Skifahren in Zeiten von Corona: (Wie) Geht das? Mein Erlebnisbericht vom Hochkar in Niederösterreich.

Zuallererst muss ich ein Geständnis ablegen: Ich habe es schlichtweg nicht mehr ausgehalten. Die (Vorstellung der) Kombination aus frischer Bergluft, idealer Hanglage – nicht zu steil, nicht zu flach – sowie dem perfekten Carving-Schwung auf weiten, offenen Pisten macht etwas mit mir. Seit meiner frühestens Kindheit stehe ich auf Ski (und Snowboard), habe 2017 gar mein eigenes Paar Ski gefertigt und meinem Mann zu seinem 30. Geburtstag ebenfalls einen Snowboard-Bau-Workshop geschenkt. Saisonen habe ich nur aufgrund von Schwangerschaft oder Weltreisen ausgelassen, selbst während meiner eineinhalbjährigen Zeit in Neuseeland bin ich dort (im August!) Ski gefahren.

Kurz: Ich LIEBE die Berge im Winter!

Als ich hörte, dass trotz des Lockdowns während der Corona-Pandemie die Skigebiete Niederösterreichs am 24.12.2020 aufsperren würden, habe ich mich über die jeweils gültigen Bestimmungen informiert und nahezu jeden Tag im Netz nach Möglichkeiten für einen Tagesausflug gesucht: Passt das Wetter? Haben Oma und Opa Zeit, um auf Liam aufzupassen? Welche Tageskarte passt am besten zu unserem Vorhaben? Und wie sieht’s mit den Einschränkungen vor Ort aus?

Das Skigebiet Hochkar ist mit knapp 2.000 Meter Höhenlage das höchste in ganz Niederösterreich und bietet genug Pisten für einen schönen Tagesausflug.

Das Skigebiet Hochkar ist mit knapp 2.000 Meter Höhenlage das höchste in ganz Niederösterreich und bietet ausreichend Pistenkilometer für einen schönen Tagesausflug.

 

Auch in Corona-Zeiten ist man auf möglichen Besucheransturm und Sicherheitsmaßnahmen vorbereitet - doch zu unserer Überraschung war dem gar nicht so.

Auch in Corona-Zeiten ist man auf möglichen Besucheransturm und die entsprechenden Sicherheitsmaßnahmen vorbereitet – doch zu unserer Überraschung war dem gar nicht so und wir konnten alle Lifte ohne enges Anstellen nützen.

 

Als Ski- und Schneeliebhaber sind Georg und ich sehr gerne in den Bergen unterwegs: Hier mit unseren eigens entworfenen Ski bzw. Snowboard.

Als Ski- und Schneeliebhaber sind Georg und ich im Winter sehr gerne in den Bergen unterwegs: Hier mit unseren eigens entworfenen und selbst angefertigten Ski bzw. Snowboard.

 

In weiterer Folge findet Ihr hier meine Antworten auf die wohl gängigsten Fragen zum Thema Skifahren in Zeiten von Corona (am Beispiel des Skigebietes Hochkar, wohlgemerkt. Für andere Destinationen in Niederösterreich oder Wintersportorte darüber hinaus kann ich natürlich nicht sprechen).

 

Wie kommt man zum Ticket für die Bergbahnen?

Aktuell ist es unbedingt notwendig, das Ticket für die Bergbahnen bereits IM VORAUS zu reservieren, sprich in unserem Fall über den Online-Shop des Skigebiet Hochkar zu buchen. Darauf wird man auch schon während der Anfahrt zum Skigebiet entlang der Bundesstraße mehrmals via großen gelb-roten Warnschildern hingewiesen; die damit steuerbare Art der Ticket-Kontingentierung hat in Zeiten einer Pandemie ja durchaus Sinn. Auf der Webseite www.sicher-skifahren.at bietet die Niederösterreich Werbung zahlreiche Informationen sowie einen übersichtlichen Buchungsservice zu den knapp 30 kleineren und größeren Skigebieten in Niederösterreich. Von dort gelangt Ihr via Link direkt in den Online-Shop des jeweiligen Skigebietes, um Eure Tickets für die Bergbahnen zu reservieren.

Nach erfolgreicher Bestellung bekommt man ein PDF mit Buchungsbestätigung und QR-Code, den es bei einem Automaten an der Einfahrt zum Skigebiet einzuscannen gilt. Kontaktlos und sicher haben wir daraufhin unsere Tickets erhalten. Mein Mann Georg und ich haben aus der Fülle an Möglichkeiten ein Halbtages-Ticket von 12.00 bis 16.00 Uhr gewählt: Da die Skihütten ja ebensowenig geöffnet haben, erschienen uns vier Stunden Skifahren als durchaus ausreichend.

 

(Wen) Kann ich vor Ort etwas fragen?

