Toledo hat mich restlos begeistert. Vor knapp 20 Jahren habe ich ein halbes Jahr in Madrid gelebt und Toledo dabei (leider nur) einmal besucht. Umso schöner, dass ich diesmal ganze drei Tage und Nächte vor Ort sein und wirklich in die überaus faszinierende Geschichte der Stadt eintauchen kann.
Seitdem muss ich sagen: Wenn ich wieder nach Madrid komme, würde ich in Toledo nächtigen – die Stadt ist einfach so so spannend und schön!
All meine Tipps zur Entdeckung der Stadt habe ich hier für Euch zusammengefasst; begleitet hat mich mein älterer Sohn Liam – denn ja, auch für Kinder hat die UNESCO Welterbestadt Toledo so einiges zu bieten.
Stadtführung durch 4.000 Jahre Geschichte in Toledo.
Die Geschichte von Toledo in einem Absatz zu beschreiben, ist ein Ding der Unmöglichkeit. Viel besser erzählen kann das die deutschsprachige Stadtführerin Mariló de Ancos, die Liam und mich durch Toledo begleitet.
Nur so viel: Die eigenwillige und strategisch günstige Lage des Felsens, auf dem die Stadt erbaut ist (Toledo ist von drei Seiten vom Wasser, dem Fluss Tajo, umgeben) diente wohl schon sehr früh menschlichen Siedlern als Zufluchts- und Heimatort. Von den Römern zur Stadt ernannt, von den Arabern zur Festung ausgebaut, von den christlichen Königen zum Herrschaftssitz ausgewählt, vom friedvollen Zusammenleben jüdischer, christlicher und arabischer Einwohner – Toledo bietet alles, was man sich unter der Faszination eines berühmten historischen Ortes vorstellen kann.
In dieser Hinsicht scheint mir Toledo auch wesentlich interessanter als Madrid (sorry, liebe Hauptstadt Spaniens) – letztere erlangte schließlich erst seit rund 500 Jahren stärkere Bedeutung. Wenn Ihr also an kulturellem Glanz und geschichtlicher Vielfalt in konzentrierter, prächtiger Form interessiert seid, dann unbedingt ab nach Toledo!
Lumina Catedral de Toledo: Beeindruckende Ton- und Lichtershow zur (Kirchen)Geschichte in der Kathedrale von Toledo.
Noch am Abend unserer Ankunft erwartet uns ein Spektakel der ganz besonderen Art. Ton- und Lichtershows, sogenannte „Mappings“ sprich Projektionen an Hauswänden (innen wie außen) sind ja mittlerweile weit verbreitet. Hier in Toledo überzeugt selbige Show durch die faszinierende Kombination einer der mächtigsten Kathedralen Spaniens mit der interaktiv erzählten (Kirchen)Geschichte der Stadt. Soll heißen: In mehreren Sprachen (via Audioguides erzählt) begegnet man hier der Geschichte von Toledo, die durch Musik und Licht auf einzigartige Weise zum Leben erweckt wird.
Die „Lumina Catedral de Toledo“ wird übrigens mehrmals die Woche angeboten; es empfiehlt sich, vorab Eintrittskarten zu reservieren – der Andrang war auch bei unserem Besuchstag, einem ganz normalen Donnerstagabend im Oktober, groß.
Hinter den Kulissen von Santo Tomé, der berühmten Marzipan-Manufaktur von Toledo: Wir gestalten unsere eigenen Marzipanfiguren!
Ja, auch eines meiner Lieblingsthemen beim Reisen, nämlich Kreativ Reisen, ist in Toledo möglich! Wir begegnen dazu Ana Mesa Gárate, die in siebter Generation den Familienbetrieb Santo Tomé leitet. Sie führt uns vom Verkaufsraum direkt in die dahinter liegenden Produktionsstätten der Marzipanmanufaktur.
Wir staunen ob des geschickten Ineinanderfließens maschineller Produktion und echter Handarbeit: Beides zusammen erst macht die Qualität des berühmten Marzipans von Toledo in der gewünschten Menge möglich. Und Mengen sind es, die dabei zusammenkommen: 70 Tonnen Marzipan pro Jahr, von denen die Hälfte (35 Tonnen) alleine in den zwei Monaten vor Weihnachten verkauft wird (und davon noch mal 80% Direktverkauf in den zwei Wochen vor Weihnachten). So überaus beliebt ist das Marzipan von Toledo, dessen Produktion in der Stadt eine lange Tradition hat.
Beim kreativen Formen eigener Marzipanfiguren, die wir dann mit nach Hause nehmen dürfen, erzählt uns Ana alles, was wir über Marzipan je wissen wollten und noch viel mehr. Liam ist begeistert!
Nächtigen in Toledo: Im Boutique Hotel Entre Dos Aguas lebte einst der berühmte Musiker Paco de Lucía.
In meinem Reiseleben war ich ja schon in einigen, wunderschönen Boutique-Hotels dieser Welt unterwegs. Das Hotel Entre Dos Aguas in Toledo verspricht, mir ebenfalls noch lange in Erinnerung zu bleiben. Warum? Was hat dieses Haus, was andere nicht haben? Zunächst einmal viel Geschichte- mindestens 500-600 Jahre davon im Jüdischen Viertel von Toledo, was auch an der Bauweise des Hauses zu erkennen ist (einst lebten hier zahlreiche Familien, jede in einem eigenen Stockwerk, unter einem Dach).
