Die Adresse „Am Teichwald 1“ klingt verlockend. Vor meinem inneren Auge entstehen Bilder rund um die grüne, sanfte Natur des Südburgenlandes, die Anmut eines stillen Teiches, die kühle schattige Lage jetzt im Hochsommer. KOI – Kulinarik am Teich – hat in der Tat einiges zu bieten. Allesamt verlieben wir uns restlos in dieses wunderschöne Fleckchen Erde. Hier passt einfach alles, „hier habe ich geheiratet!“, lacht Andreas Gross verschmitzt, welcher uns zusammen mit Tourismusdirektor Mario Baier seitens Burgenland Tourismus begrüßt. Recht hat er, denke ich im Stillen, als wir entspannt Platz nehmen. Gemeinsam mit meinen Reiseblogger-KollegInnen Monika & Petar Fuchs von TravelWorldOnline, sowie Andreas Susana „Travelwriticus“ bin ich Anfang August zum Thema „HochKulTour“ im Burgenland unterwegs. Von der fulminanten Premiere der „Hochzeit des Figaro“ auf Schloss Tabor nahe Jennersdorf bis hin zur majestätischen Burg Bernstein im gleichnamigen Ort Bernstein erleben wir viele Highlights dieser schönen Region im Südosten Österreichs. Oft sind es die kleinen Details, welche dabei meine gesamte Aufmerksamkeit erfahren. Wie der charmante Akzent der Burgenländer, hier im Süden auch „Heanzisch“ genannt. Wie der unfassbar gute Geschmack nachstehender Speisen …
KulTour-Genuss pur bietet der Festivalsommer jOPERA in Jennersdorf mit der diesjährigen Aufführung von „Die Hochzeit des Figaro“. Noch bis 17. August 2014 gibt es Karten!
Es ist unser Glück – und das der Schauspieler sowie der zahlreichen Gäste, welcher zur Premiere auf Schloss Tabor erschienen sind – dass es der Wettergott gnädig mit uns meint. Drei sonnige, wolken- und gewitterfreie Tage beschert uns das Burgenland während unserer sommerlichen Kulturreise, ganz gemäß dem Leitspruch des Landes, „auf der Sonnenseite Österreichs“ zu sein! Was für eine Stimmung hier auf den Freilicht-Tribünen vor dem altehrwürdigen Schloss, als neben mir die Sonne rotgolden über dem Wald versinkt, die sagenhafte blaue Stunde anbricht und der Mond sein Licht über die „Hochzeit des Figaro“ senkt. Heiter und beschwingt auch die Stimmung dieser berühmten „Opera Buffa“ Mozarts, deren amüsanten Gefühlsverwirrungen das Musikgenie Mozart mit seinen kongenialen Kompositionen beizukommen versucht. Genuss auf allen Linien!
Gänsehaut. Geschichte. (Große) Gefühle. So die Erzählungen von Frau Elfriede Jaindl rund um die Sankt Emerichs-Gedenkkirche im Südburgenland, welche direkt auf dem ehemaligen Eisernen Vorhang liegt.
Kann man sich das vorstellen? Ich schreibe bewusst nicht „am“, sondern „auf“ dem ehemaligen Eisernen Vorhang. Eine Grenze, die dieses Land, das Burgenland, geprägt hat & prägt wie keine anderes Bundesland. Eine einsame, prächtig restaurierte und zielstrebig in den Himmel gerichtete Kirche mitten im Wald auf einer Lichtung, über die heute Insekten summen, sich duftende Blüten im Wind wiegen und die Blätter des Waldes rauschen. Doch die Idylle trügt. Wenngleich heute nicht mehr viel sichtbar ist, so sind die Bilder und Erzählungen von Frau Jaindl dennoch sehr bewegt und unmittelbar. Als Kind hat sie die Geschichte der Kirche mitsamt ihrer Familie miterlebt, kann sich noch an die Zeit der Errichtung des Eisernen Vorhanges erinnern, ihr Unverständnis ob der jähen Zerstörung gemeinsamer Jahrmärkte und Feste ganzer Familien & Dörfer „Deutsch-Westungarns“. Seit dem Fall des Eisernen Vorhangs ist Elfriede Jaindl bemüßigt, die Geschichte der Gedenkkirche St. Emerich am Leben zu erhalten, hat sie doch zahlreichen Reisenden hierher „ein Zuhause gegeben“, welche dieses Land (und seine Kirche & Gemeinschaft) vor vielen Jahren verlassen (mussten). Rührend, ja beinah mit Tränen in den Augen, erzählt sie uns Geschichten von Flüchtlingen und ihren Schicksalen, von solchen die es um ein Haar geschafft haben und deren Geschichte vielen anderen zum Vorbild wurde. Mehrmals bekomme ich Gänsehaut, stehe wie gebannt da, und lausche der exzellenten Geschichtenerzählerin Elfriede Jaindl. Im Anschluss brauche ich ein paar Minuten. Um mich zu sammeln. Und spüre dem Erlebten dieses kraftvollen Ortes mit einer Barfusswanderung rund um die Kirche nach.
