Schnell nach Kuba, bevor die Amis kommen …

… oder: Wie kubanische Gastgeber schon jetzt den Kommunismus aushebeln! Liebe Reisefreunde: Kuba ist immer eine Story wert. Besonders jetzt, da die Amis wirklich anrücken. Dazu möchten wir Euch folgende Geschichte erzählen. Mitten aus dem (Reise)Leben gegriffen, erlebt Anfang des Jahres 2015, also fast 60 Jahre nach der kubanischen Revolution.

 

Reisen im Land der Revolución: „Casas Particulares“ und – Kühlschränke .. !

Auf ihre Kühlschränke sind die Kubaner besonders stolz. Nicht auf Deckenventilatoren, nicht auf Warmwasser in der Dusche, nein: Hauptsache, es gibt einen riesigen Kühlschrank im Gästezimmer. Vollgefüllt mit Wasser, Bier und kubanischer Cola.

Für die Besitzer einer Casa Particular, einer sogenannten Privatunterkunft in Kuba, ist das wichtig. Sie haben ihre eigenen vier Wände in eine komfortable Unterkunft für Touristen umgebaut. Und ebenjenen den Kühlschrank zu präsentieren, ist das Highlight eines jeden Zimmerbezuges. „Da schaut her! Ihr habt einen großen Kühlschrank im Zimmer! Sogar mit Eisfach!“ lacht unser stolzer kubanischer Gastgeber. Wenn das Teil dann nachts brummt, surrt oder gluckst, so ist das nicht ihr Problem.

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Auch nicht schlecht: Riesenkühlschrank auf der Dachterasse der Casa Particular – zu Gast bei den Einheimischen Kubas.

 

Ein Kühlschrank – für uns eine Selbstverständlichkeit – ist in Kuba purer Luxus.

Denn die Geräte sind richtig teuer. Umgerechnet kosten Kühlschränke in Kuba zwischen € 500 und € 600, mitunter sogar bis zu € 1.000. Während die allermeisten Kubaner im Staatsdienst nur rund € 25, vielleicht € 30 im Monat verdienen – und das, egal ob sie Tumore operieren oder Straßen kehren.

Wir wollten wissen, wie das gehen kann. Wieso gibt es in Kuba so viele Casas Particulares und wie kann das funktionieren? Wie ist es, mitten in einer kommunistischen Diktatur einen Privatbetrieb zu führen, einer Diktator, in der alles dem Staat gehört, aber gleichzeitig kaum jemand etwas besitzt?

Die Antworten haben wir auf einer vierwöchigen Reise quer durch Kuba bekommen. Von einigen der herzlichsten und hilfsbereitesten Menschen, denen wir je begegnet sind.

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Alte Schlitten und bröckelnde Fassaden – Havanna ist Kuba-Klischee pur.

 

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Im Viertel Centro erinnert vieles an die spanische Kolonialzeit…

 

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… und das Leben spielt sich auf der Straße ab.

 

Zu Gast in der „Casa Particular“ von Kuba: „Una familia muy grande“.

In einer Privatunterkunft, einer sogenannten „Casa Particular“ zu übernachten bedeutet, für ein paar Tage Teil einer kubanischen Großfamilie zu werden. Die Tür öffnet womöglich die Cousine, die gerade mit ihrem neuen Baby zu Besuch ist. Zwei Schritte weiter und wir stehen im Wohnzimmer, wo sich die Großeltern in voller Lautstärke eine Seifenoper reinziehen. Die Gastgeber selbst lassen sich die Führung durchs Haus natürlich nicht nehmen.

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Über den Besuch aus Österreich freuen sich Santiago und Celia besonders …

 

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… denn Santiago kann seinen Österreich-Wimpel aufhängen und uns den Weg erklären.

 

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Autorennen gegen José zu fahren war sehr lustig, auch wenn er geschummelt hat.

 

Abends kocht dann die Tochter des Hauses für alle und der Schwiegersohn mixt dazu die Cocktails. Am nächsten Tag bereitet die Tante das Frühstück zu und macht die Betten: Auch sie will sich was dazu verdienen. Dazu kommen noch die Nachbarn, die zum Tratschen vorbeikommen, ein Onkel, der Bauer ist, und etwas Gemüse vorbeibringt und natürlich der Parteifunktionär, der regelmäßig nach dem Rechten sieht. Zu ihm sind alle besonders freundlich.

Seine Organisation heißt CDR: „Comités de Defensa de la Revolución“. Die Stasi von Kuba quasi. Sie kontrolliert alles und jeden auf der Insel. Ihr Leitspruch lautet: „En cada barrio un CDR“ – in jedem Viertel ein CDR.

