Den Nagel auf den Kopf treffen. Nägel mit Köpfen machen. Das Eisen schmieden, solange es glüht. Mehrere Eisen im Feuer haben. „A g’mahde Wies’n“ vorfinden! (sprich eine einfache Tätigkeit ausüben). Unsere Sprache ist geprägt von Sprichwörtern aus einer anderen Zeit. Genau in diese Zeit sind wir hier im niederösterreichischen Mostviertel eingetaucht, eine Region südlich der Donau an der Grenze zum steirisch-oberösterreichischen Alpenraum. Wie das geht? Leichter als Ihr denkt. Nicht einmal eine Stunde Fahrtzeit ist es von der modernen Westautobahn hin zu Sepp Eybl’s berühmt-berüchtigtem Hammerwerk, einer Schmiede am Bachlauf in Ybbsitz mit mehr als 500 Jahren Geschichte: „Wenn ich das den Amerikanern erzähle, schlackern die immer mit den Ohren!“, lacht selbiger vergnügt, während ein spitzbübischer Ausdruck über sein Gesicht huscht. Sepp Eybl ist ein wahre Ikone hier, „stadtbekannt wie ein bunter Hund“ – dabei lebt er doch bloß seinen Traum, will man meinen. Vom Manager zum Kunstschmied. Muskelbepackt und besonnen. Was für ein Kerl. Wir sind begeistert.
Reisetipp: Für Euren nächsten Besuch im Mostviertel legt Ihr Euch am besten einen S.E.P.P. zu. Wir haben Glück und unserer heißt Leopold. „S.E.P.P.“ nämlich …
bedeutet so viel wie „Service & Erlebnis mit Profil & Persönlichkeit„. Die „S.E.P.P.en“ des Mostviertels sind ungemein herzliche und kundige Reisebegleiter aus der Region und wissen über jeden Ort, jeden Flusslauf, jeden Berg und jede Familiengeschichte Bescheid (so zumindest erweckt es den Anschein!). Die Agentur „Rent a S.E.P.P.“ gibt Euch darüber noch näher Auskunft. Unseren Leopold schließen wir sofort ins Herz, den ganzen Tag lang begleitet er uns auf unserer Reise durch die Kreativ-Region Kulturpark Eisenstraße, die mit insgesamt 10 kreativen Handwerks-Partnern Teil von „Kreativ Reisen Österreich“ ist. Bereits im Vorjahr war ich mit meinen Reiseblogger-Kollegen & Freunden Monika & Petar Fuchs sowie unserer liebenswerten und charmanten „S.E.P.P.in“ Maria während der Birnbaumblüte Ende April im Mostviertel unterwegs: Wunderschön war das.
Diesmal jedoch liegt unser Fokus mehr auf aktivem & kreativen Tun denn auf Landschaftsgenuss & Kulinarik, wobei eines das andere natürlich nicht ausschließt. Verträumt genießen wir den Blick aus dem Wagen, während Reisebegleiter S.E.P.P. Leopold uns mit den ersten Geschichten zur Tradition der Eisenverarbeitung in der Region des heutigen Kulturpark Eisenstraße erwärmt. Beim Anblick des sanft geschwungenen Mostviertler Alpenvorland baut sich mir gar ein wenig Nostalgie auf. Unser erster Programmpunkt lautet Schmiedezentrum Ybbsitz, Schauschmiede & Hammerwerk. Konnte ich mir vorstellen, was mich dort erwarten würde? Nie im Leben.
Das Eintauchen in Sepp Eybl’s Hammerwerk-Schmiede war ein ungemein starkes Reise-Erlebnis. Von Art & Intensität möchte ich Euch heute hier berichten.
Wir machen weiter im Kulturpark Eisenstraße. Nägel mit Köpfen. So richtig jetzt: Kreativ Reisen par excellence!
