Übers weite Land. Hoch oben, im niederösterreichischen Waldviertel, gibt es ein Gefühl grenzenloser Freiheit. Zu einer Zeit, da die politischen Grenzen mehr und mehr in den Hintergrund rücken, tritt die Weite dieses faszinierenden und landesweit einzigartigen Naturraums besonders in den Vordergrund. Zusammen mit Gudrun bin ich pünktlich zum Frühlingsbeginn zu einem echten Roadtrip aufgebrochen: Gudrun, die als meine liebe Freundin & „Reisebloggerin“ nicht minder am kreativen Handwerk in Österreichs Regionen interessiert ist. Jedes Jahr im März finden die „Waldviertler Handwerkswochen“ statt und geben uns mit der Vorstellung zahlreicher Handwerker und echter, menschlicher Charaktere Anlass und Gelegenheit, unsere eigene Heimat neu zu entdecken.
Die Perlmuttdrechslerei Rainer Mattejka setzt bereits in fünfter Generation auf das vielbesagte Thema der Qualität: Von der Verarbeitung lokaler Flussmuscheln zur Belieferung von Weltunternehmen wie Escada oder Lacoste ist es (k)ein langer Weg!
„Mein Großvater wusste noch genau, wo in der Region entlang des Fluss Thaya die besten Flussmuscheln zu finden war“, schmunzelt Rainer Mattejka heute. „Wir haben erst vor kurzem gelernt, dass diese sich ursprünglich in den Kiemen von Fischen entwickelt haben! Heute beziehen wir unsere kostbaren, schimmernd schönen Muscheln aus der ganzen Welt, insbesondere Indonesien und Australien. Unser Know-how – die Erzeugung qualitativ hochwertiger Knöpfe aus echtem Naturmaterial – haben wir dabei perfektioniert und beliefern heute Textilriesen nach genauen, individuellen Vorgaben zu Stückzahlen in Millionenhöhe.“
Unglaublich. Vor der Haustür liegt die absolute Ruhe des kleinen Dorfes Felling bei Hardegg nahe der Grenze zu Tschechien, während Rainer Mattejka’s Motto „Mut zu Perlmutt“ das Familienunternehmen zu einem weltweit agierenden Betrieb geführt hat – und das innerhalb weniger Jahrzehnte. „Die Entwicklung ist rasant, wir sind stets gefordert uns gleichzeitig Gedanken zu Vergangenheit, Gegenwart & Zukunft zu machen. Ein Thema unter vielen ist die Nähe zu unseren Besuchern: Wir genießen es, beispielsweise anlässlich der ‚Waldviertler Handwerkswochen‚ Kurse zum Gestalten eigener Ketten aus Perlmutt oder Perlmuttdrechseln anzubieten.“ Spannend! Da ist der nächste „Perlmuttertag“ im Mai doch ein guter Anlass für einen weiteren Besuch? 🙂
Weiter führen uns die Waldviertler Handwerkswochen nach Zwettl, wo wir „auf dem Hammerweg“ geradewegs zur Schmiede von Friedrich Fürst finden. Schmieden ist nichts für echte Kerle: Heute sind die Frauen gefragt!
„Frauen kommen immer wieder zu meinen Schmiedekursen„, erzählt uns Friedrich, seines Zeichens stolzer Besitzer und Veranstalter zahlreicher Kreativkurse der Hammerschmiede in Zwettl. Ein weiterer Kursteilnehmer ruft Gudrun & mir zu: „Stellt Euch doch mal hier neben das Feuer und haltet Eure Werke hoch, ja genau so! Vielleicht kann ich meine Frau doch noch animieren, mich das nächste Mal zu begleiten.“
Nun. Ich muss schon ganz ehrlich zugeben: Ein bisschen mehr Kraft schadet beim Schmieden nicht! Oder liegt es an der richtigen Technik? „Ihr müsst das Eisen eben schmieden, solange es glüht!“ Friedrich schmunzelt und nickt uns aufmunternd zu. Was wie ein altkluger Spruch klingt, ist durchaus wörtlich zu nehmen: Unsere geschmiedeten Fische nehmen eben nur dann richtig Form an, wenn wir das Eisen bei knapp 1.000 °C (!) schmieden. „Nägel mit Köpfen machen“ ist nur einer der weiteren Sprüche, die noch direkt aus der Zeit der Schmiedewerke stammen, welche hierzulande einst weit verbreitet waren. Neben vielen Geschichten serviert uns Friedrich zu guter Letzt noch „gestacheltes Bier“ – eine echte Spezialität aus der Zwettler Schmiede! In jedem Fall sind Gudrun und ich stolz auf unsere Werke, die wir nach rund zwei Stunden fertig geschmiedet haben. Von wegen große Pläne – echte Fische sind daraus geworden!
