Der Nordosten Belgiens bietet mir im Herbst ein Farbspektakel, das dem der kanadischen Wälder nicht unähnlich ist. Hin und wieder muss ich blinzeln, um mich zu vergewissern, dass ich nicht die Weiten Nordamerikas, sondern die meiner Heimat Europa durchstreife.
Bislang habe ich Reisen nach Belgien eher mit Städten wie Brüssel, Antwerp, Ghent oder Oostende assoziiert. Sowie der allseits bekannten belgischen Schokolade, oder den typischen Fritten!
Dass es jenseits des kosmopolitischen Trubels wahrlich spektakuläre Naturlandschaften zu entdecken gibt, war mir so gar nicht richtig bewusst. Umso freue ich mich, Euch in diesem Artikel meine Entdeckungen vorstellen zu können.
Natururlaub im Center Parcs De Vossemeren: Entspannung und Abenteuer
Das Konzept von Center Parcs ist wie ich meine ziemlich einzigartig. Die groß angelegten Freizeit-Resorts in Belgien, Frankreich, Deutschland und den Niederlanden, in dem jeder Aufenthalt ein unmittelbares Naturerlebnis verspricht, erscheinen mir „wie wild gewordene Parklandschaften“, komplett mit Wäldern, Seen und Naturräumen, die zu unterschiedlichen Aktivitäten einladen.
Jetzt, im Herbst, gibt es beispielsweise in der sogenannten „Natuur Lodge“ zahlreiche der Jahreszeit angepasste Workshops: Holz schnitzen, Feuer machen, Tierspuren lesen, Herbstlaub bestimmen und vieles mehr wird gerne angenommen, erzählt mir Ranger Gert: „Unsere Gäste haben große Lust, mehr über die sie umgebende Natur zu erfahren. Gerade wenn sie – wie so viele – in der Stadt leben und im Alltag kaum Möglichkeiten dazu haben.“
Lommel entdecken: das „Glazenhuis“ Museum und die belgische Sahara.
Nur einen Katzensprung vom Center Parcs Resort De Vossemeren entfernt liegt die Kleinstadt Lommel mit rund 30.000 Einwohnern. Ich erlebe das hübsche Städtchen mit Fred, einem pensionierten Lehrer und Stadtführer, den hier jeder kennt (so zumindest mein Eindruck, so oft, wie er von Passanten gegrüßt wird!).
Geduldig und mit viel Wissen ausgestattet erklärt er mir die Geschichte der Stadt, die eng mit der Glasherstellung verknüpft ist. Wo einst über Jahrhunderte Schafherden eine blühende Textilindustrie befeuerten, befeuert heute vor allem eines den Besucherstrom in die Stadt: Die glühenden Hochöfen im Glazenhuis (Glashaus) von Lommel und die hieraus resultierenden, fantastischen Glaskunstwerke.
„Was brauchst Du, um Glas herzustellen?“, fragt Fred mich schmunzelnd und packt ein paar kleine, randvoll mit Sand gefüllte Behälter aus. „Sand“, nicke ich zustimmend, denn so viel war mir bereits bekannt. Dass hier in der Region rund um Lommel der Abbau von Sand sogar zum Beinamen „Lommelse Sahara“ führte, war mir allerdings neu. „Bis zu 300 Meter tief reichen die Sandvorkommen hier“, führt Fred weiter aus, „einst war die Ausdehnung der Sanddünen so groß, dass wir die Region Lommelse Sahara, also Sahara von Lommel getauft haben.“ Ich lausche fasziniert: Den heutigen Naturpark der belgischen Sahara werden wir später noch erkunden.
Radfahren in Flandern: Entlang des Knoten-Punkt-Netzwerkes von Limburg
Einen Tag später schwinge ich mich in den Sattel, um die rund 40 Kilometer Radwege rund um Lommel mit all ihren Attraktionen zu erkunden. Ein E-Bike erscheint angesichts der flachen Landstriche vielleicht übertrieben, doch ich bin froh: Zahlreiche Windräder am Horizont bestätigen mir, dass ich mir den Gegenwind nicht bloß einbilde! Dank der Unterstützung durch das E-Bike bleibt mir mehr Zeit, um die vielen kleinen Entdeckungen am Wegesrand zu genießen.