Ja. Es gibt vor Ort einen (minimalen) Service und auch Personal, das man etwas fragen kann. Der Parkplatzwächter weist uns gerne zum jeweils nächsten WC (dazu gleich mehr). Das Personal vor dem Schranken (an der Einfahrt zum Skigebiet) deutet uns freundlich zur Ticketausgabe weiterzufahren. Die Dame an der Kassa am Berg erklärt uns ebenso freundlich, dass die unten am Schranken gelösten Papier-Tickets bereits die „Key-Cards“ für den Tag darstellten, wir also nichts weiter bräuchten. Die wenigen „Gesichter der Region“ an den Take-Away-Verkaufsstellen von Essen und Trinken an den Pisten lächeln uns auch freundlich entgegen (auch dazu gleich mehr).

Ein bisschen Interaktion – mit dem notwendigen Sicherheitsabstand – ist also durchaus möglich, wenngleich der Blick auf das vertraute Skigebiet mitsamt seiner ebenfalls vertrauten aber auch geschlossenen Infrastruktur (Hütte, Bar, Skiverleih, ..) schon ein wenig seltsam anmutet.

Vor dem "Gasthaus Talstation" etwa gibt es zwei kleine Verkaufsstellen für Essen & Trinken (Food Truck Joschi und einen Imbiss), gegessen und getrunken wird im Stehen direkt an der Piste. Die WC-Anlagen des Gasthauses bleiben geöffnet.

„Gasthaus Talstation“: Food Truck Joschi und ein kleiner Imbiss sorgen für „Unterhaltung“ jenseits des Pistensports.

 

Wenn sämtliche Infrastruktur geschlossen bleiben muss (Hotels, Hütten, Skiverleih, ..) wo kann ich dann aufs Klo gehen?

Eine durchaus berechtigte Frage und auch eine, die wir uns mit ein wenig Unbehagen im Vorfeld gestellt haben! Denn schließlich beträgt die Anreise zum Hochkar in unserem Fall von Wien aus über zwei Stunden, dann vier Stunden auf der Piste und alles wieder retour … da muss es doch vor Ort WCs geben, versuche ich meinen Mann und mich zu beruhigen!?

Die Antwort lautet: Ja, es gibt vor Ort ausreichend viele Möglichkeiten, aufs WC zu gehen: Das Skigebiet Hochkar setzt hier auf eine Kombination aus mobilen WC-Anlagen direkt beim Parkplatz und aufgesperrten Toiletten an den ansonsten geschlossenen Gasthäusern, die sicher direkt an der Piste befinden. Puh!

Mobile WC-Anlage an einem der drei Parkplätze des Skigebiet Hochkar.

Mobile WC-Anlage an einem der drei Parkplätze des Skigebiet Hochkar.

 

Wird vor Ort etwas zu essen und zu trinken angeboten?

Auch diese Frage dürfen wir nun durchaus positiv überrascht mit Ja beantworten: Am Hochkar haben die an den Skipisten gelegenen Hütten einen Take-Away-Service eingerichtet, der mit reduzierter Speisen- und Getränkeauswahl immerhin das Notwendigste abdeckt, auf das man Lust haben könnte. Gegessen und getrunken wird im Stehen direkt an der Piste, es wird weiters gebeten, die „Konsumationen nicht im Umkreis von 50 Metern zur Verkaufsstelle vorzunehmen“. Natürlich ist das alles andere als gemütlich, aber die heiße Schokolade (und Georg eine Leberkässemmel) sowie die Möglichkeit, auf saubere Toiletten zu gehen, haben wir dennoch gerne genutzt. Da wir uns über Art und Umfang der Speisen- und Getränkeauswahl nicht sicher waren, haben wir auf alle Fälle noch eine Jause und Getränke eingepackt: Ein bisschen Selbstversorgertum kann nicht schaden, dachten wir.

Anstellen mit Abstand an der Latschen-Alm ...

Anstellen mit Abstand an der Latschen-Alm …

 

... (warme) Getränke, Kaffee und Speisen werden hier gerne entgegen genommen ...

… (warme) Getränke, Kaffee und Speisen werden hier gerne entgegen genommen …

 

... die Konsumation sieht allerdings so aus: Kurz und bündig, im Stehen an der Piste. Wir nehmen's gelassen und freuen uns dennoch über die heiße Schokolade zwischendurch!

… die Konsumation sieht allerdings so aus: Kurz und bündig, im Stehen an der Piste. Wir nehmen’s gelassen und freuen uns dennoch über die heiße Schokolade zwischendurch!

 

Wie ist die Situation beim Anstellen an den Liften (und auf der Piste)?

