Südtirol. Welche Bilder habt Ihr beim Klang dieses Wortes vor Augen? Die mächtigen Dolomiten. Den „Sonnenskilauf“ im Winter. Ausgezeichnete Weine. Menschen, Einheimische, die sich hier im hohen Norden Italiens als eigenständige Region wahrnehmen: „Wir sind Südtiroler.“ Oder, wie eben hier im Val Gardena, „Ladiner“. Hier sind alle Menschen mindestens drei-, wenn nicht sogar vier- oder mehrsprachig. „Bon di! Co vala pa? Buon giorno, come stai? Guten Tag, wie geht’s?“ Karin Comploj, unsere Sprachtrainerin für Ladinisch, lehrt uns mit viel Engagement und Enthusiasmus die wichtigsten Ausdrücke dieser rhaetro-romanischen Sprache, welche von den rund 50.000 Einwohnern der Region Val Gardena noch heute gesprochen wird. „Ladinisch ist unsere Muttersprache. Wenn ich Deutsch spreche, bin ich ruhig, wenn ich Italienisch spreche, bin auch ich viel lauter & lebhafter: Noch heute unterliegen wir in unserem täglichen Gebaren vielfältigen historischen wie kulturellen Einflüssen!“, lacht sie verschmitzt. Karin hat Rechtswissenschaften studiert und ist mehr zufällig hier am Sprachinstitut für Ladinisch gelandet, wo sie uns kurzweilig in die Geheimnisse des Ladinisch und seiner Kultur einführt. Gemeinsam mit ihr und unserer lokalen Gastgeberin Christina unternehmen wir eine kurze Wanderung auf den Spuren der Ladiner im Val Gardena, zu Deutsch Grödnertal.
„Auf den Spuren der Herrgottschnitzer im Grödnertal“ heißt noch lange nicht, dass man diese auch findet. Menschen wie ihre Sprache entwickeln sich beständig weiter.
Woher nun stammt die Leidenschaft der Ladiner für ihre kreative Schnitzkunst? Lange Winter in hohen, auf weit über 1.000 Höhenmetern gelegenen Bergtälern sowie die tägliche Beschäftigung mit Holz beim Arbeiten machten aus einfachen Bauern wahre Künstler, deren Talent für die Holzbildhauerei bereits seit dem späten Mittelalter bis weit über die Grenzen des Tals hinaus bekannt wurde. Fragt man die hiesigen Holzbildhauer nach dem geprägten Begriff der „Herrgottsschnitzer„, was auf die sakrale Bedeutung zahlreicher Kunstwerke hinweist, so rümpfen die allermeisten ihre Nasen. Heute, so gewinnen wir vielmehr den Eindruck, möchten sich die Dynastien der Künstlerfamilien wie Moroder oder Perathoner als eigenständige Interpreten und Schöpfer ihrer Kunst, der Holzbildhauerei, der Malerei oder der Schnitzkunst verstanden wissen: „Sakrale Auftragswerke dienen vielen von uns nach wie vor als Arbeitgeber. Als Antwort auf die Entwicklung des Marktes haben wir jedoch schon früh begonnen, uns zu organisieren und beispielsweise vor 20 Jahren, im Jahr 1994 die Künstlervereinigung UNIKA hier im Val Gardena gegründet“, erklärt uns Filip Moroder-Doss, Präsident des Vereins und selbst leidenschaftlicher Künstler. Filip zuzuhören, ist ein wahres Vergnügen. Er erzählt seine Geschichte und die der Menschen im Tal mit der Leidenschaft und Ruhe eines desjenigen, der angekommen ist: Bei sich und seinen Werken, seiner Mission, seiner Aufgabe in dieser Welt. Bescheiden und unaufdringlich wie seine Kollegen, die Holzbildhauer Herbert Perathoner und Paul Kostner welche wir ebenfalls direkt in ihren Kunstwerkstätten besuchen, plaudert er aus dem Nähkästchen der Kunstschätze & Kreativität vor Ort.
Zurück an den Start: Ein Besuch des „Museum de Gherdëina“. Und: Mensch ärgere Dich nicht! So ein Holzschnitzkurs hat es wirklich in sich.
So viel geballte Kunst auf „höchstem Niveau“, inhaltlich wie landschaftlich-geographisch, verdient hierzulande im Val Gardena den Besuch des lokalen Heimatkundemuseums. Dieses hat die über 400-jährige Tradition der Holzbildhauerei & Schnitzkunst hier im Grödnertal zum Inhalt. Die belesene und überaus freundliche Museumsdirektorin Dr. Paulina Moroder lässt es sich nicht nehmen, uns persönlich durch das liebevoll gestaltete Museum zu führen.
Gleich darauf heißt es für uns „selbst Hand anlegen“. Beim kreativen Schnitzkurs mit dem jungen Künstler Florian, welcher den ganzen Sommer über zwei Mal pro Woche Schnitzkurse für Besucher anbietet, sind wir eingeladen unsere eigenen Kunstwerke aus dem faszinierenden Rohstoff Holz zu schaffen! Über diese Tätigkeit erst wird uns bewusst, welchen Künstler wir wirklich gegenüberstehen: Leicht ist es nicht, innerhalb kürzester Zeit Formen aus dem Holz zu „befreien“, die unseren hohen künstlerischen und ästhetischen Erwartungen entsprechen … Erwartungen, die sicher auch von der allgegenwärtigen Kunst hier im Tal befeuert und gespeist sind. Der Ehrgeiz der Holzschnitztradition des Grödnertals hat uns gepackt!
#Genussreisetipps aus dem Val Gardena: Nach so vielen Eindrücken & Abenteuern locken der Besuch des Hotel Albion sowie des Restaurant Tubladel in Sankt Ulrich.
Einzigartig. Vom Outdoor Infinity Pool des Hotel Albion schwimmen wir geradewegs in das Val Gardena hinein; die Sauna eröffnet den Blick auf die nahe gelegenen Dolomiten. Die Nachspeise im Restaurant Tubladel wird auf die kunstvollste Art und Weise serviert, die ich je in einem Restaurant gesehen habe: Auf dem gut zwei Meter langen, beladenen Holzbrett türmen sich süße Köstlichkeiten für gut 10 Personen … Die Ladiner meinen es gut mit uns. Wirklich gut.
Wer hier landet, der ist geraten vor allem eines mitzubringen: ZEIT. Für die Menschen. Für die Kunst. Auch für die Kunst der Natur, wahrhaft einzigartige Landschaften zu schaffen. Und allem voran: Die Kunst zu genießen. 🙂
Weitere kunstvolle Momentaufnahmen & Reise-Impressionen aus Südtirol findet Ihr hier:
Hinweis: Wir wurden von Val Gardena / Gröden Marketing eingeladen, an dieser Kulturreise in das Grödnertal teilzunehmen. Alle Meinungen sind meine eigenen.
3 Kommentare
Wir machen auch gerade Urlaub in Südtirol und haben uns vorhin schon einmal in unser familiäres Hotel in Kastelruth einquartiert. Ich wollte vorhin auch einen Kuh-Selfie wagen, aber die Kuh war mir nicht so freundlich gesonnen, glaube ich, sie hat mich sofort ziemlich böse angemuht 😀 Aber der Urlaub war echt toll, ich komme gerne wieder ins schöne Südtirol… liebe Grüße
Liebe Lena,
Es freut mich sehr, dass es Dir in Südtirol so gut gefallen hat! Schön, dass Dich mein Blog unter anderem zu mehr Genuss in den Bergen inspiriert 🙂
Das mit dem Kuh-Selfie wird schon noch keine Sorge!
Alles Liebe, Elena 🙂