Verborgene Schätze, Kontakt zu Einheimischen, Gemeinsames Lernen, Storytelling und die drei Säulen der Nachhaltigkeit. Wenn ich mir die Philosophie der Slow Trips Erlebnisanbieter in der Oststeiermark so durchlese, finde ich all das – und mehr – in meinen Erfahrungen bestätigt.
Angelika Mandler vom Reiseblog Wiederunterwegs und ich haben im Rahmen der sogenannten Slow Trips Erlebniswoche mehr als die Hälfte der insgesamt 20 neu gegründeten Slow Trips Erlebnisse in der Oststeiermark kennen gelernt. Darunter ganz und gar ungewöhnliche Erlebnisse, wie eine Shopping Flanier Tour mit Eseln (was, bitteschön, ist das denn?). Aber auch Pilgern oder das Wandern mit Alpakas, beides recht massentauglich geworden, wird bei Slow Trips entsprechend interpretiert und sehr persönlich angeboten. Dazu gleich mehr.
Was genau sind „Slow Trips“? Gibt es das nur in der Oststeiermark? Wo kann ich Slow Trips buchen?
Slow Trips leiten sich von der Slow Travel Philosophie ab: „Zeit für Land und Leute“ ist demnach nicht nur ein Slogan, sondern gelebte Erfahrung beim Reisen. All die Angebote, anhand derer ich die Oststeiermark bereise, lassen mich eintauchen, abtauchen – hin zu den Menschen, ihren ganz besonderen Bemühungen, ihren Ideen und Angeboten.
Slow Trips sind in ganz Europa verbreitet, von den Regionen Basilikata und Umbrien in Italien, über die österreichischen Regionen Oststeiermark und Donau Oberösterreich, bis nach Luxemburg, Litauen, Deutschland und Schweden.
Die gemeinsame Webseite www.slowtrips.eu ist demnach komplett international gehalten. Hier könnt Ihr bequem nach Angeboten stöbern und diese auch gleich buchen: Die Verfügbarkeit wird direkt über die einzelnen Erlebnisanbieter in den jeweiligen Regionen festgelegt.
Meine Eindrücke der Slow Trips Erlebniswoche: Zeit für Land und Leute in der Oststeiermark.
Wenn Ihr hören und sehen wollt, wie Slow Trips „genau gehen“, seht Euch einfach mein Video dazu an. Es umfasst einen Mitschnitt verschiedenster Slow Trips Erlebnisse und zaubert Euch gewiss das eine oder andere Lächeln ins Gesicht. Sich Zeit für Land und Leute zu nehmen, kann in der Oststeiermark nämlich ganz schön lustig sein!
Seele baumeln lassen bei Slow Trips in der Oststeiermark.
Slow Trips werden in mehreren Kategorien angeboten; eine davon lautet Seele baumeln lassen. Dazu zählen herbstliches Kranzbinden, Waldzauber mit Yoga und Achtsamkeit, Pilgern auf steirischen Pilgerwegen oder das Schaffen von Reiseaquarellen im Urban Sketching Stil (das, bitte, möchte ich auch gerne noch ausprobieren!).
Im Rahmen der Slow Trips Erlebniswoche habe ich Veronika und Heidi, Pilgerführerin und Alpakahüterin kennen gelernt. Die beiden haben mich mit ihrer Hingabe ans Pilgern bzw. an ihre Alpakas begeistert; ich hoffe sehr, die jeweiligen Erlebnisse eines Tages mit meiner Familie zu wiederholen.
Haus der Frauen: Achtsam unterwegs auf Steirischen Pilgerwegen.
Um die Anreise zum Pilger-Vormittag in der Oststeiermark entspannt zu gestalten, reise ich schon am Vorabend an und bleibe eine Nacht zu Gast im „Haus der Frauen“. Diese zauberhafte Herberge in St. Johann bei Herberstein mit atemberaubenden Blicken über das Feistritztal lässt mich sofort an- und runterkommen. Gedanken an mögliche Retreats zum Schreiben, Kreativ Reisen & Achtsamkeitsübungen entstehen. „Genau das wird hier auch angeboten“, schmunzelt Christine aus dem Haus der Frauen, und gibt mir einen Folder mit dem klingenden Namen „Auszeit-Angebote“ mit.
Veronika, unsere Pilgerführerin, trifft mich in entspannter Atmosphäre beim Frühstück. Gemeinsam, erklärt sie mir, pilgern wir ein paar Kilometer durch den Wald Richtung Maria Fieberbrühl und kehren zum Mittagessen ins Haus der Frauen zurück. Pilgern mit Veronika ist jedoch nicht einfach „nur so wandern gehen und hin und wieder Gebete murmeln“. Die überaus herzliche Veronika singt, hat Gedichte und Geschichten für uns, lädt auf liebevolle Art zur Achtsamkeit ein. Mit ihr würde ich überall hin gehen!
