Meine letzten beiden Tage auf der Osterinsel gestalten sich zunehmend als das, was ich ursprünglich – neben all dem Kulturverständnis & der Abenteuerlust – für diese Reise-Etappe meiner #CreativElenaRTW Weltreise vor hatte – URLAUB nämlich. 😀
Stellt Euch das mal vor: Eine Reisebloggerin, die es gewohnt ist, stets von allen Ecken & Enden der Welt in Echtzeit zu berichten, kommt auf die Osterinsel … und findet neben dem berühmten „Ritmo Rapa Nui„, der hier überall propagiert & gelebt wird (sprich alles und jeder kommt „zu seiner Zeit“!), auch eine wenig bis kaum funktionierende Internetverbindung vor. Herrlich, eigentlich. Hier muss man einfach abschalten – „Digital Detox“ ist auf Rapa Nui die Norm, und „hoffentlich bleibt es noch lange so“, meint Vicky an der Strandbar von Anakena Beach gerade. Sie lacht, und es ist ehrlich gemeint: Gemütlich geselle ich mich ohne WiFi, dafür in Badehose & Strandtuch zu ihr und ihrer Freundin Antoinette. Antoinette stammt aus Tahiti und ist für gut zwei Wochen Urlaub auf die Osterinsel gereist: „Mein Mann ist Rapa Nui“, lacht sie und unterhält sich mit mir in fließendem Französisch. „Wir verstehen uns dank der Gemeinsamkeit unserer beiden polynesischen Sprachen – Tahiti & Rapa Nui – sehr gut; besser als wenn ich versuchte mit meinem Französisch das Spanisch hier zu verstehen. Du hast es gut, wenn Du gar fünf Sprachen sprichst, liebe Elena!“
Ich strahle und erzähle den beiden von meinen ersten Eindrücken hier auf der Osterinsel: „Gerade komme ich von den Moai dort drüben am Strand. Es tut gut, sich eine halbe Stunde hinzusetzen und einfach nur zu spüren, worum es hier geht. Dieser Ort, ja die gesamte Insel, haben so viel zu erzählen, so viel Energie & Geschichte … Manchmal fühle ich mich gar an Island erinnert, vor allem wenn es um die vielfach gepriesene Spiritualität geht. Aber die Moai und ihre gesamte Entstehungsgeschichte, also die sind schon etwas Besonderes … Da könnt Ihr wirklich stolz auf Eure Vorfahren sein. Denn die ganze Welt, müsst Ihr wissen, lebt fasziniert von Euren Geschichten und Errungenschaften … !“
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Welche übermenschliche Kraft bzw. vereinten Kräfte einer zutiefst gläubigen Gemeinschaft haben sie wohl geschaffen? Ich setze mich vor die „Stammesältesten“ des Volkes von Te Pito O Te Henua und höre zu, was sie mir zu erzählen gewillt sind.
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… sowie das Gespräch mit der lieben Antoinette aus Tahiti (links) und der Einheimischen Vicky erleichtern mir den Weg zurück in die Gegenwart.
Das Leben, ein Traum aus Sonnenlicht & Kulturverständnis in der Südsee. Geologisch gesehen, ist der Krater Orongo die Wiege der Osterinsel. Spirituell gesehen, bedeutet er den Rapa Nui vor allem eins: Ursprung & Wandel ihrer Kultur in ein neues Zeitalter.
