Diese Stadt. Und ihre Stimmung. Das gute Essen. Dazu Ecken, die sich „gerade erst mausern“ – und vielleicht genau deshalb solchen Reiz versprühen. Novi Sad, aber echt. Du faszinierst mich auf eine Art und Weise, mit der ich nicht gerechnet habe. Denn hätte ich gedacht, im 1. Stock der mächtigen Festungsanlage der Stadt ein kreatives Woll-Atelier vergnügt knüpfender & spinnender Frauen vorzufinden?! Dort auf einen Uhrturm zu blicken, der mich spontan an den von Graz, nicht einmal 600 Kilometer weiter nördlich erinnert? „Ja, die österreichische Kaiserin Maria Theresia war Novi Sad schon immer wohlgesonnen“, lächelt Milos Dunjic, „ihr verdankt die Stadt auch ihren ursprünglichen Namen ‚Novi Sad‘, was so viel heißt wie ’neuer Garten, neue Aussaat'“.
Der junge Mann, seines Zeichens unser Stadtführer und stets zu einem Scherz bzw. einer „Geschichte mit Geschichten“ aufgelegt, steht vor dem Uhrturm auf der sonnig beschienenen Festung Petrovaradin. Dieser liegt am südlichen Ende der ausladenden, historischen Festungsanlage mit großzügigem Blick über die Stadt Novi Sad; von dort aus könnt Ihr zudem die dahinterliegende Fruška Gora erkennen, über die ich Euch hier mehr erzähle.
Das kreative Novi Sad. Auf der Festungsanlage der Stadt.
Doch zurück zur „kreativen Überraschung am Morgen“. Beim ersten Anblick der historischen Festungsanlage denke ich an dunkle, wilde Geschichten, an die Übergänge des Osmanischen sowie des Österreichisch-Ungarischen Heeres, die sich oftmals hier am Balkan bzw. just am Grenzfluss Donau kreuzten. Solche Geschichten hören wir natürlich, doch gibt es auch einige neuzeitliche, moderne Ergänzungen an diesem milden Septembertag im Jahr 2017: „Das hier ist ein Designerladen mit echt coolen Drucken“, meint Milos da, „und etwas weiter vorne möchte ich Euch noch ein wirklich interessantes Künstleratelier, das sogenannte ‚Atelier 61‘ zeigen. Kommt mit.“
PS: Wusstet Ihr, dass Novi Sad 2021 Europäische Kulturhauptstadt sein wird? Passend, finde ich.
Das kulinarische Novi Sad: In diesen Restaurants müsst Ihr geschlemmt haben.
Kulinarisch hat Novi Sad wirklich einiges zu bieten – und das, ohne im Vorfeld viel über die serbische Küche gewusst zu haben. Bei meinem ersten Besuch habe ich mich einfach treiben lassen, und das ist gut so. Direkt in der (Alt)Stadt liegt beispielsweise das mediterrane Restaurant „Fish & Zelenish“ (Fisch & Gemüse, absolut passend!), und schon alleine der (virtuelle) Blick auf die Speisekarte hier lässt mir erneut das Wasser im Mund zusammen rinnen: http://www.fishizelenis.com. Auch die Instagram-Seite des Restaurants macht echt Lust auf die leichte Speisenvielfalt der hiesigen Küche.
Etwas weiter, und ebenfalls in der Innenstadt Novi Sads gelegen, findet Ihr das Restaurant Sokače, welches typische Grillspezialitäten aus Serbien auftischt. Doch auch hier gibt es vegetarische Alternativen: Ich entscheide mich erneut für eine Mischung aus allem, die Kultur, wie in Griechenland oder ganz allgemein im Süden Europas mehrere Teller zu bestellen, von denen dann alle etwas probieren, kommt mir sehr entgegen.
Das „nicht glatt gebügelte“ Novi Sad: Zu Besuch im Chinesischen Viertel der Stadt.
„Wieso heißt dieser Stadtteil ‚Chinesisches Viertel‘?“, wollen wir von Milos wissen, der uns immer noch treu und ergeben durch „sein Novi Sad“ führt; Milos hat hier studiert und ist vor knapp 10 Jahren hergezogen, seitdem kennt er die Stadt wie seine Westentasche und ist auch in Geschichte und Stadtentwicklung überaus belesen. Er grinst. „Ganz einfach: Weil hier immer viele Leute auf- und abgelaufen sind. Nicht unbedingt Chinesen aber … Ihr wisst ja, was die Leute oft so reden.“ Beim Spaziergang durch dieses zugegebenermaßen etwas heruntergekommene (und wohl kurz vor der Gentrifizierung stehende) Stadtviertel Novi Sads in der Nähe des Donau- und Freizeithafens finden wir Ecken, Kanten, Graffiti-Statements und eine Stimmung, die von der Verheißung kündet: „It’s not so nice now, but it could be“ – wie Milos es ausdrückt. Dem gehen wir mit einem Spaziergang bei Tag und einem Konzertbesuch bei Nacht auf den Grund und finden: Das Chinesische Viertel lohnt schon jetzt. Hier mein Plädoyer für die Stippvisite in einem Viertel von Novi Sad, dem spätestens bei den Feiern zur „Europäischen Kulturhauptstadt 2021“ ein bestimmtes Augenmerk zuteil werden wird.
Ihr wollt noch mehr wissen? In meinen weiteren beiden Reisebeiträgen erzähle ich Euch vom Ausflug aufs Land nahe Novi Sad, in die Fruška Gora, sowie der serbischen Hauptstadt Belgrad. Stay tuned.
Tipp: Meine Freundinnen & Reisebegleiterinnen Maria & Christina haben zudem wie folgt über ihre Eindrücke aus Serbien berichtet:
- Christina von CitySeaCountry.com: „Vegan Essen in Serbien: Tipps für Belgrad, Novi Sad und Fruška Gora„
- Maria von Kofferpacken.at: „Belgrad: Eine Stadt im Wandel“ & „Novi Sad: Ziemlich gechillt und Europäische Kulturhauptstadt 2021„
Hinweis: Wir wurden von Serbien Tourismus zu dieser Reise nach Belgrad, Novi Sad & in die Fruška Gora eingeladen. Alle Meinungen sind meine eigenen.