„Sie wachsen Dir schon irgendwie ans Herz“, meint Hubert Leitner mit einem Lächeln auf den Lippen in Richtung seiner fröhlich schnatternden Weidegänse, „aber letztendlich muss jedem der Fleisch isst klar sein, dass dafür ein Tier sein Leben lassen muss. Unsere Aufgabe sehe ich darin, alles dafür zu tun, um unseren Gänsen Zeit ihres Lebens ein so schönes und artgerechtes Dasein wie möglich zu gewähren.“
Wir stehen gemeinsam mit Hubert Leitner auf dessen Hof in Pierbach im südlichen Mühlviertel. Eine großzügige Tafel mit dem klingenden Namen „Genuss Region Österreich – Mühlviertler Alm Weidegans“ ziert die Wand neben dem Eingangstor. Mit dieser Auszeichnung verpflichten er und seine KollegInnen sich nicht nur zu besseren Lebensbedingungen für ihre Gänse, sondern tragen auch zum Erhalt einer einzigartigen Naturlandschaft bei. Nachgeschaut im Netz findet man beispielsweise folgende Aussage über die Bemühungen der hier ansässigen Bauern: „Die naturnahe Haltung leistet einen nachhaltigen Beitrag zur Erhaltung der regionalen Kulturlandschaftspflege.“ Schon betrachte ich die sanfte Hügellandschaft des südlichen Mühlviertels mit anderen Augen, sehe die Arbeit, aber auch die Vielfalt und den Nutzen der Landschaftspflege darin.
Wir unterhalten uns mit Hubert Leitner über seinen Hof und die Gänse, darüber, was artgerechte Weideganshaltung ausmacht und welchen Herausforderungen er sich gegenüber sieht. Und steigern so unser Bewusstsein dafür, was ein Fokus auf Genuss und Qualität in der (biologischen) Landwirtschaft alles ausmachen können.
Ganz nah dran an den Weidegänsen liegt der Biohof Schmiedberger. Mitten im Naturpark Mühlviertel. Am „Schwammerlstein“!
Er ist das Wahrzeichen des Naturpark Mühlviertel nahe der Ortschaft Rechberg, und für die Familie Schmiedberger einfach „ein weiteres Naturdenkmal hinten oben, über dem Garten“: Ein gewaltiger Granitblock, der über einem weiteren aus der Erde ragenden Granitstein scheinbar schwebend zum Erliegen gekommen ist. Wir dürfen diesen näher betrachten, ja sogar beklettern, und erfahren von der sympathischen Naturparkführerin und Keramik-Künstlerin Nikola Jakadofsky, was den „Schwammerlstein“ am Hof der Familie Schmiedberger so besonders macht. Tatsächlich handelt es sich bei diesen eigentümlichen Gesteinsformationen um eine sogenannte Wollsackverwitterung, die aus dem umliegenden Gestein harte Granit-Findlinge „übrig lässt“. Als Reste eines urzeitlichen Gebirgszuges nördlich der Donau (und der heutigen Alpen) ragen sie scheinbar zufällig aus dem Erdboden. Was für ein Anblick!
Diese besondere Energie machen sich wohl auch die Biobauern Andreas und Renate Schmiedbarer zunutze. Auf ihren Feldern rund um den „Schwammerlstein“ bauen sie ein üppiges und vielfältiges Bio-Sortiment an Lebensmitteln aller Art an. Frische Pastinaken beispielsweise zieht Andreas vor uns aus dem Erdboden (er überreicht mir zwei als Geschenk, sie schmecken köstlich und sind riesig- fast ein halbes Kilo zusammen!), auch der Ur-Dinkel-Einkorn-Reis ist einfach nur herrlich im Geschmack. Am liebsten wäre mir, der Hofladen der Familie, die vier Kinder großziehen und dennoch vor Freude und Energie strahlen, wäre gleich neben unserem Wohnort. Wunderschön hier. Seht Euch das mal an.
Etwas weiter weg, ebenfalls noch im südlichen Mühlviertel, findet Ihr den Hof der Familie Pankrazhofer, die sich ganz der Veredelung heimischer Obstsorten verschrieben haben.
Es fällt schwer einzugrenzen, was Eva und Norbert Eder alles machen. Fast schon müsste man fragen, was sie nicht machen. „Sogar eine kleine Landwirtschaft mit Mutterkühen und Ackerbau haben wir, wenngleich uns die Obstverarbeitung ganz schön auf Trab hält. Aber für mich ist alles ein Kreislauf. Alles gehört zusammen, die Verarbeitung des einen ist nicht ohne das Zutun des anderen möglich“, schmunzelt Norbert Eder wohlwollend in Richtung seiner Hühner und Kühe, als er uns unter dem Speckbirnbaum des Familienbetriebes zum Gespräch begrüßt.