 

Wer mit Ausländern zu tun hat, wird besonders genau überwacht. Denn hier ist viel Geld im Spiel.

Jede Übernachtung in einer Casa wird minutiös dokumentiert. Etwa ein Drittel der Einnahmen muss an den Staat abgeliefert werden. Eine Nacht in einer Casa Particular kostet meistens ungefähr € 25. Macht in etwa € 8 für den Staat, € 8 für eigene Kosten wie Wäsche, Energie oder Reparaturen. Aber immerhin rund € 8 Gewinn bleiben dem Casa-Besitzer pro Nacht. Wer das Zimmer das ganze Monat voll bekommt, verdient in Kuba also knapp € 250 im Monat. Das Zehnfache eines Chirurgen oder Straßenkehrers.

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In Viñales kann man Zigarren rauchen, reiten und in der hübschen Casa „El Floral“ übernachten.

 

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In Havanna waren wir in dieser „Casa Lunas“ zu Gast – muy bonito!

 

Am Staat vorbeigekocht

Am besten verdienen die Gastgeber aber mit Frühstück, Abendessen und Drinks. Die kosten zwar noch einmal extra, aber es lohnt sich. Denn das beste Essen in Kuba gibt es direkt in den Casas Particulares. Gekocht wird oft gleich für die ganze Familie. Alles frisch zu besorgen, ist in der kubanischen Mangelwirtschaft eine echte Herausforderung. Darum sollte man unbedingt schon am Morgen davor bestellen. Dafür gibts dann am Abend etwa saftiges Hühnchen oder Schweinefleisch mit gebackenen Bananen, Salat und dazu natürlich Reis mit Bohnen. An solchen Tagen kann es schon vorkommen, dass auch der Touristen-Kühlschrank beansprucht wird, weil die Küchenchefin noch zusätzlichen Platz braucht.

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Nicht verpassen: Gegrillter frischer Hummer ist das beste Essen, das es auf Kuba gibt.

 

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Wobei: Ganz im Osten der Insel, bei Baracoa, verkaufen Bauern diese süße Köstlichkeit genannt „Cucurucho“ und gemacht aus Kokosfleisch, Zucker, Honig, Papaya, Guayaba, Mandarine und Nüssen, eingewickelt in Palmenblätter.

 

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Sie passen eigentlich zu jedem Essen: Mojitos, und zwar reichlich.

 

So ein Abendessen in einer Casa Particular kann für zwei Personen schon gut und gerne zwischen € 30 und € 35 kosten. Da hier aber nicht Buch geführt werden muss, wird oft am Staat vorbeigekocht. Das Geld ist bei den kubanischen Familien ohnehin besser aufgehoben, als in den Parteikassen von Fidel Castro’s korrupten Kommunisten. Doch wer sich mit ihnen nicht zumindest arrangiert, hat keine Chance, überhaupt eine Casa Particular zu eröffnen – schimpfen zumindest jene Kubaner, die nicht so viel Glück haben. Wichtig ist natürlich auch die Lage, am besten im Zentrum eines Touristenortes. Außerdem ist erhebliches Startkapital nötig. Und das besitzen oft nur jene, die Überweisungen von Verwandten im Ausland bekommen – vor dem Castro-Regime geflohene Exil-Kubaner.

 

Viele Casa-Besitzer gehören daher mittlerweile längst der „kubanischen Oberschicht“ an.

Oft haben sie ihren Job im Staatsdienst aufgegeben und werden Vollzeitvermieter. Einige besitzen schon zwei oder drei Casas und bauen sie zu kleinen Hotels um. Manche präsentieren auch stolz ihren restaurierten amerikanischen Oldtimer, oder erzählen gar von Reisen nach Europa. Diese Gastgeber sprechen Englisch, sind Tourismus-Profis und bei Lonely Planet sowie Tripadvisor gut vertreten. In der Hochsaison sind sie sehr gefragt. Spontan ein Zimmer zu bekommen, ist fast unmöglich.

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Viel Liebe aber auch Geld steckt in diesem Casa-Innenhof.

 

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Teure Möbel und gemalte Porträts der Kinder – auch hier muss nicht gespart werden.

 

Das authentische Kuba?

Aber zum Glück hat jeder von ihnen Freunde, Verwandte oder Nachbarn, die auch eine Casa besitzen. Sie ist vielleicht noch nicht so bekannt und es wird nur spanisch gesprochen. Gerade diese Unterkünfte haben einen besonderen Charme, besonders herzliche und bemühte Gastgeber und bieten vielleicht ein authentischeres Kuba, das es jetzt gerade noch gibt.

