Zu „Gast im Kloster“: Auf Tuchfühlung mit 1400 Jahren Geschichte im Kloster Disentis in der Schweiz.

„Wie, Ihr fahrt in die Schweiz in ein Kloster!? Geht das denn überhaupt? Und kann man dort auch übernachten?“ Fragen über Fragen erreichen mich, als ich vor wenigen Wochen beginne, über meinen bevorstehenden Klosteraufenthalt in Disentis, im Schweizer Kanton Graubünden zu erzählen. Tatsächlich ist es schon ein spannendes Unterfangen, eine „Nacht hinter Klostermauern“ zu verbringen. Hinzu kommt in unserem Fall die Anreise: Würde es in Zeiten wie diesen problemlos möglich sein, über die Grenze zu gelangen? Und wieder retour? Ich kann sämtliche Fragen mit JA beantworten: Die An- und Abreise in die Schweiz von Österreich aus war in unserem Fall (mit dem Auto) problemlos möglich, die Fahrzeit von Bludenz nahe der Grenze in Vorarlberg bis nach Disentis über Chur betrug rund eineinhalb Stunden. In Disentis selbst wurden wir von Bruder Martin auf das Allerherzlichste empfangen, denn unser Besuch inklusive Nächtigung im Kloster war über den Verein „Klösterreich„, zu dem auch das Kloster Disentis als einziges Schweizer Kloster zählt, bereits angekündigt worden.

Herzliche Ankunft und lockeres Plaudern mit Bruder Martin sowie meinen Reise-KollegInnen Christina Leutner (rechts) und Inge & Heinz Jucker (links).

Herzliche Ankunft und lockeres Plaudern bei der Ankunft im Kloster Disentis, hier in der modernen St. Placi Stube, mit Bruder Martin sowie meinen Reise-KollegInnen Christina Leutner (rechts) und Inge & Heinz Jucker (links).

 

Gleich zu Beginn weist uns Bruder Martin unter anderem stolz darauf hin, dass es auch einen eigenen Wein aus dem Kloster Disentis hier zu verkosten gibt. Selbiger wird uns später beim Abendessen gereicht.

Gleich zu Beginn weist uns Bruder Martin unter anderem stolz darauf hin, dass es auch eigenen Wein aus dem Kloster Disentis zu verkosten gibt. Selbiger wird uns später beim Abendessen gereicht. Ein Augen- und Gaumenschmaus!

 

Nächtigen im Kloster: Ein ganz besonderes Erlebnis.

Wie ist es denn nun wirklich, in einem Kloster „einzuchecken“?

Schon mehrmals habe ich im Zuge meiner Reisen mit dem Verein „Klösterreich“ von meinen Aufenthalten in zahlreichen Stiften und Klöstern in Österreich berichtet, darunter von solch spannenden Orten wie dem Stift Heiligenkreuz im Wienerwald, dem Stift St. Lambrecht in der Steiermark oder dem Kloster Wernberg nahe Villach in Kärnten.

Wie würde es diesmal in der Schweiz sein? Am Tag der Anreise bin ich auf alle Fälle sehr gespannt.

Der Blick in den Gästetrakt des Klosters verrät: Hier ist man wirklich sehr um Gäste bemüht.

Schon der Blick in den gemütlich gehaltenen Gästetrakt des Klosters verrät: Hier ist man, ganz im Sinne eines Benediktinerordens, um Gastfreundschaft und das Wohlergehen der Nächtigungsgäste bemüht.

 

Bruder Martin Hieronymus erklärt uns gleich zu Beginn, zu welchen Zeiten Frühstück und Abendessen serviert werden, und wo genau das jeweilige Essen stattfindet. Parallel dazu weist er uns freundlich darauf hin, dass es die Gemeinschaft sehr schätzt, wenn wir zu Vesper, Komplet sowie der Frühmesse in der Klosterkirche des Heiligen St. Martin anwesend sein würden, einfach um als Gast im Kloster noch stärker am Leben der Mönche teil zu haben. Dies sei keinesfalls verpflichtend, betont er, wird – gerade bei einem längeren Aufenthalt im Kloster – jedoch gerne gesehen. An der Vesper habe ich somit teilgenommen, der zweite Teil der Morgenmesse ist dann, so muss ich gestehen, schon „dem Frühstück sowie einem kurzen, frühmorgendlichen Spaziergang zum Opfer gefallen“ ..!

Blick in mein Zimmer im Kloster Disentis: Alles hier ist in gemütlich-hellen Holztönen gehalten.

Blick in mein Zimmer im Kloster Disentis: Alles hier ist in gemütlich-hellen Holztönen gehalten, auch geschlafen habe ich wunderbar.

 

Abends wird uns gemeinsam Suppe und Hauptmahlzeit aus großen Schüsseln serviert, dazu gibt es Wein aus den klostereigenen Weingärten.

