Südtirol. „Die Zugehörigkeit zu Italien hat uns sicher viele Vorteile gebracht. In jedem Falle aber sind wir keine Italiener. Wir sind Südtiroler. Da gehören wir noch eher nach Tirol“, lachen Hildegard und ihr Mann Peter vom Tiefentalhof im Pustertal.
Eine Reise nach Südtirol ist immer auch eine Reise zur Geschichte, zum Gefühl der dort lebenden Menschen, zum Verständnis ihrer Lebensweise sowie dem ganz eigenen Selbstverständnis Südtirols: Wer hier Landschaft sucht, wird Berge finden. Berge an Geschichten. Berge an Ideen. Berge an Elan. Denn um eines sind sie nie verlegen, die guten Südtiroler: Sie haben gewusst, sich durchzusetzen und ihren ganz eigenen Zauber an Persönlichkeit, kulturgeschichtlicher Prägung und Ausblick auf die Zukunft zu bewahren und voranzutreiben. „Modern sind die Bauernhöfe hier“, staunt mein Freund Marc, der mit mir auf die Reise gekommen ist und ursprünglich von der Costa Brava in Katalonien stammt. „Selten zuvor habe ich solch schöne Bauernhöfe gesehen. Modern und ungemein gemütlich zugleich. Hier lässt es sich wahrlich leben.“
Naturnah nächtigt man im Brixental, zwischen Brenner & Bozen gelegen, am besten am …
… Berg. Also hoch oben über dem Tale, wo der Blick weite Schwingen ziehen kann. Bis in den Süden „nach Italien“ sowie weit über das Brixental hinaus sieht man beispielsweise vom Frötscherhof der Familie Jocher, während eine Nächtigung auf dem Bio-Kräuterhof Oberpalwitterhof etwas weiter südlich atemberaubende Blicke auf das Dolomitenmassiv eröffnet. Wow. Was haben wir während unseres Kräuterkurses dort gestaunt und mussten zusehen, ob des Farb- und Lichtspieles aus wechselnden Wolkenfeldern und Sonnenschein nicht allzu sehr abgelenkt zu werden. „Kommt, jetzt zeig‘ ich Euch noch schnell unsere Zimmer und gemütlichsten Ecken für den Aufenthalt. Damit Ihr auch ja wieder kommt“, meint Christine Lageder augenzwinkernd. Vom Kräuter-Schmuck-Kreativ-Kurs auf dem Oberpalwitterhof berichte ich Euch das nächste Mal. Erst möchte ich Euch in den Zauber des Hofes und der Landschaft entführen …
Tatsächlich genächtigt haben wir im Rahmen unserer Kreativ-Reise mit dem Roten Hahn am Frötscherhof im Ortsteil Mellaun, rund fünf Kilometer über der Stadt Brixen im Eisacktal. Jedes Tal, und sei es auch noch so klein, hat hier einen eigenen Namen, eigene Dialekte und eigene Bräuche, so scheint es. „Ja, die drüben im Grödnertal sind da schon ganz anders als wir“, meint auch Christine am Oberpalwitterhof und deutet auf die gegenüberliegende Bergflanke, hinter der sich der Eingang in das „Tal der Holzschnitzer“ verbirgt. Erst im Sommer 2014 habe ich dort eine faszinierende Sprach- und Kreativreise unternommen und mich so erstmals vom Charme der Südtiroler überzeugen können. Ungemein gastfreundlich sind sie allesamt, auch wenn wir nur einen Bruchteil der insgesamt über 1600 Höfe des Roten Hahn in ganz Südtirol kennen lernen können. „Ihr müsst halt wiederkommen,“ meint nun auch Christine eifrig, und ihre Kollegin Anna Jocher am Frötscherhof stimmt zu. Vom guten Saft und den köstlichen Marmeladen träume ich heute noch: Wie gut, dass auf Anna’s Hofladen alles da ist, wovon die guten Geschmacksnerven nur so träumen.
Weiter der Nase nach geht es für uns in das Pustertal, welches sich nächtigungstechnisch besonders durch drei Betriebe hervorhebt.
Am Unterstein in Niederdorf etwa liegen alle gemütlichen Gästezimmer rund um den riesigen, lichtdurchfluteten Gemeinschaftsraum angeordnet, welchen Gastgeberin Maria für ihre Kräuterkurse nutzt (mehr dazu in meinem nächsten Bericht: Unsere selbst hergestellte Kräutersalbe hilft uns bei Husten, Schnupfen und andere Winter-Wehwehchen!). Auf dem Mudlerhof der Familie Walder lernen wir nicht nur, „Mudlarella“ (ganz besonderen Mozzarella!) herzustellen, sondern erfahren zudem alles Wissenswerte über die Geschichte des Hofes und seiner besonders entzückend ausgestatteten Familienzimmer.
Schließlich sind wir für drei Nächte auf dem Tiefentalhof der Familie Sapelza untergebracht, die uns mit ihrer puren Herzenswärme und ungemeiner Freundlichkeit nahezu den Verstand rauben. Auf angenehmste Art und Weise, versteht sich. Seht selbst.
Letztendlich geht es ja immer um die Menschen, ihre besonderen Geschichten und die der Höfe, die sie selbst mit Leben und Geschichte(n) füllen. Bis ins sechzehnte Jahrhundert, vielleicht sogar noch viel weiter zurück, spannt sich die Geschichte von Agatha Walder’s Familie am Mudlerhof im Gsiesertal, die zudem gerade an einer Familienchronik forscht. „Seht Euch diesen Schrank an! Und diese Loden, was meint Ihr, alle auf dem Hof hier in Liebe und langen Stunden Handarbeit gefertigt.“ Ganz verliebt gleitet ihr Blick über die vielen alten Details, die wir hier neben all der Moderne in Küche, Stall und Hof wieder finden. Einiges davon hat sie auch in die Zimmer „gerettet“, die wir uns noch während der frische „Mudlarella“-Mozzarella ruht, gemeinsam ansehen.
Noch mehr Tipps und Ideen für Euren Urlaub in Südtirol? Hier sind sie in den lebhaftesten Farben und Sinneseindrücken. Ich sage nur Vorsicht: Nachstehende Bildergalerie nicht hungrig ansehen ..! 🙂
Hinweis: Wir wurden vom „Roten Hahn“ eingeladen, die Südtiroler Bergbauernhöfe und ihre Geschichte(n) kennen zu lernen. Alle Meinungen sind meine eigenen.