Hohenkogl Alpakas: Not just another Alpakawanderung. Entspannungsreise und Picknick mit Alpakas inklusive!
Von St. Johann bei Herberstein fahren wir weiter Richtung Graz, zu Slow Trips Gastgeberin Heidi und ihren Hohenkogl Alpakas. Schon von weitem erkenne ich bei der Anfahrt den Schöckl, den Hausberg der Grazer, und kann Euch meine erst kürzlich beschriebene „Bike & Hike Genusstour“ auf den Schöckl nur wärmstens empfehlen.
Heidi jedenfalls empfängt uns auf eine für mich ganz besondere Art und Weise: Mittels einer kleinen Entspannungsreise inmitten ihrer Alpaka-Damen!
Heidi hat eine zauberhafte Herbstgeschichte für uns vorbereitet. Ich liege auf ihrer Picknickdecke, lausche mit geschlossenen Augen und habe doch nur Ohren für das absolut lustige Mampf-Rupf-Mampf-Rupf der unmittelbar neben mir fressenden Alpakadamen! Sie sind so entspannt und zufrieden, mitten in ihrer gewohnten Umgebung – dieses spürbare Zufriedenheits-Gefühl der Tiere überträgt sich auch auf mich und lässt mich meine Entspannungsreise Kraft Heidis schönen Worten antreten. Jetzt freue ich mich so richtig auf die anschließende Wanderung mit den Alpaka-Jungs, bei der Heidi noch einmal eine Überraschung für uns vorbereitet hat.
Slow Travel pur bei Slow Trips in der Oststeiermark.
Eine weitere Kategorie unter den Slow Trips Angeboten ist Langsam reisen und entdecken – Slow Travel pur also. Hier gibt es solch spannende Erlebnisse wie eine Anbandel-Tour für Singles und Verliebte, einen Zero-Waste-Dekorations-Workshop oder eben eine Shopping-Flanier-Tour mit Eseln. Alles klingt richtig gut. Gestartet sind wir am zweiten Tag meiner Reise durch die Oststeiermark mit einer Kreativ-Reise zur Bearbeitung des weichsten Steins der Welt!
Kunstwerk.cc: Vom rohen Speckstein zum Kunstwerk an nur einem Vormittag!
Neben dem Material an sich und der Tatsache, dass sich Speckstein wirklich leicht und schön formen lässt, begeistert mich an diesem Erlebnis vor allem eines: Die natürlich Herzlichkeit unserer Gastgeber Kerstin und Andreas. Gemeinsam mit einem weiteren Paar betreiben die vier jungen Kreativen das ehemalige Gemeindeamt in Hofkirchen bei Hartberg als Kreativwerkstatt für ihre Firma Kunstwerk.cc: „Die Pandemie hat uns richtig Auftrieb gegeben“, weiß Kerstin zu berichten, „in dieser Zeit ist die Idee für unsere vielfältigen Speckstein-Sets zum Selbermachen entstanden.“
Kerstin ist Bildhauermeisterin, sie liebt die Arbeit mit Speckstein und betreut vor allem Kinder- und Jugendgruppen, aber auch Erwachsene in ihren Workshops. Wenn Andreas und sie gerade keine Kurse geben, liefern sie für den (Online)Handel und können prima davon leben. Je mehr wir plaudern (und schnitzen), desto mehr schließe ich die junge Künstlerin ins Herz. Auch hier hoffe ich, eines Tages mit meiner Familie wiederzukehren.
Apfelschmiede 3er: Shopping-Flanier-Tour mit den Eseln durch Pöllau.
Richtig SLOW ist die Shopping-Flanier-Tour mit den Eseln. Aber wie genau muss man sich so ein Slow Trips Erlebnis vorstellen? „Komm, jetzt holen wir erst mal Kokos und Faxe von der Weide“, zwinkert mir Carmen zu. In wenigen Minuten hat sie Kokos „gesattelt“ – mit einer Vorrichtung für zwei großzügige Körbe nämlich, in die jede Menge Shopping-Tüten aus Pöllau passen!
Die Stationen auf unserer Shopping-Flanier-Tour lauten Ölmühl Fandler, Naturmühle Mauerhofer, Fleischerei Buchberger und Pöllauer Bauernladen. Wer sich wie wir durch die Oststeiermark kosten will, ist mit Eseln in Pöllau also völlig richtig beraten. Wir kaufen Fandler-Öle, Dinkelprodukte und Müslis aus der Naturmühle, kosten einmalig guten Hirschbirnleberkäse und shoppen im Bauernladen der Region, der sämtliche Genussprodukte auf sich vereint (lest hier mehr dazu). Alles landet gut verstaut in den Körben, die Esel Kokos geduldig für uns trägt.