Abends wird uns gemeinsam Suppe und Hauptmahlzeit aus großen Schüsseln serviert, dazu gibt es Wein aus den klostereigenen Weingärten. Nach dem Tischgebet erklärt mir Bruder Martin, was es mit den kurzen Lerneinheiten auf unseren Tischunterlagen auf sich hat: Hier handelt es sich um die Sprache Rätoromanisch – Surselvanisch, die auch Schüler der nahe gelegenen Klosterschule lernen und beherrschen müssen.

 

Richtig herzlich wird es, als wir herausfinden, dass Bruder Martin den ehemaligen Chef von Heinz kennt, der Klosterschüler hier in Disentis war. Die Welt ist einfach klein!

Richtig herzlich wird es, als wir herausfinden, dass Bruder Martin den ehemaligen Chef von Heinz kennt, der Klosterschüler hier in Disentis war. Die Welt ist einfach klein!

 

Was für ein netter Abend! Danke für die Gastfreundschaft in Disentis!

Was für ein netter Abend! Danke für die Gastfreundschaft in Disentis!

 

Auch das Frühstück im Kloster Disentis erfrischt uns mit einer guten Speise- und Getränkeauswahl, erneut direkt in der St. Placi-Stube.

Auch das Frühstück im Kloster Disentis erfrischt uns mit einer ausgezeichneten Speise- und Getränkeauswahl, erneut direkt in der St. Placi-Stube.

 

Rund um das Kloster genieße ich bei meinem Morgenspaziergang den Blick auf die Klosterkirche samt den zum Morgengebet hell erleuchteten Fenstern.

Rund um das Kloster genieße ich bei meinem Morgenspaziergang den Blick auf die umliegende Berglandschaft mitsamt der Klosterkirche und den zum Morgengebet hell erleuchteten Fenstern.

 

Führungen durch das Kloster sind übrigens digital und analog möglich.

Das Kloster Disentis verfügt über eine eigene, kostenfreie App, die einen informativen virtuellen Besucherrundgang durch die Klosterkirche, die Klosteranlage selbst sowie das Museum bietet. Weiters ist auf dem Weg zur Klosterkirche ein Touch-Screen mit umfassenden Informationen und Bildern zu finden, die das Besuchererlebnis auch vor Ort noch erweitern. Ich bin beeindruckt: Bei weitem nicht jedes Kloster hat zudem einen eigenen Instagram-Account, hier gibt es gar einen Verantwortlichen für sämtliche Social-Media-Geschehnisse. Bruder Martin lacht, nimmt Anregungen unsererseits bezüglich Social Media gerne entgegen und tippt eifrig auf seinem Smartphone mit, das er wie er selbst sagt „erst seit drei Jahren“ bei sich trägt, aber als überaus nützlich empfindet. Schon während des Rundgangs schickt er mir zusätzliche Informationen auf unsere Fragen via E-Mail von seinem Smartphone aus. Mittendrin, statt nur dabei. Echt stark!

Blick auf den Bildschirm: Auf dem Weg zur Klosterkirche finden Besucher erweiterte Informationen rund um das Kloster Disentis vor.

Blick auf den Bildschirm: Auf dem Weg zur Klosterkirche finden Besucher erweiterte Informationen rund um das Kloster Disentis vor. Diese sind noch dazu in drei Sprachen verfügbar. Auch die App mit ihren leicht zugänglichen und überaus interessanten Informationen kann ich Euch wirklich ans Herz legen und empfehlen.

 

Bruder Theo eröffnet die Führung durch die Klosteranlage mit einem Blick in das "Allerheiligste":

Bruder Theo eröffnet die Führung durch die Klosteranlage mit einem Blick in das „Allerheiligste“: Reliquien-Schrein der beiden Klöster-Gründer und Heiligen Placidus und Sigisbert, sowie ein Blick auf die dahinterliegende, ursprüngliche Mauer einer Klosteranlage aus dem siebten Jahrhundert. Unglaublich aber wahr: Am 11. Juli, dem Gründungstag des Klosters, soll die Sonne genau in das kleine Fenster das Ihr hier erkennen könnt, besonders hell gestrahlt haben. Zufall …?

 

Weiter geht es mit einem Besuch der Klosterkirche, die dem Heiligen Martin gewidmet ist und über die wir während unseres Rundganges viel Interessantes und Wissenswertes erfahren.

Weiter geht es mit einem Besuch der prächtigen, barocken Klosterkirche, die dem Heiligen Martin gewidmet ist und über die wir während unseres Rundganges viel Interessantes und Wissenswertes erfahren.

 

Auf dem anschließenden Weg zum Museum begegnen uns erneut uralte Grundmauern der gewaltigen Klosteranlage.

Auf dem anschließenden Weg zum Museum begegnen uns erneut uralte Grundmauern der gewaltigen Klosteranlage.

 

Das Museum besuchen wir gemeinsam mit Bruder Martin,

Das Museum besuchen wir gemeinsam mit Bruder Martin, das zum Teil im ehemaligen Kapitelsaal des Klosters untergebracht ist und wahre Schätze beherbergt, darunter Altargeräte und Gewänder, die gut 700 Jahre alt sind.

