Stellt Euch folgende Reisesituation vor: Es regnet, es ist das Ende eines langen Tages (on the road) und Ihr seid auf absolut unbekanntem Terrain unterwegs. Nur das GPS meldet weiterhin fröhlich: „Nur noch 20 Minuten bis zur Ankunft“. Irgendwo im tschechisch-polnischen Niemandsland, hin zu einem Ort mit dem unaussprechlich (schönen?) Namen Kwieciszowice.
„Nicht einmal in Polen weiß man genau, wo das liegt“, lacht unser Gastgeber Lukasz später.
Doch zurück zur Anreise. Der Regen wird stärker, mein kleiner Sohn schläft weiterhin tief und fest, mein Papa sitzt hinter mir und erzählt fröhliche Reiseanekdoten. Genau das Richtige bei einer abenteuerlichen Fahrt wie dieser! Aufgebrochen sind wir nämlich mehrere Hundert Kilometer weiter südöstlich, in der tschechischen Stadt Brünn, sind dann weiter gefahren nach Prag, nördlich Richtung Liberec und schließlich auf schmalen Landstraßen „hinüber nach Polen“. Die gesamte Region war einst deutsches Gebiet; der Name Sudetenregion klingt in den Ohren vieler noch mit vom Schicksal belasteten Erinnerungen nach.
Die Besitzer des Kwieci Guest House, Lukasz und Piotr, stehen für den Neuanfang im wahrsten Sinne des Wortes.
„Wir sind aus der Hauptstadt Warschau vor unseren stressigen Jobs und dem eintönigen Alltag geflohen. Uns war klar: Wir wollten in einer Bergregion leben, im Einklang mit der Natur, und Gäste im Sinne der Slow Travel Philosophie empfangen. Bekanntere Regionen wie Zakopane kamen für uns nicht in Frage – von Freunden wissen wir, dass die Leute dort sehr voreingenommen sein können. Hingegen hier – ein Traum! Wir wurden mit einer Offenheit empfangen, die seinesgleichen sucht und die wir nach wie vor sehr schätzen!“
Schnell war der Vertrag unterschrieben, aus einem alten Schulgebäude aus dem Jahr 1913 eine Pension mit insgesamt fünf Zimmern für je zwei, drei oder vier Gäste zu machen. Der Umbau dauerte dann noch mal über zwei Jahre, „wir haben uns in Sachen Innenausstattung von Profis beraten lassen“, erzählt Lukasz verschmitzt.
Kwieci Guest House: Ein Ort für Familien mit tollen Ausflugsmöglichkeiten.
Nach und nach, nachdem wir die lange Anreise etwas abschütteln und es uns in unseren Zimmern gemütlich machen konnten, beginne ich begeistert all die vielen, liebevollen Details unserer Unterkunft wahrzunehmen.
Da wäre die Gemeinschaftsküche, in der wir uns jederzeit Tee und Kaffee machen dürfen; in der es sich die Gastgeber Lukasz und Piotr aber auch nicht nehmen lassen, jeden Tag persönlich für uns Frühstück und Abendessen zu kochen (es gibt zu jeder Mahlzeit ein warmes Gericht).
Die Innenausstattung trägt klar die Handschrift von Design-Profis und ist doch einfach und gemütlich gehalten; mir gefällt vor allem der „Spielboden“ für Kinder im Dachstuhl, der „Schulbereich mit Leseecke“ neben unserem Zimmer, und natürlich der weitläufige Garten mit Blick auf das Riesengebirge. So nämlich lautet der deutsche Name für die umliegende Berglandschaft; mehr zu deren Erkundung verrate ich Euch in einem weiteren Blogbeitrag über die Schlösser Niederschlesiens und dem (kinderwagentauglichen) Wanderausflug mit meinem Papa und meinem kleinen Sohn.
Köstliche Kulinarik: Hier wird jeden Tag mit viel Liebe selbst gekocht!
Und zwar nicht (nur) von Angestellten; auch Lukasz und Piotr schwingen oft genug selbst den Kochlöffel. „Wir haben uns dazu extra von einem Koch schulen lassen“, erklärt mir Lukasz stolz. Nicht schlecht, das muss ich zugeben: Vom High-End-Jobmarket in der Hauptstadt hin zum Allround-Gastgeber-Dasein in einem wirklichen Nest (Kwieciszowice zählt nicht einmal 100 Einwohner). Das muss man wollen, leben – und genau das wird hier auf Schritt und Tritt spürbar.
Nicht zuletzt kommen immer mehr, auch internationale Gäste: „Die Pandemie hat uns enormen Auftrieb verliehen“, erzählen Lukasz und Piotr weiter, „auf einmal kamen zahlreiche polnische Familien auf den Geschmack, die etwas weniger bekannten Regionen Polens zu besuchen. Mittlerweile haben wir auch viele deutschsprachige Gäste.“
Chapeau vor so viel Herzblut und Hingabe, lieber Lukasz, lieber Piotr: Ihr habt mit dem Kwieci Guest House einen echten Ort des Wohlfühlens in einer Region Polens geschaffen, die jeden Besuch wert ist!
Kommt direkt mit nach Polen und seht Euch mein Reisevideo an!
Noch mehr Hintergründe und Informationen zu den Sudeten und dem Isergebirge findet Ihr auf der übersichtlichen, deutschsprachigen Webseite von Poland Soul Travel. Auch zum Aufenthalt in der Stadt Breslau und zur UNESCO Welterbe Friedenskirche Swiednica habe ich einen eigenen Blogeintrag geschrieben.
Nachstehend die Bildergalerie meiner gesamten Reise durch Polen, inklusive der Schlösser Niederschlesiens sowie dem Besuch der Stadt Breslau:
Hinweis: Ich wurde von der Polnischen Tourismusbehörde zu dieser Reise in die Sudetenregion Polens eingeladen. Alle Meinungen sind meine eigenen.
3 Kommentare
Das Frühstück und das Abendessen im Kwieci Guest House hat hervorragend geschmeckt! Sehr zu empfehlen!
Das stimmt! Alleine die köstliche Verpflegung ist eine weitere Reise zu Lukasz und Piotr wert 🙂