun wirklich guten Gewissens aus sagen: Kanadier sind immer und ehrlich an Dir und Deiner Geschichte interessiert.
Und das ist es im Grunde, was ich an den Kanadiern so sehr liebe: Die Menschen hier reden einfach gerade heraus. Sie alle haben ein ehrliches und aufrichtiges Interesse daran, Dir zu helfen, Dich zu unterstützen, ja alles Menschenmögliche für Dich zu machen.
Ganz egal, ob es sich dabei um eine spontane, eigens arrangierte Führung des Generaldirektors des APTN Aboriginal Peoples Television Netzwerk in Winnipeg handelt oder ob es um Kontakte, Nachrichten und Unterstützung via Social Media geht: Kanadier findet man häufig dabei, etwas zu sagen wie: „Nun, wir dachten Du suchst einfach eine Übernachtungsmöglichkeit, und wir haben doch jede Menge Platz.“
„Klar, komm und bleib bei uns!“ Kanadier, so kann man sagen, bestehen nahezu darauf, dass Du Dir einen Weg in ihre Häuser (und Herzen) bahnst.
Mehr noch: Die herzlich (und ehrlich) gemeinte Einladung in ein kanadisches Haus klärt sich oft innerhalb der ersten fünf bis fünfzehn Minuten Konversation. Maximal! Ganz egal, ob diese Konversation via Social Media (WhatsApp, Email, Facebook & Co.) oder von Angesicht zu Angesicht stattfindet: Oft macht es noch nicht einmal einen Unterschied, ob man sich schon getroffen hat oder nicht. Denn tatsächlich habe ich dieselbe Freundlichkeit und Offenheit gespürt, wenn mir Kanadier ihre Freunde oder Bekannte im Land empfohlen haben bzw. wenn ich sie schon in irgendeiner Form kennen gelernt oder getroffen habe. Wahnsinn. Das ist schon ein ganzes schönes Stück Menschlichkeit, und Offenheit, hier.
„Also, wann noch mal bist Du hier bei uns in Banff, Elena? In der zweiten Septemberhälfte? Großartig. Da bleibst Du natürlich bei uns zu Gast, richtig? Ach, wir freuen uns schon jetzt auf Deinen Besuch!“ Worte derer, die ich jetzt meine wundersame Familie aus Banff nenne und die mich mit ihrer Herzenswärme und 100%iger Offenheit einfach überwältigt haben. Banff ist überhaupt so ein Ort, wo es mich gleich noch mal hinziehen würde wenn Ihr mich fragt …!
„Hast Du ein Auto?“ … „Du bereist Kanada mit dem Zug?“ – „Du willst zu Fuß gehen!?!„
Hahaha. Der Gedanke an diese Art von Gesprächen lässt mich noch heute im Geiste lachen. Jedes Mal. Einfach alle Kanadier, und bestimmt auch US-Amerikaner, halten Dich schlichtweg für verrückt (!), wenn Du ihnen erklärst, dass Du irgendwohin willst, was mehr als zehn oder fünfzehn Minuten zu Fuß entfernt liegt. Kurioserweise vor allem in der Stadt! Das muss also echt was Europäisches sein, denn Stadtspaziergänge sind doch das aller-Üblichste überhaupt, würde man meinen? Hier in Kanada also setze ich nunmehr regelmäßig mein herzlichstes Lächeln auf, grinse den oder die Kanadier vor mir an und sage so etwas wie: „Das ist schon OK, kein Problem, auch wenn es 30 oder 40 Minuten Wegstrecke sind, ich gehe gerne, denn wisst Ihr, ich bin aus Europa, wir gehen gerne herum, ich bin das gewohnt und mag das, wirklich ..“ Haha.
Natürlich gehört dazu, sich erst einmal daran zu gewöhnen, dass alle Distanzen in Kanada stets in Autominuten, nicht in Gehminuten, angegeben werden. Vorsicht also, wenn Euch ein Kanadier sagt, dass etwas „nur 10 Minuten entfernt liegt“: Damit sind üblicherweise Fahrtzeiten, aber keine Gehzeiten gemeint.