Am Tag unseres Besuches (7.1.2021) waren in Summe nur sehr wenige Besucher: Statt der maximal 2.000 pro Tag zugelassenen Gäste waren es wohl nur an die 300, wie mir ein Parkplatzwächter verriet. Dies bedeutete natürlich grenzgeniales Skivergnügen: Kein Anstellen, nicht mal ansatzweise, halbleere Pisten, tolle Bedingungen zum endlos weiten Carven und Dahin-Flitzen. Zudem verhielten sich sämtliche Wintersportler, die da waren, sehr diszipliniert was die geltenden Schutzmaßnahmen wie Maskenpflicht beim Anstellen an den Liften, Maskenpflicht beim Kauf von Speisen und Getränken sowie beim Gang aufs Klo betrifft. Wir empfanden schlichtweg von allen ein sehr vorbildliches Verhalten an diesem Tag.

Disziplin + leere Pisten = keine Warteschlangen!

Disziplin + geringes Besucheraufkommen = keine Warteschlangen und sicheres Einsteigen an den Liften!

 

Auch die Pisten bieten tolles Skivergnügen ohne allzu viele Leute.

Auch die Pisten bieten tolles Skivergnügen, ohne dass sich irgendjemand all zu nahe kommen muss.

 

Ist so ein Skitag auch für Familien mit Kindern geeignet?

Wir, die wir selbst Eltern sind, haben diese Frage mit zwei jungen Eltern-Paaren, die wie wir kurz zum Essen und Trinken stehen geblieben sind, diskutiert. „Mit Kindern geht so ein Skitag ohne Einkehrmöglichkeiten halt nicht“, meinte das zweite Paar resigniert, stimmte jedoch meinem Einwand einer Halbtageskarte zu: Vier Stunden Zeit zum Skifahren, mit kurzen Pausen zum Essen, Trinken und Aufs-Klo-Gehen, das geht, meinten auch sie. Tatsächlich haben wir auch einige Kinder mit ihren Familien auf den Pisten gesehen. Aber es kommt sicherlich aufs Alter der Kinder, den Ski-Erfahrungen sowie zahlreiche weitere Faktoren an, die sich hier nicht pauschal beantworten lassen und die schließlich jede Familie für sich selbst beantworten muss.

 

Lohnt sich das alles überhaupt (Preis-Leistungs-Verhältnis, Risiko, ..)?

Liebe Leser, Ihr habt meine Einleitung und Ausführungen hier gelesen und werdet wohl nicht überrascht sein, wenn ich diese Frage mit einem klaren JA beantworte. Der Aufwand ist zugegeben enorm: Von unserem Wohnort zum Skigebiet Hochkar fahren wir ziemlich genau 200 Kilometer, sprich gut zwei Stunden. Das Halbtagesticket kostet immerhin € 32,-. Getränke und Speisen vor Ort sind alles andere als günstig (wenngleich wir beim Joschi Foodtruck Kinderpunsch umsonst bekommen haben: Danke dafür!). Aber. Jetzt kommt mein Aber. Es gibt zur Zeit wenig andere Freizeitmöglichkeiten, die annähernd so viel Spaß machen wie diese Form der Bewegung an der frischen Bergluft. Auf die Covid-19-Schutzmaßnahmen wird zumindest am Hochkar wirklich sehr gut eingegangen. Und da viele andere Möglichkeiten, sein Geld in der Freizeit auszugeben fehlen, sitzen unsere Spendierhosen an diesem Tag wirklich etwas lockerer. Ein echtes Abenteuer, so ein Skitag in Zeiten wie diesen!

Auf alle Fälle können wir sagen, dass wir uns im gesamten Verlauf des Tages sehr sicher gefühlt haben und auch wirklich allen Risiken einer möglichen Ansteckungsgefahr beim Skifahren seitens der Destination begegnet wird.

Immer für einen Skitag zu haben ...

Meine Wenigkeit: Immer für einen Skitag zu haben …

 

... traumhafter Blick Richtung Sonnenuntergang am Berg ...

… traumhafter Blick Richtung Sonnenuntergang am Berg …

 

... und tatsächlich hatten wir Glück, noch kurz vor 16.00 Uhr dieses Panorama einzufangen: Hier geht der Blick bis weit über die Ostalpen hinein.

… und tatsächlich hatten wir Glück, noch kurz vor 16.00 Uhr vom Gipfel oben dieses Panorama einzufangen: Hier geht der Blick bis weit über die Ostalpen in Niederösterreich und der Steiermark.

 

Grüße vom Berg: Wir würden's wieder tun :D

Grüße vom Berg: Wir würden’s wieder tun 😀 und freuen uns schon jetzt, in Kürze auch unseren Sohnemann für das Skifahren zu begeistern… ob er das ebenfalls so sieht, wird sich noch zeigen..!

 

Abschließend interessiert mich natürlich auch Deine Meinung. Was denkst Du über das Skifahren in Zeiten von Corona? Würdest Du gemäß den geltenden Sicherheitsvorschriften Ski fahren wollen und wenn ja / wenn nicht, weshalb?

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