Einen Tag nach meinem abenteuerlichen Ausritt mit dem jungen Gaucho Facundo in der Comunidad Nirihuau bietet mir Analia Garcia, eine Mitarbeiterin des Landwirtschaftsministeriums von Bariloche, die Möglichkeit sie einen Tag lang bei ihrer Arbeit mit den Familien des „Red Argentina de Turismo Rural Comunitario“ (RATuRC) zu begleiten. Diese Chance ergreife ich glatt! Da ich selbst an der Tourismusentwicklung von Kreativ Reisen in Österreich beteiligt bin und den Trend zu interaktiven Reisen mit Einheimischen seit vielen Jahren auch international verfolge, freut mich diese Möglichkeit umso mehr. Einerseits erlebe ich als erstmaliger Besucher den Zauber und Reiz einer für mich völlig neuen Welt – was mag „Urlaub am Bauernhof“ mit argentinischen Familien wohl bedeuten? – andererseits lausche ich den Erfolgen und Herausforderungen der touristischen Entwicklung in eben diesen Gemeinschaften. Für mich ein wirklich rundum gelungener Tag, von dem ich viel mitnehme.
Zunächst besuchen wir eine Familie hoch oben auf den „Cerros“, oder Hügeln der Gemeinschaft Villa Llanquín: Die Töchter müssen obwohl nur einen Kilometer Luftlinie entfernt, die gesamte Schulwoche im Internat verbringen und zu Pferde anreisen, da der Zugang ansonsten nur über Allradstraßen oder eben zu Fuß möglich ist. Wahnsinn! Ich vertraue komplett in Analias Können, ihren über 400 PS starken Firmenwagen über die steile Straße auf die Hochebene von Villa Llanquín zu manövrieren …
Es erwartet uns ein herzlicher, familiärer Empfang komplett mit Mate-Zeremonie, Mittagessen und Besichtigung des neuen Zubaus für die Besucher, welcher mit Mitteln aus dem landwirtschaftlichen Entwicklungsfonds unterstützt wird: Die Details zu den Fördergeldern koordiniert Analia in direkter Abstimmung mit den Familien, die innerhalb der Gemeinschaft in den Tourismus investieren möchten.
Fernán und seine Frau bieten abgesehen von einfachen Übernachtungs-möglichkeiten Ausritte, Wanderungen und Naturbeobachtungen an, zudem verkaufen sie eigens produzierte Webwaren. Auf dem Hof tummeln sich Katzen, Hunde, Pferde, Schafe, Ziegen, eine Hausgans und sogar eine Haustaube die sich streicheln lässt!
Im Rahmen unserer Wanderung unterhalten wir uns mit Fernán und seiner Frau über bisherige Entwicklungsschritte und ihre Vision für die Zukunft: „Wir möchten Besuchern mitgeben, was es bedeutet hier am Land zu leben, welchen Reichtum wir haben und welche Werte. Die Menschen aus den Städten wissen oft gar nicht mehr, was wahre Schätze sind – bzw. kommen genau deswegen zu uns.“