Erfurt und Weimar, was für klingende Namen! Meine allererste Assoziation ist die von Weimar mit Größen der Reformation und Dichtung, wie Martin Luther, Friedrich Schiller und Johann Wolfgang Goethe.
Und Erfurt? Vor vielen Jahren schon hat mich die liebe Janett von Teilzeitreisen eingeladen, mit ihr im Harz wandern zu gehen und ihre Heimat in Thüringen kennen zu lernen! Janett und ich waren beide zu dem Zeitpunkt frisch verliebt 😀 somit blieb kaum Zeit für großartige kulturelle Entdeckungen in Erfurt (nur lustige Stops mit Thüringer Rostbratwürsten, Eis an der Krämerbrücke, oder KiKa-Figuren-Fotos!).
Dieses Mal aber konnte ich Erfurt wirklich entdecken: Die Stadt an der Gera zählt neuerdings (seit September 2023) als „Jüdisch-Mittelalterliches Erfurt“ zum Weltkulturerbe; die historische Festung am Petersberg hat ein neues Besucherleitsystem mitsamt einem interaktiven Kulturzentrum erhalten, dessen Besuch sich wirklich lohnt. Mein persönliches Highlight: Die Horchgänge! Aber dazu gleich mehr.
Hallo, Erfurt! Immer wieder ein Foto wert: Der Blick Richtung Krämerbrücke mit einigen der ältesten, bewohnten Häuser auf einer Brücke weltweit. Zu gerne würde ich mal sehen, wie so ein Brückenhaus oder eine Wohnung von innen aussieht!
Krämerbrücke, Horchgang-Erlebnis und Jüdisch-Mittelalterliches Erfurt (mit Buchtipp zur Geschichte!).
Wie eben beschrieben: Kein Besuch in Erfurt, ohne mindestens ein Foto von der Krämerbrücke gemacht oder noch besser, ein Eis auf ihr gegessen zu haben!
Mein Stadtführer Stefan zieht mich allerdings mit einer weiteren Erzählung in seinen Bann: In unmittelbarer Nähe zur Krämerbrücke wurde vor kurzem die sogenannte Mikwe entdeckt, ein jüdisches Bad dessen Existenz über Jahrhunderte lang verborgen blieb- bis es rein zufällig bei Bauarbeiten wieder entdeckt wurde.
Ein ähnliches Schicksal begünstigte den Fund des Erfurter Schatzes, einem der mächtigsten Zeugnisse jüdischer Geschichte in Erfurt während des 13. Jahrhundert. Ich bekomme die Geschichte über den Schatz, seinen Ursprung sowie die Restaurierung der mit ihm verbundenen Alten Synagoge Erfurts so eindrücklich und spannend erzählt, dass ich frage: „Gibt es denn ein Buch, eine Art historischen Roman zu diesem Thema? Das ist so interessant, was Ihr mir hier alles erzählt. Ich würde sehr gerne mehr über diese Zeit erfahren!“
Just habe ich mit meiner Äußerung ins Schwarze getroffen, denn ja, so ein Buch gibt es! Ich kann Euch wirklich nur empfehlen, Mirjam Presslers „Dunkles Gold“ zu lesen, wenn Ihr das nächste Mal in Erfurt seid und / oder eine Reise dorthin plant.
Seht Euch das mal an.
Bei der Erkundung des Weltkulturerbes „Jüdisch-Mittelalterliches Erfurt“ machen wir direkt vor der Alten Synagoge halt, einer der ältesten noch erhaltenen Synagogen nördlich der Alpen die ihren Erhalt bewegten Umständen verdankt, wie mir mein Stadtführer erklärt.
Die Alte Synagoge beherbergt heute die Ausstellung des berühmten „Erfurter Schatz“, dessen Herzstück dieser hier abgebildete Hochzeitsring ist …
… auf meiner Rückreise aus Erfurt tauche ich in die Geschichte dazu ein und lese Mirjam Presslers Roman in einem Zug aus. Wow! Tolle Geschichte mit Geschichten über das Jüdisch-Mittelalterliche Erfurt!
Stadtführer Stefan zeigt mir auch die Zitadelle am Petersberg von Erfurt …
… die mich mit dem „Horchgang-Erlebnis“ unter der Erde wirklich fasziniert hat. Mehr dazu im Reisevideo am Ende meines Beitrages.