Die Kunst des Glasblasens … „Das ist vielleicht der außergewöhnlichste Kreativ-Kurs, den ich je gemacht habe“, japse ich, nachdem ich meinen gläsernen Kugelfisch wiederholt aufgeblasen und selbigem glühende Flossen versetzt habe. Was für ein Erlebnis !!
Zwei stramme Männer in T-Shirts & kurzen Hosen arbeiten vor dem fauchenden Hochofen „auf Hochtouren“ in perfekt abgestimmter Zweisamkeit: Entgegen ihrer körperlichen Stärke sowie dem respekteinflössenden Feuerschlund neben ihnen stellen sie in unglaublicher Konzentration zarte kleine Frösche aus glühendem Glas her, einen nach dem anderen, als ob es das Normalste auf der Welt wäre. Und das ist es hier, in der Waldglashütte von Kurt Zalto in Neu-Nagelberg nahe Österreichs ältester Braustadt Weitra, ja auch. Ich schaffe es einfach nicht, den Blick vom glühenden Glas zu nehmen, so sehr fasziniert mich dieses Medium – eine Mischung absoluter Kunstfertigkeit und echtem technisch-chemischen Handwerk.
Glasbläser haben meinen vollen Respekt. Ihr Handwerk bringt sie gehörig ins Schwitzen, während ihre Fingerfertigkeit absolute Coolness erfordert. Ich bin fasziniert: Der Kurs zum Glasblasen geht definitiv unter die Haut!
So ein Glück: Während der „Waldviertler Handwerkswochen“ werden wir hier in der Waldglashütte Zalto von Kurt Zalto und seiner charmanten Mitarbeiterin für Qualitätssicherung höchstpersönlich empfangen. In einem „hitzigen Kreativ-Kurs“ lernen wir unter professioneller Anleitung unsere eigenen kleinen Glaskugelfische herzustellen, welche uns im Anschluss direkt nach Hause geschickt werden! Da bin ich ja mal gespannt, ob sich mein kleiner Fisch auch „spannungsfrei“ abgekühlt hat und zugestellt werden kann?
Kindliche Freude lässt grüßen !!
Zu guter Letzt möchte ich Euch nach all den Kreativ-Tipps rund um die „Waldviertler Handwerkswochen“ noch mit ein paar kulinarischen #Genussreisetipps rund um das Brauhotel Weitra verwöhnen. An dieser Stelle habe ich zu deren „insBIERierender Angebote“ bereits ausführlich berichtet; jederzeit wieder verdient die älteste Braustadt Österreichs mitsamt ihrem Bierlehrpfad & Bierhotel einen Besuch! ProBIERt mal – es lohnt sich.
Hinweis: Wir wurden von der Destination Waldviertel Tourismus eingeladen, die „Waldviertler Handwerkswochen“ zu bereisen. Alle Meinungen sind meine eigenen.
5 Kommentare
Creativelena als Schmied und Glasbläserin! Das ist nur im Waldviertel möglich!
Haha, gut möglich !! 😉 Echtes Hammerwerk & edle Künste in einem … ein ganz spezielles Erlebnis in jedem Fall!
Amiga Elena,
Que bela e delicada arte em vidro! Muito legal!
ABraços do Brasil!!
Fabrízio
Obrigada caro Fabrizio,
foi bem legal .. mesmo. 😉 As oficinas criativas da nossa região aqui na Austria são uma maravilha … deverias de conhece-las um dia!
Abraços iguais ao Brasil,
Elena