„Wie, Ihr fahrt in die Schweiz in ein Kloster!? Geht das denn überhaupt? Und kann man dort auch übernachten?“ Fragen über Fragen erreichen mich, als ich vor wenigen Wochen beginne, über meinen bevorstehenden Klosteraufenthalt in Disentis, im Schweizer Kanton Graubünden zu erzählen. Tatsächlich ist es schon ein spannendes Unterfangen, eine „Nacht hinter Klostermauern“ zu verbringen. Hinzu kommt in unserem Fall die Anreise: Würde es in Zeiten wie diesen problemlos möglich sein, über die Grenze zu gelangen? Und wieder retour? Ich kann sämtliche Fragen mit JA beantworten: Die An- und Abreise in die Schweiz von Österreich aus war in unserem Fall (mit dem Auto) problemlos möglich, die Fahrzeit von Bludenz nahe der Grenze in Vorarlberg bis nach Disentis über Chur betrug rund eineinhalb Stunden. In Disentis selbst wurden wir von Bruder Martin auf das Allerherzlichste empfangen, denn unser Besuch inklusive Nächtigung im Kloster war über den Verein „Klösterreich„, zu dem auch das Kloster Disentis als einziges Schweizer Kloster zählt, bereits angekündigt worden.
Nächtigen im Kloster: Ein ganz besonderes Erlebnis.
Wie ist es denn nun wirklich, in einem Kloster „einzuchecken“?
Schon mehrmals habe ich im Zuge meiner Reisen mit dem Verein „Klösterreich“ von meinen Aufenthalten in zahlreichen Stiften und Klöstern in Österreich berichtet, darunter von solch spannenden Orten wie dem Stift Heiligenkreuz im Wienerwald, dem Stift St. Lambrecht in der Steiermark oder dem Kloster Wernberg nahe Villach in Kärnten.
Wie würde es diesmal in der Schweiz sein? Am Tag der Anreise bin ich auf alle Fälle sehr gespannt.
Bruder Martin Hieronymus erklärt uns gleich zu Beginn, zu welchen Zeiten Frühstück und Abendessen serviert werden, und wo genau das jeweilige Essen stattfindet. Parallel dazu weist er uns freundlich darauf hin, dass es die Gemeinschaft sehr schätzt, wenn wir zu Vesper, Komplet sowie der Frühmesse in der Klosterkirche des Heiligen St. Martin anwesend sein würden, einfach um als Gast im Kloster noch stärker am Leben der Mönche teil zu haben. Dies sei keinesfalls verpflichtend, betont er, wird – gerade bei einem längeren Aufenthalt im Kloster – jedoch gerne gesehen. An der Vesper habe ich somit teilgenommen, der zweite Teil der Morgenmesse ist dann, so muss ich gestehen, schon „dem Frühstück sowie einem kurzen, frühmorgendlichen Spaziergang zum Opfer gefallen“ ..!
Führungen durch das Kloster sind übrigens digital und analog möglich.
Das Kloster Disentis verfügt über eine eigene, kostenfreie App, die einen informativen virtuellen Besucherrundgang durch die Klosterkirche, die Klosteranlage selbst sowie das Museum bietet. Weiters ist auf dem Weg zur Klosterkirche ein Touch-Screen mit umfassenden Informationen und Bildern zu finden, die das Besuchererlebnis auch vor Ort noch erweitern. Ich bin beeindruckt: Bei weitem nicht jedes Kloster hat zudem einen eigenen Instagram-Account, hier gibt es gar einen Verantwortlichen für sämtliche Social-Media-Geschehnisse. Bruder Martin lacht, nimmt Anregungen unsererseits bezüglich Social Media gerne entgegen und tippt eifrig auf seinem Smartphone mit, das er wie er selbst sagt „erst seit drei Jahren“ bei sich trägt, aber als überaus nützlich empfindet. Schon während des Rundgangs schickt er mir zusätzliche Informationen auf unsere Fragen via E-Mail von seinem Smartphone aus. Mittendrin, statt nur dabei. Echt stark!
Rund um das Kloster Disentis: Kräutergarten, Klosterschule, Orgel-Genuss und mehr.
Als Gäste im Kloster haben wir ein bisschen mehr Zeit mitgebracht, als „nur“ das Museum, die Kirche oder den Shop-Bereich des Klosters Disentis zu besichtigen. So sprachen wir zudem mit einem jungen Bruder, der für den Garten verantwortlich zeichnet, aus dem er uns bereitwillig seine getrockneten Blüten und Kräuter zeigt. „Der Garten ist meine Leidenschaft“, erklärt er und weist aus einem der Klassenzimmer der am Sonntag Nachmittag leer stehenden Klosterschule auf „seinen“ Klostergarten und die dort wachsenden Schützlinge.
Zu guter Letzt kommen wir vor Abreise noch in den Genuss eines ganz besonderen Highlights: Eines Besuches der Disentiser Klosterorgel mit dem Organist Bruder Stefan, der hier seit über 30 Jahren im wahrsten Sinne des Wortes „schaltet und waltet“ – dies zuletzt auch mit hochtechnologischer Computerunterstützung, wie er uns beim Blick über die Schulter seines Orgelpultes gerne erklärt: „Das WLAN stellt eine Verbindung bis zu einer Zentrale in Deutschland her; hier kann ich auch remote Unterstützung bekommen, so dies einmal notwendig sei“, lächelt er bescheiden über den technischen Zauber, der seine musikalischen Fähigkeiten noch stärker zu erweitern imstande ist. Wir lauschen gespannt, fasziniert, so etwas haben weder ich noch meine KollegInnen jemals gesehen oder gehört! Wenn Ihr könnt: Ein Blick hinter die Kulissen der einzigartigen Orgel, deren Anlage zum Teil mehrere Hundert Jahre alt ist, ist hier in Disentis absolut lohnenswert. Seht Euch das mal an.
Wenn Ihr Lust auf noch mehr bildreiche Eindrücke aus dem Schweizer Kloster Disentis habt, könnt Ihr meine Fotogalerie auf Flickr besuchen:
Mit dabei auf der Reise waren zudem meine Reise-KollegInnen Christina Leutner (www.CitySeaCountry.com) sowie Inge & Heinz Jucker (www.TravelExperience.ch). Sie haben folgendermaßen über ihre Erlebnisse im Kloster Disentis berichtet:
Hinweis: Wir wurden vom Kloster Disentis sowie dem Verein Klösterreich zu Reise und Aufenthalt in der Schweiz eingeladen. Alle Meinungen sind meine eigenen.