Kräuterpfarrer Prior Benedikt Felsinger sieht uns an, ein leichtes Lächeln umspielt seine Lippen. Seinen Augen wohnt Ruhe und Weisheit inne. Es ist jene Ruhe, die denen zuteil ist, die im Leben angekommen sind. Die „Bescheid wissen“, was wirklich wichtig ist und was zählt. Zu seinen Qualitäten gehört, dieses Wissen und seine Erkenntnisse mit Besuchern wie uns zu teilen. Drei Tage bin ich mit Monika & Petar Fuchs von Travel World Online sowie Andreas Susana | Travelwriticus im Klösterreich von Niederösterreich unterwegs. „Klösterreich“?! „Das Wort stammt nicht von uns“, lache ich und meine damit den Verein zur Förderung aller kulturellen und touristischen Aktivitäten der Klöster, Orden & Stifte Österreichs. „Das ‚Klösterreich‘ ist eine kongeniale Eingebung der Stifts- und Ordensgemeinschaften Österreichs, die offen sind für Dialog, für Austausch und für Gästeempfang – von den Themen Gärten, über Gast im Kloster, Kunstwerkstatt, Bibliotheken und vieles mehr.“
Jetzt, zur Zeit der Sommersonnenwende da sämtliche Gärten & Parkanlagen in voller Pracht & Blüte stehen, ist es besonders schön das Klösterreich Niederösterreichs zu besuchen. Die besten Tipps und schönsten Reiseziele möchte ich Euch heute hier präsentieren.
Stift Altenburg & der „Garten der Religionen“. Das Leben ist ein Treppenhaus der Epochen … sowie menschlicher Erkenntnis!
Fast zehn Jahre schon findet man im niederösterreichischen Stift Altenburg, hoch oben im nördlichen Waldviertel nahe der Grenze zu Tschechien, einen ganz besonderen Garten vor: Den „Garten der Religionen„. Judentum, Christentum, Hinduismus, Islam – allen Glaubensgemeinschaften liegen Gemeinsamkeiten zugrunde, die von Elementen wie Wasser, Formen, Bauelementen und einer bestimmten Art der Bepflanzung gekennzeichnet sind. Allesamt ähneln sie einander: Das blühende Leben eines Garten findet überall auf der Welt und in allen Religionen seine Gültigkeit.
Neben dem ganz besonderen „Garten der Religionen“ bietet das Stift Altenburg eine faszinierende Kulisse epochaler Veränderungen in der Glaubens- und Baugeschichte dieses Ortes. Erst vor kurzem, teilt uns der engagierte Gastgeber Pater Michael im Rahmen einer Führung mit, sind hier Reste gotischer Bausubstanz vor der gewaltigen Barockfassade des Stiftes freigelegt worden: Beim Rundgang durch die Jahrhunderte erleben wir eine Zeitreise nach der anderen! Und sind dennoch ganz gleichzeitig gefordert, uns ebenso auf die innere Reise zu begeben: Wohin gehen wir? Was passiert hier? Welche (ewigen) Kreisläufe bestimmen das (Zusammen)Leben der Mitmenschen in (Glaubens)Gemeinschaften?
Stift Geras & der absolute Charme des Kräuterpfarrer Prior Benedikt Felsinger. Ein Mann solcher Weisheit ist schwer in Worte zu fassen …
… und ist am besten belassen, dies selbst zu tun: Als www.Kraeuterpfarrer.at bloggt er regelmäßig und ist noch dazu „Kräuter-Kolumnist“ bei einer der größten Tageszeitungen Österreichs! Ihn an einem Montag Morgen zu einer privaten Führung durch den Kräutergarten des Stift Geras zu erleben, ist schon ein ganz eigenes Vergnügen. „Schön, dass Sie sich Zeit für uns nehmen“, kommen wir nicht umhin ihm ob seiner vielen schönen Worte für die Kräuter und Pflanzen seines Gartens sowie die daraus resultierenden Lebensweisheiten zu danken. „Ach“, winkt er vergnügt ab, und wieder ist da dieses Lächeln aus einer Ruhe und Zufriedenheit; ein Lächeln das ihn zeitlos wirken lässt. „Hier zu sein bedeutet für mich, meiner Seele Kraft und Frieden zu spenden.“
Stift Melk im niederösterreichischen Donauraum hat einen Stiftspark nahezu paradiesischen Ausmaßes geschaffen. Jedes Jahr würdigen eine halbe Million Besucher eines der schönsten Kulturensembles Österreichs!
