Mit viel Vorfreude sind mein Freund Jacob und ich bereits im August des Vorjahres an die Vorbereitungen für unseren langen Urlaub am anderen Ende der Welt gegangen. Über ein Monat würden wir insgesamt unterwegs sein, Silvester in der Luft verbringen, irgendwo zwischen Partygefühlen & Pilotendurchsagen auf unserer langen Reise in das Glück. Juhu! 🙂
Für meinen Freund Jacob war es bereits sein viertes Mal in Neuseeland, wohl auch inspiriert durch die vielen Erzählungen unserer Elena Paschinger. Mit glänzenden Augen erzählte er mir immer wieder von seiner großen Liebe Neuseeland. Logisch, dass ich als seine Freundin sehr neugierig wurde! Jetzt war es endlich soweit und ich sollte sie kennen lernen.
Die Vorbereitungen. Was packt man so für einunddreißig Tage am anderen Ende der Welt?
Zuerst wird das Bett voll belegt. Jacob sieht mich an und behauptet voller Stolz, er nehme nur das Nötigste mit. Seinen gepackten Rucksack in der Ecke, steht er jetzt doch vor unserem Schrank und fragt, ob dies und das nicht noch praktisch wäre. Gelassen antworte ich: „Wenn es denn in Deinen Rucksack passt, dann pack‘ es ein.“ Ich grinse übers ganze Gesicht. Unser Pärchen-Urlaub hat bereits begonnen!
Von fremder Sprachmelodie und zart schäumender Kaffeekunst
Nach unserer Ankunft im Land der Kiwis unter der Sommersonne des Südens blicke ich immer wieder fasziniert auf die Straßenschilder. Wie das wohl klingt, wenn es ein wirklicher Maori ausspricht? Ich versuche immer wieder die fremde Sprache schwungvoll über die Lippen zu bringen und es klappt. Der Klang von Aotearoa, Rotorua, Whanganui und vielen weiteren Namen lässt mich in eine gänzlich andere Welt gleiten.
Als Kaffee liebende Europäerin kommt man hier übrigens ganz auf seine Kosten. Jacob hat seit Ewigkeiten von der berühmten Latte Art geschwärmt, die es mittlerweile auch in Wien zu bewundern gibt. Überall sind entzückende Wohlfühl-Cafés mit einem besonders persönlichen Touch zu finden.
Ein großes Plus unserer Zweisamkeit ist, dass wir absolute Genießer sind! So schaffen wir es kaum aus einem Café, ohne ein Stück typisch neuseeländischen Carrot Cake zu verdrücken. Ab der zweiten Woche beschließen wir einstimmig, die Portion zu teilen. Die Kalorien dieser süßen Köstlichkeit bekommt man nämlich selbst bei zwei noch folgenden Mehrtages-Wanderungen, wie wir sie uns vorgenommen haben, nicht weg. 😉
Alles ist verkehrt herum: Down under in Neuseeland.
Ich stehe in einem Hostel vor der Weltkarte und versuche uns zu finden. Wenn man wie ich seit Schulbeginn daran gewöhnt ist, Europa im Mittelpunkt zu sehen, dann kommt einem diese „neue Weltkarte“ hier auf der Südhalbkugel völlig verdreht vor. Hier nämlich ist der Ausschnitt Australiens & Neuseelands im Zentrum der Karte, Europa weit abgeschlagen am Rande. Dabei ist mir, als wäre Neuseeland in vielen Dingen unser Gegenpart. Schwarze Schwäne gibt es hier, einen Nationalvogel der nicht fliegt und zudem mehr Schafe als das Land Einwohner zählt.
Von Vulkanen, Regenwald & Flüssen bis hin zur rauen Küste
Obwohl wir unsere Reise aus Zeitgründen auf den Süden der Nordinsel sowie den Norden der Südinsel eingrenzen mussten, zähle ich heute mehr Highlights als Finger an meinen Händen: So sehr haben mich Land & Leute begeistert.
Schnaufend und gleichzeitig überwältigt haben wir beispielsweise tatsächlich einen aktiven Vulkan erklommen! Vier Tage lang brachte uns der Whanganui River durch den neuseeländischen Urwald. Die unzähligen Schafe nannte ich auf Fernsicht bald gemeinhin „Läuse“. Und die Wetterfronten tauchten das intensive Licht in unzählige atemraubende Landschaftsbilder. Seehunde ließen uns ihre Jungen bewundern. Die Vielfalt der Vögel beeindruckte uns. Der Queen Charlotte Track eröffnete uns wunderschöne Blicke auf die Marlborough Sounds – die Fjorde Neuseelands ganz im Norden der Südinsel.
Die intensivste Nacht verbrachten wir mit dem Anblick von Delfinen in der Bucht von French Pass bei Vollmond. Filmreif!
Für mich ist Neuseeland ein Land, das man selbst mit allen Sinnen nur dann erfahren kann, wenn man sich auf alles einlässt. Die Uhren ticken hier anders, trotz des spürbar Europäischen. Das Land verändert einen, es berührt und geht durch Mark & Bein. Schön ist es, wenn Du es mit jemanden teilen kannst, der Dich versteht.
Pro und Contra der Zweisamkeit
Der Platz im Bett ist zu klein, aber es gibt jemanden zum kuscheln. Frau kann böse Blicke & Verzweiflung walten lassen, wenn sie vom Regen bereits komplett durchnässt ist. Daraufhin stellt sich das Zelt wie von alleine auf. Zu zweit schweigen und die Landschaft mit Haut und Haaren aufsaugen ist viel schöner als alleine. Die Begeisterung des anderen spüren sowie einmalige Erlebnisse teilen ist wunderschön. Einen Weinbesichtigungs-Muffel dabei zu haben, der lieber Leuchttürme ansieht, ist auch in Ordnung. (Kompromiss: Vormittags Weingüter, Nachmittags Leuchttürme). So lässt es sich leben!
Ob allein, zu zweit oder zu mehrt, vielleicht auch in abwechselnder Kombi, ist dieses Land mehr als eine Reise wert. Also nix wie hin!
Bis dahin gibt’s für sämtliche Träumereien einige atemberaubende Reisefotografien auf Flickr. Viel Vergnügen beim Durchsehen, beim Schwelgen und beim Seufzen!
Vielen Dank, liebe Anna Zell, für diesen einfühlsamen und heiteren Bericht eines Pärchen-Urlaub „unter vier Augen“ in Neuseeland! Mehr über das schönste Ende der Welt findet Ihr übrigens auch in meiner Reisekolumne „Das Jahr meines Lebens: Unterwegs in Aotearoa, Neuseeland“.