Und dann erst die Sache mit dem Zug. Als Teil meiner West-Kanada-Reise habe ich mich mit dem kanadischen Zugunternehmen VIA Rail zusammengetan und dabei eine einzigartige Zugreise über die Rocky Mountains sowie durch die gewaltigen Prärielandschaften der kanadischen Provinzen Saskatchewan und Manitoba erlebt. „Du fährst mit dem Zug?!?“ – „Also, wir fliegen eigentlich alle. Oder fahren mit dem Auto .. Aber der Zug?“ – „Ja, also so eine Abendveranstaltung, die zwei drei Stunden entfernt ist, da würden wir locker am selben Tag hin und her fahren. Ist ja nicht weit.“ – „Oh, Du reist bist nach Winnipeg? Wir sind immer übers Wochenende nach Winnipeg gefahren .. Die nächste Stadt aus meiner Heimatstadt Thunder Bay in Ontario aus, ja sie liegt sechs Stunden entfernt aber was soll’s, da fahren wir schon mal …!“ Wahnsinn, lieber Adam. Da muss unsereins schon mal schmunzeln, wenn jemand wie Du so etwas ganz gleichmütig sagt. Und da ist er wieder, dieser europäische – oder schlichtweg österreichische! – Konnex zu einer Heimat, die einfach keine solch gewaltigen Distanzen in solch kurzer Reisezeit kennt. Faszinierend, der Vergleich hier zu Kanada !!!
Warum am Ende alles immer ein ganz klein wenig teurer ist als erwartet.
Hier ist eine weitere, amüsante Anekdote aus meinen ersten Reisewochen in Kanada. Es mag zwar wie eine Kleinigkeit erscheinen, doch hilft es, Euch schon im Vorfeld darauf hinzuweisen. Die Kanadier weisen die Steuer auf ihren Rechnungen nämlich immer erst am Ende aus (und zwar extra), diese ist nicht wie allgemein bei uns in Österreich oder Europa üblich schon in der Rechnung inkludiert. Das bedeutet, dass wenn eine Mahlzeit irgendwo mit $ 13.99 ausgewiesen ist, kostet sie am Schluss ca. $ 15.75, beispielsweise. Und das gilt für nahezu alle Kaufartikel. Der Grund? „Oh, wir haben in ganz Kanada verschiedene Steuersysteme. Jede Provinz schmeißt ihre eigenen Steuersätze drauf, und die sind immer anders ..!“ Aha … Wie jetzt?! Schon komisch, aber wenn Ihr mehr erfahren wollt, so rate ich Euch, meine liebe Freundin und Steuerberaterin Eileen Chin aus Vancouver zu kontaktieren, denn die hat mir das mal ganz gut (und genau) erklärt. Fürs erste reicht es zu wissen, dass Ihr Euch da ein bisschen wappnen solltet.
Auf der anderen Seite aber passiert es auch, dass freundliche Busfahrer mal sagen, „Ach, schmeiß einfach was auch immer Du an Wechselgeld hast in den Automaten.“ (Wir nehmen es hier nicht so genau, wenn man Ihr mal kein Kleingeld für den Bus im Umfang von $ 2.75 Münzen habt. Danke für das Verständnis, liebe Herren Busfahrer!).
Lokale Sprachgewohnheiten und andere kulturelle Eigenheiten: Loonies, toonies, bunny hugs & „Oh, I’m so sorry. Sorry !!“ Und so weiter …
In meinem Kopf schwirrt immer noch ganz viel breites, kanadisches Englisch herum. Da sind so viele verschiedene, oft auch heitere und amüsante Redewendungen und Ausdrücke, dass ich sie mir gar nicht alle merken kann. Zudem ist das Land im sprachlichen Umschwung vom englischen zum metrischen System und spricht gleichzeitig von Füßen und Kilometern. Schon komisch!
„Was, glaubt Ihr, ist denn nun wirklich essentiell kanadisch?“, frage ich meine Freunde nur wenige Tage nach meiner Ankunft in Vancouver und warte gespannt auf die Antwort. Und diese kommt vielleicht sogar etwas überraschend: „Nun, tatsächlich sind wir berühmt dafür, uns ständig zu entschuldigen .. Selbst wenn es uns gar nicht betrifft und wir im Supermarkt von jemand anderem angerempelt werden, sagen wir stets Sorry … Oh, SORRY ..!“
Weitere Eigenheiten, wie „Bunny hug“ zu sagen, kann sich schon auch mal auf nur eine einzige Provinz (wie in diesem Fall Saskatchewan) beschränken. Und wisst Ihr, was ein „Bunny hug“ ist? Es handelt sich schlichtweg um … einen geläufigen Ausdruck für Sweater bzw. Pullover. Nicht mehr und nicht weniger. Ha.
Wenn wir schon dabei sind, hier noch so ein Ausdruck aus den Prärien: „Bei uns kannst Du Deinem Hund tagelang beim Weglaufen zuschauen.“
Sowas von kanadisch. Prärie-Slang, bestimmt! Das Land, und das kann ich nun mittlerweile bestätigen, ist aber auch wirklich komplett flach – über Tausende von Kilometern. Da kann es schon mal passieren, dass man seinem Hund tagelang beim Weglaufen hinterher sehen kann … Haha. Was für ein großartiger Ausdruck einer ganz besonderen Landschaft und Mentalität in Kanada. Hier könnt Ihr mehr über meine ganz besonderen Reiseerlebnisse in Saskatoon, Saskatchewan nachlesen.