Das moderne Besucherzentrum …
… sowie die Aussicht vom Petersberg über die Stadt lohnen den (vergleichsweise kurzen) Aufstieg hierher von der Altstadt.
Tipp: Gut Abend essen könnt Ihr im Pier37 direkt am Fluss …
… gut schlafen im Hotel Dorint direkt am Theaterplatz von Erfurt.
Deutsche Geschichte ganz eindrucksvoll auf der mächtigen Wartburg erleben.
Am darauffolgenden Tag mache ich mich auf, die rund 60 Kilometer von Erfurt bis zur Wartburg zu überbrücken. Denn die Wartburg, ebenfalls Weltkulturerbe der UNESCO, ist nicht nur architektonisch besonders: Das Who’s Who der deutschen Geschichte gab sich über Jahrhunderte hinweg ein Stelldichein auf der Wartburg!
Keine Geringere als die Heilige Elisabeth selbst verbrachte den größten Teil ihres Lebens hier; auch Martin Luther fand ein knappes Jahr auf der Wartburg Zuflucht und hat dort tatsächlich an einem seiner berühmtesten Werke geschrieben: Der ersten deutschen Bibelübersetzung. Wie revolutionär das für die damalige Zeit war, erfahre ich bei der spannenden öffentlichen Führung durch die Wartburg.
Die Wartburg als einzigartiges Zeugnis deutscher Kulturgeschichte ist schon weitem sichtbar.
In ihren Räumen tauche ich ein in die Erzählung zur Heiligen Elisabeth, deren Geschichte auf der Wartburg in diesem faszinierenden Glas-Mosaik-Raum abgebildet ist.
Im Festsaal der Burg wurden schon vor über 200 Jahren wichtige Versammlungen, wie die der ersten Burschenschaften abgehalten, ein für die damalige Zeit einzigartiges Zeichen mit dem Wunsch nach mehr Freiheit und Mitspracherecht.
Hier schließlich, in dieser Stube, soll Martin Luther an seiner berühmten Bibelübersetzung gearbeitet haben.
Ausflug in der Wartburgregion: Weltnaturerbe Alte Buchenwälder im Nationalpark Hainich (mit Baumkronenpfad).
Gleich nebenan, nur etwa 20 Minuten mit dem Auto von der Wartburg entfernt, liegt eine weitere Welterbestätte der UNESCO: Das Weltnaturerbe Alte Buchenwälder in Europa als Teil des Nationalpark Hainich.
Nach so viel Kultur ist es richtig erfrischend, tief einzutauchen in den Ruhe verströmenden Buchenurwald des Nationalparks. Am Eingang erwartet uns das informativ gestaltete Besucherzentrum, das wir zugunsten des Baumkronenpfades etwas weiter drinnen im Wald erst mal „links liegen lassen“.
Unser Naturführer Kevin, mit seinen 24 Jahren einer der jüngsten Nationalparkranger des Landes, ist im Nachbarort zum Nationalpark aufgewachsen und wusste schon früh, dass die Natur sein Leben bedeuten würde. Schon als Kind und Jugendlichen hat es ihn auf unterschiedlichen Stationen immer wieder hierher verschlagen: Kein schlechter Ort, stellen wir anerkennend fest. Wir lauschen dem jungen Naturliebhaber auf unseren Wegen durch das verschlungene Grün – und stellen fest, wie weit weg uns dieses Eintauchen in den Urwald im modernen Alltag erscheint. Kommt mal mit auf einen Hauch echte Wildnis mitten in Deutschland!
Willkommen im Nationalpark Hainich, unweit der geografischen Mitte des Landes.
Hier bestaunen wir die mehrere Hundert Jahre „Alte Eiche“ …
… und klettern auf diesem Turm selbst in luftige Baumkronenhöhen …
… der Baumkronenpfad ist eine wahre Oase des Wissens, wie uns im Gespräch mit Ranger Kevin immer wieder bewusst wird. Sehr interessant, was es über Wälder immer wieder – immer noch – zu wissen gibt.
Kurz sind wir dann auch im interaktiven Nationalparkzentrum …
… aber so richtig raus zieht es uns in die Natur, am besten auf dem Waldlehrpfad durch die Alten Buchenwälder …
… ein Eintauchen in die Ursprünglichkeit des Waldes, auch und gerade in Mitteleuropa.
