Alle reden davon, jeder möchte es, und doch ist der Weg voller Fragen: (Wie) Kann Tourismus nachhaltige Entwicklung fördern? Ist so etwas überhaupt möglich?
Vor kurzem haben wir uns in die Region Wagrain-Kleinarl im Salzburgerland begeben, um Antworten auf eben solche Fragen zu finden. Was bedeutet die Auszeichnung zur ersten Green Destination Österreichs? Die Zertifizierung der gesamten Region Wagrain-Kleinarl durch das Österreichische Umweltzeichen für Destinationen, die Auszeichnung als Best Tourism Village durch die Welttourismusorganisation UNWTO?
„Wir zelebrieren hier keine Hall of Fame an Nachhaltigkeits- oder Umweltzertifikaten. Wir arbeiten kontinuierlich an Lösungen, in denen der Tourismus auf Klima, Umwelt, Nachhaltigkeit und Lebensraum einzahlt und nicht umgekehrt. Es geht uns um Bewusstseinsbildung und Verhaltensänderung in der gesamten Destination“, zitiere ich den Geschäftsführer des Tourismusverbandes Wagrain Kleinarl, Stefan Passrugger.
Tatsächlich ist all dieses Engagement schon jetzt für uns als Gäste spürbar. Wie immer beginnt es mit Kleinigkeiten. Etwa, dass sanfte Mobilität gefördert und sichtbar wird. Dass unsere Gastgeber viel und oft von ihren Bemühungen in Sachen Nachhaltigkeit erzählen. Oder auch, dass das „Bio aus dem Tal“ Käsebrett am Frühstücksbuffet unvergleichlich gut schmeckt. Kein Wunder bei über 80 Bio Bauernhöfen gesamt!
Nachhaltigkeit in Wagrain-Kleinarl: Alle Partner, Infos & Auszeichnungen im Überblick.
Wagrain-Kleinarl hat geschafft, wovon andere nur träumen können: Nachhaltigkeit auf allen Ebenen groß zu schreiben. Beherbergungsbetriebe, Ausflugsziele, Gastronomie, Produzenten, Mobilitätspartner, ja sogar Bergbahnen – viele tragen selbst Gütesiegel wie das Österreichische Umweltzeichen oder das Good Travel Seal des Global Sustainable Tourism Council (GSTC). Veranstaltungen, die Wagrain-Kleinarl organisiert, sind allesamt als Green Event zertifiziert. Auf der Webseite könnt Ihr selbst ein zukunftsweisendes Versprechen abgeben und Euch über alle Parterunternehmen, Auszeichnungen und Aktivitäten informieren: www.wagrain-kleinarl.at/de/wagrain-kleinarl/nachhaltigkeit/nachhaltigkeit.html (doppelt hält besser 😉 ).
Bei unserem Aufenthalt wandeln wir kurz auf einem der Grünen Pfade im Tal, eine relativ junge Initiative zur Bildung für Nachhaltige Entwicklung. Die jeweiligen Infotafeln vermitteln anschaulich, wie breit das Thema Nachhaltigkeit in Wagrain-Kleinarl aufgestellt ist.
Alpakaalm Kitzsteingut: Nachhaltig, Biologisch, Alpakas?
Dass Alpakas für Nachhaltigkeit stehen, will mir erst mal nicht so richtig in den Sinn. Was machen „Neuweltkamele“ als nachhaltige Beweider in den europäischen Alpen?! „Sie fühlen sich überaus wohl“, lacht Bernhard Maurer, der seine Alpakaalm seit über 10 Jahren biologisch und nachhaltig bewirtschaftet. Die hochwertige Alpakawolle verarbeitet er direkt am Hof, das Wasser stammt aus der hofeigenen Quelle. Photovoltaik unterstützt ihn auf dem Weg zur kompletten Eigenständigkeit. Wer möchte, kann direkt auf seinem Kitzsteingut nächtigen: Ein Ferienappartement mit Blick auf Berge und Alpakas liegt direkt neben dem Alpaka Hofladen.
Als einer der ersten überhaupt begegnet er uns nicht mit verklärtem Blick auf die durchaus putzig wirkenden Tiere. „Die Mädels bekommen Junge, kümmern sich um die Kleinen, die arbeiten genug, die lasse ich im Stall und auf der Weide. Die Jungs habe ich für die Wanderungen, die müssen arbeiten“, grinst der Alpaka-Experte, der in sechs Wochen im Frühjahr ganz Österreich zum Scheren der Alpakawolle abfährt.
Während der gesamten Wanderung durch den Wald, mit „meinem“ Alpaka Merlin an der Leine, lausche ich gebannt. Bernhard erzählt mit Freude, was Alpakas so besonders macht, wie er Nachhaltigkeit in seinem Betrieb lebt und was ihn die Tiere gelehrt haben: Zufrieden zu sein mit dem, was ist.
Sanfter Tourismus: Mit E-Bikes zum Jägersee, Wandern zur Weissenhofalm.
Eine weitere nachhaltige Aktivität, die ich Euch nur ans Herz legen kann, ist die Fahrt mit E-Bikes an den Jägersee. Die Route im Tal ist wunderschön, der See selbst noch viel, viel schöner. Meiner Meinung nach – und ich kenne viele Orte in den Alpen – ist der Jägersee einer der schönsten Bergseen in ganz Österreich. Aber das müsst Ihr natürlich selbst beurteilen.
