„Digging Dresden“?! Wer die Stadt an der Elbe mit einer heiteren Engländerin namens „BackPackerBecki“ sowie einer coolen Kanadierin namens Leigh McAdams – „HikeBikeTravel“ – bereist und sich neben Sächsisch auch auf Englisch bzw. Kanadisch/Amerikanisch verständigt, der begibt sich mitunter auf linguistisch nicht ganz eindeutiges Terrain. Da wird dann gerne mal aus „Saxon Wine“, wie Stadtführer & Herzblatt Christoph Münch uns erzählt, „Sex’n’Wine“ – zumindest im amerikanischen Sprachraum. Also Sex und Wein, statt sächsischem Wein. Wirklich! „You have told us a lot about wine tonight,“ zitiert Christoph lachend seine letzte amerikanische Reisegruppe. „So what about … ?“ 😀
Schon verrückt. Aber der Christoph, der nimmt das gelassen und lacht überhaupt viel – wie auch wir, die neue Spezies fotografierender, „tweetender“ und heiterer Reiseblogger. Drei Tage lang sind wir zu Gast in der Stadt an der Elbe, welche uns dank ihrer bewegten Geschichte, ihrer herzlichen Menschen und ihrer malerischen und genussvollen Lage sofort in ihren Bann zieht. Nach nur drei Stunden in der Stadt plappere ich bereits: „Ich möchte jetzt schon wiederkommen. Also ich weiß, dass ich wiederkommen werde!“
Aufregung steht in meinem Gesicht, und auch Becki & Leigh strahlen. Erst einmal schwingen wir uns auf die Räder und erkunden „Stadt Land Fluss“ dank einer ausgiebigen Radtour!
„Bei der Planung unseres Aufenthaltes habe ich habe auf Euren Reiseblogs nach einem gemeinsamen Nenner gesucht. Da fiel mir auf, dass Ihr alle sportlich aktiv seid und gerne Rad fährt, auch E-Bikes schon ausprobiert habt. Und Dresden lässt sich doch so wunderbar mit dem Rad erkunden!“
Wo Christoph recht hat, da hat er recht. Ich liebe Radtouren, gerade (auch) zur Erkundung großer Städte wie Buenos Aires, Lima oder Paris. Man hat dann das Gefühl, sich innerhalb weniger Stunden bereits einen guten Überblick über Größe und Ausmaß einer Stadt verschafft zu haben. Im Falle von Dresden führt so ein Überblick bald auch entlang des wunderschönen Elbtals, welches mich dank Weinterrassen & Flusslandschaft stark an die landschaftliche Magie der eigenen Heimat, unserer Weltkulturerbelandschaft Krems an der Donau erinnert. So schön! Seht Euch das mal an.
Kunsthofpassagen & Klangerlebnis in der berühmten Frauenkirche von Dresden: Ein Erlebnis mit WOW-Effekt!
Jetzt kommen wir ja viel rum, wir reisenden Seelen. Wir sehen viel, wir beobachten viel, wir hören & lernen stets etwas dazu. Aber der berühmten Johannespassion von Johann Sebastian Bach an einem Karfreitag in der Osterzeit in Dresdens berühmter Frauenkirche beizuwohnen, einem vierstimmigen Chor sowie dem ebenso stimmgewaltigen Orchester zu lauschen und dabei noch ein solch visuelles Kulturerlebnis wie die mächtige Frauenkirche zu genießen? Und mittendrin „unser“ Christoph, wie wir ihn dank seines unermüdlichen Einsatzes mittlerweile liebevoll nennen, voller Enthusiasmus und Stolz, denn neben Stadtführungen & Tourismus „singe er doch so gerne“? Völlig einzigartig. So etwas habe ich tatsächlich noch nicht erlebt! Und kann es Euch nur wärmstens empfehlen. Beim Reisen nämlich erlebt man Sachen, die immer wieder den eigenen Erlebnishorizont sprengen. Oder ganz sachte, dank eineinhalb Stunden musikalischer Höchstdarbietungen, verschieben.
Und schließlich haben auch Kunst & Kultur viele Facetten. Eine davon, die gerade Dresden bietet, möchte ich Euch wirklich ans Herz legen: Den Besuch des Neustadt-Viertels mit seinen zahlreichen kreativen Streetart Graffiti, seinem coolen Flair sowie den wahrlich einzigartigen Kunsthofpassagen. Letztere erinnern mich ein bisschen an die Hackeschen Höfe in Berlin sowie an den österreichischen Künstler Friedrich Hundertwasser, der unter anderem das berühmte „Hundertwasser-Haus“ in Wien entwarf: Schräg (im wahrsten Sinne des Wortes), bunt, sehenswert, und einfach anders. Genau dies trifft auch auf die Kunsthofpassage von Dresden zu. Sie ist nur drei Stationen mit der S-Bahn (Linie 3 oder 7) von der Innenstadt Dresdens entfernt und lohnt den kurzen Ausflug allemal. Als Kreativ-Reisende mit einem Gespür für Kunst, Formen & Farben fühle ich mich hier gleich wohl.