Der Name „Entre Dos Aguas“ rührt aber von einem ganz anderen, eher „modernen“ Umstand: Paco de Lucía, einer der weltbesten spanischen Flamenco-Guitarristen dessen berühmtestes Album „Entre Dos Aguas“ heißt lebte einst genau hier – Liam und ich nächtigen im Kinderzimmer seiner Familie, ganz unten im Keller ist noch das alte recording studio des Meisters zu bewundern. Wow. Wir nächtigen in Toledo also umgeben von wunderbarer Musik; einmal zu Mittag haben wir gar das Glück einer Live-Session eines jungen Musikers zu Ehren von Paco de Lucia. Seht Euch das mal an.
Diese kulinarischen Hotspots dürft Ihr in Toledo nicht verpassen (Vorsicht, appetitanregend!).
Toledo bietet eine unglaubliche Dicht an kulinarischen Hotspots, von denen ich bis dato nichts wusste oder ahnte. Unglaublich, wie gut man in dieser wunderbaren Stadt speisen kann!
Wir folgen den Empfehlungen der lokalen Tourismusbehörde und finden uns in zahlreichen, wirklich vorzüglichen Restaurants der Stadt wieder. Sie alle zählen zur Qualitätsmarke Raíz Culinaria der Provinz Kastilien-La Mancha und sind bekannt für ihre geschmackvollen Tapas und kreativen Gerichte (wahlweise mit Fisch, Fleisch oder vegetarisch). Die Marke „Raíz Culinaria“, eine Art regionale Wirtshauskultur im Herzen Spaniens, garantiert den Genuss traditionell zubereiteter Speisen, deren Essenz bis weit über die Grenzen der Region hinaus bekannt ist.
La Cave: Traditionelles Restaurant im Herzen der Altstadt von Toledo
La Cave befindet sich mitten im Zentrum der Altstadt von Toledo; der Eingang liegt in einer Straße so schmal, dass man nur zu Fuß hinkommt. Das „Aufsuchen“ lohnt sich, wir genießen den Einstieg in unsere kulinarische Entdeckungsreise der Stadt mit einem Verkostungsmenü: „Wachtelnest“, eine „Meereswaffel“ (Gofre de Mar), sowie das „Pan Bao“ vom Ochsenschwanz.
La Cábala: Haubenverdächtig
Dem Restaurante La Cábala hätte ich ohne weiteres eine Haube zugestanden, so äußerst gut haben wir dort gegessen. Unser Spezialmenü umfasste …
… dazu Butterfisch, Zitrussalat, mit Bier und Honig mariniertes Hirschstück mit Romesco-Soße, cremigen Manchego-Käsekuchen. Himmlisch!
An dieser Stelle gut zu wissen: Die meisten Restaurants öffnen in Spanien erst um 13.00 bzw. 13.30 Uhr für den Mittagstisch, um 20.00 respektive 20.30 Uhr für das Abendessen. Man gewöhnt sich auf alle Fälle schnell an die „verschobenen“ Zeiten (gemessen am deutschsprachigen Raum); dazwischen hilft notfalls ein Snack, um die Zeit zu überbrücken.
La Abadía: Menü „Montes de Toledo“
Ein Menü mit dem klingenden Namen „Berge von Toledo“ – wer könnte hier widerstehen? „La Abadía“ bedeutet wörtlich „Stift“ im Sinne einer klösterlichen Gemeinschaft; die einzige Verbindung besteht jedoch im Brauen eines richtig guten Bieres!
La Orza: Feinste Küche im traditionellen Mesón
Das Restaurante Mesón La Orza liegt mitten im jüdischen Viertel von Toledo. Auch hier werden wir zu ausgezeichneten Speisen in feinster Umgebung empfangen.
Die Menüfolge liest sich wie ein kulinarisches Gedicht: Pellkartoffelsalat mit Salz und Kabeljauflocken, Carpaccio vom marinierten Rebhuhn, Semifreddo mit gereiftem Käse und Pinienkernen, Tataki vom Reh mit Auberginen, gewürzter Joghurt und Mango, Thymian-Sorbet, sowie zum Abschluss Käsekuchen mit Marzipan und Kokosnusseis. Mmmh!
Als ob das alles noch nicht genug wäre, gibt es zum „süßen Abschluss“ noch eine Selektion typischer Marzipan-Köstlichkeiten (die wir aber, wohl verständlicherweise, nicht mehr geschafft haben ..!).
Clandestina de las Tendillas: Top Mittagstisch in Toledo.
Das Restaurante La Clandestina de la Tendillas markiert unseren kulinarischen Abschied aus Toledo.
Auch hier werden wir, wie in all den zuvor genannten Lokalen, äußerst freundlich um bemüht empfangen. Zusätzlich zu all den guten Speisen lassen wir uns das knusprige Brot, die gewürzten Oliven und den duftenden Kaffee schmecken.
Unterwegs mit Kind in Toledo: Tipps für Familien.
Toledo ist wie das restliche Spanien äußerst kinderfreundlich. Nicht einmal im feinen Restaurant kommt das Gefühl auf, mit Kind nicht willkommen zu sein – da dürfen wir im deutschsprachigen Raum noch etwas lernen.
Mit meinem Sohn bin ich überall hin, wo ich auch hingehen würde (ja, auch zur abendlichen Mapping-Show in der Kathedrale oder zur Kulturstadtführung am Nachmittag). Je nach Alter des Kindes hilft es auf alle Fälle, einen Kinderwagen zum Ausruhen dabei zu haben: Liam ist vor lauter Eindrücken auch tagsüber eingenickt, so hielt er beispielsweise auch abends gemäß der „kulturellen Zeitverschiebung“ länger durch!
Hinweis: Wir wurden von Spanien Tourismus in Verbindung mit Kastilien-La Mancha zu dieser Kulturreise nach Talavera de la Reina eingeladen. Alle Meinungen sind meine eigenen.