Apropos Wegesrand: Sämtliche Radwege in Belgien sind über ein sogenanntes Knoten-Punkt-Netzwerk bestens beschildert, vor wirklich jeder Kreuzung steht ein Schild mit der Nummer des nächsten Radweges sodass ich mich kein einziges Mal verfahre.
Geschichte und Gedenken: Der deutsche Soldatenfriedhof in Lommel
Nach gut einer Stunde Fahrt holt mich die Geschichte ein: Auf dem deutschen Soldatenfriedhof von Lommel liegen nahezu 40.000 Gefallene aus dem Zweiten Weltkrieg begraben. Fassungslos blicke ich auf die endlos erscheinenden Kreuze und Gedenksäulen – Krieg, stelle ich einmal mehr fest, ist durch nichts zu rechtfertigen, aber auch wirklich gar nichts.
Radstopp im Hof Ten Vrede
Zum Glück bietet sich gleich nebenan die willkommene Rast mit heißer Schokolade im Hof Ten Vrede an. Für Liebhaber antiker Möbel (und heißer Schokolade!) ein absolutes Muss.
Einzigartiges Fahrrad-Erlebnis: Der Baumwipfelweg „De Boom In“!
Ein wenig später bin ich wieder in der Gegenwart gelandet: Das groß angelegte Kunstwerk „De Boom In“ (In die Bäume) lässt mich bis hinauf in die Baumwipfel und wieder zurück auf den Boden radeln! Wie soll man sich das vorstellen? Seht am besten selbst (hier am Foto und am Ende meines Artikels im Video).
Kulinarisches Reise-Highlight: Brasserie De Meule in Hechtel-Eksel
Zu Mittag bleibe ich ein wenig abseits des Hauptradweges stehen und genieße einen richtig guten Burger mit (ihr habt es erraten, belgischen Fritten!). Schon von weitem sehe ich die kleine Windmühle neben der Brasserie De Meule als Orientierungshilfe; die Qualität der hier angebotenen Speisen und Getränke ist wirklich top.
Fine Dining am Wasser: Restaurant De Waterkant in Lommel.
Wenn Euch der Sinn eher nach gehobener Gastronomie in Flandern steht, dann kann ich Euch den Besuch des Restaurant De Waterkant im Süden der Stadt Lommel empfehlen. Es liegt direkt an einem der zahlreichen Kanäle rund um die Stadt. Zur Begrüßung schnattern mir ein paar Gänse entgegen, dümpeln hübsche kleine Boote im Wasser. Auch hier gilt: Die Qualtität der Speisen ist sensationell. De Waterkant empfehle ich allen Liebhabern richtig guter Küche!
Die „Belgische Sahara“ und den Nationalpark Bosland erkunden.
Zu guter Letzt treffe ich mich ein weiteres Mal mit Fred, um den erst kürzlich ausgezeichneten Nationalpark Bosland und die Reste der belgischen Sahara zu erkunden. Denn allzu lange bestanden die großen Sanddünen nicht, die durch den Abbau der Sandvorkommen in und rund um Lommel entstanden. Von oben „wächst Gras über die Sache“, von unten fließt Grundwasser nach – so erscheint die sogenannte Lommelse Sahara heute mehr grün, blau beziehungsweise herbstlich bunt, als eintönig sandfarben.
Eine Landschaft also, die im wahrsten Sinne des Wortes in Bewegung bleibt! Seht Euch das mal an.
Reisevideo Flandern im Herbst: Naturgenuss, Wandern und Radfahren.
Lust auf noch mehr Natur aus Belgien? In meinem Reisevideo nehme ich Euch mit auf Entdeckungsreise.
Weitere Reisefotos aus Lommel, Limburg und dem Nordosten von Flandern findet Ihr hier:
Hinweis: Ich wurde von VisitFlandern zu dieser Reise nach Flandern eingeladen. Alle Meinungen sind meine eigenen.
Inzwischen war ich nochmals auf Entdeckungsreise in Flandern. Hier erfahrt ihr mehr über den Naturgenuss in der Zwin Region von Flandern: Reisetipps von Knokke-Heist bis Damme.