„Kloster hat sehr viel mit Freiheit zu tun.“ Dieser Satz von Frater Lukas Agerer im Stift Stams in Tirol klingt noch lange in meinen Ohren nach. Er wirkt so gegensätzlich zu der allgemeinen Auffassung, dass die Abläufe in einem Kloster von Strenge, Regeln und eben wenig Freiheit geprägt sind. Und doch begreife ich nach und nach, was er meint. Er spricht vielmehr von der inneren Freiheit, genau so leben zu können, wie es dem innersten Wunsch entspricht. Die Ruhe und Beseeltheit, die Frater Lukas ausstrahlt, wirken ungemein entschleunigend auf uns alle.
Zwei Tage lang folgen wir ihm, der im Stift Stams für Gäste und Kommunikation verantwortlich zeichnet, durch Haus und Hof der gewaltigen Stiftsanlage, über viele Jahrhunderte gewachsen und entstanden. Denn als #GastImKloster ist es möglich, hier zu nächtigen und sogar an den Mahlzeiten der Zisterzienser-Mönche teilzunehmen.
Als #GastImKloster bietet Stift Stams ein außergewöhnliches Nächtigungserlebnis – innerhalb der Klausur!
Die klösterliche Klausur ist, wie der Name schon verrät, ein im Grunde abgeschlossener Bereich, der den Mönchen der jeweiligen Gemeinschaft vorbehalten ist. Nicht so im Stift Stams. Hier liegen die Gästezimmer gegenüber bzw. inmitten der Zimmer der Ordensbrüder. Pilger, Gäste, sogar der Abt nächtigen hier alle gemeinsam entlang eines Traktes. Wir werden freundlich zu nächtlicher Ruhe angehalten, aber schon die Atmosphäre der Räumlichkeiten gebietet uns diese. Seht Euch das mal an.
Brotbäcker & Bienenvater: Im Gespräch mit Pater Franz & Pater Norbert.
#GastImKloster zu sein ist allerdings noch viel mehr. Wir erfahren, dass einige der Mitbrüder sehr praktikablen wie schmackhaften Tätigkeiten nachgehen!
Pater Franz zum Beispiel macht immer wieder „die Nacht zum Tag“: Seine Arbeitszeiten beginnen weit nach der Komplet (dem letzten, gemeinsamen Chorgebet der Zisterziensermönche) und enden „manchmal auch erst um halb vier Uhr morgens – wenn größere Veranstaltungen anstehen“, wie er uns gegenüber lachend bekennt. Wir besuchen Pater Franz in seiner klösterlichen Backstube, die er nach und nach Kraft seines Fachwissens mit Brotbacköfen, Teigmaschinen etc. ausgestattet hat.
Pater Norbert hingegen lebt erst im Bienen- und Kräutergarten so richtig auf. Als wir ihn hier draußen zum Gespräch treffen, wirkt er um Jahrzehnte jünger und erzählt in einem fort, was seine Bienen und Pflanzen gerade so treiben. Es ist herrlich erfrischend, ihm zuzuhören und den Duft der vielen Kräuter und Heilpflanzen einzuatmen, denen er hier ein liebevolles Zuhause bietet. Inmitten davon: „Seine Bienen“, deren Honig nur zu einem kleinen Teil an die Mitbrüder des Stiftes geht (und auch dies nur zu besonderen Anlässen). Einen guten Teil des bestimmt köstlichen Honigs verfüttert Pater Norbert nämlich an die Bienen selbst – so groß ist die Liebe zu und Sorge für sie!
Auch als Freunde des guten Geschmacks kommt Ihr hier auf Eure Kosten: Frischen Fisch und gute Weine aus Tirol bietet die Orangerie des Stift Stams.
Der erste Abend unseres Aufenthalts im Stift Stams bietet gleich zwei Überraschungen. Zum einen lernen wir das sympathische, junge „Schwarzfischer Stams-Duo“ kennen: Fabio und Maria, Koch und Marketingexpertin, sind Pächter von über 6.000 Schützlingen in den Stiftsweihern von Stams. Dazu zählen Regenbogen- oder Lachsforellen genau so wie Störe oder Saiblinge. Fabio und seine Frau haben es sich zur Aufgabe gemacht, aus dem Platz am Fuße des mächtigen Stiftes „etwas richtig Tolles zu machen“. Also nicht bloß ein Anglerzentrum oder eine Imbissbude. Sondern ein bisschen mehr: Darf’s zum Beispiel ein Eis aus einer eigens gebackenen, frischen Fischwaffel sein?
Zu guter Letzt noch etwas über die wechselvolle Geschichte sowie die Kunstschätze des Stift Stams.
Stift Stams wurde, wie der Name schon verrät, im Jahr 1273 von Graf Meinhard dem Zweiten, Herzog von Tirol unter Mitwirkung seiner Frau Elisabeth gestiftet, die nach einer Grablegungsstätte für sich und ihre Familie suchten. Zisterziensermönche aus Bayern errichteten noch im 12. Jahrhundert ein Holzkloster oberhalb der heutigen Kapelle. Sie waren es auch, die im Jahr 1284 eine erste dreischiffige, romanische Kirche erbauten. Heute könnt Ihr am Stift Stams fast ausschließlich den Stil des Frühbarock und Rokoko bewundern. Spuren der Romanik und Gotik sind nur mehr spärlich vorhanden.
Was viele nicht wissen: Stift Stams besitzt nach dem Museum der Albertina in Wien die zweitgrößte Dürer-Sammlung der Welt, bestehend aus Kupfer- und Holzstichen des berühmten Malers Albrecht Dürer. Diese gelangten über eine persönliche Freundschaft Albrecht Dürers mit Kaiser Maximilian dem Ersten in das Stift Stams; letzterer war oftmalig zur Jagd hier zugegen. Die Sammlung befindet sich heute im Kunstdepot des Landes Tirol nahe Innsbruck. Wow!
Weitere Bilder aus dem Stift Stams findet Ihr hier:
Meine KollegInnen haben übrigens wie folgt über ihre Eindrücke des Stift Stams berichtet:
- Monika & Petar Fuchs vom Reiseblog TravelWorldOnline schreiben über „Auszeiten im Kloster Stift Stams in Tirol“ sowie „Stams Tirol und seine Sehenswürdigkeiten„
- Christina Leutner vom Reiseblog CitySeaCountry schildert ihre Eindrücke zum „Übernachten im Kloster Stams in Tirol – Das Stift Stams, die Kulturschätze und Sehenswertes in der Umgebung„
- Sissi Munz vom Reiseblog TravelContinent schreibt über das „Stift Stams – Auszeit im Zisterzienser Kloster“ und „Stift Stams – Führungen, Sehenswürdigkeiten und Tipps„
Hinweis: Wir wurden zu dieser Reise in das Stift Stams vom Verein Klösterreich eingeladen. Alle Meinungen sind meine eigenen.