Tipp: Am Ende des Ausflugstages in den Nationalpark Hainich und das Weltnaturerbe Alte Buchenwälder könnt Ihr Euch im Gasthaus „Am Forsthaus“ kulinarisch verwöhnen lassen, hier etwa mit typischer Soljanka-Suppe im Glas.
Weimar als Heimat von Goethe und der Bauhaus Kultur.
Die letzte Station auf meiner Welterbereise durch Mitteldeutschland muss natürlich lauten: Weimar.
Welterbe ist hier gleich doppelt bedeutsam. Denn mit dem UNESCO-Welterbe Klassisches Weimar verbindet sich nicht nur „die Blütezeit des intellektuellen Lebens in Deutschland“ à la Goethe und Schiller, wie es in einer Stellungnahme der deutschen UNESCO-Kommission so schön heißt: „Die Welterbestätte Klassisches Weimar ist ein einzigartiges Zeugnis der Kulturepoche der Weimarer Klassik. In dieser Zeit entstanden literarische Werke von außergewöhnlicher Bedeutung, geprägt von Weltoffenheit, universellem Bildungsanspruch und humanistischem Streben.“
Die doppelte Bedeutung Weimars erschließt sich mir bei einem Besuch der legendären Bauhaus-Universität mit dem Bauhaus-Spaziergang und dem Bauhaus-Museum in der Stadt Weimar. Die Bauhaus-Gebäude, welche seit nahezu 30 Jahren zum Weltkulturerbe in Weimar zählen, gehören zu einer „Schule der Architektur, die zwischen 1919 und 1933 revolutionäre Ideen der Baugestaltung und Stadtplanung durchsetzte“. So in etwa zusammengefasst, erklärt es mir Thomas auf unserem Bauhaus-Spaziergang; Thomas, der selbst auf der Bauhaus-Universität in Weimar Architektur studiert hat und heute mit Begeisterung Besucher aus Nah und Fern über das Bauhaus und seine Nachwirkungen bis in die moderne Baukultur unterrichtet.
Willkommen in Weimar, das Kultur und Genuss ausgezeichnet zu verbinden weiß: Hier der Mittagsteller im Gasthaus Zum Schwarzen Bären mit Blick auf das Rathaus von Weimar.
Ich beginne meinen Besuch in Weimar mit Goethes Wohnhaus und Gärten …
… besuche, schon alleine aufgrund meiner Bücherliebe, die berühmte Herzogin-Anna-Amalia-Bibliothek …
… genieße die vielen freien Kultureintritte mit der Weimar-Card, wie hier den Besuch des Bauhaus-Museums …
… und spaziere schließlich mit Thomas über die Gebäude der Bauhaus-Universität von Weimar, einem Teil deutscher Architekturgeschichte der mich ungemein fasziniert.
Von Thomas erhalte ich den Tipp, auch das Haus des Vorreiters der Bauhaus-Kultur in Weimar zu besichtigen, das Haus von Henry van den Velde und seiner Familie …
… das sogenannte „Haus am Horn“ schließlich ist eines der ältesten erhaltenen Denkmäler der Bauhaus-Architektur in Weimar. Es ist in seiner Schlichtheit, Form und Raumaufteilung für die damalige Zeit (1923) revolutionär.
Last but not least, hier noch ein Tipp zu Regionalität in Verbindung mit Genuss mitten in Weimar …
… Gretchen’s Café und Restaurant mit dem angeschlossenen Familienhotel erscheint mir der ideale Ort, um mit der gesamten Familie nach Weimar wiederzukehren.
Reisevideo nach Erfurt, Weimar und in die Wartburgregion.
Lust auf Welterbe in Deutschland? Mein Reisevideo aus Mitteldeutschland entführt Euch in die Städte Erfurt und Weimar, auf die Wartburg und in das Weltnaturerbe Alte Buchenwälder in der Wartburgregion.
Hinweis: Ich wurde von der DZT Deutschen Zentrale für Tourismus e.V. sowie dem örtlichen Tourismusverband zu dieser Reise nach Erfurt, Weimar und in die Wartburgregion eingeladen. Alle Meinungen sind meine eigenen.