„Kraftplätze für die Seele“ ist ein Satz, der aus der Werbung stammen könnte, wäre er heute nicht meiner innersten Empfindung entsprungen. Das Waldviertel in Niederösterreich, nahe der Grenze zu Tschechien, zeigt sich zu Herbstbeginn besonders beeindruckend: Golden verfärbtes Laub, (noch) warme Sonnenstrahlen und viel, viel Natur haben meine Freunde & mich animiert, an diesem Wochenende im September unsere Seelen baumeln zu lassen. Dass dies im wahrsten Sinne des Wortes möglich ist, beweisen uns die vielen modernen Aussichtstürme mit Blick auf das gesamte Wald- & Wandergebiet im hohen Norden Österreichs – so ges(ch)ehen in der Blockheide Gmünd oder dem Hochmoor Schrems.
„Blockheide“? „Hochmoor“? Mystisch ist es schon, das Waldviertel, vor allem wenn der Nebel aufsteigt und die Wälder, Flüsse & Teichlandschaften in einen ganz besonderen Zauber hüllt. Diese Region, so lernen wir, ist voller verborgener Schätze.
Wandern im hohen Norden Österreichs bedeutet im wahrsten Sinne Entrückung vom Alltag …
… selbst wenn dieser wie in meinem Fall nur anderthalb Autostunden entfernt in Krems an der Donau liegt. Das nördliche Waldviertel ist einfach eine ganz andere Welt, die Taktung der Region ist in erster Linie von der Natur bestimmt – der Mensch, so fühlen wir, ist hier zunächst einmal Gast. Zu Fuß, hoch zu Ross, mit dem Rad oder motorisiert lässt sich die Landschaft wunderbar erkunden. Wir entschließen uns letztendlich für drei der schönsten Wanderwege der Region: Die Stadt Litschau mit der Herrensee-Runde, die Blockheide Gmünd und ihre gewaltigen Steinriesen („Wackelsteine“!) sowie das Moorbad Schrems – im „Moortretbecken“ geht es barfuß mitten durch das Moor. Wow!
Gewaltige „Himmelsleiter“ im Hochmoor Schrems & Waldviertler Herzlichkeit im „Hanfdorf“ Reingers: Aber Hallo!
Ich sag‘ es ja: Viele verborgene – oder doch offensichtliche? – Schätze bietet das Waldviertel. Wer hätte gedacht, dass wir im Hanfdorf Reingers („Nein, hier ist niemand bekifft und nein, es geht auch nicht um Drogenkonsum“, meint die Ausstellungsführerin lachend) so herzlich begrüßt würden – schließlich war schon Mitte September Saisonschluss. „Zwischen Juni und September hatten wir über 2.000 Besucher“, meint sie weiter stolz. „Das Hanfdorf macht sich einen Namen.“ Welcher hierzulande natürlich nur für Tee, Dämmstoffe und ähnliches verwendet wird. Hui!
Zuvor nutzen wir den strahlend blauen Himmel, um dem Moorpfad Schrems mit der „berühmten Himmelsleiter“ einen Besuch abzustatten. Unter diesem fast schon euphorisch klingenden Namen verbirgt sich eine gewaltige Holz-Stahl-Konstruktion, welche auf Dutzenden Stufen tatsächlich in den Himmel zu führen scheint: Oben angekommen, reicht der Blick über den Baumwipfeln in alle Himmelsrichtungen des nördlichen Waldviertels. Kraftplätze für die Seele, eben …