Typisch Banff: „Big Bear Hugs back at ya!“
Oh, Banff. Jedes Mal, wenn ich oder jemand rund um mich Banff erwähnt, dann schmelzen unsere Herzen im Takt und legt sich ein glückseliger Seufzer auf unsere Gesichter: Ach Banff, wie schön war es beim letzten Mal dort. Und: Wann fahren wir wieder hin? Was für ein Glück also, dass ich als internationale Reisende die beiden Nationalparkgemeinden Jasper & Banff so richtig intensiv kennen gelernt habe; zwei Nationalparkgemeinden, die schon im Vorfeld der Errichtung des Nationalparks selbst Bestand hatten. Die Gedanken zu meinem Roadtrip durch die Rocky Mountains, sowie die meiner Freunde mitsamt ihren bärigen Umarmungen, lauten dann auch sehr poetisch-gefühlsselig inspiriert:
„Lebe ich wirklich hier? In einem Nationalpark? Einem faszinierend schönen Fleckchen Erde, in dem die Menschen einfach nicht aufhören können jung zu sein, in dem das wahre Alter sich nur an vergilbten Bergführern ablesen lässt? Selbst wenn sich die Sonne hinter den Horizont schiebt, bleibt immer noch Zeit, sich warm anzuziehen und die Sterne zu beobachten, denn vielleicht ist es ja eine Nacht der Nordlichter? Ich fühle mich geehrt, hier zu wohnen und die Schönheiten dieses Ortes mit meinen Brüdern und Schwestern rund um die Erde zu teilen, die allesamt mit einem großen Wunsch wiederzukehren abreisen. Dafür bin ich dankbar.“
Big bear hugs zurück nach Banff, also !!!
M-hmmm!
Eine ganz heitere Kleinigkeit, eigentlich. Aber die Leute hier murmeln es ständig, und sind sich dessen ganz bestimmt gar nicht einmal bewusst. In ganz Kanada. Bislang zumindest. Ein gemurmelter Ton, der grundsätzliche Zustimmung zum Gesagten ausdrückt, und der sich in jeder Konversation mit einem Kanadier wiederfindet. Betont einfach den Anfang der zweiten Silbe, und sagt so etwas wie, „M-HMmm“.! Schon bald werdet Ihr merken, dass Ihr beim Gespräch mit den Kanadiern, wie die Kanadier selbst klingen werdet!
Nur ein Kanadier würde drei Provinzen mit über 3.000 Kilometern Entfernung zurücklegen, um „für ein paar Tage einen lieben Freund zu besuchen“ ..!
„Als ich das letzte Mal meinen Reisepass verlängert habe, hatte der alte so gar keine Stempel drin, und dabei bin ich doch stets Tausende und Abertausende von Kilometern gereist! Hätte ich dieselben Distanzen in Europa oder Asien zurückgelegt, hätte ich jetzt schon mindestens 30 verschiedene Stempel drin.!“ So klingt mein lieber Freund Sasha, der neben mir in seinem Auto sitzt und mir davon erzählt, dass der Hof seiner Eltern „eh nur vier Stunden nordwestlich von Winnipeg entfernt liegt“. Oder der „einfach mal zum Klettern nach Las Vegas runter fährt … Einmal bin ich gar 1.900 Kilometer auf einmal gefahren …“ – „WAAAS?!“, quietsche ich neben ihm und lache. „Yeah, das war schon ziemlich verrückt, aber Du weißt schon … für einen guten Freund tut man so was schon mal!“
Yeah right. Kanadier sind meine absoluten Roadtrip Helden!!!
„Das einfachste was Du tun kannst, ist aufwachen und Danke sagen. Wie auch immer Du es tun magst.“
Die letzte kleine, liebenswerte kanadische Eigenheit von der ich Euch heute erzählen möchte, ist diese hier. Und zwar hat sie mir Bonnie vom Wanuskewin Heritage Park nähergebracht, Bonnie deren Stamm schon Tausende von Jahren am Rande der Prärien von Saskatoon lebt. So einfach und simpel ihre Worte auch wirken mögen, so viel Weisheit und Anerkennung steckt auch in ihnen. Wie schlichtweg alle Lehren der großen Naturreligionen unter den Ureinwohnern Kanadas.
„Wir sind Übersetzer der Botschaften unserer Sterne, und Hüter der Elemente. Hört auf die Sieben Heiligen Lehren …“
Lest mehr darüber in meinem Reisebericht über Winnipeg!
Dazu habe ich nachfolgendes Reisevideo produziert, welches Euch mit auf meine Reiseabenteuer durch West-Kanada nimmt und Euch die Augen öffnet für die Schönheiten von Vancouver bis weit über die Rocky Mountains hinaus. Ton & Lächeln nicht vergessen! 🙂
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