Auf Eurer Tour mit den E-Bikes bis zum Parkplatz vor dem Tappenkarsee und wieder retour empfehle ich mindestens eine Einkehr direkt beim See, im Gasthaus Jägersee. Der Blick auf das als Naturschutzgebiet ausgewiesene Berg- und Seenland ist einmalig. Seht Euch das mal an.
Ebenfalls sehr nachhaltig ist es natürlich, zu Fuß unterwegs zu sein. In einer Wanderregion wie Wagrain-Kleinarl zum Glück selbstverständlich. Neben dem Österreichischen Umweltzeichen ist unsere Unterkunft, das Hotel Guggenberger, auch mit dem Wandergütesiegel ausgezeichnet: Nach dem Frühstück teilt Gastgeberin Manuela Guggenberger Wanderstöcke an uns aus, sie und ihr Team sind sowohl auf Familien als auch auf Wandergäste spezialisiert. „Das Umweltzeichen hilft mir vor allem beim betriebsinternen Energy-Check“, lacht sie. Dazu gleich mehr.
Erst mal nämlich dürfen wir den Tag mit Wanderführer Charlie („Griaß eich, i bin da Charlie!“) verbringen. Als staatlich geprüfter Wanderführer ist er mit allen Wassern gewaschen; er hat in wirklich jeder Situation die passende Anekdote auf Lager. Auch Bloggern wie uns ist er schon begegnet: „Schön, dass Ihr Euch für Nachhaltigkeit und das Umweltzeichen interessiert“, sinniert er mit uns beim Wandern und grinst. „Viele kommen eh nur, um schöne Fotos zu machen.“
Die schönen Fotos möchte ich Euch natürlich auch nicht vorenthalten: Ausgehend von der Mittelstation des Champion Shuttle steigen wir durch den Wald auf zur Weissenhofalm, über den Grat Richtung Mooskopf und am Gasthaus Galler vorbei retour. Gut 500 Höhenmeter sind das – gutes Schuhwerk, Sonnenschutz und Wanderstöcke nicht vergessen!
Nachhaltig bemüht: Unsere Gastgeber in Wagrain-Kleinarl, Hotel Lärchenhof & Hotel Guggenberger.
Manuela Guggenberger, bei der wir nächtigen, und Claudia Bernhofer-Weiss, bei der wir lange und genussvoll zu Mittag essen, verzaubern uns gleichermaßen mit ihrem Bemühen um unser Wohlergehen. Vom guten Geschmack aus dem Garten ist da die Rede, von regionalen Lebensmitteln, von Zusammenarbeit und dem berühmten Blick über den Tellerrand.
Auf ihrer Webseite informiert Claudia beispielsweise über ihre Zauberküche, alternative Ernährungsformen und die Möglichkeit, an einem ihrer vielbesungenen Kochkurse teilzunehmen (ich merke schon, ich muss wiederkommen!). Auch das Ambiente des familiär geführten Vier-Sterne-Hotels ist ein Traum. Hier hat es mir wirklich ausnehmend gut gefallen – obwohl wir nur so kurz zu Gast waren!
Manuela Guggenberger lässt es sich ihrerseits nicht nehmen, uns kulinarische Überraschungen und Geheimtipps aufzutischen: Vom Alpini, dem Kräuterwermut aus Wagrain-Kleinarl, träume ich noch heute. Das Käsebrett „Bio aus dem Tal“ kommt jeden Morgen frisch aufs Frühstücksbuffet, zu Recht ist es jedes Mal rasch leergefuttert.
Kleine Gäste, Wandergäste, Gäste mit Vierbeinern: Das Hotel Guggenberger vereint eine bunt gemischte, fröhliche Clientele die sich jeden Tag ein wenig mehr vom Charme der Gastgeberfamilie und ihrem Team anstecken lässt. „Seit letztem Jahr sind wir Träger des Österreichischen Umweltzeichens“, erzählt Manuela und führt gleich fort, welche Akzente sie noch setzen will. „Nachhaltigkeit bedeutet für mich, auf alles mit Liebe und Bemühen zu schauen. Ich möchte mich und unser Team gerne weiterentwickeln und lernen, was für unseren Betrieb noch alles möglich ist.“
Weitere Reisefotos aus Wagrain-Kleinarl findet Ihr hier:
Meine KollegInnen haben wie folgt über ihre Erlebnisse berichtet:
- Christina Leutner von CitySeaCountry gibt „Tipps für die zertifizierte Umweltzeichen Destination Wagrain-Kleinarl“ und hat ein attraktives Video dazu gestaltet (hier zu sehen als Wagrain-Kleinarl Tipps auf YouTube)
- Florian Figl & Cori Donnerer von TravelPins schreiben über „Wagrain-Kleinarl: Eine Aktiv- und Genussreise im Zeichen der Umwelt„
Hinweis: Ich wurde von Wagrain-Kleinarl in Kooperation mit dem Österreichischen Umweltzeichen eingeladen. Alle Meinungen sind meine eigenen.