Seine Frau Eva hat sich indes ganz der Herstellung von Bio-Fruchtessig verschrieben, und in ihrer Leidenschaft gemeinsam mit zwei weiteren Mühlviertler Bäuerinnen das Label „Die Essigmacherinnen“ gegründet. Mostessig, Apfelessig mit Blütenhonig sowie Birnenbalsam Essig gehören genauso zum Sortiment der Familie wie Senfsorten, Säfte, Frizzante, Moste, Edelbrände oder Getreide, Körner und Saaten (in Form von Mehl, Öl oder als ganzes Korn). Wahnsinn. Was wir alles kosten (müssen)- und darauf besteht die fröhliche Eva lachend, als sie und ihr Mann Norbert uns durch den Betrieb führen, der keine einzige verschlossene Tür enthält- ist schon sagenhaft. Alles ist offen, freundlich, friedlich und zugleich voller Tatendrang. Kein Wunder, dass hier so manches gedeiht, dank dessen Konsumation wir uns gleich viel besser fühlen!
Zum Glück ist es möglich, über die Homepage des Betriebes, www.pankrazhofer.at, eine gute Palette ihrer Produkte auch online zu erwerben!
Das nördliche Mühlviertel ist schon alleine aufgrund des Biohof Thauerböck eine Reise wert.
Wer hier ankommt, atmet erst mal auf. In doppelter Hinsicht. Denn auch das Auge erfreut sich an der klaren Luft und dem weitläufigen Blick, den Ihr „von oben“ in der BioRegion Mühlviertel habt: Auf einem sanft geneigten Südwesthang wachsen hier beispielsweise 85 alte Obstsorten. Sprich Obstbäume, deren Früchte aufgrund ihrer Form oder ihres Ertrages bereits in Vergessenheit geraten sind. Sie sind allesamt „Teenager-Bäumchen“, erklären uns liebevoll Monika und Mario, die uns auf ihrem Hof begrüßen. Ihre sorgfältige Arbeit an den jungen Schützlingen ist wie jeder Schritt hier zukunftsweisend: Erst in einigen Jahren werden die Bäume namhafte Erträge für beispielsweise die BioBrennerei des Biohofes liefern. Selbige rückt übrigens aufgrund eines weiteren, heiteren Details unmittelbar bei Ankunft auf dem Hof ins Blickfeld: Der „Schnapsrast-Pavillon“ macht müde Wanderer wieder munter, die unterwegs am Johannesweg der direkt über das Grundstück der Familie führt Rast machen. „Ihr könnt gleich auch bei uns im Verkostungsraum etwas probieren“, meint Monika schmunzelnd, als wir die frei zugängliche Gaststube erkunden.
Im Gespräch mit den Herzensmenschen Mario und Monika, die uns viel über ihre Philosophie, Lebenseinstellung und Arbeitsweise erzählen, wird deutlich, wie wichtig ihnen das Wohlergehen aller Lebewesen rund um sie ist. Alte Rassen wie das „Wildmasthendl“ oder das „Murbodner Weiderind“, die sie neben ihren Whiskyschweinen halten, erinnern schon alleine aufgrund ihrer Bezeichnung daran, dass es um mehr gehen muss als um Billigfleisch. Wir lieben es festzustellen, dass wir in vielen Gedanken über die Welt mit unseren Gastgebern übereinstimmen: Mehr Achtsamkeit, mehr Nachhaltigkeit (über Generationen), mehr Rücksicht und Fürsorge auf- und untereinander. Und noch vieles mehr! Hier möchte ich definitiv eines Tages mit meinem Mann und meinem kleinen Sohn Liam wiederkehren, auf dass auch er diese Welt gleichermaßen erleben und begreifen möge.
Zuletzt habe ich über das Mühlviertel bereits rund um das Thema Bier, Schokolade und Genuss berichtet. In meinem nächsten Reisebericht erzähle ich Euch noch mehr über den Besuch von Genussproduzenten, Wirtshäusern und Kulinarik-Spezialisten des Mühlviertels. Sämtliche Bilder meiner Reise durch das Mühlviertel findet Ihr übrigens hier (Vorsicht, appetitanregend!):
Meine KollegInnen haben ebenfalls wie folgt über das Mühlviertel berichtet:
- Monique von Teilzeitreisender: „Bauernhöfe im Mühlviertel„, „Bierweltregion Mühlviertel – von köstlichen Bieren und leckeren Edelbränden“ und „5 empfehlenswerte Gasthäuser im Mühlviertel – Kulinarik auf höchstem Niveau„
- Nina von Reisehappen: „So schmeckt das Mühlviertel – Zu Gast im Genussland Oberösterreich„
- Monika von TravelWorldOnline: „Mühlviertler Wespennester – Österreichische Spezialitäten“ und „Die besten Gasthäuser im Mühlviertel für Genießer„
- Gudrun von Reisebloggerin: „Rezepte aus dem Mühlviertel – Kulinarische Schmankerl“ und „Freistadt im Mühlviertel – Zu Besuch in der mittelalterlichen Braustadt„
- Hannah für AnitaAufReisen: „Best of Genuss Reise durchs Mühlviertel: Kulinarische Entdeckungen in Oberösterreich„, „Pechöl und Wackelsteine: Erlebnis im Naturpark Mühlviertel“ und „Leg dich nicht mit dem Nachtwächter an! Nachts durch Freistadt„
Hinweis: Ich wurde von der Destination Mühlviertler Alm Freistadt in Kooperation mit Genuss Reisen Österreich zu dieser Reise eingeladen. Alle Meinungen sind meine eigenen.