Nur etwa 100 Meter von Sepp Eybl’s Hammerwerk entfernt steht gleich das nächste Bauwerk aus der Hochblüte zur Zeit der Eisenverarbeitung, eine Hackenschmiede mit angeschlossenem Museum. Hier können wir uns über die Zeit der Kohleerzeugung sowie der Eisenverarbeitung bis ins kleinste Detail informieren, während Franz Holzinger bereits die nächsten Eisen für uns ins Feuer legt: Jetzt heißt es Ärmel hoch, Kameras an und ab die Post! Mit voller Wucht kracht der von mir mit beiden Händen gehaltene Schmiedehammer auf das glühende Eisen, welches Franz geschickt dreht und wendet sodass unter meinen Schlägen ein vierseitiger Schaft entsteht. Manchmal schlage ich daneben, dann federt der Hammer umso leichter vom schweren Eisen-Amboß zurück und ich erschrecke ob des lauten metallischen Klirrens – hier sind wir wirklich in einer anderen Welt gelandet. Als der glühende Schaft endlich dünn genug geschlagen ist, steckt ihn Franz in eine vorgefertigte Form und fordert mich auf, den oberen dicken Teil, welcher noch golden glüht, flach aufzuschlagen. Fertig ist so der von meinen eigenen Händen geschmiedete Nagel, mit der Härte und Festigkeit von über 1.000°C heißem Eisen sind Kopf und Nagel für immer und ewig miteinander verbunden. Ich bin begeistert. Jetzt endlich kann ich Sepp Eybl’s glühende Leidenschaft noch besser verstehen, wenn er von der Freude des Formens seiner „heißen Eisen“ spricht: „Die Schmiedekunst ist Plastilin für Erwachsene. Der Kreativität sind bei dieser Kunstform wirklich keine Grenzen gesetzt.“
Und noch einmal sind wir aufgefordert, im Kulturpark Eisenstraße kreativ tätig zu werden. Jetzt nämlich lernen wir, was „a g’mahde Wies’n“ bedeutet: In Johann Luegers 1. Österreichischer Sensenmähschule!
Das dürft Ihr Euch wirklich nicht entgehen lassen. Solltet Ihr nur einmal in Eurem Leben in das niederösterreichische Mostviertel reisen, und nur einen (halben) Tag Zeit haben, so empfehle ich Euch wirklich, diese warmherzige, freundliche und immens kreative Bergbauernfamilie Johann & Marianne Lueger in Opponitz zu besuchen. Auf ihren schwungvoll ansteigenden, sattgrünen Hängen rund um Haus & Hof haben sie einen Platz geschaffen, an dem sie interessierten Besuchern das Wetzen, Dengeln, Sensen & Mähen ihrer wunderschönen Almwiesen beibringen: „Viele Besucher, die zuvor aufs Land gezogen sind und sich vor ihren Nachbarn nicht blamieren wollen, kommen hierher: Wir zeigen ihnen, wie sie ihrer Wiese wieder Herr werden können“, lacht Johann Lueger auf die Frage nach den Motiven seiner Kursteilnehmer in der 1. Sensenmähschule Österreichs! Ich bin schon vom Namen fasziniert, haben wir doch mit Christina & Thomas auch Tiroler hier zu Gast die extra deswegen nach Niederösterreich gereist sind. „Jetzt könnt Ihr zuhause wirklich angeben“, meine ich schmunzelnd.
Nach einer kurzen Begrüßung mit der Mostviertler Schmiedperle, einem leicht prickelnden Schaumwein aus der Region in der Bauernstube, geht es auch schon los und wir hinaus auf die Wiese. Geduldig setzt sich Johann mit uns hin und erklärt uns zunächst die richtige Handhabung inklusive Vorbereitung der Sense für die „Mahd“. Dann heißt es auf zum kreativen Sensenmähen im Mostviertel!
Hinweis: Wir wurden von der Kreativ-Region Kulturpark Eisenstraße eingeladen, in das niederösterreichische Mostviertel zu reisen. Alle Meinungen sind meine eigenen.