Die Esel (und Carmen) sind eine Institution in Pöllau, das merke ich schon. Seit fast zehn Jahren flaniert sie mit Kokos und Faxe in und rund um Pöllau. Immer wieder kommen Freunde, Kinder, Familien und Passanten, um Carmen und ihren Eseln Hallo zu sagen. Die scheinen indes nur auf die Karotten aus dem Bauernladen gewartet zu haben …!
Regionale Produkte genießen bei Slow Trips in der Oststeiermark.
Die dritte Slow Trips Kategorie, welche ich im Rahmen dieser Reise in die Oststeiermark erlebe, handelt vom Genuss regionaler Produkte. Auch hier gibt es ganz eigentümliche, interessante Slow Trips Erlebnisse: Die Kunst des Brotbackens beispielsweise, die Welt der biodynamischen Landwirtschaft, der Baum des Lebens (Holunder) oder die Reise zum Sterz.
Bauernhof der Familie Buchegger: Reise ins Reich der Geschichten, Rauchstubenhaus und Edelbrennerei.
Bevor wir am Hof der Familie Buchegger die ausgezeichneten Edelbrände verkosten, führt uns Johannes erst mal dorthin „wo alles begann“. Der Drei-Generationen-Betrieb (wir sehen die Großeltern, Johannes‘ Mama sowie seinen jüngeren Bruder – „ich muss weiter Dirndl einkochen“, ruft uns die Mama zu, lacht und eilt weiter) erstreckt sich über zahlreiche Obstgärten und Häuser.
Der jüngste Zuwachs auf dem Hofe ist demnach auch ein aufwändig restauriertes Rauchstubenhaus aus dem Jahr 1793. Hier finden Brennerei, Verkaufsraum, Nudelküche und Stube ihren Platz, der erste Stock könnte eines Tages Ferienwohnungen beherbergen. „Die Aussicht jedenfalls ist fantastisch“, schwärme ich. Sowohl die Zukunft, als auch der Blick über die Oststeiermark Richtung Pöllau, versteht sich.
Kleinhofer’s Himbeernest: „Herbst im Glas“ beim Marmelade einkochen.
Zu guter Letzt möchte ich von einem wahren Kleinod auf meiner Reise durch die Oststeiermark erzählen. Andrea Schmidhofer und ihr Himbeernest, Mitglied bei Urlaub am Bauernhof, haben sich die vier Blumen als höchste Qualitätsauszeichnung redlich verdient. Ich habe das Glück, nicht nur in den Genuss ihres Slow Trips Erlebnisses zu kommen, sondern auch bei ihr zu nächtigen. Das Frühstück … „Ich bin leidenschaftliche Gastgeberin (mit tollem Frühstück – sagen meine Gäste)!“, schreibt sie auf Instagram. Ein Understatement. Ihr Frühstück ist eher sensationell: Frische Himbeeren im Herbst. Jede Menge köstlich zubereitete Gerichte, auch die vegetarische Auswahl ist groß. Leider kann ich gar nicht so viel essen, wie Andrea mir anbietet!
Ihre wahre Leidenschaft gehört den Marmeladen: „Ich koche alles ein, was mir in die Hände fällt“ höre ich sie lachend sagen. Bevor es „ans Eingemachte“ geht und auch wir in die Kunst des Marmelade-Einkochens eingeführt werden, muss Andrea uns aber noch schnell ihre Angora-Ziegen zeigen. Auch hier werde ich das Gefühl nicht los, das zarte Band einer neuen Freundschaft geknüpft zu haben: Bestimmt sehe ich Andrea, ihre Ziegen und ihr Himbeernest eines Tages wieder!
Weitere Slow Trips Erlebnisse findest Du am Reiseblog von Angelika Mandler – Wiederunterwegs.
Schlaumeier-Tour mit Alpakas, „Lost Places“ auf der Ruine Waxenegg, Holunder als Baum des Lebens erfahren, „Häfennigl“ verkosten oder Waldzauber entdecken und obendrein im Waggonhotel schlafen – Angelika hat all das und noch mehr auf ihren Reisen durch die Oststeiermark erlebt.
Wie ich hat sie die Slow Trips Erlebnisanbieter und all ihre einzigartigen Angebote in bester Erinnerung behalten. Auf ihrem Reiseblog heißt es dazu Jetzt mal langsam: Slow Trips in der Oststeiermark mit zahlreichen Tipps, wunderschönen Fotos und herzlichen Beschreibungen für Eure nächste Reise in die Oststeiermark.
Hinweis: Ich wurde von Slow Trips im Rahmen des EU-LEADER-Projektes European Slow Trips mit Unterstützung von Bund, Land Steiermark und Europäischer Union zu dieser Reise in die Oststeiermark eingeladen. Alle Meinungen sind meine eigenen.