Rano Kau ist ein mäßig steiler Vulkankegel mit etwa 300 Höhenmetern über dem Meer. Von hier oben ganz im Südwesten der Osterinsel blicke ich zurück auf den Maunga Terevaka, den höchsten Vulkankegel der Insel den wir erst Tage zuvor bestiegen haben, sowie de facto über die gesamte Insellandschaft. Sie ist nicht groß, die Osterinsel. Wirklich und im wahrsten Sinne des Wortes „überschaubar“. Gedanken zur Kulturgeschichte sowie den vielen Erzählungen der letzten Tage schießen mir durch den Kopf, darunter die alles entscheidende Kernfrage: Wieso haben die nicht miteinander geredet (bevor all die Kriege ausgebrochen sind)? Wieso haben die keinen „Ältesten-Rat“ oder was auch immer einberufen, als die Population, die Egos, ja gar die aus Stein gehauenen Moai, zu groß wurden, um die Kultur der Rapa Nui, ihre Essensvorräte & Landwirtschaft, fortzuführen und zu erhalten? Dann jedoch denke ich mir: „Alles kannst Du aus heutiger Sicht und mit Deinem heutigen Kulturverständnis vom anderen Ende der Welt einfach nicht durchschauen, liebe Elena. So sehr Du Dich auch um Verständnis bemühst! Selbst die heute lebenden Rapa Nui haben nach wie vor schwer an ihrer Geschichte zu kauen.“
Eine Geschichte, die wahrlich keine leichte ist. Und wie überall auf dieser Welt, nochmals erschwert durch den Einfall westlicher Siedler und Eroberer: Von Versklavung & Verschleppung der Stammesältesten bis nach Peru, von eingeschleppten Krankheiten & Tod bzw. dem jahrzehntelangen Nutzen der Insel als Schaffarm mit über 60.000 (!) Schafen, Zwangsarbeit & Einsperren der letzten 100 verbleibenden Rapa Nui, ist hier die Rede. Vor allem über die Geschichte mit den Schafen bin ich entsetzt. „Die Schafe, sie hätten auch die Steine gefressen … sie haben alles gefressen und niedergetrampelt“, meint Nune an unserem zweiten Tag bei der Erkundung der Osterinsel. „Es gibt ein Buch, La Historia Oculta de Isla de Pascua – Die verborgene Geschichte der Osterinsel. Patricia Stambuk hat es geschrieben. Es ist traurig, bewegend – und wichtig. Lies es, wenn Du kannst. Darin kommen wir alle vor …“

… und werde dabei selbst nachdenklich: Wie gehen wir mit Gipfelstürmen um? Muss es tatsächlich immer höher, schneller, weiter sein? Was machen wir, wenn wir „oben angekommen“ sind?
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„Und schließlich widme ich dieses Buch all denjenigen, die, und sei es nur für einen Augenblick, innehalten und die Magie des Himmels betrachten“ … schöne Zeilen aus dem Buch eines lieben Freundes Fabrizio aus Brasilien, welches mich auf meiner Reise begleitet und inspiriert!
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Hier bin ich, am äußersten und südwestlichsten Ende des „Nabels der Welt“ angelangt: Te Pito O Te Henua, wie die Osterinsel von ihren polynesischen Ureinwohnern genannt wird.
Zu guter Letzt bleibt mir nur, mich zu verabschieden … verabschieden aus einer Welt voller Träume, Mythen, Wahrheiten, Geschichten, Inspiration & Wissen: Dem Wissen bzw. dem Wunsch, eines Tages wiederzukehren.
Rapa Nui, Osterinsel, Te Pito O Te Henua: Diesem besonderen Eiland inmitten des pazifischen Ozeans wurden schon viele Namen gegeben.
Alle Worte jedoch verstummen angesichts der natürlichen Schönheit dieser Insel. Und mit diesen letzten Eindrücken lasse ich auch Euch „stumm werden“ … Frohe Weihnachten in jedem Fall von der Osterinsel, meine Lieben! 😀
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Die Osterinsel: Sogar die Pferde sind hier „total gechillt“ und kugeln müßig rum – wie hier vor dem Eingang eines Luxushotels. 😉
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Zu guter Letzt treibt es mich „zurück zum Ursprung“ und genau den Moai am Strand, vor denen erst wenige Tage zuvor das chilenische Symphonieorchester mitsamt dem sympathischen Hernán zu einem fulminanten Sonnenuntergang aufgespielt hat …
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… heute haben wir ebenso Glück und beobachten Surfer im Sonnenuntergang: In meiner Erinnerung fühle ich mich beim Anblick dieses Bildes gar an die Stadt Porto mit ihren Surfern & Sonnenuntergängen zurückversetzt …
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… das letzte Bild hier für Euch, wie kann es anders sein: Gutes Essen! Leichte Crêpes mit exotischen Früchten & Schokosauce … Herz, was willst Du mehr?
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Neue Freundschaften beispielsweise: Mein herzliches Treffen mit dem liebenswerten Paar Lorena & Washington, die noch dazu in Kürze Eltern sein werden (!), macht diesen Aufenthalt nochmals speziell.
Darüber hinaus habe ich noch weitere Reisetipps & Geschichten zur Osterinsel veröffentlicht:
- Tagebuch einer Südseereise: “Den Nabel der Welt, ‘Te Pito O Te Henua‘, begreifen, begehen & befühlen.“
- Tagebuch einer Südseereise: „Geschichten & Gegenwart der Rapa Nui„
- Tagebuch einer Südseereise: “Ankunft & atemberaubende Festspielmagie auf der Osterinsel“
Viel Vergnügen beim Lesen & Genießen!