Das gesamte Viertel rund um die Kunsthofpassage hat uns vor allem fototechnisch inspiriert. Wie echte Künstler sind wir durch die Straßen gezogen, auch und vor allem als die launische Frühlingssonne sich endlich wieder zeigte, den warmen Duft des Regens aufsteigen ließ und alles in ein ganz besonderes Licht tauchte. Sich einfach treiben lassen, im „Tag & Nacht“ Café spätnachmittags brunchen gehen, mit den neu gewonnenen Freundinnen über Gott & die Welt diskutieren, erneut um die Häuser ziehen, sich trotz Hi-Tech-Fotoausrüstung in den kleinsten Foto-Automat ums Eck zwängen, beim Anblick der Polaroids nostalgisch werden: Ja, all das ist Dresden & Becki & Leigh & Elena. Kommt mit Euren Freunden & Eurer Familie hierher, ist mein Rat. Die Stadt hat viel zu bieten und lädt zu inspirierenden Bummelzügen ein: Hier verliert man sich gerne, um nicht auf die Uhr blicken zu müssen, in dem ganz besonderen Flair einer ganz besonderen Stadt.
Zur Stadt Dresden selbst möchte ich Euch noch eine Stadtführung mit dem „berühmten Sohn Dresdens“ empfehlen: Albrecht Hoch.
Die Familie Hoch, so unser charmanter Stadtführer Albrecht, bewährte sich schon vor etlichen Jahrhunderten bei „Germany’s Next Topmodel“. Gerade stehen wir vor dem Relief an der Außenseite des berühmten Renaissance-Palast von Dresden und blicken auf eine der Figuren in der Mitte. „Mein Urururururur-Ahn!“ (Die Anzahl der „Ur’s“ weiß vielleicht auch Albrecht nicht mehr so genau, doch der Stolz steht ihm nach wie vor ins Gesicht geschrieben!). In charmanter Manier lotst uns Albrecht vom Hauptplatz vor der Dresdner Frauenkirche und dem Luther-Denkmal über den Renaissancepalast bis zur Semperoper und erzählt dabei Wissenswertes & Interessantes über Geschichte & Persönlichkeiten dieser einzigartigen Stadt. Dank vieler historischer Fotos und Grafiken werden diese lebendig; bei einigen ist sogar noch Albrecht selbst mit drauf („kurz nach der Wende im Jahr 1990“) – und mit einem Schlag wird uns wieder einmal bewusst, dass „das alles noch gar nicht so lange her ist“.
#Germany25Reunified lautet eines der Social-Media-Schlagworte des Jahres in Deutschland, welches aktuell 25 Jahre Wiedervereinigung feiert. „Mein Vater hat das vermutlich letzte Foto der brennenden Frauenkirche im 2. Weltkrieg geschossen“, erzählt Albrecht sichtlich bewegt. „Zwei Stunden nach dieser Aufnahme“, sagt er und deutet auf ein altes Schwarz-Weiß-Foto, das trotz Unschärfe die Umrisse einer Kirche deutlich erkennen lässt, „zwei Stunden später ist die Kirche eingestürzt. Das war auch für meinen Vater ein tiefer Schock, dass so ein Wahrzeichen seines damaligen Weltbildes einfach verschwunden ist.“ Nichtsdestotrotz wurde die Dresdner Frauenkirche nach der Wende im Jahr 1989 in über 10 Jahren Arbeit wieder aufgebaut und schließlich 2005 originalgetreu fertig gestellt. Dieser Trend setzt sich auch aktuell in vielen historischen Bauten der Innenstadt Dresdens fort, welche nach außen hin genauso historisch wirken wie ihre im Krieg zerstörten Vorbilder, im Inneren jedoch brandneu sind – Klimaanlagen, Dämmschutz & optimale Verglasungen inklusive. Persönlich finde ich das sehr spannend. Wie wenn jemand das Beste aus zwei Welten miteinander verbinden würde.
Hinweis: Wir wurden von der Stadt Dresden eingeladen, nach Dresden zu reisen. Alle Meinungen sind meine eigenen.
2 Kommentare
Ich fand viele praktische Informationen in diesem Beitrag. Ich habe es wirklich genossen, dieses Blog zu lesen!
Liebe Olivia,
Vielen lieben Dank für Dein Feedback! Es freut mich, dass Dir mein Beitrag über Dresden gefallen hat und ich Dich gut informieren konnte. Hoffentlich surfst Du noch öfters vorbei und findest viele nützliche und vor allem hilfreiche Ideen und Anregungen für Deine nächsten Reisen. 😀