 

Kuba steht direkt vor einem grundlegenden Wandel. Die nächste Herausforderung für dieses wahrlich einzigartige Land ist das mögliche Ende des Handelsembargos, das die USA vor Jahrzehnten verhängt haben.

Ein Touristenstrom wird erwartet, wie es ihn hier noch nie gegeben hat. Wer jetzt einen Flug bucht, hat noch die Chance, ein Land voller kleiner, feiner Privatunterkünfte zu erleben. Ein Land, in dem es noch keinen Mc Donalds gibt. Aber für die Kubaner selbst ist die Annäherung zwischen Kuba und seinem Erzfeind, den USA, ein Schritt in eine Richtung, den viele Kubaner – vor allem die Casa-Besitzer – schon längst gemacht haben.

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In Kuba ist alles bereit für den Ansturm der Amis…

 

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… wir sind froh, schon vorher dort gewesen zu sein.

 

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9 Kommentare

Hermann Paschinger 2. Juni 2015 - 11:48

Sehr spannend diese Reiseerlebnisse in Kuba!

Antworte
Elena 2. Juni 2015 - 12:07

Finde ich auch !!! 😀

Gleich wieder Lust auf eine weitere „Reise mit den Einheimischen“ in Kuba …!

Antworte
Daniela 2. Juni 2015 - 12:24

Wow da bekommt die pure Cuba Lust, danke für den Artikel und die Tipps. Gleich mal geschaut wegen http://www.casaparticular.com da findet man tolle Unterkünfte.
Danke und liebe Grüsse sendet
Daniela

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Julian_Christine 2. Juni 2015 - 21:48

Danke!! Ja die Seite kennen wir. Es gibt auch z.B. noch http://www.cubacasas.net oder http://www.casaparticularcuba.org. Dort gibts sicher gute Casas. Wir haben für die ersten paar Nächte per Mail bei einigen Tripadvisor- und Lonely-Planet-Empfehlungen reserviert. Und uns dann weiterempfehlen lassen bzw. uns spontan vor Ort umgeschaut. War auch kein Problem, selbst in der Hochsaison. Wobei die hört jetzt gar nicht mehr auf, haben uns die Kubaner erzählt 😉

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Mathias 7. Juni 2015 - 14:02

Kuba steht defintiv auch noch ganz oben auf meiner To-Do Liste. Für die Reiseplanung nutze ich underwaygs.com, schaut doch mal vorbei.

Viele Grüße
Mathias

Antworte
Izabela 9. Juni 2015 - 21:00

Ich wollte unbedingt noch einmal nach Kuba, „jetzt wo die Amis kommen“. Leider schaffe ich es aus zeitlichen Gründen durch einen Umzug nach Istanbul nicht mehr… Ich finde die Erzählungen wirklich interessant, aber gleichzeitig auch irgendwie erschreckend, wie ein Land nach der Revolution noch immer so leben kann. Aber eigentlich ist das ja eines der Dinge, die Kuba eben ausmachen: das schlechte Internet, die Oldtimer und die mangelhafte Lebensmittelversorgung. Bin jetzt neidisch geworden, und auch ein wenig traurig, dass ich es dieses Jahr nicht mehr dort hin schaffe.

Liebe Grüße,
Iza

Antworte
Julian_Christine 10. Juni 2015 - 21:54

Die Kubaner sind sicher Meister im Improvisieren. Am besten sieht man das wohl an den vielen zusammengeflickten aber sehr schönen Oldtimern 😉 Vielleicht geht es gar nicht so schnell mit dem Wandel und der Öffnung. Der Raul Castro wird sicher nix überstürzen wollen, sonst stürzt er noch selber.. Also vielleicht schaffst du es noch rechtzeitig!

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denis 31. März 2016 - 19:29

Sorrx, aber der Artikel ist ja völlig nichtssagend. Hört sich an wie ein fauler Tagebucheintrag… Genau das Gleiche, was überall sonst steht, schade, hätte mehr erwartet…

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Elena 1. April 2016 - 09:56

Lieber Denis,

Der Artikel spiegelt die persönlichen Erfahrungen meines Bruders Julian Paschinger & seiner Freundin Christine während ihrer Reise nach Kuba im Jahr 2015. Definitiv kein „fauler Tagebucheintrag“, da muss ich Dir widersprechen. Die beiden setzen sich gerne und intensiv mit ihren Gastgebern, ihrem Reiseland und ihren Erlebnissen auseinander, und das findet sich auch in ihrer Berichterstattung wieder.

Ich hoffe, dass Du dennoch weiterhin gerne bei Creativelena.com vorbeisurfst und auf weitere, spannende und nützliche Reisetipps & Ideen stößt.

Viel Vergnügen & schöne Reisen wünsche ich Dir!

Elena

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