Der Weg.
Die meisten Leute fragen mich: „Warum bist Du hier?“ Und: „Was ist Deine Geschichte? Woher kommst Du?“ Manche fragen nicht. Sie erscheinen als vorübergehende Begleiter, die nur kleine Geschichten teilen, bevor sie weitergehen. Manche aber bleiben bei Dir auf Deinem Weg, werden mitunter gar zu Freunden fürs Leben.
Wenngleich es auch nur vier Tage waren: Der „Camino del Norte“ in Kantabrien hat mich auch diesmal wieder voll in mein „Jakobsweg-Herz“ getroffen.
Denn „Camino-hungrig“ kam ich schon von meiner wunderbaren Erfahrung auf dem Portugiesischen Jakobsweg im letzten Jahr nach Hause, und habe selbigen Appetit mit einem Reisevortrag Anfang des Jahres gleich noch mal verstärkt!
Als die Gelegenheit kam, entschloss ich mich, es gleich noch einmal „anzugehen“: Vor meinem EU-Arbeitsmeeting „EUROPETOUR“ in Potes, Kantabrien bin ich einfach ein paar Tage zuvor nach Bilbao geflogen, mit dem Bus nach Santander, Kantabriens Küstenhauptstadt weitergefahren, und danach bis zur Grenze zu Asturien gepilgert.
Unterkünfte. Essen. Camino-Freunde. Stempelpass. Und überhaupt … Fangen wir mit dem Wesentlichen an: Nächtigen & Essen.
„Aber kannst du wirklich einfach so anfangen zu gehen, ohne vorher irgendetwas im Voraus zu reservieren …?“, ist eine Frage, die mir oft gestellt wird, wenn es um den Jakobsweg geht. Ich bin versucht, sowohl mit Ja als auch mit Nein zu antworten. Ja, es gibt die sogenannten „Albergues“ (Pilger-Herbergen) mit großen Schlafsälen, die keine Unterkunftsreservierungen annehmen und die man sich nur sichern kann, indem man zu einer bestimmten Uhrzeit dort ankommt – frische Bettwäsche (und manchmal Handtücher) meist inklusive. Diese Art von sehr einfacher Unterkunft kostet zwischen € 5 – € 10 pro Nacht & Nase, manchmal auch ein bisschen mehr, wenn das Frühstück inbegriffen ist. Auf der anderen Seite, und wenn Ihr wie meine Freundin Rita Branco und ich im letzten Jahr auf der Suche nach etwas mehr Komfort seid, könnt Ihr einfache Gästehäuser, B&Bs, kleine Hotels etc. in Erwägung ziehen. Diese haben neben der individuellen Nachtruhe den zusätzlichen Vorteil, dass sie oft ein leckeres Frühstück und / oder Abendessen dazu anbieten. Seht Euch das mal an.
Wie findet man nun also den „Weg“? Es gilt, einfach zu gehen …
… wie im wirklichen Leben. Und das ist sie auch schon, die einfache und simple „Magie des Weges“: Selbiger bietet so viele heitere Analogien zum tatsächlichen Alltag, dass man lachen und dem Camino schlicht bei jedem Akt des Gehens Weisheiten über das Leben extrahieren möchte. So wie die Tatsache, dass man sich manchmal verirren muss, um sich selbst (und andere, sprich neue Freunde) zu finden. Oder die Schönheit des Regens, und was dieser (auch) bedeuten kann: Frisches Grün, frische Luft, ein kühler, viel angenehmerer Tag zum Gehen. Die Wärme der Sonne an schönen Tagen, die „Farbtherapie“ des Gehens in grüner Natur, die frische Meeresluft wie hier im Falle des „Camino del Norte“ Jakobsweg in Nordspanien … Herrlich, meine Lieben.
Nun, meine Lieben. Fehlt eigentlich nur noch: Der offizielle Pilgerpass. Mit diesem qualifiziert Ihr Euch nicht nur zur Übernachtung in den Herbergen, sondern auch für das Pilger-Zertifikat am Schluss!
Dieses so genannte „Credencial“ holt Ihr Euch am besten gleich zu Beginn Eures Jakobsweges in der Kirche oder Kathedrale, in der Ihr Eure Pilgerschaft startet. Mindestens 100 Kilometer müssen darin via Stempelabdrucke nachweisbar sein, damit Ihr am Ende in Santiago de Compostela das Pilgerzeugnis über die „erbrachte Leistung“ – Eure einzigartige Pilgerschaft! bekommt.
Zu guter Letzt, ein paar Worte zu den Freundschaften die entstehen. Denn sie sind es, die zu wahren Helden der Stunde (und Tage) werden …
… die liebevollen Wegbegleiter, die für eine kleine Weile Leid & Leben des Pilgerns mit Dir teilen und die, wenn der Tag gekommen ist, auch Wiedersehen in anderen Erdteilen bzw. in der Heimat bedeuten können!
Mehr Bilder meiner Pilgerreise könnt Ihr hier ansehen :
Um Euch Starthilfe für die Vorbereitung eines Jakobsweges zu geben, habe ich hier schon im Vorjahr diese nützlichen Tipps veröffentlicht: „Vorbereitung auf den Jakobsweg: 10 Reisetipps für den optimalen Start„.
Wenn Ihr, wie ich, als Frau auf dem Jakobsweg unterwegs seid und / oder auf der Suche nach weiterer Reiseliteratur seid, so empfehle ich Euch diesen meinen Bericht hier: „Der Portugiesische Jakobsweg: Ein Weg der Frauen„.
Und, zu guter Letzt, hier noch ein paar wirklich schöne Adressen & Alternativen für Unterkünfte auf dem portugiesischen sowie auf dem galizischen Teil des Jakobsweges von Porto bis Santiago de Compostela.
Buen Camino Ihr Lieben!