Und wir erneut zu Gast im Rahmen einer völlig berührenden, intensiven und persönlichen Besuchererfahrung dank der Reise durch das Klösterreich! Beim Fokus auf das „blühende Leben“ der Klostergärten & Stiftsparks beschränken wir uns bei diesem Besuch des Stift Melk auf eine Führung durch den Stiftspark, wenngleich ich Euch den Besuch des Stiftes selbst absolut empfehlen möchte. Im historischen Stiftspark von Melk lohnen der Besuch des meditativ gestalteten Benediktusweges, des duften „Jardin Méditerranéen“ sowie des berühmten Gartenpavillons – einzigartig im ganzen Lande wie ich finde. Seht Euch das mal an – so viel Schönheit rund um Natur, Gartenkunst & dem Weg zur Erkenntnis bzw. zur Besinnung!
Stift Seitenstetten im Mostviertel hat sich anlässlich der „Gartentage“ besonders fein herausgeputzt. „Heute ist mir Gott in Form Ihrer Achtsamkeit bereits begegnet“, nickt Pater Ferdinand unserem Petar Fuchs freundlich zu.
Dieser steht wie vom Donner gerührt. Kann es denn sein, dass wir manchmal gar nicht realisieren, wie sehr wir unsere Mitmenschen (be)rühren? Achtsamkeit und Bewusstsein, in Form unserer Gesten und Worte, zählen zu den höchsten Gütern die wir in jedem Moment unseres Lebens vergeben und auch empfangen können. Zu oft sind wir von „Dingen“ abgelenkt die uns umgeben und die uns innerlich beschäftigen. Wer sich wie wir im Rahmen unserer Reise jedoch bewusst für Entschleunigung, für die „Ruhe blühender Gärten“ sowie die der weisen Worte entscheidet, der hat für den Moment schon vieles gewonnen. Genau dies spüren wir hier im Stift Seitenstetten, als wir dem immens ruhigen und von sonnigen Gemüt geprägtem Pater Ferdinand auf seinem Weg folgen.
„Gärten der Jahrhunderte“ bietet das Stift Klosterneuburg nahe der Bundeshauptstadt Wien. Auch oder gerade hier lohnt der Blick „hinter die Kulissen“ – Zeit zu haben, sich Zeit zu nehmen, so lautet die Devise im Klösterreich.
Zu guter Letzt möchte ich Euch den Besuch des einzigartigen Stift Klosterneuburg und seiner faszinierenden Gartenwelt, den Klosterneuburger Stiftsgärten empfehlen. Am besten mit Herrn Josef Bauer senior, dem langjährigen Leiter der Gärten welcher diese wie kein Zweiter kennt und für jedes Türchen bzw. Gartenschloss den richtigen Schlüssel dabei hat! Von blühenden Rosen, deren Duft mir nach wie vor im Gedächtnis ist, zu exotischen Orchideen in der Orangerie, über den Feuerbrunnen- oder Wassertorhof bis hin zur gewaltigen Kulisse eines Stiftes, das „Österreichs El Escorial“ hätte werden sollen, ist hier alles dabei. Letztes Jahr bereits hat Andreas und mich die Faszination Stift Klosterneuburg im Rahmen meines Besuches an der niederösterreichischen „Genussmeile“ ereilt. Dieses Mal besinnen wir uns ganz auf die Faszination Garten. Und davon bietet das Klösterreich ja eine schier unerschöpfliche Vielfalt!
Was für eine Reise im Klösterreich von Niederösterreich! Oft liegt das Gute so nah. Man braucht nur wie hier auf dem Bild danach greifen, es auf- und vor allem anzunehmen. Gelingt Euch das, liebe Leser? 🙂
Hinweis: Wir wurden von den Klöstern & Stiften in Niederösterreich eingeladen, anlässlich der Gartentage das „Klösterreich“ zu erkunden. Alle Meinungen sind meine eigenen.
2 Kommentare
Großartiger Artikel und eindrucksvolle Bilder!
Dankeschön !!
Die Reise zu den Klöstern & Stiften Niederösterreichs, insbesondere der Gärten, war eine der schönsten für mich diesen Sommer! Ich würde es sofort wieder machen. 😉