Das „nördliche Südburgenland“ lockt mit dem Besuch der einzigartigen Burg Bernstein sowie dem Bernsteiner Felsenmuseum. Edle Steinkunst & glückliche Gastgeber, die im Familienwappen gerne mal Rüben statt Klingen kreuzen!
Gastgeber Alexander Almasy muss man erleben. Er & seine Familie, Nachkommen des berühmten Grafengeschlechtes Almasy, vermitteln das Gefühl, einfach angekommen zu sein. Wie die Burg Bernstein schon als Drehort für den berühmten Film „Der Englische Patient“ diente, so muten auch Alexander Almasy’s Erzählungen denen eines wahren Abenteurers an. „Draußen steht mein Motorrad, vollbepackt, vielleicht habt Ihr’s beim Heraufkommen gesehen? In Kürze breche ich auf zu einer dreimonatigen Motorradreise in den Iran! Denen von der Werkstatt habe ich gesagt, da muss alles passen, das Motorrad für diese Weltreise müsst Ihr mir tiptop herrichten!“ (Damit er auch sicher wieder zurückkehren kann, denke ich und kann dem verschmitzt dreinblickenden Abenteurer als eigene Weltenbummlerin so einiges abgewinnen!).
„Bei uns muss es einfach schmecken“, fährt seine Frau mit sanfter Stimme fort, während wir wieder und wieder die gute Küche auf Burg Bernstein loben. „Wir möchten, dass sich unsere Gäste wohlfühlen und bieten auch eigene kleine Kochkurse an, wie zum Beispiel das Backen auf dem urigen Herd in der Küche!“ Sogleich erzähle ich Frau Almasy von Kreativ Reisen Burgenland & Kreativ Reisen Österreich sowie dem weiteren internationalen Trend zu solch (inter)aktiven Kulturerfahrungen. Nach dem wirklich ausgezeichneten Mittagessen auf Burg Bernstein freut sich Alexander Almasy, uns noch seine Burg mitsamt den 11 Gästezimmern zeigen zu können. Alle übrigen Gäste weiß er sicher in der Obhut seiner Frau und seines Sohnes, ein technischer Physiker mit Hang zur Lebhaftigkeit eines wahren Gastgebers & Gastronom – Vater & Mutter leben’s vor! Diese Familie verdient es wirklich, ihr länger zuzuhören. Und ihre Burg mit ihrem ganz eigenen, historischen Charme zu erleben.
Mein Fazit: Das Südburgenland ist ein Paradies, welches in ganz Österreich seinesgleichen sucht. Schon vor gut einem Jahr habe ich mich in das Land, seine Bewohner und ganz besonderen Geschichten „kulinarisch-kreativ“ verliebt. Ich empfehle Euch wirklich, hierher zu kommen und für das Südburgenland viel Zeit mitzubringen. Vielleicht auch ein Ebike für die vielen kurvenreichen und landschaftlich besonders reizvollen Strecken (mehr dazu in Kürze!). Und selbstverständlich für die Menschen. Denn ihre Erzählungen und Geschichten sind es, die das Südburgenland so einzigartig, so farbenfroh, so faszinierend sowie immer wieder aufs Neue spannend machen.
Hinweis: Wir wurden von Burgenland Tourismus zur „KulTour“-Reise in das Südburgenland eingeladen. Alle Meinungen sind meine eigenen.