 

Gut gefällt mir weiters die Ausgestaltung des naturkundlichen Teils des Museums. Hier wäre ich gerne schon als Schüler

Gut gefällt mir weiters die Ausgestaltung des naturkundlichen Teils des Museums. Ob dies die Schüler der nahe gelegenen Klosterschule auch so empfinden, und hier gerne lernen ..?

 

Uralte Bücher (ich LIEBE alte Bücher!) sind in der Museumsausstellung ebenfalls zu bewundern.

Uralte Bücher (ich LIEBE alte Bücher!) sind in der Museumsausstellung ebenfalls zu bewundern.

 

Vielen Dank für die tolle Führung sowie den teilweise großartigen Blick hinter die Kulissen, Bruder Martin und Bruder Theo!

Vielen Dank für die tolle Führung sowie den teilweise großartigen Blick hinter die Kulissen, Bruder Martin und Bruder Theo! Letzterer (hier im Bild links) ist zu einem Großteil für die Führungen im Kloster Disentis verantwortlich; unbedingt nach ihm fragen wenn Ihr hier seid, seine verschmitzte Art Informationen zu vermitteln ist sagenhaft.

 

Rund um das Kloster Disentis: Kräutergarten, Klosterschule, Orgel-Genuss und mehr.

Als Gäste im Kloster haben wir ein bisschen mehr Zeit mitgebracht, als „nur“ das Museum, die Kirche oder den Shop-Bereich des Klosters Disentis zu besichtigen. So sprachen wir zudem mit einem jungen Bruder, der für den Garten verantwortlich zeichnet, aus dem er uns bereitwillig seine getrockneten Blüten und Kräuter zeigt. „Der Garten ist meine Leidenschaft“, erklärt er und weist aus einem der Klassenzimmer der am Sonntag Nachmittag leer stehenden Klosterschule auf „seinen“ Klostergarten und die dort wachsenden Schützlinge.

Blick in den Kräutergarten des Kloster Disentis, der direkt am Berghang hinter dem Kloster liegt ...

Blick in den terrassierten Kräuter-, Blumen und Obstgarten des Kloster Disentis, der direkt am Berghang hinter dem Kloster liegt und von den Mönchen und ihren Mitarbeitern liebevoll gepflegt wird.

 

Wir dürfen in den Trockenraum des Klosters blicken und erkennen, welche Schätze hier reifen und zu köstlichen Tee- und Kräutermischungen weiterverarbeitet werden.

Wir dürfen in den Trockenraum des Klosters blicken und erkennen, welche Schätze hier reifen und zu köstlichen Tee- und Kräutermischungen weiterverarbeitet werden.

 

Zu guter Letzt kommen wir vor Abreise noch in den Genuss eines ganz besonderen Highlights: Eines Besuches der Disentiser Klosterorgel mit dem Organist Bruder Stefan, der hier seit über 30 Jahren im wahrsten Sinne des Wortes „schaltet und waltet“ – dies zuletzt auch mit hochtechnologischer Computerunterstützung, wie er uns beim Blick über die Schulter seines Orgelpultes gerne erklärt: „Das WLAN stellt eine Verbindung bis zu einer Zentrale in Deutschland her; hier kann ich auch remote Unterstützung bekommen, so dies einmal notwendig sei“, lächelt er bescheiden über den technischen Zauber, der seine musikalischen Fähigkeiten noch stärker zu erweitern imstande ist. Wir lauschen gespannt, fasziniert, so etwas haben weder ich noch meine KollegInnen jemals gesehen oder gehört! Wenn Ihr könnt: Ein Blick hinter die Kulissen der einzigartigen Orgel, deren Anlage zum Teil mehrere Hundert Jahre alt ist, ist hier in Disentis absolut lohnenswert. Seht Euch das mal an.

Die mächtige Orgelanlage beeindruckt mich: Auf dem Foto hier

Die mächtige Orgelanlage über der Klosterkirche beeindruckt mich: Auf dem Foto hier ist jedoch nur ein kleiner Teil der gesamten Anlage zu sehen, so groß ist das Instrument in all der Vielfalt seiner mehr als 4000 Pfeifen !!

 

Bruder Stefan gibt uns bereitwillig eine Darbietung seines Könnens und zieht dabei sprichwörtlich "alle Register"

Bruder Stefan gibt uns bereitwillig eine Darbietung seines Könnens und zieht dabei sprichwörtlich „alle Register“: Faszinierend, wozu das Instrument in Kombination mit modernster Computertechnik musikalisch fähig ist. Gewusst wie, versteht sich!

 

Wenn Ihr Lust auf noch mehr bildreiche Eindrücke aus dem Schweizer Kloster Disentis habt, könnt Ihr meine Fotogalerie auf Flickr besuchen:

 

Mit dabei auf der Reise waren zudem meine Reise-KollegInnen Christina Leutner (www.CitySeaCountry.com) sowie Inge & Heinz Jucker (www.TravelExperience.ch). Sie haben folgendermaßen über ihre Erlebnisse im Kloster Disentis berichtet:

 

Hinweis: Wir wurden vom Kloster Disentis sowie dem Verein Klösterreich zu Reise und Aufenthalt in der Schweiz eingeladen. Alle Meinungen sind meine eigenen.

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